Studio Gera

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Koordinaten: 50° 52′ 49″ N, 12° 4′ 48″ O

Karte: Deutschland
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Studio Gera

Das Studio Gera war von 1952 bis 1990 ein Regionalstudio des DDR-Rundfunks für den Bezirk Gera.

Rundfunk der Region von 1952 bis 1964

Mit der Auflösung der Länder und der Errichtung von Bezirken als Verwaltungseinheiten im Sommer 1952 ging eine Umstrukturierung des Rundfunks in der DDR mit der Gründung des Staatliche Rundfunkkomitees (SRK) einher.

Bezirksstudios

Als Folge der Umstrukturierung des DDR-Rundfunks waren die Funkhäuser und Studios in den bisherigen Ländern ab Sommer 1952 Bezirksstudios mit einer Zuliefererfunktion für die in Berlin oder zum Teil in Leipzig produzierten zentralen Programme.

In Bezirksstädten, in denen es noch keine Radiostudios gab, baute das Rundfunkkomitee solche auf, wie zum Beispiel in Frankfurt (Oder), Neubrandenburg, Suhl und Gera.

Das Studio Gera produzierte damals in einer Bauhaus-Villa – der Villa Meyer – in der Julius-Sturm-Straße 6[1] in Gera und verfügte u. a. über einen Übertragungswagen.

Im Sommer 1953 kam es zur ersten Korrekturen der Programmstruktur. Dies führte dazu, dass die Bezirksstudios regionale Fenster erstellten. Dabei teilten sich drei Studios eine Frequenz einer der drei zentralen Programme und sendeten im Wechsel auf dieser Frequenz täglich eine halbe Stunde. Ein Studio fungierte hierbei als Leitstudio. Die angeschlossenen Studios überspielten ihre Sendungen zum Leitstudio, welches die Sendungen abstrahlte. Das Studio Erfurt fungierte als Leitstudio für die Studios Suhl und Gera.

Berlin I

  • Erfurt = Gera – Suhl

Berlin II

Berlin III

  • Schwerin = Rostock – Neubrandenburg
  • Potsdam = Cottbus – Frankfurt
  • Leipzig = Halle – Magdeburg.[2][3]

Das Studio Gera in den 1950er und 1960er Jahren

Die folgenden Jahre waren eine Zeit des Experimentierens, sowohl für die zentralen und noch mehr für die regionalen Programme – in Bezug auf die Frequenzen, die Sendezeiten und den jeweiligen Sendeverbund der Regionalprogramme.

So nutzte ab 1955 das Studio Gera eine Dresdner Frequenz der Studios Dresden und Karl-Marx-Stadt mit Dresden als Leitstudio, womit das Studio Dresden nun auch als Leitstudio für Gera fungierte.

Wie alle anderen Studios produzierte das Studio Gera neben den regionalen Angeboten auch Sendungen im zentralen Programm.

1955 kehrte der DDR-Rundfunk zum System der nebeneinander existierenden Radiosender mit eigenem Namen und Intendanten zurück (Berliner Rundfunk, Radio DDR und Deutschlandsender). Die größeren Bezirksstudios waren wieder Funkhäuser, denen wiederum kleinere Studios angegliedert waren. Das Funkhaus Dresden sowie die Studios Karl-Marx-Stadt und Gera bildeten einen Sendeverbund.

Funkhäuser und Studios unterstanden ab Anfang 1956 Radio DDR und waren in dessen Programmstruktur integriert. Potsdam und Frankfurt waren von 1958 bis 1970 dem Berliner Rundfunk zugeordnet.

So gehörte das Studio Gera ab Februar 1956 zum Sendeverbund Weimar – Erfurt – Gera – Suhl.

Das Funkhaus Weimar war von 1952 bis 1955 als Rundfunkschule genutzt worden und hatte 1955 reaktiviert werden können. Der Sendebetrieb war vom Studio Erfurt zurück nach Weimar verlegt worden.

Das Studio Gera produzierte Zulieferungen für das Weimarer Programm, aber auch für die zentralen Programme in Berlin oder Leipzig.

