Oksen Mirsojan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Oksen Mirsojan auf einer armenischen Briefmarke

Oksen Mirsojan (armenisch Օքսեն Միրզոյանն; * 11. Juni 1961 in Angeghakot, Oblast Sissian) ist ein ehemaliger sowjetischer bzw. armenischer Gewichtheber. Er war 1988 Olympiasieger im Bantamgewicht.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mirsojan begann als Jugendlicher in Armenien mit dem Gewichtheben. Nach ersten Erfolgen auf regionaler Ebene wurde er zu Spartak Jerewan und später zu Dynamo Jerewan delegiert. Bei einer Größe von 1,55 Metern startete er meist im Bantamgewicht (Klasse bis 56 kg Körpergewicht (KG)) und einige wenige Male auch im Federgewicht (Klasse bis 60 kg KG). In der sowjetischen Nationalmannschaft, in die er 1982 aufgenommen wurde, war Alexander Prilepin sein Trainer.

Seinen ersten Start auf der internationalen Gewichtheberbühne absolvierte er 1980 beim Baltic Cup in Bollnäs/Schweden. Er erreichte dort im Bantamgewicht im Zweikampf 235 kg und wurde damit Zweiter hinter Frank Mavius aus der DDR, der 262,5 kg erzielte.

1982 wurde Oksen Mirsojan erstmals sowjetischer Meister im Bantamgewicht mit der Zweikampflast von 270 kg (120–150). Im gleichen Jahre wurde er dann auch bei der Welt- und Europameisterschaft in Ljubljana eingesetzt und belegte dort im Bantamgewicht mit 272,5 kg (120–152,5) jeweils den 2. Platz hinter Anton Kodschabaschew aus Bulgarien, der auf 280 kg (125–155) kam.

1983 gelang ihm ein großer Erfolg, als er in Moskau Welt- und Europameister im Bantamgewicht wurde. Er stemmte 292,5 kg (127,5–165) und besiegte dabei Naim Suleimanow aus Bulgarien, der 290 kg (130–160) erzielte.

Im Jahr 1984 dagegen lief es für Oksen Mirsojan ausgesprochen schlecht. Er konnte bei der sowjetischen Meisterschaft wegen einer Verletzung nicht antreten. Wieder gesund startete er bei der Europameisterschaft in Vitorio/Spanien im Bantamgewicht. In dem Bestreben, mit Naim Suleimanow mitzuhalten, wählte er im Reißen sein Anfangsgewicht mit 122,5 kg jedoch zu hoch. Er konnte diese Last dreimal nicht bewältigen und schied deshalb ohne gültiges Zweikampfresultat aus. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles konnte er wegen des Boykotts dieser Spiele durch die Sowjetunion nicht teilnehmen. Stattdessen konnte er nur bei einem Turnier der sog. sozialistischen Staaten in Warna starten, bei dem er im Reißen mit 132,5 u. 133 kg zwei neue Weltrekorde aufstellte.

Im Jahre 1985 war Oksen Mirsojan zwar nicht in der Form von 1983, er belegte aber im Bantamgewicht sowohl bei der Europameisterschaft in Kattowitz mit 270 kg (117,5–152,5) als auch bei der Weltmeisterschaft in Södertälje/Schweden mit 280 kg (122,5–157,5) im Zweikampf jeweils hinter dem Bulgaren Neno Tersijski den 2. Platz. Dabei gewann Tersiiski in Södertälje nur aufgrund des geringeren Körpergewichtes bei gleicher Leistung (280 kg) gegen Mirsojan.

Auch 1986 gewann Oksen Mirsojan im Zweikampf wieder zwei Medaillen. Bei der Europameisterschaft in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erzielte er dabei 280 kg (120–160) und belegte damit den 2. Platz hinter Neno Tersijski, der auf 285 kg (122,5–162,5) kam und bei der Weltmeisterschaft in Sofia erreichte er mit 285 kg (125–160) hinter Mitko Grablew, Bulgarien, 290 kg (127,5–162,5) und He Yingqiang aus China, 287,5 kg (127,5–160) den 3. Platz.

