Röse

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Röse vom Gräberfeld Ekornavallen in Västergötland

Die Röse (Plur. Röser, dän. Gravrøser; schwed. Gravröser oder Rojr; norweg. Gravrøyser) ist ein Steinhügelgrab der nordischen Bronze-, Eisen- und Wikingerzeit. Die in der Regel runden, selten ovalen und quadratischen oder sehr selten schiffsförmigen Hügel enthielten in Schweden und Dänemark zumeist Steinkisten und wurden für Nachbestattungen teilweise erweitert und erhöht. Ihre heute oft nicht mehr vorhandenen Einfassungen aus Randsteinen bestanden aus Steinblöcken oder Trockenmauerwerk.

Stenrydningsrøser sind dagegen Lesesteinhaufen.

Långröser

Restaurierte Kraterröse von Röse von Kauparve
Steinkiste, wie sie sich unter Rösen findet.
Die Röse "Bjärs hög", der höchste Erdhügel auf Gotland bedeckt eine Röse
Norwegische Gravrøys
Gravrøys in Baldershagen, Norwegen
Röse von Målaberget, östlich von Ronneby.

Die Långröser scheinen Schiffssetzungen ressourcenbedingt zu ersetzen bzw. abzulösen. Auch die Größen passen zueinander, obwohl Långröser in der Regel breiter sind. Die größte Långröse von Gävleborg ist etwa 45,0 Meter lang und 12,0 m breit. Gotlands größtes Steinschiff ist ebenfalls etwa 45,0 Meter lang und sieben Meter breit. Es ist auch möglich, beide Arten von Denkmälern oder Långröser benachbart zu finden. Die 32 Långröser in Gävleborgs län treten zu 50 % paarweise auf.

Verbreitung

Etwa 20.000 Röser kommen auf den Inseln Bornholm, Gotland und Öland und in Schweden vor. Nach den vorausgehenden Megalithanlagen und Steinkisten sind die Röser die nächstälteste Stein-Architektur in Skandinavien. Ausgewählte Tote wurden zunächst einzeln – bisweilen auch zu zweit – in Holz- oder Steinkisten unter den in der älteren Bronzezeit regional besonders monumentalen Steinhügeln bestattet, die manchmal final mit Erde bedeckt wurden. Während der Eisenzeit wurde unter den Steinhügeln auch Leichenbrand deponiert (Röse von Gösslunda).

Schweden

Die Hügel können in Schweden sieben Meter hoch sein (Bjärs hög, Blå Rör, Uggarde rojr, Digerrojr vom Gålrum, alle auf Gotland) und bis zu 70 m Durchmesser (Grab von Kivik, Schonen) haben. Gewöhnlich sind sie aber zwei bis drei Meter hoch und haben 15–30 m Durchmesser (Angantyrs rojr, Bro „Stenkalm“, Kauparve, Liffride, Ullviar alle auf Gotland) Rösen von Ingatorp und die Gösslunda auf Öland. Kung Tryggves grav (auch Tryggverör genannt) in Bohuslän ist die größte Röse der Westküste. Im Hügel von Eldsberga (Halland) wurden zwei Baumsärge auf dem Dach eines Ganggrabes deponiert und mit einer Röse überdeckt, die final mit einem Erdhügel bedeckt wurde. Die bekannteste Röse ist das verzierte Grab von Kivik.

Gävleborgs län hat weit über 100 Rösen (schwed. Gravrösen); 32 davon sind Langrösen und ein Vielfaches sind runde Rösen. Die meisten liegen nahe der Ostseeküste. Weniger als zwei Dutzend liegen im Binnenland. Die größte ist etwa 45,0 m lang und 12,0 m breit und die kleinste ist etwa 5,0 Meter lang. 75 % der Langrösen sind Nordwest-Südost orientiert.

Archäologisch untersuchte Röser sind u.a. die von Gislövshammar (Schonen) und Kauparve auf (Gotland), die mit etwa 2,7 m Höhe und 27 m Durchmesser eine der größten der etwa 250 erhaltenen Röser Gotlands ist. Kauparve hat einen niedrigen, 0,5 m hohen Mauerring, der die steile Fassade im Abstand von etwa 1,5 m umgibt. Die konische Außenwand bildet einen turmartigen Bau. Im Inneren befindet sich ein so genannter Krater von acht Meter Durchmesser, der bis auf den Boden reicht, so dass es sich um eine Ringanlage (schwed. Kraterøse) handelt, eine Form die erst in der späten Eisenzeit aufkam. Innen fand sich in Kauparve eine Steinkiste mit einer Doppelbestattung (Mann und Frau). Im Hügelmantel wurde eine weitere Steinkiste entdeckt.

Röser mit einer 1–1,5 m hohen Ringmauer sind aus den südschwedischen Landschaften und den norrländischen Küstenlandschaften bekannt. Ein frühes Beispiel (Durchmesser 4,3 m) stammt von Gislövshammar/Östra Nöbbelöv in Schonen. Die Einfassung war in Schichten trockengemauert und etwa 70 cm hoch. Sie enthielt eine Steinkiste mit den Skelettteilen dreier Individuen. Datierende Funde wurden nicht geborgen, doch scheint die Anlage, nach der Grabsitte zu urteilen, am Ende des Neolithikums oder in der ältesten Bronzezeit entstanden zu sein. Dies ist die älteste in Schweden nachgewiesene Röse mit gemauerter Außenwand.

