Thioridazin

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Strukturformel
Strukturformeln von (±)-Thioridazin
1:1-Gemisch aus (R)-Form (links) und (S)-Form (rechts)
Allgemeines
Freiname Thioridazin
Andere Namen

(RS)-10-[2-(1-Methylpiperidin-2-yl)ethyl]-2-methylsulfanylphenothiazin (IUPAC)

Summenformel
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes Pulver [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 50-52-2 (Thioridazin)
  • 130-61-0 (Hydrochlorid)
PubChem 5452
DrugBank DB00679
Wikidata Q58375
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05AC02

Wirkstoffklasse

Antipsychotika

Eigenschaften
Molare Masse
  • 370,57 g·mol−1 (Thioridazin)
  • 407,05 g·mol−1 (Hydrochlorid)
Schmelzpunkt
  • 72–74 °C (Thioridazin)[2]
  • 158–160 °C (Hydrochlorid)[2]
Siedepunkt

230 °C (Thioridazin, 2,66 Pa)[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​335​‐​410
P: 261​‐​273​‐​305+351+338​‐​501[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Thioridazin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Neuroleptika (Antipsychotika).

Die chemische Verbindung gehört zu den Phenothiazinen und wird in Form des Racemats verwendet.

Thioridazin wurde 1966 von Sandoz patentiert und war von diesem Hersteller unter dem Handelsnamen Melleril® im Handel. Zurzeit ist es noch als Generikum erhältlich. Der Arzneistoff wird vorwiegend als besser wasserlösliches Hydrochlorid oder Tartrat eingesetzt.

Wegen QTc-Verlängerung (siehe QT-Syndrom) hat der größte Hersteller Novartis Melleril® in den USA und in Europa aus dem Handel genommen.[4]

In Indien wurde Thioridazin neuerdings erfolgreich in mehreren kleinen Studien gegen extrem resistente Stämme von Mycobacterium tuberculosis (XDR-TB) eingesetzt. Größere klinische Studien sind geplant.[5][6]

Pharmakologische Eigenschaften

Thioridazin zeigt eine starke Blockade von

und jeweils eine mäßige Blockade von

Wegen seiner schwachen neuroleptischen Potenz wurde es bevorzugt zur Sedierung angewandt.

Ein ähnliches Wirkspektrum wie Thioridazin besitzt Quetiapin.

Thioridazin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).[8]

Literatur

  • Ernst Mutschler: Arzneimittelwirkungen. 7. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1996. S. 143–149.

Ehemalige Handelsnamen

Mellaril, Mellaril-S (USA), Melleril, Melleretten (D, A, CH)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Eintrag THIORIDAZINE CRS beim Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM)
  2. a b c d e f Eintrag zu Thioridazin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  3. a b Datenblatt Thioridazine hydrochloride bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  4. Novartis discontinues Melleril (thioridazine). Meldung vom 25. Januar 2005 bei der National electronic Library for Medicines.
  5. Z. F. Udwadia, T. Sen, L. M. Pinto: Safety and efficacy of thioridazine as salvage therapy in Indian patients with XDR-TB. In: Recent patents on anti-infective drug discovery. Band 6, Nummer 2, Mai 2011, S. 88–91, PMID 21631417.
  6. M. J. Boeree: Global clinical trials for the treatment of TB with thioridazine. In: Recent patents on anti-infective drug discovery. Band 6, Nummer 2, Mai 2011, S. 99–103, PMID 21548879.
  7. Harald Schmidt (Hrsg.), begründet von Claus-Jürgen Estler: Pharmakologie und Toxikologie. 6. Aufl. Schattauer, Stuttgart u. New York 2007. S. 225.
  8. Kornhuber J, Muehlbacher M, Trapp S, Pechmann S, Friedl A, Reichel M, Mühle C, Terfloth L, Groemer T, Spitzer G, Liedl K, Gulbins E, Tripal P: Identification of novel functional inhibitors of acid sphingomyelinase. In: PLoS ONE. 6. Jahrgang, Nr. 8, 2011, S. e23852, doi:10.1371/journal.pone.0023852.