Otto von Straßburg

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Wappen der Bischöfe von Straßburg

Otto von Büren († 3. August 1100) war Bischof und Reichsfürst von Straßburg [1] von 1082 bis 1100 unter der Herrschaft von Kaiser Heinrich IV. und während der Pontifikate von Gregor VII., Viktor III., Urban II. und Paschalis II.. In manchen Quellen, insbesondere den französischsprachigen, heißt er Otto von Hohenstaufen. Otto war 1094 der Mitgründer des Ste-Foy de Sélestat in Schlettstadt. Die Quellen stimmen nicht mit dem Amtsantrittsjahr überein: Es variiert zwischen 1082, 1083 und 1084. Sein Vorgänger ist im August 1082 gestorben, keine lange Vakanz ist urkundlich erwähnt worden.

Herkunft und Familie

Wappen Hohenstaufen
Mutterkloster Sankt-Fides Conques
Prioratskirche Sankt-Fides Sélestat

Der Vater von Bischof Otto, Friedrich von Büren, hatte mit der heiligen Hildegard von Egisheim (man liest auch Hildegard von Hohenlohe; sie war Pfalzgräfin im Breisgau und Gräfin im Riesgau; sie starb an der Pest 1094) sechs Kinder gezeugt:

Konrad, der jüngste Bruder des Bischofs Otto, äußerte den Wunsch auf dem Todesbett 1094, man möge aus seinem zurückgelassenen Vermögen eine Kirche neben dem Konvent bauen. So wurde in Schlettstadt die Kirche Sankt-Fides nach dem Muster der Heiligen Grabeskirche errichtet, und daneben ein Kloster für Benediktinermönche gebaut, die man aus der Abtei Sainte-Foy in Conques bezog, wo heute noch der Reliquienschrein der Heiligen Fides liegt. Hildegard beteiligte sich ganz besonders an dieser religiösen Stiftung, wofür sie mehrere Güter in den Bännen von Wittisheim und Orschweiler im Jahre 1094 schenkte. Hildegard starb im selben Jahr noch und ihre vier Söhne, Otto, Friedrich und die Grafen Ludwig und Walther schenken dem Kloster alle Güter, die sie in Schlettstadt besaßen.

Das Kloster stand unter der Leitung der Abtei Conques; Herzog Friedrich war dessen Vogt. Der Schenkungsakt der vier Brüder ist vom 23. Juli 1095. Daneben schenkte Otto dem Priorat Sankt-Fides die Kirche und den Zehnten von Fouchy.


Anhänger des Kaisers im Investiturstreit

Die Krisen in der Verwaltung und Regierung der freien Städte bis hin zur Verminderung der weltlich-bischöflichen Macht gingen meistens mit den Konflikten[2][A 1] auf kaiserlicher Ebene zwischen Königen und Gegenkönigen, Päpsten und Gegenpäpsten, Anhängern der weltlichen oder geistlichen Macht einher.[3]

Wie sein Bruder Friedrich stand er auf der Seite Kaiser Heinrichs IV. im Kampf gegen den Papst. Er hatte denselben gegen eine starke päpstliche Partei am Oberrhein zu führen, an deren Spitze im Elsass Graf Hugo von Egisheim[4][A 2] stand und deren geistige Führer die Mönche von Hirsau waren. Mit seinem Bruder mag er dabei wohl oft gleiche Ziele und gleiche Wege verfolgt haben.

Bei den großen Fragen der Reichspolitik scheint er weniger beteiligt gewesen zu sein, da sein Name nur selten begegnet. An den Verhandlungen der Mainzer Synode im Mai 1085, die eine Einheit der deutschen Kirche herstellen wollte, indem sie den Papst und alle gregorianischen Bischöfe entsetzte und den Gegenkönig Hermann bannte, nahm er wenigstens durch Gesandte teil, ebenso am Reichstag und an der Synode zu Mainz in der Fastenzeit des folgenden Jahres. Er ist alsdann 1091 zu Verona im Gefolge des Kaisers nachzuweisen. Seinen Hauptgegner, den Grafen Hugo, hatte kurz vorher im September 1089 der Tod ereilt. Wie weit Otto dafür verantwortlich ist, kann mit Sicherheit nicht festgestellt werden, die Überlieferung meldet nur, der Graf sei im Schlafgemach und an der Seite des Bischofs von dessen Leuten erschlagen worden. Ein Ende aber fanden die Parteikämpfe in Schwaben und Ruhe gewann das Elsass erst 1089 durch die Unterwerfung Bertholds von Zähringen. Der gewaltigen Strömung der Geister, die das Zeitalter der Kreuzzüge einleitete und das Papsttum auf den Gipfel seiner Machtstellung führte, konnte sich auch Otto nicht entziehen. Als die Reise Papst Urbans II. durch Italien und Frankreich überall das Feuer religiöser Begeisterung zu hellster Flamme entfachte und den ersten Kreuzzug ins Leben rief, erschien Otto auf der Fastensynode 1096 zu Tours vor dem Papst, um seine Gnade zu gewinnen und wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Nachdem ihm dies gelang, schloss er sich der Gruppe der Lothringer an, die sich unter Gottfried von Bouillon sammelte, und zog mit ihm ins heilige Land. Gleich nach der Eroberung Jerusalems scheint er heimgekehrt zu sein, bereits zu Ende des Jahres 1099 ist er urkundlich wieder nachzuweisen.[A 3][5]

