O. Henry

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O. Henry

O. Henry (eigentlich William Sydney Porter; * 11. September 1862 in Greensboro, North Carolina; † 5. Juni 1910 in New York City) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Leben

William Sydney Porter wurde als Sohn eines Arztes geboren. Seit seinem 16. Lebensjahr war er in verschiedenen Anstellungen tätig (Verkäufer, Cowboy, Bankangestellter). Der Unterschlagung für schuldig befunden, flüchtete er nach Honduras, kam aber nach der Krankheit seiner Gattin wieder zurück und saß eine mehrjährige Haftstrafe im Staatsgefängnis von Ohio ab. Am 24. Juli 1901 wurde er entlassen, trat eine Stelle als Journalist der Houston Post an und gehörte bald zu den bestbezahlten Schriftstellern der USA.

Sein Pseudonym „O. Henry“ fand er 1899 in einem Arzneimittelhandbuch, als er sich im Staatsgefängnis von Ohio zum Apothekergehilfen weiterbildete.

Künstlerisches Schaffen

In seinem 1904 publizierten Werk Kohlköpfe und Caballeros, das in der fiktiven zentralamerikanischen Republik Anchura spielt, deren reales Vorbild Honduras ist, prägte O´Henry den Begriff der Bananenrepublik.

Die wichtigste Sammlung seiner New Yorker Erzählungen erschien 1906 unter dem Titel The Four Million ("Die vier Millionen"). Mit vier Millionen ist die Bevölkerung New Yorks gemeint, womit er sich gegen die Anschauung stellte, nur die oberste Gesellschaftsschicht sei für die Literatur von Interesse. Viele von O. Henrys besten Geschichten wurden verfilmt und werden nach wie vor publiziert.

Sie spielen in einem düsteren Milieu. Die Helden leben am Rand des Existenzminimums und werden am Beginn der Handlung zusätzlich mit verzweifelten Situationen konfrontiert. In der Schlusspointe führte Henry die Geschichten fast immer einer glücklichen Lösung zu. Den kleinen Ladenmädchen, den heruntergekommenen Künstlern, die O. Henry sorgfältig und mit einer gewissen sentimentalen Heiterkeit zeichnete, galt die Sympathie des Autors.

Daneben schrieb O. Henry auch Kurzgeschichten, die vom Leben im Wilden Westen erzählen. In The Caballero's Way trat erstmals die fiktive Figur des Cisco Kid auf, der später zu einer populären Figur in zahlreichen Filmen, einer Fernsehserie und in Comics wurde.

O. Henry beherrschte die Gattung der short story seiner Zeit perfekt, nicht selten parodierte und kommentierte er sie. Obwohl er oft mit der trivialisierten short story seiner Zeit identifiziert und deshalb heftig angegriffen wurde, war er auch ein Wegbereiter der modernen Kurzprosa eines Sherwood Anderson oder Ernest Hemingway.

Die überraschenden Wendungen in mehreren Werken begründeten seinen Ruf als Meister des literarischen Twists.

O.-Henry-Preis

Der O.-Henry-Preis ist ein seit 1919 jährlich vergebener Literaturpreis für englischsprachige Kurzgeschichten.

Werke

  • Ausgaben: Werkausgabe (engl.), 18 Bände, 1929; 4 Bände, 1974; Gesammelte Geschichten (übersetzt von Heinrich Böll u. a.), 6 Bde., 1981.
  • Die Stimme der Stadt: Kurzgeschichten, Reclam, Leipzig, enthält:
    Schuhe und Schiffe; Rouge et Noir; Gefangen; Die Theorie und der Köter; Die Straßen, die wir wählen; Unschuldsengel vom Broadway; Das Geschenk der Weisen; Ein Liebesopfer; Das möblierte Zimmer; Die Geschichte eines schmutzigen Zehndollarscheins; Die grüne Tür; Wie dem Wolf das Fell gegerbt wurde; Das Gold, das glänzte; Betrogene Betrüger; Die Frauen und der Schwindel; Der Schutzmann und der Choral; Nach zwanzig Jahren; Die exakte Wissenschaft von der Ehe; Schulen und Schulen; Keine Geschichte; Die bessere Sachkenntnis; Eintausend Dollar; Der Graf und der Hochzeitsgast; Streng geschäftlich; Höhen- und Tiefenforschung; Herzen und Hände; Der Kaktus; Fehlgeschlagene Hypothesen; Die Tür zur Welt; Mädchen; Das Pendel; Die Pfannkuchen von Pimienta; Black Bills Schlupfwinkel; Freunde in San Rosario.
  • Kohlköpfe und Caballeros (Cabbages and kings), Berlin (Verlag Neues Leben) 1979.

Verfilmungen

  • 1928: In Old Arizona
  • 1940: Viva Cisco Kid
  • 1952: Fünf Perlen
  • 1958: Ferien für den Musterknaben (Le grand chef)
  • 1994: Silent Love
  • 1999: The Ransom of Red Chief
  • 2000: By Courier

Literatur

  • Ethel Stephens Arnett: O. Henry from Polecat Greek. The first ed. of this book was publ. Sept. 11, 1962, as a memorial to William Sydney Porter on his 100. birthday. Greensboro, N.C: Piedmont Pr. 1963.
  • Karen Charmaine Blansfield: Cheap rooms and restless hearts. A study of formula in the urban tales of William Sydney Porter. Bowling Green, Ohio: Bowling Green State Univ. Popular Pr. 1988. ISBN 0-87972-420-X
  • Eugene Current-Garcia: O. Henry. A study of the short fiction. New York: Twayne u.a. 1993. (= Twayne’s studies in short fiction series; 49) ISBN 0-8057-0859-6
  • Boris M. Éjchenbaum: O. Henry and the theory of the short story. Ann Arbor: Univ. 1968. (= Michigan slavic contributions; 1)
  • Joseph Gallegly: From Alamo Plaza to Jack Harris's Saloon. O. Henry and the Southwest he knew. The Hague: Mouton. 1970. (= Studies in American literature; 27)
  • Richard C. Harris: William Sydney Porter. (O. Henry). A reference guide. Boston: G. K. Hall. 1980. ISBN 0-8161-8006-7
  • Wolfgang Kreiter: Zur Frage des Realismus in den short stories O. Henrys. Berlin: Univ. Diss. 1956.
  • Gerald Langford: Alias O. Henry. A biography of William Sidney Porter. New York: Macmillan. 1957.
  • Eugene Hudson Long: O. Henry, the man and his work. Philadelphia: Univ. of Philadelphia Press. 1949.
  • Richard O'Connor: O. Henry. The legendary life of William S. Porter. Garden City, NY: Doubleday. 1970.
  • Charles Alphonso Smith: O. Henry biography. New York, NY: Doubleday, Page. 1925.

Weblinks

Commons: O. Henry – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien