Pino Arlacchi

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Pino Arlacchi (2014)

Giuseppe Arlacchi, auch Pino Arlacchi genannt, (* 21. Februar 1951 in Gioia Tauro, Kalabrien) ist ein italienischer Soziologe und Politiker. Bekannt wurde er durch seine Studien über die Mafia.

Leben

Arlacchi beendete 1973 sein Studium der Soziologie. In den frühen 1990er Jahren war er mit der Gründung der Direzione Investigativa Antimafia (DIA) befasst, einer 1991 eingerichteten Behörde der Strafverfolgung, die den Auftrag hatte, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Der von der Mafia ermordete Staatsanwalt Giovanni Falcone war ein enger Freund Arlacchis.

Akademische Laufbahn

Arlacchi war Dozent für Soziologie an der Universität Kalabrien und an der Universität Florenz. Zwischen 1984 und 1986 war er Berater des italienischen Parlaments in den Fragen der Mafia. Später wurde er Soziologieprofesser an der Universität Sassari auf Sardinien, wo er heute (2012) noch an der Fakultät für Politische Wissenschaften lehrt. Er ist Ehrenpräsident der Stiftung Giovanni e Francesca Falcone.

UNO-Karriere

1997 wurde Arlacchi zum Generaldirektor des Büros der UNO in Wien berufen und übernahm den Posten eines Direktors des Office for Drug Control and Crime Prevention (ODCCP) im Rang eines Unter-Generalsekretärs. Seine Planungen und Vorschläge zu Eindämmung der Drogenkriminalität und zu Bekämpfung des Drogenanbaus wurden im Juni 1998 von der UN-Generalversammlung einstimmig angenommen. Die UN-Kommission zur Drogenfrage bestätigte einen Erfolg der ergriffenen Maßnahmen, sodass das Programm für weitere 10 Jahre bis zum Jahre 2019 verlängert wurde.

Auf Arlacchis Initiative hin wurde im Jahre 2000 in Palermo eine UN-Konvention gegen sämtliche Formen organisierter Kriminalität, wie z.B. Zwangsprostitution oder den modernen Sklavenhandel, verabschiedet, welche 2003 in Kraft trat.

Seine Tätigkeit war nicht unumstritten. Vor allem seine vielen Ankündigungen, Konferenzen, etc, die dann entweder nicht stattfanden oder nicht in konkrete Ergebnisse mündeten, brachten ihm einige Kritik ein. Eine besonders ausführliche Kritik eines kenntnisreichen "Insiders" wurde im Jahre 2000 von einem ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter verfasst und kam später an die Öffentlichkeit (siehe link weiter unten).

Tätigkeit als Politiker

Von 1994 bis 1996 war Arlacchi Abgeordneter des italienischen Unterhauses, der Abgeordnetenkammer für den Partito Democratico della Sinistra, und dann von 1996 bis 2001 im Senat. In dieser Zeit war er Vizepräsident der Antimafia-Kommission der beiden Kammern. Seit 2009 ist er Abgeordneter für den Süden Italiens im 7. Europäischen Parlament, zuerst als Vertreter der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (ALDE) und seit 2011 bis 2014 als Vertreter der Demokratischen Partei in der Fraktion Sozialisten und Demokraten (S&D). Ebenso ist er Stellvertretender Vorsitzender in der Delegation für die Beziehungen zu Afghanistan sowie Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und im Unterausschuss Menschenrechte.[1] Im März 2014 sprach sich Arlacchi gegen die von der EU beschlossenen Sanktionen gegenüber Russland aus.[2]

Alle seine Wortmeldungen im EU-Parlament sind online im Archiv abrufbar.[3]

Veröffentlichungen

  • Territorio e Società: Calabria 1750–1950..Lerici, Cosenza 1978.
  • Mafia, contadini e latifundo nella Calabria tradizionale. Le strutture elementari del sottosviluppo. Il Mulino, Mailand 1980.
  • La Mafia imprenditrice: L'etica mafiosa e lo spirito del capitalismo. Il Molino 1983.
    • Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus: Die unternehmerische Mafia. Hrsg. Ursula Apitzsch, übersetzt von Norbert Neumann, Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-88442-019-4.
  • Mafia, Peasants and Great Estates: Society in Traditional Calabria. Cambridge University Press, Cambridge 1983, ISBN 0-521-25136-2.
  • mit Nando della Chiesa: La palude e la città. Si può sconfiggere la mafia. Mondadori, Mailand 1987.
  • Droga e grande criminalità in Italia e nel mundo. Sciascia, Caltanisetta/ Rom 1988.
  • mit Roger Lewis: Imprendioriallità illecita e droga. Il mercato dell'heroina a Verona. Il Mulino 1990.
  • Gli uomini del disonore. La maia siciliana nella vita di un grande petito Antonino Calderone. Mondadori, Mailand 1992.
  • Addio Cosa Nostra. La vita di Tommaso Buscetta. Rizzoli, Mailand 1994.
  • Il processo. Giulio Andreotti sotto accusa a Palermo. Rizzoli, Mailand 1999.
  • Schiavi: Il nuovo traffico di esseri umani. Rizzoli, Mailand 1999.
    • deutsch: Ware Mensch: Der Skandal des modernen Sklavenhandels. Piper, München/ Zürich 2000, ISBN 3-492-04245-7.
  • Perché non c'è la mafia in Sardegna: Le radici di una anarchia odinata. AM&D, Cagliari, Sardinien 2007, ISBN 978-88-95462-00-4.
  • La mafia imprenditrice: Dalla Calabria all centro dell'inferno. Il Saggiatore, Mailand 2007, ISBN 978-88-56501810.
  • L'Inganno e la paura. Il mito del caos globale (Die Täuschung und die Angst. Der Mythos vom globalen Chaos). Il Saggiatore, Mailand 2009, ISBN 978-88-56502381.

Weblinks

Quellen

  1. Website des Europäischen Parlaments
  2. german.ruvr.ru
  3. Archiv Wortmeldungen