Otto erhielt den Titel des Reichsfürsten, den seine Nachfolger stets bis zur Revolution führten. Unter diesem Ehrentitel unterzeichnete er den Stiftungsakt der Abtei Zinsheim am 6. Januar 1100. Er stirbt kurz darauf am 3. August 1100.

Der ansetzende Burgenbau im Elsass

Hohkönigsburg

Friedrich der Einäugige wurde im Rahmen des Zweikampfs zwischen Kaiser und Papst von seinem Vater, Friedrich von Büren, beauftragt, seine Feinde im Rheinland zu überwachen, insbesondere den Erzbischof von Mainz. Zu diesem Zweck ließ er die Burg von Haguenau und die Hohkönigsburg errichten.[6] Erstere wurde die Hauptresidenz von Friedrich Barbarossa und Letztere bleibt heute das am meisten besuchte Monument im Elsass, wenn auch in der Form, die der Kaiser Wilhelm II. 1865 im neogothischen wilhelminischen Stil zwecks seiner kaum vertuschten Regermanisierungspolitik rekonstruieren ließ und wohl oder übel zu einem der Wahrzeichen des heutigen Elsass gemacht hat.

Die politischen Verhältnisse des 11. und 12. Jahrhunderts veranlassten die meisten Herrscher der elsässischen Kleinstaaterei zu einer verstärkten Befestigung ihrer Städte und zur Errichtung von Burgen auf den Anhöhen der Region.[7] Da die Verfechter und Anhänger des Papstes auch im Westen residierten, fingen die Grafen, Fürstbischöfe und Fürsten an, am Rande ihres Territoriums, meistens da, wo das Tal sich verengt und als Tor zum Land gesperrt werden soll, neue Burgen aus dem heimischen Buntsandstein zu bauen, die jenen Burgen der ebenso im Raum präsenten Gegnern misstrauisch wie Katze und Maus gegenüberstanden. Inzwischen prägt diese Befestigungsperiode die Kulturlandschaft des modernen Elsass immer noch.

Otto von Büren soll der Tradition gemäß die Burg Staufenberg errichtet haben, wo die Szene mit dem Peter von Staufenberg im Melusine-Märchen stattfindet.[8]

Verwaltung und neue Münzprägung

In einer Urkunde Kaiser Heinrichs V. von 1119 wird bemerkt, dass er der Stadt Straßburg das Servitut des Bannweins ein wenig erleichtert habe. Seine angebliche gesetzgeberische Tätigkeit, der das zweite Straßburger Stadtrecht zu verdanken sei, besteht lediglich in der Phantasie späterer Historiker, die betreffende Kodifikation ist um ein volles Jahrhundert jünger. Ende des 11. Jahrhunderts fing tatsächlich die Rebellion einiger wirtschaftlich starker Städte bzw. Hochstifte gegen die Schirmherrschaft der Fürstbischöfe an, am Beispiel von Metz, Straßburg, Colmar oder Verdun. Die Kanoniker wurden unter dem lokalen oder regionalen Adel rekrutiert. Die Zünfte und die Bevölkerung ertrugen die absolutistische Regierungsform der Prälaten immer weniger. Man sagt Otto von Büren nach,[A 4] dass er als Kompromiss im Kontext des Investiturstreits und aller anderen Fehden im oberrheinischen Großraum als erster Bischof der Stadt den Straßburger Bürgern das Recht gewährte, einige Stadträte für die Verwaltung der Stadt zu wählen.[9]

