Schleuse Friedenthal

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Schleuse Friedenthal
Lage der Schleuse Friedenthal
Lage der Schleuse Friedenthal

Lage der Schleuse Friedenthal

Lage
Schleuse Friedenthal (Brandenburg)
Schleuse Friedenthal (Brandenburg)
Koordinaten 52° 46′ 8″ N, 13° 14′ 5″ OKoordinaten: 52° 46′ 8″ N, 13° 14′ 5″ O
Land: Deutschland Brandenburg
Gewässer: Ruppiner Kanal, Obere Havel-Wasserstraße
Gewässerkilometer: km 3,75
Daten
Eigentümer: Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
Zuständiges WSA: Oder-Havel
Planungsbeginn: alt 1788/ neu 2017
Betriebsbeginn: 1788 / 2023
Stilllegung: alte Schleuse 1959
Schleuse
Typ: Selbstbedienungsschleuse
Nutzlänge: alt 40 m / neu 41,50 m
Nutzbreite: 6 m
Obertor: Stemmtor
Untertor: Stemmtor
Sonstiges

f1

Als Schleuse Friedenthal wird eine ehemalige (Stand 2022) Schleuse nahe dem Kanalkreuz Oranienburg, einem Wasserstraßenkreuz bei der brandenburgischen Stadt Oranienburg nördlich von Berlin bezeichnet. Sie befand sich etwa am Kilometer 3,75 des Ruppiner Kanals und wurde 1959 stillgelegt. Als ein Projekt der Wassertourismusinitiative Nordbrandenburg wurde 2017 beschlossen die Schleuse wieder aufzubauen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um Oranienburg war die Havel bereits seit dem frühen Mittelalter Transportweg für Massengüter. Mit dem Mühlenbau und dem Aufstauen des Fließgewässers kam es zu Interessenkonflikten zwischen Schiffern und Mühlenbetreibern. In diesem Zusammenhang wurden Havelarme um die Stadt kanalartig ausgebaut. Der Ruppiner Kanal wurde im späten 18. Jahrhundert errichtet, um eine Verbindung zum Kremmener See, Ruppiner See und nach Neuruppin zu schaffen. Der Kanal wurde bis 1791 fertiggestellt. Über den Kanal wurde beispielsweise Torf als Brennmaterial aus dem Rhinluch nach Berlin transportiert. Neben weiteren wurden unter anderem die Tiergartenschleuse und die Schleuse Friedenthal im heutigen Stadtgebiet Oranienburgs errichtet. Die Schleuse Friedenthal entstand dabei 1788 unmittelbar am Abzweig des Ruppiner Kanals von der Oranienburger Havel. Das östliche Ende des Ruppiner Kanals wurde durch den Bau des Oranienburger Kanals von 1832 bis 1837 gekreuzt und damit die Schleuse Friedenthal abgetrennt, womit sie an Bedeutung verlor und nur noch der Verbindung zwischen der Oranienburger Havel und dem Oranienburger Kanal diente. Nach der Eröffnung des Großschiffahrtsweges Berlin-Stettin wurde die Frachtschifffahrt über den Oder-Havel-Kanal (OHK) östlich an Oranienburg vorbei geleitet. Weiter an Bedeutung verlor das Kanalkreuz mit der Stilllegung der Schleuse Friedenthal 1959. Damit war auch die Durchgängigkeit im südöstlichen Schenkel des Kreuzes aufgehoben.

