Petrichor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. September 2015 um 18:08 Uhr durch (Diskussion | Beiträge) (+ Photo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Regen

Der Begriff Petrichor (englische Aussprache: [ˈpɛtrɨkər]) bezeichnet den Geruch von Regen auf trockener Erde. Das Wort leitet sich aus dem Griechischen ab. Das Wort petros bedeutet Stein und ist kombiniert mit Ichor, der Flüssigkeit, die, nach der griechischen Mythologie, in den Adern der griechischen Götter fließt.[1]

Der Begriff wurde 1964 von zwei australischen Forschern, I.J. Bear und R.G. Thomas, in einem Artikel für die Fachzeitschrift Nature geprägt.[2] Im Artikel beschreiben die Autoren, wie der Geruch durch ein Öl entsteht, das bestimmte Pflanzen während Trockenperioden absondern, welches wiederum von Tonböden und Gesteinen adsorbiert wird. Während des Regens wird das Öl, zusammen mit einer anderen Verbindung namens Geosmin, in die Luft freigesetzt. Durch die Verbindung entsteht der markante Geruch. In einem Folgebericht zeigten Bear und Thomas 1965, dass das Öl die Keimung von Samen und das frühe Pflanzenwachstum verzögert.[3][4]

In der Forschung

In seinem Buch „Life of marsupials“ stellte C. Hugh Tyndale-Biscoe die Hypothese auf, dass der Geruch einen Einfluss auf den Östrus (Brunstzyklus) von Kängurus besitzt. In zwei Studien wurde festgestellt, dass sich 65 % der untersuchten weiblichen Kängurus zwei Wochen nach einem Regenschauer in der Brunst befinden. Da die Ovarialfollikel zehn Tage zum Reifen benötigen, erfolgt also eine direkte Reaktion auf den Regenschauer. Tyndale-Biscoe geht davon aus, dass der Geruch durch den Riechnerv einen direkten Reiz an die Hypophyse erzeugt, ähnlich wie Pheromone, und dadurch der Sexualzyklus aktiviert wird. Laut Aussage von Tyndale-Biscoe gibt es dazu jedoch noch keine Untersuchungen.[5]

Auch mit dem Brauch des Erdeessens wird Petrichor in Verbindung gebracht. So beschreibt Sera L. Young in ihrem Buch „Craving Earth: Understanding Pica, the Urge to Eat Clay, Starch, Ice, and Chalk“ ethnographische Interviews, bei denen die Testpersonen während ihrer Beschreibung des Geruchs von frisch befeuchteter Erde mit erhöhter Speichelproduktion reagierten. Young sieht Petrichor deshalb als wichtigen Faktor bei der Auswahl für die Eignung des Bodens zum Verzehr.[6]

Forscher des Massachusetts Institute of Technology fanden im Januar 2015 heraus, dass der Regengeruch durch kleine Bläschen hervorgerufen wird, die sich nach Auftreffen der Regentropfen auf einer Oberfläche bilden. Die Bläschen steigen auf und platzen, wodurch sie schließlich aromatische Aerosole freisetzen und den typischen Regengeruch hervorrufen. [7]

Vorkommen in der Popkultur

  • In dem Scheibenwelt-Roman Heiße Hüpfer wird mehrmals auf das Volk der Ecksian (analog zu den australischen Aborigines) hinsichtlich der Tatsache verwiesen, dass diese die einzige Kultur auf der Scheibe seien, die ein Wort für „den Geruch, den man nach dem Regen bekommt“ haben.
  • Neil Gaiman erwähnt in seinem Roman American Gods mehrmals den Geruch der Erde nach dem Regen.
  • Das Wort besaß in der Doctor-Who-Folge The Doctor's Wife (geschrieben von Neil Gaiman) eine Sonderrolle als Teil eines telepathischen Passworts, um einen alten Kontrollraum der TARDIS zu betreten. Dabei musste sich die Figur Amy Pond den „Geruch von trockener Erde nach dem Regen“ vorstellen. In einer späteren Folge der gleichen Staffel sieht man Amy in einer Werbung für ein Parfüm mit dem Namen Petrichor. Die Werbung zeigt ihr Gesicht und eine Parfümflasche mit dem Spruch „Petrichor - Für das Mädchen, das es leid ist, zu warten“. (englisch: „Petrichor - For the girl who's tired of waiting“)
  • In Barton Bishops Theaterstück Still the River Runs diskutieren die Brüder Jesse und Wyatt ein markantes Aroma, welches Wyatt als Petrichor identifiziert.
  • In Kingdoms of Amalur: Reckoning gibt es einen Gegenstand namens Petrichor.
  • Ein Track des deutschen Rappers Tua auf der Bonus-EP "(R)evia" (2014) trägt den Titel "Petrichor", es fließt auch als Metapher in den Songtext mit ein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. wordsmith.org: A.Word.A.Day--petrichor, abgerufen am 16. Dezember 2011.
  2. Bear, I.J.; R.G. Thomas: Nature of argillaceous odour In: Nature Nr. 201 (Ausgabe 4923), März 1964, S. 993-995, doi:10.1038/201993a0.
  3. Bear, I.J.; R.G. Thomas: Petrichor and plant growth In: Nature Nr. 207 (Ausgabe 5005), September 1965, S. 1415–1416, doi:10.1038/2071415a0.
  4. Letters In: Weatherwise, Volume 33, Issue 2, 1980, S. 91-92, doi:10.1080/00431672.1980.9931898.
  5. Tyndale-Biscoe, C. Hugh: Life of marsupials, Csiro Publishing, Australien 2005, S. 324, ISBN 9780643062573.
  6. Young, Sera L.: Craving Earth: Understanding Pica, the Urge to Eat Clay, Starch, Ice, and Chalk, Columbia University Press, Columbia 2011, S. 6, ISBN 9780231146081.
  7. "So kommt der Regengeruch zustande" N24, abgerufen am 20. Januar 2015.