Steinkirchen (Obertaufkirchen)

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Steinkirchen
Koordinaten: 48° 14′ N, 12° 16′ OKoordinaten: 48° 14′ 14″ N, 12° 16′ 1″ O
Einwohner: 61 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 84419
Vorwahl: 08082
Steinkirchen 19 (Vierseithof), rechts das ehemalige Mesnerhaus, in dem die erste Steinkirchner Schule eingerichtet wurde
Steinkirchen 19 (Vierseithof), rechts das ehemalige Mesnerhaus, in dem die erste Steinkirchner Schule eingerichtet wurde

Steinkirchen ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Obertaufkirchen im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Indikulus Arnonis vom Jahre 790, das älteste Güterverzeichnis der Kirche Salzburg, hergestellt im Auftrage des Erzbischofs Arno, wird Steinkirchen als eine der drei Kirchen an der Ornau erstmals erwähnt. Die beiden anderen waren in Oberornau und Paffenkirchen. Nach den Ungarneinfällen und deren Verwüstungen ist zu Ehren des Hl. Ulrich von Augsburg, des Ungarnbefreiers (Schlacht auf dem Lechfeld vom 8. bis 10. August 955), eine Kirche aus Stein erbaut worden.

Im Mittelalter nannte sich ein dortansässiges Adelsgeschlecht nach dem Ort. Um 1135 bezeugen Adelbero de Steinenkirchen und sein Bruder Ruodiger eine Urkunde. Um 1200 wurden in klösterlichen Urkunden Walchunus de Stainchirchen und um 1210 bis 1230 Ruodigerus de Stainchirchen erwähnt. Dieses Geschlecht erlosch um die Mitte des 13. Jahrhunderts, und seine Güter kamen wahrscheinlich an die nahe gelegenen Klöster Gars und Au.[2]

Ursprünglich gehörte der Ort zur Obmannschaft Obertaufkirchen im kurfürstlichen Landgericht Mühldorf am Inn, aus der 1818 weitgehend die bis zur Gebietsreform 1972 gültige Gemeinde Obertaufkirchen gebildet wurde. Eine Schule in Steinkirchen wird im Jahre 1713 erstmals erwähnt. Diese wurde in einer Stube im Mesnerhaus (jetziges Hundschellhaus, Hausnummer 19) untergebracht. Die Schulzeit dauerte einige Wintermonate, im Sommer brauchte man die Kinder zum Arbeiten. Ein neues Schulhaus wurde 1804 errichtet. Die Schule wurde 1830 vorübergehend geschlossen. Erst 1861 wurde das jetzige „alte“ Schulhaus gebaut. In den 50er Jahren wurde ein Anbau zwischen „Alter Schule“ und Schmid erstellt. 1968 wurde der Schulbetrieb eingestellt und das Anwesen von der Gemeinde Obertaufkirchen verkauft. Im Mai 1987 lebten dort 61 Einwohner in 16 Wohngebäuden, von denen eines in zwei Wohnungen aufgeteilt war.[1]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf Steinkirchen liegt im linken Talbereich des Ornauer Bachs, der die südliche und östliche Begrenzung des Gattergebirges bildet und über die Goldach zur Isen fließt. Die den Ort tangierende Ortsverbindungsstraße verbindet den Hauptort Obertaufkirchen mit dem ehemaligen Gemeindehauptort Oberornau.

Die nächstgelegenen größeren Städte sind im Osten die Kreisstadt Mühldorf am Inn rund 22 km entfernt, im Westnordwesten Dorfen 14 km entfernt, im Nordnordwesten Landshut 48 km entfernt sowie im Westsüdwesten die Landeshauptstadt München mit einer Entfernung von 60 km.

Bau- und Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Ulrich
St. Ulrich, Innenraum

Die Katholische Filialkirche St. Ulrich (Steinkirchen 21) ist ein kleiner barocker Saalbau mit eingezogenem Chor und Westturm, ehemals bezeichnet mit dem Jahr 1672, 1908 verlängert.[3] Steinkirchen zeichnete sich gegenüber den anderen Filialkirchen von Obertaufkirchen dadurch aus, dass es die Hauptkirche des Kooperator genannten Mitarbeiter des Pfarrers war, außerdem besaß sie einen Friedhof und verwahrte seit 1815 im Tabernakel das Allerheiligste.

Der jetzige Chor wird aufgrund einer Inschrift an der Außenseite des Presbyteriums auf die Zeit um 1672 datiert. Das Langhaus wurde wohl um 1723 neu erbaut. 1908 wurde die Kirche nach Plänen des Bezirksbaumeister Wallenreuter um etwa 4 Meter verlängert. Deshalb musste der bisherige Turm im Westen abgebrochen und nach Abschluss der Verlängerungsbauarbeiten ein neuer Turm im neubarockem Stil für das geplante neue Geläut gebaut werden. Das Innere der Kirche geht im Wesentlichen auf eine Renovierung im Jahr 1948 zurück, bei der der Kunstmaler L. Maillinger aus Mühldorf die Altarblätter und die vier Deckenfresken neu schuf. Der Hochaltar und der linke Seitenaltar stammen wohl aus der Zeit um 1730. 1992 erhielt die Kirche neue Glocken aus Bronze.[4]

Ehemalige Mühle

Die ehemalige Mühle (Steinkirchen 8) ist ein zweigeschossiger Flachsatteldachbau mit Blockbau-Obergeschoss, Bundwerk und Traufschrot aus dem 18. Jahrhundert.

