SNCF CC 72000

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CC 72000
CC 72084 im Bahnhof Lison
CC 72084 im Bahnhof Lison
CC 72084 im Bahnhof Lison
Nummerierung: 72001 – 72092
Anzahl: 92
Hersteller: Alsthom, SACM
Baujahr(e): 1967–1974
Achsformel: C’C’
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 20.190 mm
Dienstmasse: 114 t bis 118 t
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h bis 160 km/h
Dauerleistung: 2.250 kW
Anzahl der Fahrmotoren: 2 × Typ TAO 656 B1
Antrieb: diesel-elektrisch
CC 72000 vor einem Schnellzug
Paris – Basel in Vesoul, 1987

Die CC 72000 ist eine Baureihe dieselelektrischer Lokomotiven der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF. Die zunächst im Schnellzug- und später auch im Güterzugdienst eingesetzten sechsachsigen Maschinen sind die stärksten Diesellokomotiven der SNCF.

Vorgeschichte

Die ersten Streckendiesellokomotiven der SNCF aus den 1960er Jahren waren kein adäquater Ersatz für die Dampftraktion. Ihre Leistung genügte dem Anspruch, Schnellzüge mit einem Gewicht von 850 Tonnen und 1500 Tonnen schwere Güterzüge zu ziehen, nicht. Zudem reduzierte der Einsatz der Zugheizung an kalten Tagen die Motorenleistung – und damit die Geschwindigkeit – merklich. Vor diesem Hintergrund wurde die CC 72000 konzipiert.

Geschichte und Einsatz

Die Lokomotivbaureihe CC 72000 wurde im Dezember 1965 in Auftrag gegeben. Die äußere Form ist an die der Baureihe CC 40100 angelehnt, das auch als nez cassé (gebrochene Nase) bezeichnete Design stammt von Paul Arzens. Abweichend vom französischen Standard erhielten die Maschinen ein zuschaltbares drittes Spitzenlicht für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Deutschland und in die Schweiz. Am 12. April 1968 traf die Vorserienmaschine CC 72002 in Grenoble zu Testfahrten auf der Ligne des Alpes nach Veynes ein. Die erste Serienmaschine wurde im Dezember 1970 in Rennes, die letzte im Juni 1974 ebenda in Dienst gestellt. Neunzehn der ersten zwanzig Lokomotiven (72001 bis 72016 und 72018 bis 72020) waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt, bei der 72017 und den Maschinen ab 72021 wurde sie auf 160 km/h heraufgesetzt. Infolge der ersten Ölkrise wurden nach 1973 keine weiteren Lokomotiven dieser Baureihe mehr bestellt.

Eingesetzt wurden die CC 72000 von den Betriebswerken Rennes, Chalindrey, Vénissieux und Nevers. Sie waren für den Einsatz vor Schnellzügen auf nicht elektrifizierten Strecken konzipiert und verkehrten vorwiegend auf langen Relationen wie Quimper - Toulouse oder Lyon - Bordeaux. Vom Pariser Bahnhof Gare de l’Est zogen sie den Trans-Europ-Express Arbalète über Belfort und Mulhouse bis nach Basel. Auch von Valence über Grenoble kamen CC 72000, bis nach Genf, in die Schweiz. Die Langläufe Grenoble – Nantes und Grenoble – Bordeaux wurden ohne Lokomotivwechsel gefahren.

1977 erhielten die Lokomotiven 72044 und 72075 versuchsweise stärkere Dieselmotoren mit 3100 kW Leistung.

DF 118 noch in der Fret−SNCF−Farbgebung in Marokko

Achtzehn der langsameren 72001 bis 72020 wurden an den Güterzugdienst Fret SNCF abgegeben und erhielten dessen grüne Livrée. Im Jahr 2013 sind sie ausgemustert oder weiterverkauft, vier dieser Maschinen befinden sich in Marokko bei der staatlichen Eisenbahngesellschaft Office National des Chemins de Fer (ONCF). Dreißig der 160 km/h schnellen Lokomotiven wurden zur Baureihe CC 72100. Sie erhielten neue Motoren und als dritte Ziffer eine 1 bei gleicher Ordnungsnummer, so wurde z. B. aus der 72021 die 72121.

Wegen der hohen Lärm- und Abgasemissionen schieden die CC 72000 verhältnismäßig früh aus dem aktiven Dienst aus. Hinzu kam, dass ihre Leistung vor schweren Schnellzügen an den Wochenenden oft nicht ausreichte. Dann wurden sie durch paarweise gekuppelte Maschinen der Familie BB 67000 ersetzt, was zu einer Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h führte.

Im Dezember 2009 erfolgten die letzten regulären Einsätze auf der Relation Nantes – Tours – Lyon. Am 21. November 2012 waren noch vier Maschinen der Baureihe CC 72000 in Frankreich im Einsatz, davon waren drei in Nevers beheimatet. Sie werden als betriebsbereite Reserve bei Ausfällen vorgehalten und kommen – unter Fahrdraht – sogar bis Paris. Die vierte Lokomotive befindet sich bei der Supervision technique de flotte (STF) Champagne-Ardennes.

Sonstiges

  • Im Sommer 1972 verkehrten CC 72000 über die Ligne des Alpes von Lyon über Grenoble und Veynes nach Marseille. Im engen, gewundenen Grand−Brillon–Tunnel neigten die Dieselmotoren dazu, an den eigenen Abgasen zu „ersticken“.
  • Die Lokomotive 72006 erhielt als einzige der Baureihe die abweichende Farbgebung Isabelle, später wurde sie in die Fret-Farben umlackiert.
  • Die CC 72061, 72062 und 72064 erhielten 1999 Scharfenbergkupplungen, um TGV zwischen Nantes und Les Sables-d’Olonne zu ziehen, sowie die neuen Nummern 72101 bis 72103. 2003 wurden die Maschinen wieder zurückgebaut und -nummeriert.[1] Sie gehörten zu den letzten im Streckendienst eingesetzten CC 72000. Die 72064 befindet sich seit 2010 bei der Association Rhône-alpine de Conservation d'Engins Thermiques (ARCET).
  • Die CC 72029 steht im Eisenbahnmuseum Cité du Train in Mulhouse.
  • Die CC 72084 hat ihre ursprüngliche Livrée zurückerhalten. Sie befand sich bis Ende 2012 im Ausbesserungswerk Technicentre Auvergne-Nivernais.

Weblinks

Commons: SNCF Class CC 72000 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Howard Johnston, Ken Harris: Jane's Train Recognition Guide. HarperCollins Publishers, London 2005, ISBN 0-06-081895-6

Einzelnachweise

  1. Howard Johnston, Ken Harris: Jane's Train Recognition Guide. HarperCollins Publishers, London 2005, ISBN 0-06-081895-6, S. 217