Bei der sowjetischen Meisterschaft 1987 startete Oksen Mirsojan erstmals im Federgewicht. Er erzielte in dieser Gewichtsklasse im Zweikampf 305 kg (132,5–172,5) und musste sich dabei seinem armenischen Landsmann Jurik Sarkisjan, der auf 307,5 kg kam, knapp geschlagen geben. Diese beiden Athleten starteten für die Sowjetunion auch bei der Weltmeisterschaft 1987 in Ostrava. Oksen Mirsojan erzielte dabei im Zweikampf wieder 305 kg (135–170) und belegte damit hinter Stefan Topurow aus Bulgarien, 315 kg (140–175) und Jurik Sarksijan, 307,5 kg (137,5–170) den 3. Platz.

1988 ging Oksen Mirsojan in das Bantamgewicht zurück und wurde mit 290 kg (125–165) zum dritten Mal sowjetischer Meister. An den Europameisterschaften 1988 nahm er nicht teil, sondern konzentrierte sich ganz auf die Olympischen Spiele in Seoul. Diese Konzentration lohnte sich, denn er wurde in Seoul mit 292,5 kg (127,5–165) Olympiasieger vor den beiden Chinesen He Yingqiang, 287,5 kg u. Liu Shoubin, 267,5 kg. Das war ohne Zweifel der größte Erfolg in seiner Laufbahn. Zu bemerken ist hier noch, dass der Bulgare Mitko Grablew eigentlich vor ihm lag, aber noch in Seoul wegen Dopings disqualifiziert wurde.

In den folgenden Jahren nahm er zwar noch an den sowjetischen Meisterschaften teil und gewann dabei 1991 im Bantamgewicht mit 277,5 kg (127,5–150) den vierten Meistertitel, startete für die Sowjetunion aber bei keinen internationalen Meisterschaften mehr.

Nachdem nach dem Zerfall der Sowjetunion Armenien ein selbständiger Staat geworden war, startete er für sein Heimatland im Jahre 1993 noch einmal im Federgewicht bei der Weltmeisterschaft in Sofia. Er erzielte dort im Zweikampf 280 kg (125–155), was aber nur noch für den 6. Platz reichte.

Nach dieser Meisterschaft beendete er seine Gewichtheberlaufbahn. Er wurde Geschäftsmann in Jerewan und übernahm das Training der armenischen Nationalmannschaft der Gewichtheber, die neu aufgebaut wurde. Später war er auch einige Jahre lang Präsident des armenischen Gewichtheber-Verbandes. Seit etwa 2005 wirkt er ehrenamtlich in einer Sportschule in Jerewan wieder als Trainer und betreut dabei über 60 jugendliche Gewichtheber. Sein Hauptaugenmerk richtet er aber auf das Training seines Sohnes Arakel Mirsojan, der ebenfalls Gewichtheber geworden ist und im Jahre 2009 Europameister im Leichtgewicht wurde.

Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • alle Wettkämpfe im Zweikampf, bestehend aus Reißen und Stoßen,
  • OS = Olympische Spiele,
  • WM = Weltmeisterschaften,
  • EM = Europameisterschaften,
  • Bantamgewicht, damals bis 56 kg Körpergewicht,
  • Federgewicht, damals bis 60 kg Körpergewicht,
  • die Ergebnisse von den Olympischen Spielen galten seit 1988 nicht mehr als Weltmeisterschaften

