St. Wolfgang (Essenbach)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Juli 2016 um 14:49 Uhr durch Cm95 (Diskussion | Beiträge) (erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gesamtansicht St. Wolfgang
Turm der Wallfahrtskirche mit Zwiebelhaube
St. Wolfgang mit Blick ins Isartal, im Hintergrund der Kühlturm des Kernkraftwerks Isar
Innenansicht der Kirche mit den gotischen Fresken und dem barocken Altar

Die Wallfahrtskirche St. Wolfgang liegt auf freiem Feld auf einer Anhöhe, dem Sankt-Wolfgangsberg, nördlich des Isartals nahe von Essenbach im niederbayerischen Landkreis Landshut. Kirchenpatron ist der heilige Wolfgang von Regensburg (Gedenktag: 31. Oktober), der auch Diözesanpatron von Regensburg ist. Sankt Wolfgang ist offiziell ein eigener Ortsteil von Essenbach.

Geschichte

Wegen seiner vorgeschobenen Position oberhalb des Isartals führte wohl schon im Mittelalter oder bereits zur Römerzeit eine wichtige Straßenverbindung zwischen Regensburg und Salzburg über den Sankt-Wolfgangsberg. Der Legende nach soll der Heilige Wolfgang, im späten 10. Jahrhundert Bischof und heute Diözesanpatron von Regensburg, auf seinen Reisen zum Kloster Mondsee ins Salzkammergut hier Rast gemacht und einen Körperabdruck auf einem Stein hinterlassen haben. Aufgrund dieser Legende dürfte sich bald eine rege Wallfahrt nach Sankt Wolfgang entwickelt haben; auch die Lage der heutigen Kirche fernab jeder Bebauung deutet auf ihre Funktion als Wallfahrtskirche hin. So ist bereits im späten Mittelalter eine Wallfahrt der Landshuter Schneiderzunft belegt.[1][2]

Die heute bestehende Kirche wurde um 1300 als Backsteinbau im frühgotischen Stil erbaut, das Turmuntergeschoss stammt wohl aus dem späten 15. Jahrhundert, der Turmaufbau mit barocker Zwiebelhaube wurde erst 1689 errichtet. In dieser Zeit wurde auch der Innenraum barockisiert. Es wurden massive Übermalungen der gotischen Fresken getätigt, welche um 1900 wieder freigelegt und zum Teil ergänzt wurde. In jüngster Zeit wurden die Malereien den Anforderungen entsprechend konserviert. Außerdem wurden in den 1980er Jahren die Mauern getrocknet und mit einem Sanierputz versehen, 1993 der Altar restauriert sowie 2001 der Dachstuhl instandgesetzt und die Kanzel restauriert.[1][2]

Beschreibung

An den quadratischen Chor, der wohl das älteste Element des Kirchengebäudes darstellt, schließt sich in westlicher Richtung das etwas breitere Langhaus an. Beide sind mit einem Satteldach in etwa gleicher Neigung bedeckt. Den Abschluss nach Westen bildet der rechteckige Turm mit achteckigem Aufsatz und Zwiebelhaube. Der Innenraum der Kirche orientiert sich am Niveau des Chorraumes, sodass am Eingang durch den Westturm einige Stufen hinabzusteigen sind. Das hohe Langhaus schließt durch eine flache Holzdecke nach oben ab, der Altarraum durch ein gotisches Kreuzrippengewölbe.[2] Letzterer enthält gotisches Chorgestühl und einen barocken Triumphbogen-Altar mit einer Figur des heiligen Wolfgang, flankiert von den Seitenfiguren St. Notburga und St. Barbara, die aufgrund von mehreren zurückliegenden Diebstählen nur zu den Gottesdiensten aufgestellt werden.[1][3]

Gotische Fresken

Besonders interessant sind die um 1900 freigelegten farbigen gotischen Fresken an den Wänden von Altarraum und Langhaus, die bereits vor 1425 entstanden sein müssen. Die Motive sind stets einfach gehalten und in den warmen Tönen der Erdfarben ausgeführt.[4]