Wasserwege um Oranienburg

Die alte Schleuse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau der ursprünglichen Schleuse erfolgte 1879. Die Schleusenanlage hatte eine Gesamtlänge von etwa 60 Meter. Die nutzbare Länge der Schleusenkammer zwischen den Häuptern betrug um die 40 Meter, was dem damals auf den dortigen Wasserstraßen gebräuchlichen Finowmaß entsprach. Die Schleuse hatte schräge Wände und eine hydraulisch offene Sohle, die untere Kammerbegrenzung bestand aus Holzspundbohlen. Verschlossen wurde die Kammer durch handbetriebene hölzerne Stemmtore. Mauerreste des unteren Schleusenhauptes und ein gusseisernes Schild sind als Reste der Schleuse zu finden.[1]

Neubau der Schleuse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ein Projekt der Wassertourismusinitiative Nordbrandenburg wurde 2017 beschlossen, die Schleuse wieder aufzubauen.[2] Der Wiederaufbau wird als wirtschaftlich bedeutend für die weitere wassertouristische Entwicklung der Umgebung Oranienburgs angesehen. Zweck des Neubaues der Schleuse Friedenthal ist die Wiederherstellung der Passierbarkeit der ehemaligen Verbindung zwischen dem Oranienburger Kanal und der Oranienburger Havel. Die Eröffnung ist für 2023 vorgesehen.[veraltet]

Anfang Oktober 2020 wurde damit begonnen, den vorgesehenen Standort der zukünftigen Schleusenkammer freizuräumen. Bei der Suche nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg wurden zwei Bomben gefunden, welche in einem sehr aufwendigen Verfahren entfernt wurden.[3] Die Entschärfung verlief erfolgreich.[4] Als Ergebnis der bisherigen Planung zur Standortwahl des Ersatzneubaues wurde der vorhandene Standort als optimale Lösung gewählt. Von einer Verschiebung des Standortes wird abgesehen, weil sich die Ein- und Ausfahrtsbedingungen nachteilig verändern würden und größere, kostspielige Korrekturen des Uferbereichs im Ein- und Ausfahrtsbereich notwendig geworden wären. Damit die Grundwasserstände nicht verändert werden, wird die neue Schleuse Kammerwände aus Spundwänden mit geschlossener Sohle erhalten Damit verbunden sind Erwartungen hinsichtlich geringerer Baukosten und kürzerer Bauzeit.

Die Schleuse ist mit zweiflügeligen Stemmtoren aus Stahl im Ober- und Unterwasser mit maschinellen Antrieben und als Füllanlage Schütze mit tiefer Anordnung zur strömungsarmen Befüllung der Schleusenkammer geplant.

Die Anordnung der Vorhäfen ergibt sich aus den Ein- und Ausfahrtsbedingungen sowie örtlichen Gegebenheiten. Die Anordnung der Wartestelle im oberen und unteren Vorhafen wurde so gewählt, dass die Sicherheit der begegnenden Schifffahrt gewährleistet wird. Die Wartestelle im oberen Vorhafen befindet sich am westlichen, rechten Ufer und im unteren Vorhafen am östlichen, dem linken Ufer.

Lage des Ruppiner Kanals
Lage des Ruppiner Kanals

Neue Schleuse Friedenthal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neue Schleuse wird sich ebenfalls am Kilometer 3,75 der Oranienburger Havel (OHv) befinden. Die Schleusenkammer wird eine nutzbare Kammerlänge von 41,50 Meter und eine nutzbare Kammerbreite von 6,00 Meter haben. Die Fallhöhe beträgt im Mittel 2,45 Meter. In Anlehnung an die alte Schleuse hinsichtlich der Schleusenabmessungen wird wieder der Finowmaßkahn als Bemessungsschiff festgelegt. Mit einer Sondergenehmigung dürfen Fahrzeuge mit höheren Aufbauten, wie Arbeitsgeräte der Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter, bis zu einer Länge von 41,50 die Schleuse passieren. Die Radwegbrücke kann mittels eines Kranes entfernt werden, wenn die Aufbauten und Geräte höher als 3,80 Meter dies zur Passage dieser Fahrzeuge erforderlich machen.

