Rosa Winkel
Der Rosa Winkel diente während der Zeit des Nationalsozialismus der Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern, sofern sie aufgrund ihrer Homosexualität dorthin verschleppt worden waren (siehe auch Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus). Die Stoffaufnäher mussten an der KZ-Häftlingskleidung auf der linken Brust getragen werden.
Häftlinge mit dem Rosa Winkel
Die Gesamtzahl der schwulen Männer, die in den Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden, wurde von der historischen Forschung erst ab den 1970er Jahren seriös in den Blick genommen. Es konnten bis heute nur Schätzungen vorgelegt werden: Rüdiger Lautmann veranschlagte die Zahl der als Homosexuelle Verschleppten mit 10.000 bis 15.000 bei einer Todesrate von 50 bis 60 Prozent.
Die Anzahl homosexueller Opfer insgesamt – also auch homosexueller Juden, Sinti und Roma, Kommunisten, Zeugen Jehovas usw. – entzieht sich der genauen Kenntnis.
Nach 1945 blieb Homosexualität in den meisten europäischen Ländern strafbar, in der Bundesrepublik Deutschland galt sogar der von den Nationalsozialisten verschärfte § 175 StGB bis 1969. Erst 2002 hob der Bundestag die NS-Urteile gegen Homosexuelle auf. Eine finanzielle Entschädigung schwuler NS-Opfer fand nicht statt.
Der US-amerikanische Dokumentarfilm Paragraph 175 ließ im Jahr 2000 Überlebende zu Wort kommen. Rudolf Brazda, gestorben 2011, galt als letzter überlebender Häftling mit dem Rosa Winkel.
Personen
- Rudolf Brazda
- Josef Kohout
- Bernhard Langer (Arzt)
- Paul O’Montis
- Otto Peltzer
- Kurt von Ruffin
- Pierre Seel
Siehe auch
Der Rosa Winkel als Symbol der Schwulenbewegung
Der Rosa Winkel entwickelte sich seit den 1970er Jahren zu einem internationalen Symbol der Schwulenbewegung. Der 1975 gegründete deutsche Verlag Rosa Winkel kam so zu seinem Namen. Holger Mischwitzky ließ sich zu seinem Künstlernamen Rosa von Praunheim anregen.
Das Amsterdamer Homomonument von 1987 nahm seine Form auf, ebenso das Kölner Mahnmal für die schwulen und lesbischen NS-Opfer und viele andere Gedenkorte.
In den USA fand er v.a. als Zeichen der HIV/AIDS-Aktivismusgruppe Act Up mit ihrem Spruch „Silence = Death“ Verbreitung. Dort war er um 180 Grad gedreht, um die Hoffnung auf einen besseren Umgang mit AIDS in naher Zukunft auszudrücken. Die 1978 in den USA entworfene Regenbogenfahne setzte sich in Europa ab den 1990er Jahren durch und hat den Rosa Winkel als bevorzugtes Symbol der LGBT/LSBTTIQ-Bewegung abgelöst.
Literatur
- Joachim Müller, Andreas Sternweiler: Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen. Berlin 2000. ISBN 3-86149-097-8.
- Gad Beck, Frank Heibert (Hrsg.): Und Gad ging zu David. Die Erinnerungen des Gad Beck. Berlin 1995. ISBN 3-86034-313-0.
- Andreas Sternweiler: Und alles wegen der Jungs. Pfadfinderführer und KZ-Häftling: Heinz Dörmer. Berlin 1994. ISBN 3-86149-030-7.
- Pierre Seel, Jean Le Bitoux, Miriam Magall (Übers.): Ich, Pierre Seel, deportiert und vergessen. Köln 1996. ISBN 3-932117-20-4.
- Heinz Heger: Die Männer mit dem rosa Winkel. Merlin-Verlag, Hamburg 1972. Neuauflage 2001. ISBN 3-87536-215-2.
- Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel, Rosa Listen. Homosexuelle und „Gesundes Volksempfinden“ von Auschwitz bis heute. Rowohlt, Hamburg 1981. ISBN 3-499-14827-7.
- Rüdiger Lautmann, Winfried Grikschat, Egbert Schmidt: Der rosa Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. S. 325 ff. In: Rüdiger Lautmann: Seminar Gesellschaft und Homosexualität. Frankfurt am Main 1977.
- Bernhard Rosenkranz: Hamburg auf anderen Wegen – Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt. Hamburg 2005. ISBN 3-925495-30-4.
- Günter Grau: Homosexualität in der NS-Zeit. Dokumente einer Diskriminierung und Verfolgung. ISBN 3-596-11254-0.
- Alexander Zinn: Das Glück kam immer zu mir. Rudolf Brazda – Das Überleben eines Homosexuellen im Dritten Reich. Frankfurt/Main 2011. ISBN 978-3-593-39435-0.
- Michel Dufranne, Milorad Vicanovic, Christian Lerolle: Rosa Winkel. Graphic Novel. Berlin 2012. Jacoby & Stuart ISBN 978-3-941787-79-7
Filme
- Detlef Stoffel, Peter Recht, Christiane Schmerl: Rosa Winkel? Das ist doch schon lange vorbei ..., Deutschland 1975/76
Weblinks
- Die Männer mit dem Rosa Winkel – Homosexuelle in nationalsozialistischen Konzentrationslagern
- Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: Vorgeschichte und Entstehen des Gedenkorts und Rezeption des Denkmals
- Rosa Winkel – Mahnmal in Köln
- Das System der Winkel in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern
- Thomas Klug: Liebe in Zeiten des Kriegs. Der Psychologe und Pädagoge Gad Beck erinnert sich an seine Jugend. In: Berliner Zeitung. 20. Juli 1995, abgerufen am 7. September 2015.