Im Gegensatz zum Studio Suhl erstellte das Studio Gera aber keine eigenen Regionalfenster innerhalb des Weimarer Regionalprogramms, weil es dafür an einer geeigneten Frequenz fehlte. Erst 1960 fand sich eine Lösung, und das Studio Gera nutzte eine UKW-Frequenz des Studios Karl-Marx-Stadt und sendete auf dieser außerhalb des Weimarer Regionalprogramms zweimal wöchentlich eine Regionalsendung von 25 Minuten – Karl-Marx-Stadt dreimal wöchentlich. Trotzdem gehörte Gera weiterhin zum Sendeverbund Weimar – Erfurt – Gera – Suhl und produzierte Zulieferungen für das Funkhaus Weimar.

Wie alle anderen Radio DDR unterstehenden Funkhäuser und Studios sendeten ab Januar 1963 Weimar, Gera und Suhl ein tägliches gemeinsames Regionalprogramm einheitlich auf einer Radio-DDR-II-Frequenz: montags bis sonnabends von 18.00 bis 18.55 Uhr und sonntags von 7:10 bis 11:00 Uhr. Die Federführung dieses Regionalprogramms hatte das Funkhaus Weimar. Die Regionalsendungen über die Karl-Marx-Städter UKW-Frequenz stellte das Studio Gera ein.[4][5][6][7][8]

Rundfunk der Region von 1964 bis 1990

Die 1960er und 1970er Jahre waren Jahre, in denen der DDR-Rundfunk eine Kontinuität im regionalen Sendebetrieb erreichte, die einherging mit einer sukzessiven Erhöhung der Regionalangebote, die in den 1980er Jahren nochmals eine erheblich Ausweitung erfuhren.

Einheitliche Regionalangebote ab 1964

Nach zwölf Jahren des Experimentierens kam es im Juni 1964 wiederum zu einer Neustrukturierung der Regionalprogramme, die im Hinblick auf Frequenzen, Sendezeiten und Sendeverbunde letztendlich zu einer Kontinuität führen sollte. Die Hörerforschung hatte ergeben, dass die Einschaltquoten in den Früh- und Morgenstunden am höchsten waren. Durchschnittlich hörten die meisten DDR-Bewohner morgens etwa 40 Minuten Radio. Das veranlasste die DDR-Rundfunkverantwortlichen, sechs Regionalprogramme in der Zeit von 6:05 Uhr bis 10.00 Uhr auf Frequenzen von Radio DDR II auszustrahlen – bis auf Rostock und Cottbus alle in einem Sendeverbund, bei dem ein oder zwei Studios einem Funkhaus zugeordnet waren, wobei Neubrandenburg zunächst das erste Studio war, das innerhalb des Sendeverbunds Schwerin/Neubrandenburg ein Regionalfenster in der Zeit von 6:05 – 7:57 Uhr sendete.

Radio DDR strahlte über sein zweites Programm folgende Regionalangebote aus:

Neubrandenburg
  • Cottbus (mit Studio Bautzen)
  • Dresden – Karl-Marx-Stadt
  • Weimar (mit Büro Erfurt) – Gera – Suhl
  • Leipzig – Halle – Magdeburg

Der Sender Potsdam und das Studio Frankfurt (Oder) gehörten bis 1970 weiterhin zum Berliner Rundfunk und sendeten auf dessen Frequenzen – Potsdam wochentags von 6:05 Uhr bis 8:30 Uhr oder 9:00 Uhr und von 12:00 Uhr bis 12:30 Uhr, Frankfurt von 12:30 Uhr bis 13:00 Uhr – später zu anderen Zeiten, allerdings als einzige Bezirksstation nicht in den Früh- und Morgenstunden.[9][10]

Das Regionalprogramm Weimar/Gera/Suhl

Das Regionalprogramm Weimar/Gera/Suhl war ein Gemeinschaftsprogramm des Funkhauses Weimar mit den Studios Gera, Suhl und Erfurt. Das Studio Erfurt hatte die Funktion eines Korrespondentenbüros für die Berichterstattung aus der Bezirksstadt. Weimar war das einzige Bezirksfunkhaus, das nicht seinen Sitz in einer Bezirksstadt hatte.