Am Chorgewölbe ist einen Sternenhimmel dargestellt, unterbrochen von acht kreisrunden Feldern, deren Inhalt jeweils stark verblasst ist. In vier der acht Felder sah man ursprünglich wohl die Evangelistensymbole, von denen der Markuslöwe noch am deutlichsten zu erkennen ist. In restlichen vier Felder enthielten wohl Darstellungen mit Engeln, eventuell die Verkündigung an Maria. An den Zwickeln im Chorraum sind neben zwei Apostelkreuzen auch Einzelfiguren erkennbar. Die Malereien an der Südwand stellen wohl Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem, den zwölfjährigen Christus lehrend im Tempel und die Heimholung durch seine Eltern. An der Nordwand erkennt man eine Darstellung des heiligen Wolfgang mit weiteren drei Heiligengestalten, die eventuell eine frühe Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit bilden. Am Chorbogen sind links der heilige Christophorus, rechts eine Darstellung des Jüngsten Gerichts mit Auferstehung der Toten aus ihren Gräbern zu sehen. An der Südwand des Langhauses ist ein großer Teil der Fresken durch spätere Fenstereinbauten verloren gegangen, auch ist hier durch die Kanzel die Wandfläche verringert. Im oberen Bereich sind links und rechts der Kanzel die zwölf Apostel dargestellt, im unteren Bereich Szenen aus dem Leben des heiligen Wolfgang, die Enthauptung Johannes' des Täufers und im rückwärtigen Bereich wieder der heilige Christophorus. Am besten sind die Fresken an der fensterlosen nördlichen Langhauswand erhalten. Hier ist in zwei Reihen die gesamte Lebensgeschichte Jesu dargestellt: die Verkündigung an Maria, die Geburt mit Ochs und Esel, die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige, die Darstellung Jesu im Tempel, der Marientod im Kreise der zwölf Apostel, der Judaskuss, die Vorführung bei Pilatus, die Geißelung an der Geißelsäule, die Dornenkrönung und Verhöhnung durch die römischen Soldaten, die Kreuztragung, die Kreuzigung mit Maria und Johannes unter dem Kreuz, die Grablegung, die Auferstehung, die Erscheinung der Frauen und schließlich die Himmelfahrt.[4]

Ensemble

Neben dem Kirchlein befindet sich die Wallfahrtsklause im Stile eines alten Bauernhauses, die sonntags zur Einkehr genutzt werden kann und somit als Begegnungsstätte der Pfarrei Essenbach dient. Der Blockbau aus dicken Holzbohlen wurde wohl im 18. Jahrhundert errichtet.[3]

Kirche und Klause sind von einer weiß gekalkten Kirchhofmauer aus dem 17. oder 18. Jahrhundert umgeben.

Trivia

Das Motiv der Wallfahrtskirche St. Wolfgang mit einem in voller Blüte stehender Sonnenblumenfeld wird vom Landkreis Landshut als Imagebild verwendet. Die Landshuter Zeitung verwendet zur Kennzeichnung von Artikeln, die den gesamten Landkreis betreffen, eine zeichnerische Darstellung der Wolfgangskirche.

Literatur

  • Sixtus Lampl: Essenbach und seine Kirchen. Gebunden. Schlossverlag Valley, 2008.

Weblinks

Commons: St. Wolfgang (Essenbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Lampl, S. 16–18.
  2. a b c Pfarramt Essenbach, Mettenbach + Mirskofen: Die Wallfahrtskirche St. Wolfgang. Online auf www.pfarramt-essenbach.de. Abgerufen am 14. November 2015.
  3. a b Marktgemeinde Essenbach: Kirchen in der Pfarrei Essenbach. Online auf www.essenbach.de. Abgerufen am 14. November 2015.
  4. a b Lampl, S. 18–20.

Koordinaten: 48° 37′ 26,3″ N, 12° 12′ 48,8″ O