Sacro Monte di Andorno

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Der Sacro Monte der Wallfahrtsstätte San Giovanni Battista von Andorno erhebt sich in 1020 m Höhe im Cervotal oberhalb des Ortes Campiglia Cervo. Zusammen mit denen von Oropa und Graglia bildet er den dritten religiösen Gebäudekomplex, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf den Anhöhen rund um die Stadt Biella als Zeugnis der Volksreligiosität in diesem Gebiet der Sacri Monti entstand. Es ist die einzige Wallfahrtsstätte in Italien (und vielleicht in Europa), die Johannes dem Täufer geweiht ist.

Auch wenn er nicht in das System der Sacri Monti im Piemont und in der Lombardei aufgenommen wurde, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, weist es wegen seiner Geschichte und in künstlerischer Hinsicht Elemente von bemerkenswertem Interesse auf.

Die Wallfahrtskirche

Die Ursprünge der Wallfahrtsstätte hängen mit der verbreiteten Verehrung für Johannes den Täufer im Cervotal zusammen. Eine volkstümliche Überlieferung erzählt – in Übereinstimmung mit einem in den Alpen ziemlich verbreiteten Erzählmodell –, dass einige Hirten in einer Grotte eine Statue des Täufers fanden und sie mit auf die Alm nahmen: Die Statue sei aber zur Nachtzeit in die Grotte zurückgekehrt. Weitere ähnliche Versuche hätten laut Überlieferung dasselbe Ergebnis: So erkannten die Gläubigen den sakralen und wundertätigen Charakter der Grotte und errichteten um sie herum eine erste bescheidene Kapelle.

Die in den Fels gehauene Grotte mit einer Holzstatue des Täufers aus dem 16. Jahrhundert bildet noch heute eine Art Kapelle innerhalb der Wallfahrtskirche, die sich rechts zu Beginn des Kirchenschiffs öffnet. Die Grotte und die Statue evozieren das legendenhafte Auffinden, das dem Ort zu Ruhm verhalf wegen der wundertätigen Eigenschaften, die dem Wasser zugeschrieben wurden, das an den Wänden herabläuft (es wurde besonders für Augenkrankheiten für wundertätig gehalten). Die Tradition der Volksverehrung wird bezeugt durch eine ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts entstandene Sammlung von Votivgaben.

Der erste Bau der Wallfahrtsstätte erfolgte dank der Spenden der Gläubigen und wurde 1605 fertiggestellt. Dies belegt das Datum, das in einer Inschrift im Giebel des Renaissance-Portals erscheint (HUMILES NON ELATI REPLEBUNT TEMPLUM DXX. M. IV 1605).

Der Zustrom der Gläubigen, die sich wegen der angeblich wundertätigen Eigenschaften der Grotte in Prozessionen zur Wallfahrtsstätte begaben, war sehr zahlreich, so dass es bald notwendig war, weitere Gebäude neben der Kirche für die Aufnahme der Pilger zu errichten.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden in der Nähe der Kirche auch einige (heute nicht mehr vorhandene) Kapellen gebaut, die dem Leben des Täufers gewidmet waren.

Die gegenwärtige barocke Struktur der Wallfahrtskirche ist das Ergebnis einer dritten Bauphase (1738–1781), die sich aus einer Erweiterung der Sakristei und des Chors entwickelte, der ein Plan des Architekten Bernardo Antonio Vittone zugrunde lag.

Das Innere der Kirche besteht aus einem einzigen großen Schiff mit zwei Kapellen auf jeder Seite, die den Eltern des Täufers (hl. Elisabet und hl. Zacharias) und den Eltern Jesu Christi (Unbefleckte Jungfrau Maria und hl. Joseph) geweiht sind.

Die Abdeckung bildet ein Kreuzrippengewölbe; der mit Fresken bemalte Teil über dem Altar mit den Figuren der vier Evangelisten stammt von den Gebrüdern Galliari, gebürtig aus dem nahegelegenen Ort Andorno Micca. Die Gemälde, die die Kirche schmücken, zeugen von der Bedeutung der lokalen Künstler: Bernardino Galliari ist der Autor des Altarbildes über dem Hauptaltar, während Giovanni Antonio Cucchi aus Campiglia Cervo (1674?) die Gemälde über den beiden Altären links schuf.

1934 wurde der große Platz von 4000 m² vor der Wallfahrtsstätte angelegt, der von den Gebäuden des Gasthauses, des Hospizes und des Kollegiums umgeben ist; darin befindet sich ein charakteristisches „bürnell“ (Brunnen) aus dem 18. Jahrhundert, das aus lokalem Gestein besteht.

Der Sacro Monte

Der ursprüngliche – auf die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückgehende – Plan zum Bau der Kapellen, aus denen der Sacro Monte bestehen sollte, ist nicht bekannt. Es ist bekannt, dass es 1661 bereits drei Kapellen gab, während im Jahr 1700 vereinbart wurde, weitere Kapellen am Saumpfad zu errichten, der von Campiglia Cervo zur Wallfahrtsstätte führt. Zwei der in den erhaltenen Dokumenten erwähnten Kapellen lagen in der Nähe der Wallfahrtsstätte, waren mit lebensgroßen polychromen Statuen geschmückt und jeweils den Themen der Heimsuchung und der Verkündigung an Zacharias gewidmet. Sie wurden im 20. Jahrhundert abgerissen, um die Fahrstraße zu verbreitern.

Auf die fünf – schlecht erhaltenen – Kapellen trifft man entlang der Schotterstraße, die vom Ortsrand von Campiglia an den mit einem herrlichen Buchenwald bestandenen Abhängen zur Wallfahrtsstätte hinaufführt. Ihre Architektur ist recht bescheiden. Die Dekorationen sind in einem schlechten Zustand. Was die Statuen betrifft, wurden sie aus polychromer Terrakotta von einem talentierten anonymen Modellierer geschaffen, die Fresken hingegen stammen von dem Maler Pietro Lace aus Andorno (Anfang des 18. Jahrhunderts). Die Werke sind hinsichtlich der Geschichte der Volksreligiosität von Interesse. Sie bezeugen die Gunst, derer sich die heiligen Einsiedler wie etwa auch Johannes der Täufer erfreuten. Der Andachtsweg bietet eine Reihe von Heiligen, die sich hauptsächlich durch ihr asketisches und bußfertiges Leben auszeichneten: Die erste Kapelle ist Antonius dem Großen und Paulus von Theben gewidmet, die zweite Hilarion von Gaza, die dritte dem büßenden hl. Hieronymus, dann diejenige des hl. Onophrios und schließlich die der büßenden Magdalena.

Bibliographie

  • Centini, Massimo, I Sacri Monti nell'arco alpino italiano, Priuli & Verlucca, Ivrea, 1990

Weblinks

Koordinaten: 45° 39′ 30,3″ N, 7° 59′ 36,5″ O