Das Weimarer Programm bestand über all die Jahren aus einem Frühmagazin, in der Regel gefolgt von einer Musiksendung und einem unterhaltsamen Regionalmagazin oder Vor-Ort-Reportagen sowie der Gruß- und Wunschsendung.

Die Studios Gera, Suhl und Erfurt waren an diesem Regionalprogramm mit Zulieferungen beteiligt.

Im Oktober 1968 begannen die werktäglichen Frühsendungen aus Weimar bereits eine Stunde früher um 5:05 Uhr, ab 1984 war der wochentägliche Sendebeginn schon um 4:05 Uhr. Im Mai 1986 sendete Weimar über neu zugeteilte Frequenzen zusätzlich in der Zeit von 10:00 bis 13:00 Uhr.

Ab 1977 sendete das Funkhaus Weimar komplett in Stereo.

Aufgrund fehlender UKW-Frequenzen war das Regionalprogramm Weimar/Gera/Suhl der einzige Sendeverbund, bei dem die zugeordneten Studios keine bezirklichen Regionalfenster in Form eines Morgenmagazins sendeten.

Dies blieb so, obwohl in den 1980er Jahren die anderen Studios ihre Sendezeiten zum Teil erheblich erweitert hatten und das Thüringer Regionalprogramm in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre über fünf UKW-Frequenzen ausgestrahlt wurde, die bezirkliche Auseinanderschaltungen gestattet hätten. Möglicherweise hatte der DDR-Rundfunk diesbezüglich sogar Pläne, zu deren Realisierung es aufgrund der politischen Entwicklung im Lande nicht mehr kam.

Die anderen Studios - sie firmierten ab Dezember 1987 als Sender ... - produzierten innerhalb eines Sendeverbunds regionale Fenster, deren Sendezeiten sich bis 1978 auf drei Stunden und bis 1987 nochmals auf fünf bis sechs Stunden erhöhten.[11][12]

Zulieferungen des Studios Gera für die zentralen Programme

Neben den Zulieferungen für das Weimarer Programm produzierten die Studios Gera, Suhl und Erfurt auch für die zentralen Programme. Neben Überspielungen von Beiträgen und Liveschaltungen in Magazinsendungen gehörten für das Studio Gera dazu die Gestaltung der zweistündigen Sendung Heute vom Studio Gera - bis 1986 etwa einmal jährlich in der Nacht von Freitag auf Sonnabend von 0:05 bis 2:00 Uhr - und für und mit Radio DDR in Vorbereitung zu besonderen Großereignissen wie Parteitagen oder runden Nationalfeiertagen bezirkliche Sondersendungen im zentralen Programm von Radio DDR.

Resonanz der Sendungen des Studio Gera

Häufiges Wechseln der Frequenzen, des Sendeverbundes und der Sendezeiten und andere Umstände wirkte sich in den 1950er und Anfang der 1960er Jahren sehr negativ auf die Rezeption der Regionalangebote aus, was auch für die Produktionen des Studios Gera zutraf.

Ab Juni 1964 erwies sich zusätzlich als ungünstig für die Akzeptanz der Regionalprogramme, dass sich auf den zugeteilten Frequenzen zwei Radioprogramme eine Frequenz teilen mussten, die im Hinblick auf den Programmauftrag und dessen Gestaltung nichts miteinander gemein hatten. Die Regionalprogramme – so auch das Weimarer Programm, an dem das Studio Gera sich beteiligte – war familiär, heimatverbunden und unterhaltsam, Radio DDR II dagegen ein Kultur- und Bildungskanal mit viel klassischer und ernster Musik sowie einem hohen Anteil an Wortbeiträgen, so dass es nach dem Zuschalten zum Zentralprogramm um 10:00 Uhr immer zu einem Stilbruch kam, oder der Zuhörer wechselte auf eine andere Welle und am nächsten Tag wieder zurück. Das ausschließliche Senden auf UKW und der geringe Ausstattungsgrad der DDR-Haushalte mit UKW-Radioempfangsgeräten in den 1950er und 1960er und zum Teil noch in den 1970er Jahren wirkten sich ebenfalls negativ auf die Rezeption der Regionalprogramme aus.

Erst die Erweiterung des Regionalangebots aus Weimar ab 1984 zeigte eine positive Wirkung auf das Hörerverhalten. So vermied das Senden auf Frequenzen von DT 64 einen zu starken Stilbruch beim Zuschalten nach Sendeschluss auf dieses Programm. Der inzwischen gestiegenen Ausstattungsgrad an UKW-Radioempfängern wirkte sicherlich ebenfalls positiv auf das Hörerverhalten. Die zentralen Programme hatten in Bezug auf die Einschaltquoten das Nachsehen.

Da das Studio Gera in der Regel Zulieferungen produzierte - und die zum Teil anonym - nahm der Radiohörer des Weimarer Regionalprogramm, aber auch der Hörer der zentralen Programme das Studio Gera kaum wahr.[13][14]

Zeit des politischen Umbruchs und nach der Wiedervereinigung

Die Zeit des politischen Umbruchs war in allen DDR-Bezirken – den zukünftigen Ländern – von dem Bestreben gekennzeichnet, das gesamte redaktionelle und technische Produktionspotential von Radio und Fernsehen der Region neu zu organisieren, um ein eigenständiges Rundfunksystem auf Landesebene aufzubauen, unabhängig von der Zentrale in Berlin.[15]

Thüringer Rundfunk ab 1990

Ab Sommer 1990 nannten sich die vier Radiostandorte Weimar, Gera, Suhl und Erfurt Thüringer Rundfunk und sendeten das Programm Thüringen 1 von 5:05 Uhr bis 24:00 Uhr - vornehmlich aus dem Funkhaus Weimar. Damit erhöhte sich die Sendezeit von 9 auf 19 Stunden. Lediglich die Nachtschienen des neuen Programms produzierte und sendete das Funkhaus in Berlin.[16][17]

MDR-Landesfunkhaus Thüringen ab 1992

Das Land Thüringen, das im Großen und Ganzen aus den drei Bezirken Erfurt, Gera und Suhl hervorgegangen war, einigte sich im Jahre 1991 relativ schnell mit den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt auf die Gründung der Drei-Länder-Anstalt Mitteldeutscher Rundfunk - MDR. Der MDR unterhält seit dem in Thüringen ein Landesfunkhaus – seit 2000 Sitz in Erfurt – für das das Studio Gera immer noch Zulieferungen produziert.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Villa Meyer mit Photos
  2. Programmteil in Der Rundfunk, Jg. 1953 (1–52), © Hrsg.: Staatliches Rundfunkkomitee der DDR über Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin (DDR) 1953
  3. LIA-Archiv Wegner, LIA Hamburg
  4. Horst Zänger: Geschichten aus 50 Jahren Rundfunk – Chronik des Landesrundfunks Mecklenburg-Vorpommern, VerlagReinhardThon Schwerin 1995
  5. Heide Riedel in Hörfunk und Fernsehen in der DDR - Funktion, Struktur und Programm des Rundfunks in der DDR, herausgegeben vom Deutschen Rundfunk-Museum e. V., Berlin (West), in Literarischer Verlag Helmut Braun KG, Köln 1977
  6. LIA Wegner, ebenda
  7. Programmteil in Der Rundfunk, 1952–1964, Hrsg.: Staatliches Rundfunkkomitee der DDR über Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin (DDR) 1952 - 1964
  8. Christina Handwerck: Der vergessene Sender, in http://www.history-weimar.de/sender/pdf/FG205_Seiten%20148-151_Weimar.pdf
  9. Programmteil und Beiträge in FF-Dabei. Jahrgänge 1964–1978, Berliner Verlag Berlin (DDR) 1964–1978
  10. LIA Wegner, ebenda
  11. Programmteil und Beiträge in FF-Dabei. Jahrgänge 1964–1978, ebenda
  12. LIA-Wegner, ebenda
  13. Programmteil und Beiträge in FF-Dabei. Jahrgänge 1978–1990, Berliner Verlag Berlin (DDR) 1978–1990
  14. LIA-Wegner, ebenda
  15. Horst Zänger, ebenda
  16. Programmteil und Beiträge in FF-Dabei. Jahrgänge 1978–1990, ebenda
  17. LIA-Archiv Wegner, ebenda
  18. LIA-Archiv Wegner, ebenda