Tizanidin

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Strukturformel
Struktur von Tizanidin
Allgemeines
Name Tizanidin
Andere Namen

4-Chlor-N-(4,5-dihydro-1H-imidazol-2-yl)- 8-thia-7,9-diazabicyclo[4.3.0] nona-2,4,6,9-tetraen-5-amin

Summenformel
  • C9H8ClN5S (Tizanidin)
  • C9H8ClN5S·HCl (Tizanidin·Hydrochlorid)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 5487
DrugBank APRD00128
Wikidata Q423538
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M03BX02

Wirkstoffklasse

Muskelrelaxantien

Wirkmechanismus

α2-Adrenozeptor-Agonist

Eigenschaften
Molare Masse 253,71 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

221–223 °C[1]

Löslichkeit

> 20 mg/ml in Wasser[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Tizanidin (Handelsnamen Sirdalud®, Hersteller: Novartis) ist hauptsächlich ein α2-Adrenozeptor-Agonist, welcher zur Gruppe der zentral wirksamen Muskelrelaxantien mit Hauptangriffspunkt im Rückenmark gehört.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Der Arzneistoff wird verwendet zur Behandlung von:

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Die Nebenwirkungen von Tizanidin sind vielfältig und umfassen unter anderem häufig Mundtrockenheit, Müdigkeit, Asthenie (Schwäche, Mattheit), Schwindel, Bradykardien (verlangsamter Puls) und geringfügigen Blutdruckabfall, selten Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Magen-Darm-Störungen, Muskelschwäche und vorübergehender Transaminasenanstieg.[3]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

In-vitro-Studien von Cytochrom-P450-Isoenzymen unter Benutzung von menschlichen Lebermicrosomen deuten darauf hin, dass wahrscheinlich weder Tizanidin noch der Hauptmetabolit den Metabolismus von anderen Wirkstoffen, die von Cytochrom-P450-Isoenzymen metabolisiert werden, beeinflussen.

  • Paracetamol: Tizanidin verzögert Tmax von Paracetamol um 16 Minuten. Paracetamol beeinflusste die Pharmakokinetik von Tizanidin nicht.
  • Alkohol: Alkohol erhöhte die AUC von Tizanidin um ungefähr 20 % und ebenfalls seine Cmax um ca. 15 %. Dies wurde mit einer Zunahme an Nebenwirkungen von Tizanidin in Verbindung gebracht. Die das Zentralnervensystem unterdrückenden Effekte von Tizanidin und Alkohol sind additiv.
  • Orale Kontrazeptiva: nach den Ergebnissen einer klinischen Studie[5] können orale Kontrazeptiva möglicherweise durch Hemmung von CYP1A2-Isoenzymen die Metabolisierung von Tizanidin herabsetzen und somit zu deutlich erhöhten Plasmaspiegeln beitragen.

Es wird zur Vorsicht geraten bei der gleichzeitigen Verabreichung von Tizanidin mit anderen Inhibitoren von CYP1A2 wie z.B. Antiarrhythmika (Amiodaron, Mexiletin, Propafenon), Cimetidin, Fluorchinolonen (Ciprofloxacin, Norfloxacin), Rofecoxib, oralen Kontrazeptiva und Ticlopidin.[6]

Pharmakologische Eigenschaften

Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik)

Nach peroraler Applikation wird Tizanidin rasch resorbiert. Nach ungefähr 1 Stunde wird die maximale Plasma-Konzentration erreicht. Bei durchschnittlich 34 % liegt die absolute Bioverfügbarkeit. Nach intravenöser Anwendung beträgt das mittlere Verteilungsvolumen im steady state 160 Liter. Die Plasmaproteinbindung ist gering und beträgt 30 %.

Der Arzneistoff wird rasch und extensiv durch die Leber verstoffwechselt. Tizanidin wird vorwiegend über das Cytochrom-P450-Enzymsystem (CYP 1A2) abgebaut. Die Metaboliten sind inaktiv und werden hauptsächlich (70 %) renal ausgeschieden. Die unveränderte Substanz wird nur in geringen Mengen (ca. 2,7 %) über die Niere ausgeschieden. Die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit der unveränderten Substanz liegt bei 2 bis 4 Stunden.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c Eintrag zu Tizanidin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  2. a b c d Datenblatt Tizanidine hydrochloride bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  3. Fachinformation Sirdalud®, Rote Liste 2008.
  4. Rote-Hand-Brief zu Sirdalud (Memento vom 22. Oktober 2007 im Internet Archive).
  5. Granfors MT, Backman JT, Laitila J, Neuvonen PJ. Oral contraceptives containing ethinyl estradiol and gestodene markedly increase plasma concentrations and effects of tizanidine by inhibiting cytochrome P450 1A2. Clin Pharmacol Ther. 2005 Oct;78(4):400-11, PMID 16198659.
  6. Tizanidine hydrochloride bei DailyMed.
  7. Fachinformation für Sirdalud® im Arzneimittelkompendium der Schweiz® - 22. Mai 2008.