In der Vorzeit war die Gegend um Sundsvall ein Grenzbereich bäuerlicher Besiedlung. Bei Matfors liegt ein relativ seltenes wagenartiges Monument. Die viereckige Anlage heißt im Volksmund Starkotters grav und wird der lokale Sage nach mit einem Riesen verbunden. Das Gegenstück bildet im nahe gelegenen Vivsta die dreieckige Anlage „Vias grav“, die als Grab einer Riesin firmiert.

Dänemark

Die jüngere Bronzezeit auf Bornholm ist die Periode aus der es die meisten gut bewahrten Rösen oder deren Überreste gibt. Der Amtmann Emil Vedel berichtete, dass es ursprünglich über 3000 Röser und 1000 Bautasteine auf der Insel gab. Hiervon sind etwa 400 Röser und 250 Menhire bewahrt. Die Egeby Rösen (dän. Egeby røser) liegen auf einem Gräberfeld südlich von Egeby. Es sind 90 runde und acht der seltenen Röser in Schiffsform (dän. Skibsrøser). Einzelne Röser und Schiffsröser wurden 1870 untersucht. Sie bedecken Reste von Leichenbrand oder Urnen. Man fand kaum verbrannte Knochen und noch weniger Tonscherben, was für die Gräber (Buskehøj), die in die späte Bronzezeit (ca.700–500 v. Chr.) datiert werden, typisch ist. Die Schiffröser im Forst von Vestermarie wurden 1959 bzw. 1991 freigelegt. In der Frederikshåb Plantage, in der Randbøl Hede in Mitteljütland befinden sich etwa 175 kleinere Röser, von denen die meisten allerdings für Lesesteinhaufen (dän. Rydningsrøser) gehalten werden.

Finnland

Die Lappröse Pyhasaari Leppavesi

Lapinraunio (schwedisch Lapprösen) genannte Anlagen finden sich in Finnland. In der Nähe von Rauma gibt es über 30 Grabhügel aus der Bronzezeit oder frühen Eisenzeit. Dies sind Steinhügel, die sich außerhalb der Ackerbaugebiete befinden, oft in Verbindung mit Binnenseen und Flüssen. Sie sind im Binnenland aus dem Gebiet von Kemijärvi im Norden bis Häme und Savo im Süden bekannt, aber ihre genaue Verbreitung ist nur unzureichend geklärt. Sie liegen oft vereinzelt oder in kleinen Gruppen meist auf felsigem Grund in Verbindung mit Halbinseln oder Inseln in Binnenseen. Sie erwiesen sich häufig als fundleer oder enthielten nur Knochen und Holzkohle. Nicht alle Steinhügel können als Gräber identifiziert werden, einzelne können auch in Verbindung mit Opfern oder anderen rituellen Handlungen außerhalb von Begräbnissen verwendet worden sein. Lappröser sind rund, oval oder rechteckig. Ihr Durchmesser liegt zwischen drei und zehn Metern. Ihre Höhe reicht von 30 cm bis zu einem Meter. Ihre Steine variieren von 20 bis 50 cm Größe.

Sie entstanden zwischen 2100 v. Chr. und 800 n. Chr. In Karelien und auf der Halbinsel Kola gibt es einen speziellen Kreis von Steinhügeln, die typisch sind für die Menschen der Eisenzeit. Einzelne Gräber enthalten Kjelmøy-Keramik sowie Bronze- und Kupferartefakte, was auf das Jahrtausend vor der Zeitenwende hinweist. Neuere 14C-Datierungen verbrannter Knochen zeigen zudem, dass auch in der frühen Eisenzeit solche Hügel errichtet wurden. Die Funde anderer Gräber zeigen, dass sie über die gesamte Eisenzeit bis jedenfalls zur Wikingerzeit angelegt wurden. Sie werden dem Jägermilieu zugeordnet.[1]

Norwegen

Gravrøyser kommen in Norwegen rund, oval, dreieckig oder lang vor. Beispiele sind Baldershagen, Ballsneset, Borrehaugene, Esso Skoge, Finne, Fjellhamar, Håkkårøysa, Holtekjærasen, Horvnes, Huglo, Hurum, Jerken, Karlsvikodden, Krukåsen, Larvik Mølen, Refsnes, Skjettenåsen, Ullerøy, Valseidet oder Vika. Einen Sonderfall bildet die „Ringenrøysa“ bei Håvik. Hier fanden sich im Jahre 1963 konzentrische Ringeinbauten und eine Schiffssetzung unter dem 43 m langen, 18 m breiten und etwa 2,5 m hohen Steinhügel.

Andere Anlagen

Britische Inseln

Ring Barrows genannte Anlagen – die bauliche Ähnlichkeiten mit Rösern aufweisen – gibt es aus der Bronzezeit der Britischen Inseln (in Irland z. B. in Grannagh, County Galway, Haynestown, County Louth, Kilmahuddrick bei Clondalkin, County Dublin). Einige haben einen Graben, andere datieren in die Eisenzeit.

Italien

In Apulien heißen die bis zu 10 m hohen Tumuli – die dort zeitlich nicht genau einzuordnen sind – Specchie.

Siehe auch

Literatur

  • Mårten Stenberger: Vorgeschichte Schwedens. In: Nordische Vorzeit. Bd. 4. S. 122ff Wachholtz, Neumünster 1977, ISBN 3-529-01805-8 S. 150
  • J. E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Band 36, in Beitraege zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, 2003, ISBN 3-930036-70-3.

Einzelnachweise

  1. Lars Ivar Hansen und Bjørnar Olsen: Samenes historie fram til 1750. Oslo 2007. S. 114, mit weiteren Nachweisen finnischer Archäologen.

Weblinks

Commons: Röser Kauparve auf Gotland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien