Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft

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RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V. (ursprünglicher Name Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk) ist ein bundesweites Netzwerk, das sich für den Erfolg kleiner und mittlerer Unternehmen engagiert. Es hat das Ziel, die Leistungs- und Innovationsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft und damit den Wirtschafts- und Beschäftigungsstandort Deutschland zu stärken. Dazu unterstützt es insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit anwendungsorientierter Forschung und bietet betriebswirtschaftliche Beratung sowie Berufliche Weiterbildung der Mitarbeiter.

Es existiert ein bundesweit aktives RKW-Kompetenzzentrum und RKW-Landesgesellschaften in den Bundesländern. Sitz des Vereins ist Eschborn bei Frankfurt am Main. Ehrenvorsitzender des Vorstands und Vorsitzender des RKW-Kuratoriums war der ehemalige Europa-Politiker Otmar Franz. Im November 2014 übergab er das Amt des Ehrenvorsitzenden des Vorstands an Peter M. Rudhart ab, der von 2010 bis 2014 Vorsitzender des Vorstandes war. Seit November 2014 ist Eduard Sailer neuer Vorstandsvorsitzender.[1]

Träger

Der Verein wird von der Wirtschaft, der öffentlichen Hand und den Sozialpartnern getragen.

Geschichte

Das RKW wurde in der Weimarer Republik am 10. Juni 1921 als Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk gegründet. Initiatoren waren das Reichswirtschaftsministerium, der VDI und Carl Friedrich von Siemens. Ziel war es, die deutsche Industrie nach dem verlorenen Krieg rasch wieder leistungsfähig zu machen und den Vorsprung der USA einzuholen. Dazu sollte das RKW die Rationalisierungsanstrengungen bündeln und einem größeren Kreis von Unternehmen bekannt machen. Dazu war es als Dachorganisation für eine Reihe von Körperschaften und Ausschüssen, beispielsweise dem Reichsausschuss für Lieferbedingungen und Gütesicherung (RAL) oder dem Reichsausschuss für Betriebswirtschaft (RfB), organisiert.[2]

Mit dem Nationalsozialismus veränderten sich Struktur und Aufgaben des Vereins: von einer Selbstverwaltungsorganisation mit Vereinsstruktur zu einer direkt an das Reichswirtschaftsministerium angebundenen Organisation, die sich der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik zu fügen hatte.[3] So war das Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit 1938 verantwortlich für die Rationalisierung der österreichischen Wirtschaft sowie für die Liquidierung jüdischer Betriebe.[4] Die österreichische Dienststelle des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit begutachtete jüdische Kleinbetriebe und empfahl der Vermögensverkehrsstelle, ob der Betrieb geschlossen werden oder bei der „Arisierung“ einem als geeignet empfohlenen Käufer angeboten werden sollte. Im Sommer 1939 waren von 26.000 Unternehmen in jüdischem Eigentum rund 5.000 „arisiert“ worden, der Rest wurde liquidiert.[5]

1950 wurde das Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft e. V. gegründet und übernahm im Rahmen der Umsetzung des Marshallplans in Deutschland die Aufgabe einer sog. Produktivitätszentrale. Ziel war es, die Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung in der Wirtschaft bekannt zu machen: durch Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Studienreisen, insbesondere in die USA. [6]

1963 rückte die Humanisierung der Arbeit verstärkt in den Blickwinkel. Die Arbeits- und Sozialwirtschaft bekam das größte Gewicht innerhalb des RKW-Spektrums. Anfang der 80er Jahre reagierte das RKW auf die veränderte wirtschaftliche Situation. Es bot Unternehmen technische, betriebs- und arbeitswirtschaftliche Hilfen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit an – mittels Information, Weiterbildung und Beratung.[7]

Im Jahr 2000 wurde der Verein in den heutigen Namen umbenannt. Von Mai 2011 bis Mai 2014 betreute es zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, das vom Bundewirtschaftministerium gefördert wird.[8]

Gründerökosysteme

In einer RKW-Studie vom November 2015 wird mit Blick auf die Gründerszene bzw. das Unternehmertum eine Untersuchung von Gründerökosystemen und Startup-Ökosystemen vorgenommen, mit der lokalen Akteuren die Förderung von Unternehmensgründungen und Startups erleichtert werden soll.

Entscheidend für den Erfolg von Startups sei demzufolge für ein „fruchtbares Gründerökosystem“ das funktionierende Zusammenspiel von Talenten, erfolgreichen Unternehmern, Finanzierungsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen, bürokratiearmer Politik und Verwaltung, potenziellen Kunden, leistungsfähiger Infrastruktur (vor allem digitaler und öffentlicher), die Offenheit für Innovationen, Kreativität und eine hohe Lebensqualität. Dies sei mit guter Koordinierung auch außerhalb großer Städte möglich, etwa mit einem qualitätvollen Regionalmanagement.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Pohl, M. (1996): Die Geschichte der Rationalisierung: Das RKW 1921 bis 1996, S.2 f. (PDF)
  3. Pohl, M. (1996): Die Geschichte der Rationalisierung: Das RKW 1921 bis 1996, S.4 f.
  4. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Band 2: Deutsches Reich 1938 - August 1939, München 2009, ISBN 978-3-486-58523-0, S. 182.
  5. Die Verfolgung und Ermordung..., S. 38.
  6. Pohl, M. (1996): Die Geschichte der Rationalisierung: Das RKW 1921 bis 1996, S.9 ff.
  7. Pohl, M. (1996): Die Geschichte der Rationalisierung: Das RKW 1921 bis 1996, S.13 ff.
  8. Pressemitteilung des BMWi vom 24. Mai 2011, abgerufen am 17. Juni 2013
  9. Neues RKW Magazin zum “Treffpunkt: Gründerökosystem”, RKW, abgerufen am 20. November 2015