Scared Straight!

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Film
Titel Scared Straight!
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1978
Länge 52 Minuten
Stab
Regie Arnold Shapiro
Drehbuch Arnold Shapiro
Produktion Arnold Shapiro,
Robert Levi
Kamera William Moffitt
Schnitt Bob Niemack
Besetzung
Sprecher: Peter Falk

Scared Straight! ist ein US-amerikanischer Dokumentarfilm von 1978, er zeigt die dreistündige Begegnung einer Gruppe straffälliger Jugendlicher mit echten Häftlingen im Gefängnis. Die Jugendlichen werden von einer Gruppe Häftlinge beschimpft, angeschrien und eingeschüchtert, um ihnen „Angst einzujagen“ (englisch to „scare them strait“), damit sie das Gefängnisleben vermeiden.

Die Tagline des Fils ist „Scaring the crime out of kids isn't pretty...but it works“, zu dt. „Jugendliche vor Verbrechen abzuschrecken ist nicht schön...aber es funktioniert“. Und tatsächlich wurden in den USA die folgenden Jahrzehnte viele Scared Straight-Programme aufgelegt,[1] obwohl es an Nachweisen zur Wirksamkeit mangelte. Zwei Jahre nach dem Film veröffentlichte Prof. James Finckenauer eine Studie, nach der die Maßnahme den gegenteiligen Effekt hat und die Rückfälligkeit sogar erhöht.[2]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film stellt das Scared Straight-Programm vor, mit dem straffällig gewordene Jugendlichen in den USA vor weiteren kriminellen Handlungen bewahrt werden sollen. In mehrstündigen Sitzungen werden die Jugendlichen, die zum ersten Mal für ihre Straftaten bestraft werden, mit Gefängnisinsassen, die als „Lebenslängliche“ bekannt sind, in Kontakt gebracht, die ihnen das Leben hinter Gittern vor Augen führen sollen.

In der Dokumentation sprechen die Teenager mit Mikie C., einem Urkundenfälscher und Drogendealer, dem Gang-Mitglied Jerom Watts, dem Brandstifter und Bombenleger Jon Shapiro, dem Sohn eines Mafia-Informanten, sowie dem 17-jährigen Autoknacker Jesus Rodriguez. Nach der Sitzung schwören alle Jugendliche, dass sie nie ins Gefängnis und ihre kriminelle „Karrieren“ beenden wollen.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde 1979 mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Ferner gewann der Film zwei Emmys: Arnold Shapiro als Produzent (Outstanding Informational Program) und Bob Niemack als Filmeditor (Outstanding Individual Achievement – Informational Program). Arnold Shapiro erhielt zudem eine Nominierung als Drehbuchautor.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sprecher des Films ist Peter Falk, bekannt als Columbo. Der Film wurde im Rahway Gefängnis in New Jersey gedreht.

Als er 1978 unzensiert im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, war er der erste Film, bei dem absichtlich Begriffe wie „shit“ und „fuck“ nicht geschnitten wurden.

1980 entstand eine Spielfilm-Adaption mit dem Titel Scared Straight! Another Story unter der Regie von Richard Michaels. Mit den TV-Produktionen Scared Straight! 10 Years Later (1987) und Scared Straight! 20 Years Later (1997) werden die Lebenswege der Jugendlichen weiter verfolgt. Die Filme sorgten für kontroverse Diskussionen, weil sie den Ansatz von Scared Straight favorisieren, der sich inzwischen nicht nur als unwirksam, sondern sogar kontraproduktiv erwiesen hat.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infolge des Films führten viele US-Bundesstaaten Scared Straight-Programme ein, um straffällige Jugendliche zu bessern.[1]