Internationale Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse
1980 2. Baltic-Cup in Bollnäs/Schweden Bantam mit 235 kg, hinter Frank Mavius, DDR, 262,5 kg
1982 1. Turnier der Freundschaft in Frunse Bantam mit 267,5 kg
1982 2. WM + EM (2.) in Ljubljana Bantam mit 272,5 kg (120–152,5), hinter Anton Kodschabaschew, Bulgarien, 280 kg (125–155), vor Wu Shude, China, 270 kg (125–145)
1983 1. WM + EM (1.) in Moskau Bantam mit 292,5 kg (127,5–165), vor Naim Suleimanow, später (Naim Süleymanoğlu), Bulgarien, 290 kg (120–160) u. Andreas Letz, DDR, 280 kg (120–160)
1985 2. EM in Kattowitz Bantam mit 270 kg (117,5–152,5), hinter Neno Tersijski, Bulgarien, 280 kg (120–160), vor Frank Mavius, DDR, 270 kg (122,5–147,5)
1985 2. WM in Södertälje/Schweden Bantam mit 280 kg (122,5–157,5), hinter Neno Tersijski, 280 kg (122,5–157,5), vor He Yingqiang, China, 270 kg
1986 2. EM in Karl-Marx-Stadt Bantam mit 280 kg (120–160), hinter Neno Tersijski, 285 kg (122,5–162,5), vor Mitko Grablew, Bulgarien, 275 kg (117,5–157,5)
1986 1. Baltic-Cup in Stavanger Feder mit 280 kg (120–160), vor Andreas Letz, 265 kg u. Frank Mavius, 252,5 kg
1986 3. WM in Sofia Bantam mit 285 kg (125–160), hinter Mitko Grablew, 290 kg (127,5–162,5) u. He Yingqiang, 287,5 kg (12,5–160)
1987 3. WM in Ostrava Feder mit 305 kg (135–170), hinter Stefan Topurow, Bulgarien, 315 kg (140–175) u. Jurik Sarkisjan, UdSSR, 307,5 kg (137,5–170)
1988 1. OS in Seoul Bantam mit 292,5 kg (127,5–165), vor He Yingqiang, 287,5 kg (125–162,5) u. Liu Shoubin, China, 267,5 kg (127,5–140)
1993 6. EM in Sofia Feder mit 280 kg (125–155); Sieger: Nikolaj Pešalov, Bulgarien, 295 kg (137,5–157,5), vor Hafız Süleymanoğlu, Türkei, 290 kg (120–160)

WM + EM – Einzelmedaillen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • WM-Goldmedaillen: 1983/Stoßen
  • WM-Silbermedaillen: 1982/Stoßen – 1983/Reißen – 1985/Reißen – 1985/Stoßen – 1986/Stoßen – 1987/Stoßen
  • WM-Bronzemedaillen: 1982/Reißen – 1987/Reißen
  • EM-Golgmedaillen: 1983/Stoßen
  • EM-Silbermedaillen: 1982/Reißen – 1982/Stoßen – 1983/Reißen – 1985/Stoßen – 1986/Reißen – 1986/Stoßen -
  • EM-Bronzemedaillen: 1985/Reißen

Sowjetische Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnis
1982 1. Bantam mit 270 kg (120–150), vor W. Duschew, 257,5 kg u. Oleg Karajanidi, 257,5 kg
1983 1. Bantam mit 287,5 kg (127,5–160), vor Oleg Karajanidi, 265 kg
1987 2. Feder mit 305 kg (132,5–172,5), hinter Jurik Sarkisjan, 307,5 kg
1988 1. Bantam mit 290 kg (125–165), vor W. Biljak, 267,5 kg u. A. Wlassow, 265 kg
1990 3. Bantam mit 260 kg (115–145), hinter A. Nasibuljin, 270 kg u. A. Schewjakow, 262,5 kg
1991 1. Bantam mit 277,5 kg (127,5–150), vor Wiktor Sinjak, 267,5 u. A. Nasibuljin, 265 kg

Weltrekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ort Disziplin Gewichtsklasse Leistung
15.12.82 Moskau Stoßen Bantam 158,5 kg
02.03.83 Odessa Stoßen Bantam 159 kg
02.03.83 Odessa Zweikampf Bantam 282,5 kg
23.07.83 Moskau Reißen Bantam 127,5 kg
23.07.83 Moskau Zweikampf Bantam 287,5 kg
23.10.83 Moskau Stoßen Bantam 165 kg
23.10.83 Moskau Zweikampf Bantam 292,5 kg
19.12.83 Tokio Reißen Bantam 131 kg
27.04.84 Vitorio Stoßen Bantam 165,5 kg
12.09.84 Warna Reißen Bantam 132,5 kg
12.09.84 Warna Reißen Bantam 133 kg

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fachzeitschrift Athletik,
  • Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig (IAT)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]