Die doppelseitigen Münzen erschienen wieder in Straßburg mit dem Amt von Otto von Hohenstaufen.[10] Der alte Straßburger Denar von Werner I. von Habsburg unterschied sich schon von den Brakteaten, die ab der Mitte des 12. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich sehr verbreitet waren. Werners Münze zeigte auf dem Avers den Prälaten mit einem bloßen Haupt des Bischofs oder mit dem Scheitelkäppchen und auf dem Revers nur dem Namen des Prälaten; sie wurde zeit des Bischofs Otto durch eine Münze ersetzt, die die Attribute der Souveränität deutlicher darstellt als früher. Auf dem Avers wird der Bischof mit dem Bischofsstab, der Mitra und dem Pallium abgebildet. Auf dem Revers ist der Kaiser noch zu sehen. Krieger-Prälat wie seine Vorgänger und teilweise seine Nachfolger war Otto, Bruder vom Herzog von Elsass, Friedrich von Hohenstaufen, mehr ein Ritter als ein Priester; er engagierte sich auf der Seite des Kaisers und des Gegenpapstes. Seine Treue zum Kaiser erklärt, warum die Straßburger Münze seiner Amtszeit oft gemischt waren: das Avers zeigt den Bischof mit Pileolus, der Revers den Kaiser. Sonst waren gewöhnlich Münzen von souveränen Städten und Herrschaften oft nur dem Herrscher gewidmet. Die von Otto III. geprägte Münze zeigt vorne eine zweispitzige Mitra, ein Zepter, hinter dem Kopf ist der Bischofsstab zu erkennen. Die Devise lautet ODOICPP (=Odo Episcopus). Auf dem Revers wurde der Kaiser porträtiert. Durch die Münzprägung wird der Zusammenhalt zwischen Kaiser und Bischof veranschaulicht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Otto Argentinensis episcopus :In der Corroboratio der Urkunde Nr. 464 und in der Narratio der Urkunde Nr. 426, Digitale Edition der Kaiserdiplome Heinrichs IV. für Speyer, online zu lesen auf [1] , zuletzt abgerufen am 21. Oktober 2014.
  2. CRDP Académie de Strasbourg, Le château d’Eguisheim In : Base Numérique du Patrimoine d’Alsace (BNPA), 2014.
  3. Vgl. Woytt, S. 12
  4. Biographies alsaciennes, Buchstabe H in CRDP Académie de Strasbourg
  5. vgl. Glöckler Seite 177
  6. Jean-Paul Grasser, Une Histoire de l'Alsace, Editions Jean-Paul Gisserot, 1998 - 123 Seiten, S. 21
  7. « 1082-1100: Otton de Hohenstaufen, évêque de Strasbourg ». In: Châteaux-forts d’Alsace, chateauxfortsalsace.com, Imaginalsace, 2013, zuletzt abgerufen am 28.7/2014
  8. Aloys Wilhelm Schreiber, Manuel des voyageurs sur le Rhin qui passent depuis ses sources jusqu'en Hollande, de Bade à la Vallée de la Mourg et à la Forêt noire, aux principaux environs et aux bains de ces contrées, Engelmann, 1831 - 560 Seiten, S. 72
  9. Strasbourg : la ville au moyen-âge ; Chapitre 2.4. La lutte de la bourgeoisie contre l’évêque, 2.4.1. Le développement de la ville et le premier statut municipal, encyclopdie-bseditons.fr, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2014.
  10. Vgl. Louis Levrault,für den ganzen Abschnitt S. 222-230

Anmerkungen

  1. Zitat: « Les Eguisheim prennent le parti du pape, alors que les évêques de Bâle et de Strasbourg, autres grands, embrassent celui de l’empereur. Cela met le pays à feu et à sang et se traduit notamment en 1089 par l’assassinat d'Hugues VI par l’évêque de Strasbourg, Otton de Hohenstaufen. »
  2. Zitat: «Otton de Hohenstaufen, Évêque de Strasbourg au XIe siècle.» In : Base Numérique du Patrimoine d’Alsace (BNPA), 2014. Auszug: « Otton de Hohenstaufen s’engage dans le Schisme en reconnaissant l’antipape Clément III, qui le consacre évêque. Il s’attire les foudres du fougueux Manegold de Lautenbach et du champion de la cause papale, le comte Hugues VII d’Éguisheim-Dabo, neveu de Léon IX, qui s’opposent aux partisans de l’empereur. Otton envahit en 1086 le domaine de Dabo, assiège le château, mais se fait battre par le comte, qui le dépouille de ses insignes épiscopaux. Lors d’une tentative de conciliation au palais de l’évêque, Hugues VII est assassiné ».
  3. Ein von ihm am 8. November 1099 unterzeichneter Tausch in Mainz zwischen Johann, Bischof von Speyer, und Kuno, Bischof von Worms.
  4. Glöckler berichtet auch von dieser Reform wie folgt: Zur Zeit des Schismas suchte Bischof Otto die Einwohner Straßburgs für die Partei des Kaisers zu gewinnen. Er gewährte ihnen deshalb die Vertreter ihrer Angelegenheiten selbst zu wählen. Jedes Jahr sollten sowohl aus den Dienern des Bischofs wie aus den Bürgern der Stadt zwölf Leute gewählt werden, von denen einer oder zwei die Geschäfte unter dem Namen Meister leiteten. Für die alten Dokumenten heißt dieser Meister Magister civium oder civitatis (Bürgermeister oder Stadtmeister). In schwierigen Fällen sollten die Räte die Schöffen berufen. Dadurch war der erste Schritt zum Munizipalregiment getan und sofort der Grundstein zur freien Republik von Straßburg gelegt. Otto ließ diese neue Gesetzgebung verkünden, bevor er nach Morgenland zog. Die Versammlung der Stiftsherren, Adeligen und Vornehmsten der Stadt wurde im bischöflichen Palast gehalten.