Des Weiteren wird die vorhandene Bootsschleppe zum Umsetzen von kleineren Sportbooten bis zu 300 Kilogramm Eigengewicht mittels schienengeführten Bootswagen entsprechend der Richtlinie für die Gestaltung von Wassersport-Anlagen an Binnenwasserstraßen (RiGeW 2011)[5] wiederhergestellt. Die Anordnung erfolgt östlich der Schleuse auf einer Länge von etwa 134 Meter mit Zugang im Unterwasser über einen Schwimmsteg und im Oberwasser über einen festen zweistufigen Steg. In den Vorhäfen befindliche Wartestellen sind nach RiGeW 2011 ausgelegte Warteplätze für Sportboote ohne landseitigen Ausstieg mit einer Länge von 62,50 Meter. Sie bestehen aus einer Pfahlreihe mit 3-reihigen Längswerk aus Stahl sowie einer begehbaren Plattform mit Kommunikationsausrüstung. Nach umfangreichen Untersuchungen der Gewässer im Oktober 2017 für die Trassierung der Oranienburger Havel bis zum Hafen am Schlosspark kann von einer durchgehenden Fahrwassertiefe bis 1,70 Meter bei Mittelwasser ausgegangen werden.

Über das Schleusengelände verläuft ein überregionaler Radweg.[6] Sein Verlauf wird mit dem Schleusenbau berücksichtigt. Im Ergebnis der Voruntersuchung verläuft der Radweg über das Unterhaupt. Die zur Querung der Schleuse benötigte Radwegbrücke wird in das Unterhaupt der Schleusenkammer eingebunden. Planmäßig wird die Schleuse 2023 ihren Betrieb aufnehmen. Mit der neuen Schleuse wird die Oranienburger Havel von ihrer Sackgasse nördlich des Schlosshafens befreit und mit dem Ruppiner Kanal verbunden. Dadurch werden wieder direkte Boots- und Schifffahrten durch die Stadt ermöglicht und damit insbesondere die Freizeitschifffahrt und der Wassertourismus in Oranienburg gefördert. Boote, deren Ziel die Ruppiner Gewässer sind, mussten bislang einen Umweg fahren und die Schleuse Pinnow südlich von Oranienburg nutzen. Bund und Land finanzieren das Projekt zu 90 Prozent. Die Gesamtkosten betragen etwa 18 Millionen Euro[7].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H.-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. DSV-Verlag, Hamburg 1994, S. 167 ff. ISBN 3-344-00115-9.
  • Schriften des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e. V. WESKA (Westeuropäischer Schifffahrts- und Hafenkalender), Binnenschifffahrts-Verlag, Duisburg-Ruhrort. OCLC 48960431

Karten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Folke Stender: Redaktion Sportschifffahrtskarten Binnen 2. Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft, ISBN 3-926376-10-4.
  • W. Ciesla, H. Czesienski, W. Schlomm, K. Senzel, D. Weidner: Schiffahrtskarten der Binnenwasserstraßen der Deutschen Demokratischen Republik 1:10.000. Band 4. Herausgeber: Wasserstraßenaufsichtsamt der DDR, Berlin 1988, OCLC 830889996.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schleuse Friedenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilder der Schleusenreste abgerufen am 11. April 2021
  2. Wassertourismusinitiative Nordbrandenburg (WIN) abgerufen am 10. April 2021
  3. Bombenentschärfung in Oranienburg Zwei Bomben – Sperrkreis, Kontakte, Bürgertelefon und Hintergründe abgerufen am 7. Dezember 2022
  4. Bombenentschärfung gelungen. abgerufen am 8. Dezember 2022
  5. Richtlinie für die Gestaltung von Wassersport-Anlagen an Binnenwasserstraßen (RiGeW) abgerufen am 10. April 2021
  6. Radweg am Oranienburger Kanal (Schleuse Friedenthal bis Granseer Straße) abgerufen am 10. April 2021
  7. Stadt Oranienburg Pressestelle: Schleuse voraus. In: www.oranienburg.de. Stadt Oranienburg, 25. Januar 2022, abgerufen am 26. Januar 2022.