Die Filialkirche und die ehemalige Mühle sind in die Liste der Baudenkmäler in Obertaufkirchen eingetragen.[3] Bereich der Katholischen Filialkirche St. Ulrich in Steinkirchen und ihres Vorgängerbaus gibt es darüber hinaus untertägige spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde, die als Bodendenkmal kategorisiert sind.[5]

Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1970er Jahren entwickelte sich rasant eine kleine Spenglerei zum größten Arbeitgeber der Region mit über 400 Beschäftigten. Die Firma Grundner, die vorrangig Lüftungskanäle aus Blech produzierte und weltweit den Markt belieferte. Anfang der 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Lebenswerk der Eheleute Grundner zerschlagen und es entstanden die heute am Betriebssitz firmierenden Firmen als GmbH mit etwa 100 Mitarbeitern, die sich Anlagen- und Luftleit-Systembau, Kamin- und Druckbehälterbau sowie Entstaubungstechnik fokussiert,[6] sowie die Berliner Luft Technik GmbH, die mit 39 Beschäftigten Lüftungs- und Klimatechnik anbietet.[7]

Haus- und Flurnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adresse Hausnamen Namensherkunft Foto
Steinkirchen 1 Wagneranwesen ⚭ um 1689, Steinkirchen, Barbara Wagner und Kaspar Wagner[8]
Steinkirchen 3 Schneideranwesen
Steinkirchen 4 Christlanwesen Christoph
Steinkirchen 5 Wimmeranwesen
Steinkirchen 6 Kronberger Kfz- und Landtechnik[9]
Steinkirchen 7, 9 und 11 Grundner und Fabrikgelände Die Grundner Metallverarbeitung KG ist am 28. März 1979 erloschen.[10] Jetzt nutzt die Berliner Luft Technik GmbH das Gebäude Steinkirchen 7 für den Vertrieb von Lüftungs- und Klimatechnik.[7]
Steinkirchen 8 Bapistanwesen Ehemalige Mühle
Steinkirchen 10, 10a Waldherrn-Häuser
Steinkirchen 11 als GmbH: Anlagen- und Luftleit-Systembau, Kamin- und Druckbehälterbau sowie Entstaubungstechnik[6]
Steinkirchen 12 Mesnerhaus, Altes Schulhaus
Steinkirchen 13 Mühlneranwesen
Steinkirchen 14 Schmidanwesen
Steinkirchen 14, 14a Neues Schulhaus
Steinkirchen 15 Grundner-Haus
Steinkirchen 16 Schedanwesen ⚭ 3. Juli 1752, Steinkirchen, Melchior Schid S.d. Melchior u. Margarethe[8]
⚭ 1. Okt. 1760 Steinkirchen, Melchior Schid S.d. Melchior u. Margarethe[8]
Steinkirchen 17 Rachl-Bauernhof Raichnl
⚭ 29. Okt. 1878, Rachl Maria T.d. Bernhard Rachl und Kathar[8]
Steinkirchen 18 Feuerwehrhaus
Steinkirchen 19 Waldherrn-Bauernhof Walther
Steinkirchen 20 Hundschell-Wirtshaus Georg Hundschell (* 18. Feb. 1855; † 23. Dez. 1927), Gastwirt und Krämer, Steinkirchen[11]
Steinkirchen 21 Filialkirche St. Ulrich mit Friedhof Ulrich von Augsburg
Steinkirchen 22 Eibl-Bauernhof[12] Alban
Steinkirchen 23 Baumgartner-Bauernhof ⚭ um 1722, Steinkirchen, Benedikt Baumgartner, Eltern: Baumgartner Gregor und Riedmayr Maria[8]
⚭ 17. Sept. 1743, Steinkirchen, Johann Baumgartner, Eltern: Baumgartner Gregor und Riedmayr Maria[8]
Steinkirchen 24
Steinkirchen 25, 25a Brünninger-Bauernhof mit Neubau
Steinkirchen 26, 28 Ehgarten
Steinkirchen 27
Weiler
Höllhof Höll (Hüll, Hill), ein Anwesen an einem sumpfigen Platze
Neuhausen
Reuth (Köppelreit) Gebhartreut
Weinberg (Weinbergerhof)

Flurnamen in und um Steinkirchen sind Herlberg; Anger; Ungererfeld: Weinberg; Rimbachfeld; Stoabründl; Schweibefeld, Schweibeholz; Gemeindewiesen; Forsthuberberg; Unterfeld; Schmidwiesen und Neuhauserwiesen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steinkirchen (Obertaufkirchen) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 115 (Digitalisat).
  2. Filial Steinkirchen und Edelsize Steinkirchen und Schwindach. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, herausgegeben von dem historischen Vereine von und für Oberbayern. Band 21. München, 1859–1861. Druck von Dr. C. Wolf & Sohn. In Commiffion bei G. Franz. S. 291.
  3. a b Regierungsbezirk Niederbayern, Landkreis Landshut, Gemeinde Obertaufkirchen: Baudenkmäler, D-1-83-135-26 und D-1-83-135-24.
  4. Pfarrverband Obertaufkirchen – St. Ulrich, Steinkirchen.
  5. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Aktennummer D-1-7739-0080.
  6. a b www.als-gmbh.de
  7. a b BerlinerLuft. Technik GmbH RegionalCenter Süd.
  8. a b c d e f Josef Kiening: Genealogie und Häuser im Gebiet nordwestlich von München und Hahnbach/Opf. – Heiratsregister Pfarrei Steinkirchen.
  9. Kronberger Kfz- und Landtechnik e.K.
  10. Grundner Metallverarbeitung KG (Obertaufkirchen-Steinkirchen).
  11. Totenzettel – Sterbebilder.
  12. Ehrung mit lautem Knall: Uschi Eibl ist jetzt Altbürgermeisterin. Merkur, 21. Sept 2021.