Theater Lübeck

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Theaterfassade, 2013
Dem Wahren Guten Schönen – die Jugendstil-Theaterfassade …
… beleuchtet
Mittelfries
Professor Martin Dülfer aus Dresden (Erbauer)
Architekt Max Baudrexel (Leiter)

Das Theater Lübeck (früher: Bühnen der Hansestadt Lübeck oder im Volksmund kurz Stadttheater) wird heute von der Lübecker Theater gGmbH, einer Gesellschaft der Hansestadt Lübeck, betrieben und ist eines der großen Theater in Schleswig-Holstein.

Gebäude

Der Sieger der Ausschreibung hatte einst im Atelier eines der Preisrichter, Karl von Großheim, gearbeitet.[1]

Das Theater wurde im Jugendstil 1908 anstelle eines Vorgängerbaus aus dem Jahr 1859, des sogenannten Casino-Theaters, in der Beckergrube 10–14 der Lübecker Altstadt mit Spenden des Mäzens Emil Possehl durch den Dresdner Architekten Martin Dülfer sowie dessen örtlichen Bauleiter Max Baudrexel neu errichtet. Die Reliefs im Hauptgesims der Sandsteinfassade sind eine Arbeit des Bildhauers Georg Roemer. Das Mittelfeld stellt Apollo und die neun Musen dar, jeweils seitlich Komödie und Tragödie. Die das Giebeldreieck tragende Gruppe von Karyatiden und Atlanten ist eine Arbeit des in Hamburg ansässigen Bauplastikers Karl Weinberger. In den 1990er Jahren wurde es umfassend saniert.

Geschichte

Das bürgerliche Interesse an Schauspiel und Oper erwachte auch in Lübeck erst im Zuge der Aufklärung. Die erste Oper wurde am 2. Juni 1746 im Hause des Zimmermeisters Schröder Ecke Königstraße/Wahmstraße aufgeführt. Der Vorgängerbau des heutigen Theaters von 1752 und das Verhältnis von Ensemble zum städtischen Großbürgertum im 19. Jahrhundert wird ausführlich von Thomas Mann in seinen Buddenbrooks sowie von Ludwig Ewers in seiner Großvaterstadt beschrieben.

Von 1918 bis 1933 wurde in der Bürgerschaft die Schließung des Theaters und im Zusammenhang damit die Fusion mit Kiel, Rostock oder Schwerin diskutiert. Da die Fusion mit Kiel keine Einsparungen ergab und mit Rostock sich wegen der Eisenbahntarife als zu teuer erwies, wurden diese zu den Akten gelegt.[2]

Theater

Das Angebot umfasste ursprünglich alle Sparten. Nach Einstellung des Balletts bietet es in Großem Haus (Opernhaus), Kammerspielen und auf der Studio-Bühne (die seit der Spielzeit 2007/2008 unter dem Namen Junges Studio firmiert) Musiktheater, Sprechtheater und Konzerte der Lübecker Philharmoniker. Hier begannen Hermann Abendroth, Wilhelm Furtwängler[3] und Christoph von Dohnányi ihre Karrieren. Henry Vahl, Horst Frank oder Joachim Hermann Luger gehörten zu seinem Ensemble.

In Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck besteht seit 2007 ein internationales Opernelitestudio am Theater, in dem für jeweils eine Spielzeit junge Gesangssolisten neben dem Studium in den Spielbetrieb integriert werden.

Intendanten waren nach Ende des Zweiten Weltkriegs Friedrich Siems (1945–1947), Hans Schüler (1947–1951), Christian Mettin (1951–1959), Arno Wüstenhöfer (1959–1964), Walter Heidrich (1964–1968),[4] Karl Vibach (1968–1978), Hans Thoenies (1978–1991), Dietrich von Oertzen (1991–2000) und Marc Adam (2000–2007). Von 2007 bis zur Spielzeit 2013/14 wurde das Haus von einem Direktorium geleitet, das sich zusammensetzt aus Christian Schwandt (Geschäftsführender Theaterdirektor), Roman Brogli-Sacher (Opern- und Generalmusikdirektor) und Pit Holzwarth (Schauspieldirektor). Ab der Spielzeit 2013/14 ist Katharina Kost-Tolmein Operndirektorin und Ryusuke Numajiri Generalmusikdirektor des Hauses.[5]

50 Prozent der Anteile der Theater Lübeck GmbH hält die Hansestadt Lübeck, jeweils 12,5 Prozent der Kreis Herzogtum Lauenburg und der Landkreis Nordwestmecklenburg sowie die Kaufmannschaft zu Lübeck und die Gesellschaft der Theaterfreunde e. V. Lübeck.[6]

Die DVD-Edition einer Neuinszenierung des Ring des Nibelungen am Theater Lübeck wurde mit dem ECHO Klassik 2012 als DVD-Musikproduktion des Jahres ausgezeichnet.[7]

Literatur

  • Heinrich Asmus: Die dramatische Kunst und Das Theater zu Lübeck. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters. Von Rohden, Lübeck 1862.
  • Friedrich Bruns, Hugo Rahtgens, Lutz Wilde: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck. Band I, 2. Teil: Rathaus und öffentliche Gebäude der Stadt. Max Schmidt-Römhild, Lübeck 1974, S. 379–385, ISBN 978-3-7950-0034-9.
  • Klaus Matthias: Grossbauten der Lübecker Innenstadt nach 1900. Von der Überwindung des Historismus zum Jugendstil. In: Der Wagen. 1992, S. 182–205 (S. 193 ff. zu Architektur und Bildprogramm der Fassade).
  • Carl Stiehl: Geschichte des Theaters in Lübeck. Borchers, Lübeck 1902.
  • Sidney Smith, Katharina Kost: Theater Lübeck. Geschichte, Räume, Höhepunkte, Menschen. Die 100. Spielzeit in Martin Dülfers Jugendstilbau. Hrsg.: Theater Lübeck. Schmidt-Römhild, Lübeck 2008, ISBN 978-3-7950-1288-5.

Weblinks

Commons: Theater Lübeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geheimer Baurat Prof. Carl von Groszheim. In: Vaterstädtische Blätter. Jg. 1910, Nr. 44, Ausgabe vom 23. Oktober 1910.
  2. 100 Jahre Stadttheater - Der Opernliebhaber
  3. Günter Zschacke: Furtwängler in Lübeck. Die Jahre 1911–1915 im Spiegel der Briefe von Lilli Dieckmann an ihre Mutter in Dresden. Hrsg. von "Orchesterfreunde - Verein Konzertsaal der Hansestadt Lübeck e. V.", Lübeck 2000
  4. Wolfgang Tschechne: Lübeck und sein Theater. Die Geschichte einer großen Liebe. Reinbek 1996, S. 99.
  5. Ankündigung der Spielzeit 2013/14 (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive) auf der Website des Theater Lübeck, abgerufen am 25. Mai 2013
  6. Gesellschaften der Hansestadt Lübeck (städtischer Anteil mindestens 50 %) In: Die Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck – Aufgaben, Organisation, Kontakte Hansestadt Lübeck, Büro der Bürgerschaft, März 2006, S. 40.
  7. Auszeichnung für Der Ring des Nibelungen auf echoklassik.de

Koordinaten: 53° 52′ 11″ N, 10° 41′ 11″ O