Stift Wilhering

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juni 2016 um 06:56 Uhr durch Williwilli (Diskussion | Beiträge) (Typographische Anführungszeichen korrigiert | Helfer gesucht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stift Wilhering

Lage Osterreich Österreich
Liegt im Bistum Linz
Koordinaten: 48° 19′ 25,9″ N, 14° 11′ 24,9″ OKoordinaten: 48° 19′ 25,9″ N, 14° 11′ 24,9″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
222
Gründungsjahr 1146, 1185
Mutterkloster Stift Rein, Kloster Ebrach
Primarabtei Kloster Morimond
Kongregation Österreichische Zisterzienserkongregation

Tochterklöster

Stift Engelszell (1293), Kloster Vyšší Brod (1259), Stift Säusenstein (1336)

Gotischer Kreuzgang
Innenraum der Stiftskirche
Deckenfresko des Hauptschiffs
Hauptorgel auf der Empore

Das Stift Wilhering (lat. Abbatia B. M. V. de Hilaria) ist eine im Jahr 1146 gegründete Zisterzienserabtei in Wilhering in Oberösterreich. Die von 1733 bis 1751 errichtete Stiftskirche zählt zu den bedeutendsten Bauten des Rokoko im deutschen Sprachraum und gilt als wichtigster Sakralbau des Rokoko in Österreich. Neben einer bedeutenden Gemäldegalerie beherbergt das Stift außerdem das 1895 gegründete Stiftsgymnasium Wilhering.

Geschichte

1146 erfolgte die Gründung des Stifts durch Ulrich und Kolo von Wilhering und seine Besiedelung durch dreizehn Mönche des steirischen Klosters Rein. Als nach nicht einmal 40 Jahren das Ende des Klosters drohte, beschloss das in Citeaux tagende Generalkapitel der Zisterzienseräbte, Wilhering vom nahe Würzburg gelegenen Kloster Ebrach aus neu zu besiedeln. 1185 übernahmen die Ebracher Mönche das Stift und begannen unter Abt Otto II. von Niest (1193–1201) im Jahr 1195 mit dem Bau einer steinernen Kirche und des Konventgebäudes. Zahlreiche Schenkungen, vor allem durch die Grafen von Schaunberg, brachten bald beträchtlichen Wohlstand. Es gewann daraufhin geistig und wirtschaftlich derart an Stärke, dass es mehrere Tochterklöster gründen konnte. Es waren dies das Kloster Hohenfurth um 1259, Stifts Engelszell im Jahr 1293 und Stift Säusenstein 1336.

In der Reformationszeit flüchtete der protestantisch gewordene Abt Erasmus Mayer nach nur 9 Monaten im Amt 1544 samt der Klosterkasse nach Nürnberg. 1544 bis 1545 verwaltete Landeshauptmann Balthasar von Presing das Stift. Um 1583 war das Kloster gänzlich verlassen. Im Zuge der Gegenreformation wurde der aus Lugano stammende Benediktinermönch Alexander a Lacu 1587 Abt in Wilhering und nahm sich der Reformierung des klösterlichen Lebens mit Erfolg an.

Im Jahr 1733 wurde das Stift infolge einer Brandstiftung fast vollständig zerstört, in der Folgezeit unter Abt Johann IV. Baptist Hinterhölzl aber prachtvoll wieder aufgebaut. Die Wilheringer Stiftsschule, in der junge Konventuale seit dem 16. Jahrhundert in den Elementarfächern unterrichtet wurden, wurde zu einem Sängerknabenkonvikt ausgebaut. Unter dem Druck der Reformen Kaiser Josephs II. wurde im Jahr 1784 die Stiftspfarre Wilhering gegründet. Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb das Stift Wilhering den gesamten Kürnbergerwald und die dazugehörige Jagd aus landesfürstlichem Besitz.

1895 wurde das Sängerknabenkonvikt des Stifts unter Abt Theobald Grasböck in ein Gymnasium mit Internat umgewandelt. 1940 kam es unter dem nationalsozialistischen Regime zur Enteignung des Klosters, Abt Bernhard Burgstaller starb 1941 im Gefängnis. Nach Kriegsende kehrten die Mönche nach Wilhering zurück, woraufhin der Konvent auf über 60 Mönche anwuchs. Im Jahr 1955 wurde ein Westflügel zur Erweiterung des Gymnasiums errichtet und der Stiftshof damit abgeschlossen.

Aus der Anfangszeit sind heute noch ein romanisches Portal, Teile des gotischen Kreuzganges und zwei wertvolle Gräber erhalten. Das vom Stift erhaltene Stiftsgymnasium Wilhering wird derzeit von rund 500 Schülern besucht. Der Klostergemeinschaft gehören heute 30 Mitglieder an.[1][2][3]

Stiftskirche

Die Wilheringer Stiftskirche Mariä Himmelfahrt ist einer der bedeutendsten Bauten des Rokoko im deutschen Sprachraum. Nach dem Brand 1733 wurde die sie nach Plänen des Maurermeisters Johann Haslinger über den Umfassungsmauern der abgebrannten Kirche, einer dreischiffigen Basilika mit Querschiff und geradem Chorabschluss, wiedererrichtet und 1751 fertiggestellt.

Innenraum

Die Ausstattung des Innenraums der Stiftskirche, der als der „hervorragendste kirchliche Raum des Rokoko in Österreich“ gilt, erfolgte vermutlich nach einem Gesamtplan von Johann Haslinger in Zusammenarbeit mit dem kaiserlichen Theateringenieur Andreas Altomonte und Martino Altomonte.

Von Martino Altomonte stammen neben dem Hochaltar, der die Krönung Mariens durch die Heilige Dreifaltigkeit zeigt, auch alle übrigen Altarbilder, die Deckenfresken wurden von seinem Sohn Bartolomeo Altomonte ausgeführt. Das Hauptfresko, der Wilheringer Heiligenhimmel, zeigt überwiegend Heilige, die in besonderer Beziehung zu Wilhering oder zu den Zisterziensern stehen. Der farbenreiche, plastische Stuck am Gewölbe des Langhauses wurde von Franz Josef Holzinger geschaffen. Der Chor und das Querschiff wurden von den Wessobrunner Meistern Johann Michael Feichtmayr und Johann Georg Üblhör ausgestattet. Von letzterem stammen auch die zahlreichen Statuen. Thema der Fresken und Altarbilder ist die Verherrlichung Mariens in der Lauretanischen Litanei. Auf der Kanzel ist der Sieg des Heiligen Bernhard über die Albigenser dargestellt. Das Chorgestühl fertigten die Laienbrüder Eugen Dunge und Johann Baptist Zell an.

Nördlich an die Kirche grenzt die Grundemann-Kapelle, die ehemalige Studentenkapelle des Stiftsgymnasiums, die von einem Deckenfresko Bartolomeo Altomontes geschmückt wird.

Beidseits des Eingangs befinden sich gotische Hochgräber der Grafen von Schaunberg. Sie stammen beide aus dem 14. Jahrhundert. Das romanische Portal der Stiftskirche ist ein Überrest ihres Vorgängerbaus und stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert.[4][2][3]

Orgel

Die Orgel auf der Empore wurde 1883 von dem Orgelbauer Leopold Breinbauer in einem vorhandenen Barock-Gehäuse errichtet. 1981 wurde das Instrument von der Oberösterreichischen Orgelbauanstalt restauriert, und mit einem dritten Manualwerk ausgestattet (Rückpositiv) Das Instrument hat 39 Register und zwei Cymbelsterne auf drei Manualwerken und Pedal.[5]

Neben der Hauptorgel beherbergt die Stiftskirche außerdem eine Chororgel von Nikolaus Rummel, die sich gegenüber der Kanzel befindet. Anton Bruckner soll sie sehr geschätzt haben.[3]

Register der Hauptorgel

Hauptwerk C–
Bourdon 16′
Principal 8′
Gedeckt 8′
Quintatön 8′
Gamba 8′
Oktave 4′
Flöte 4′
Violine 4′
Superoktave 2′
Cornett III
Rauschquinte II
Mixtur VI-VIII
Trompete 8′
Cymbelstern
Brustwerk C–
Gedeckt 8′
Gemshorn 8′
Salicional 8′
Principal 4′
Zartflöte 4′
Waldflöte 2′
Quint 11/3
Mixtur VI 11/3
Oboe 8′
Rückpositiv C–
Gedeckt 8′
Quintade 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Sesquialter II
Oktav 2′
Spitzflöte 2′
Cymbel 1′
Krummhorn 8′
Tremolo
Cymbelstern
Pedalwerk C–
Principalbass 16′
Violon 16′
Subbass 16′
Principalbass 8′
Cello 8′
Oktavbass 4′
Quint 51/3
Bombarde 16′

Stiftspark

Stiftspark mit barockem Pavillon

Der Wilheringer Stiftspark präsentiert sich als unverfälscht erhaltener Biedermeiergarten. Er wurde in seiner heutigen Form um 1840 angelegt. Einige Bäume stehen explizit unter Naturschutz, darunter eine Eibe, die sowohl der Überlieferung als auch dem Urteil von Experten zufolge so alt wie das Stift selbst, also über 850 Jahre alt sein soll. Beachtenswert sind außerdem der barocke Pavillon im Zentrum des Parks und das in klassizistischer Biedermeierarchitektur errichtete Palmenhaus.[6]

Kunstsammlung

Im Prälaturtrakt erstreckt sich eine Gemäldegalerie mit einem Schwerpunkt auf österreichische Barockmaler wie Martino Altomonte, Bartolomeo Altomonte, Franz Anton Maulbertsch und Martin Johann Schmid. Im ehemaligen Meierhof befindet sich neben einer Ausstellung zur Geschichte des Stifts die umfangreichste Sammlung an Werken des österreichischen Malers Fritz Fröhlich.[2]

Stiftsbibliothek und Musikarchiv

Die Stiftsbibliothek hat einen historischen Buchbestand (bis 1900) von rund 40.000 Bänden. 20.000 Bände stammen aus dem 20. Jahrhundert. Daneben finden sich 150 mittelalterliche Handschriften und 220 Inkunabeln.[3] Weiters beherbergt das Stift ein umfangreiches Musikarchiv, das über 3500 Musikhandschriften und Musikdrucke vom Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert, historische Theoretica wie Kompositionsschulen und Instrumentallehren, Periodica wie Musica divina und Musica sacra und Liturgica umfasst. Neben dem Kernbestand bilden auch zahlreiche Nachlässe von Stiftsmusikern einen wesentlichen Teil des Musikarchivs. Darunter befindet sich eine der österreichweit größten Spezialsammlungen von Orgelmusik-Editionen aus ganz Europa.[7]

Äbte von Wilhering

Seit 2013 ist Reinhold Dessl (* 6. August 1962 in Linz) der 74. Abt des Stiftes Wilhering. Zuvor leitete er das Stift ein Jahr lang als Administrator. Der promovierte Theologe und Pfarrer von Gramastetten sowie Expositus von Eidenberg, Neußerling und Untergeng ist seit 1980 Mitglied des Konvents zu Wilhering.

Literatur

  • Gabriel Weinberger: Wilhering. Stift und Kirche, herausgegeben vom Zisterzienserstift Wilhering. Wilhering 1983.

Weblinks

Commons: Stift Wilhering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zisterzienserstift Wilhering >> Zisterzienserstift. In: stiftwilhering.at. Abgerufen am 10. April 2016.
  2. a b c Monika Oberhammer: Pustets Klosterführer. Verlag Anton Pustet, Salzburg/München 1998, ISBN 3-7025-0374-9.
  3. a b c d Floridus Röhrig: Alte Stifte in Österreich. Schrollverlag, Wien/München 1966.
  4. Zisterzienserstift Wilhering >> Stiftskirche. In: stiftwilhering.at. Abgerufen am 2. Mai 2016.
  5. Informationen zur Orgel auf organsite.nl (niederländisch)
  6. Zisterzienserstift Wilhering >> Stiftspark. In: stiftwilhering.at. Abgerufen am 2. Mai 2016.
  7. Zisterzienserstift Wilhering >> Musikarchiv. In: stiftwilhering.at. Abgerufen am 2. Mai 2016.