St. Andreas (Hildesheim)
Die evangelisch-lutherische Bürgerkirche St. Andreas ist eine der großen Hauptkirchen von Hildesheim. Mit 114,5 Metern Höhe ist der Turm der Kirche der höchste Kirchturm Niedersachsens. Er ist über 364 Stufen zugänglich und bietet einen weiten Rundblick über die Stadt und das Umland.
Baugeschichte
Der früheste Kirchbau mit dem Patrozinium des Apostels Andreas war eine schlichte vorromanische Kapelle, deren Existenz schon für das Todesjahr Bischof Bernwards 1022 angenommen wird. Bischof Godehard wurde hier nach seinem Tod 1038 für die Trauerbekundung des Volkes aufgebahrt.
In romanischer Zeit verlagerte sich das Zentrum der Markt- und Handwerkersiedlung aus der feuchten Niederung zwischen Domburg und Michaeliskirche („Alter Markt“) hierher, und die Kapelle wurde durch eine romanische Kirche mit mächtigem Westwerk ersetzt.
Der Bau der gotischen Kirche wurde, unter Einbeziehung des romanischen Westwerks und Beibehaltung des basilikalen Querschnitts, Ende des 14. Jahrhunderts begonnen, der Chor 1389, das nördliche Seitenschiff 1404, der Turm 1503. 1504 wurde das Langhaus mit den Seitenschiffen bis an den Turm herangeführt. Der Turm erreichte jedoch erst 1883 seine endgültige Höhe, vorher ragte er kaum über den Rest des Gebäudes hinaus. Der Innenraum erinnert mit Chorumgang und Kapellenkranz im Osten an französische Kathedralen.
Wie die Marktkirchen in vielen anderen deutschen Bischofsstädten repräsentierte St. Andreas im Hochmittelalter das bürgerliche Selbstbewusstsein gegenüber der landesherrlichen Gewalt des Bischofs (Hochstift), die sich im Dom darstellte. In der Reformationszeit verband sich dieser alte Machtgegensatz mit der religiösen Frage. Folgerichtig war St. Andreas 1542 die erste Kirche Hildesheims, in der lutherisch gepredigt wurde und von wo aus Johannes Bugenhagen die neue evangelische Kirchenordnung einführte. Daran erinnert seit 1995 ein Brunnen-Denkmal von Ulrich Henn auf dem südlichen Vorplatz der Kirche.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Andreaskirche am 22. Februar 1945 bei einem Luftangriff im Rahmen der Operation Clarion an mehreren Fenstern beschädigt. Beim schwersten Luftangriff auf Hildesheim vom 22. März 1945 brannte sie völlig aus, nur die schwer angeschlagenen Umfassungsmauern und der Turm blieben stehen. Abgesehen vom Dom wurde keine andere Kirche in Hildesheim so stark beschädigt wie St. Andreas. In den 1950er-Jahren wurde sie annähernd originalgetreu rekonstruiert.
Glocken
Im Turm hängen vier Glocken, wobei drei von ihnen Leihglocken aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sind.[1] Die klangvolle Osanna stammt aus der Danziger Marienkirche. Die große Glocke ist ein Geschenk der Stadt Hildesheim. Die Glocken sind auf die des Domes abgestimmt.
Nr. |
Name |
Gussjahr |
Gießer, Gussort |
Durchmesser (mm) |
Masse (kg) |
Nominal |
Herkunftsort der Leihglocke |
1 | St.-Andreas-Glocke | 1963 | Gebr. Rincker, Sinn | 2150 | 6500 | ges0 | – |
2 | Osanna | 1632 | 1750 | 3000 | b0 | Danzig, St. Marien | |
3 | Maria | 1738 | 1360 | 1500 | des1 | Rastenburg (Ostpreußen) | |
4 | Petrus | 1725 | 1220 | 1300 | es1 | Mühlhausen (Westpreußen) |
Orgel
In der Basilika befindet sich eine der größten Orgeln Norddeutschlands. Sie wurde 1965/66 von der Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath Orgelbau (Hamburg) erbaut und hat nunmehr 64 Registern (4734 Pfeifen) auf vier Manualen und Pedal (Tonkanzellenladen). Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[2] Der mächtige Kirchenraum verleiht dem Instrument ein ungewöhnliches Klangvolumen. Regelmäßig finden Orgel- und Chorkonzerte statt.
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- Koppeln: I/II, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, Glocken/P
- Nebenregister: Glockenspiel (Hauptwerk)
- Spielhilfen: 6400-fache elektronische Setzeranlage, Sequenzer
Maße
- Länge: 80 m
- Breite: 35 m
- Höhe: 27 m
- Turm (seit 1883): 114,5 m
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St. Andreas 2011
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Turm von St. Andreas 2008
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Stahlstich von Johannes Poppel: St. Andreas 1850
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Gottesdienst „Traumkirche zur Nacht“ in St. Andreas 2014
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Andreaskirche Hildesheim, Mittelschiff mit Blick zum Chor.
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Portal des romanischen Westwerks mit Blick zum Altar 2014.
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Chorraum in St. Andreas 2008.
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Barockausstattung von Daniel und Ernst Dietrich Bartels vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.
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1948 bei der Trümmerbeseitigung
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Orgel von Beckerath (Hamburg) 1965–1966
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Blick nach Westen auf die Orgelempore 2012
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Blick nach Westen auf die Orgelempore 2009
Siehe auch
Literatur
- Reinhold Brunnert: Die Orgel in der St. Andreas-Kirche Hildesheim – Erbauer: Rudolf von Beckerath, Hamburg (1965). Einweihung: letzter Sonntag nach Epiphanias; 30. Januar 1966. Hrsg.: Kirchenvorstand von St. Andreas, 1966.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hildesheim, Evangelische Kirche St. Andreas, Glocken (15. August 2014) auf YouTube.
- ↑ Die Beckerath-Orgel. In: Kirchenmusik St. Andreas. Evangelisches MedienServiceZentrum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, abgerufen am 27. November 2015. .
Koordinaten: 52° 9′ 5,5″ N, 9° 57′ 0,2″ O