Im April 1978 begann James Finckenauer, Professor an der Rutgers-Universität, das Scared Straight-Programm zu evaluieren, indem er eine Kontrollgruppe hinzuzog, was bis dahin noch nicht geschehen war.[3] Seine zwei Jahre später veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass Jugendlich, die an dem Programm im Rahway Gefängnis teilnahmen, mit größerer Wahrscheinlichkeit weitere Straftaten begingen als solche, die nicht teilnahmen.[2] Eine Folgestudie in 1999 von ihm befasste sich mit der Frage, warum der Scared Straight-Ansatz trotz wissenschaftlich bewiesener Unwirksamkeit in manchen Gerichtsbarkeiten weiterhin angewendet wird.[4]

Eine Metastudie der Ergebnisse von Scared Straight und ähnlicher Programme ergab, dass sie die Straffälligkeit aktiv erhöhten und zu höheren Rückfallquoten im Vergleich zu Kontrollgruppen führten, die nicht an Maßnahmen teilnahmen. Die Ursache für den Anstieg der Kriminalität ist unklar.[5]

Das britische College of Policing ist ebenfalls der Meinung, dass es „qualitativ sehr hochwertige“ Beweise dafür gibt, dass Scared Straight-Programme zu einem Anstieg der Kriminalität führen.[6]

In 2011 schrieben zwei Beamte des Justizministeriums ein Op-Ed in der Baltimore Sun, in dem sie Scared Straight-Programme als „unwirksam“ und „potenziell schädlich“ bezeichneten. Die Beamten, der amtierende OJJDP-Administrator Jeff Slowikowski und Laurie O. Robinson, schrieben, dass „wenn es um unsere Kinder geht“, politische Entscheidungsträger und Eltern „Fakten folgen sollten, nicht Anekdoten“.[7]

Im Jahr 2004 schätzte das Washington State Institute for Public Policy, dass jeder US-Dollar für Scared Straight-Programme, Kosten in Höhe von 203 Dollar erzeugt.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gil Jawetz: Scared Straight! In: DVD Talk. 12. September 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. November 2012; abgerufen am 27. Mai 2012 (englisch).
  2. a b James O. Finckenauer: 'Scared Straight' and the Panacea phenomenon: discussion. In: Annals of the New York Academy of Sciences. Vol. 347, Nr. 1, Juni 1980, S. 213–217, doi:10.1111/j.1749-6632.1980.tb21271.x, PMID 6930902, bibcode:1980NYASA.347..213F (englisch).
  3. Mathew Syed: Black Box Thinking. Hrsg.: Penguin Random House. 2015, ISBN 978-1-59184-822-6, S. 162 (englisch).
  4. Scared Straight: The Panacea Phenomenon Revisited. U.S. Department of Justice - Office of Justice Programs, abgerufen am 18. September 2023.
  5. Anthony Petrosino, Carolyn Turpin-Petrosino, Meghan E. Hollis-Peel, Julia G. Lavenberg: 'Scared Straight' and other juvenile awareness programs for preventing juvenile delinquency. In: The Cochrane Database of Systematic Reviews. Nr. 4, 30. April 2013, ISSN 1469-493X, S. CD002796, doi:10.1002/14651858.CD002796.pub2, PMID 23862186 (englisch, bridgew.edu [abgerufen am 24. September 2019]).
  6. College of Policing: What Works Crime Reduction Toolkit - 'Scared Straight' Programs. 19. Februar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2018; abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch): „Overall, the evidence suggests that the intervention has increased crime 68 % ... evidence is taken from Review one (covering nine studies) ... Petrosino A., Turpin-Petrosino C., Hollis-Peel M.E., & Lavenberg J.G. 'Scared Straight' and other juvenile awareness programs for preventing juvenile delinquency (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 4.“
  7. Laurie O. Robinson, Jeff Slowikowski: Scary -- and ineffective. In: The Baltimore Sun. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2011; abgerufen am 31. Januar 2011 (englisch).
  8. Steve Aos,Roxanne Lieb, Jim Mayfield, Marna Miller, Annie Pennucci: Benefits and Costs of Prevention and Early Intervention Programs for Youth. (PDF) Washington State Institute for Public Policy, 7. September 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. August 2014; abgerufen am 28. Juli 2014 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]