Turmbergbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Turmbergbahn Karlsruhe-Durlach)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Turmbergbahn
Strecke der Turmbergbahn
Streckenlänge:0,315 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 362 
Höchstgeschwindigkeit:7,2 km/h
Kopfbahnhof Streckenanfang
0,315 Bergstation
Strecke
Abtsche Weiche in Streckenmitte
Strecke
Kopfbahnhof Streckenende
0,000 Talstation
Technische Daten
Fahrweg
Betriebseröffnung: 1. Mai 1888
Gleislänge: 315 m
Spurweite: 1.000 mm
Höhenunterschied: 100 m
max. Steigung: 36,2 %[1]
Zugseil
Durchmesser: 26 mm
Rechnerische Bruchlast: 43,05 t
Wagen
max. Besatzung: 52 Personen
(davon 21 Sitzplätze)
Betrieb
Geschwindigkeit: 6,48 km/h (1,8 m/s)

Die Turmbergbahn (TBB) ist eine Standseilbahn, die im Karlsruher Stadtteil Durlach auf den Turmberg (256 m ü. NN) führt. Sie wurde am 1. Mai 1888 eröffnet und ist damit die älteste betriebsbereite Standseilbahn in Deutschland.[2] Betreiber sind die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK).

Auf einer Streckenlänge von 315 Metern überwindet die Bahn eine Höhendifferenz von 100 Metern bei einer maximalen Steigung von 36,2 Prozent.

Die Turmbergbahn wurde am 1. Mai 1888 eröffnet. Der Antrieb erfolgte durch Schwerkraft mit Wasserballast, das heißt ein Tank im talwärts fahrenden Wagen wurde mit der erforderlichen Menge Wasser befüllt und zog den bergwärts fahrenden nach oben. Die meterspurige Strecke war, ähnlich dem Fahrweg der Nerobergbahn, ursprünglich dreischienig, nur im Bereich der Ausweiche zweigleisig. Außerdem besaß sie zusätzlich Riggenbach-Zahnstangen zur Bremsung der Fahrzeuge.[3]

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb kurzzeitig unterbrochen, jedoch bald wieder aufgenommen. Schwerwiegender waren die Beschädigungen durch Kampfhandlungen im Jahre 1945, so dass die Bahn erst im Frühjahr 1946 wieder fahren konnte.

Die Bahn wurde 1966 umfassend umgebaut. Dabei wurde der Wasserballast-Antrieb durch einen elektrischen Antrieb ersetzt, neue Wagen beschafft und die Strecke zu einer eingleisigen mit in der Mitte liegenden Abtschen Ausweiche umgebaut. Die Empfangsgebäude an der Tal- und Bergstation wurden durch Neubauten ersetzt. Mehrfach, zuletzt 2004, wurde das Antriebsseil erneuert.

Überlegungen zu einer Verlängerung der Turmbergbahn talwärts gab es schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1915 erhielt die unterhalb der Talstation liegende Bergbahnstraße in Durlach ihre heutige Form mit der für diesen Zweck freigehaltenen Trasse.[4] Die Bahn hatte eine Betriebsgenehmigung bis zunächst zum Ende des Jahres 2019,[5] die zunächst bis zum Ende Oktober 2022 verlängert wurde.[6] Im Jahr 2017 gingen die VBK mit Plänen für eine Verlängerung und Modernisierung an die Öffentlichkeit.[7] Zu diesem Zeitpunkt rechneten die VBK vor dem Hintergrund der 2019 ablaufenden Betriebserlaubnis noch mit einem Abschluss der Planungs- und Genehmigungsverfahren im Jahr 2019 und einem Baubeginn im Jahr 2020. Im April 2018 beschloss der Aufsichtsrat der VBK das Projekt. Mit der Verlängerung der Betriebserlaubnis bis 2022 verzögerten sich auch die Entscheidungen über das Projekt in den städtischen Gremien. Im Oktober 2020 gab der Ortschaftsrat Durlach seine Zustimmung,[8] noch im gleichen Monat folgte der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe mit einem positiven Votum.[9]

Mit der Verlängerung bis an die heutige Bundesstraße 3 und Modernisierung möchten die VBK verschiedene Probleme der Turmbergbahn angehen.[4] Sie befindet sich beispielsweise nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik und die Schienen zeigen starke Ermüdungserscheinungen. Die Verlängerung ist nicht nur im Nahverkehrsplan vorgesehen, sondern soll auch die Integration in den KVV-Tarif ermöglichen. Die Pläne sehen dabei auch die Anpassung der Betriebszeiten an die Fahrzeiten der Straßenbahnlinie 1 an der dann benachbarten Straßenbahnhaltestelle „Durlach Turmberg“ vor. Die VBK möchten zudem die Kapazitäten der Bahn erhöhen, einen automatisierten Betrieb ohne Fahrer einrichten und die komplette Strecke barrierefrei gestalten.

Die VBK rechneten Anfang 2021 mit einer Förderquote nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz von durchschnittlich 60 Prozent bei einer Gesamtsumme von 20,9 Millionen Euro.[9] Im April 2022 beschloss der Karlsruher Gemeinderat, das Planfeststellungsverfahren einzuleiten.[10] Im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens erhielt die Turmbergbahn im Oktober 2022 nach Revisionsarbeiten und einer Sonderinspektion eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis 31. April 2023 mit der Möglichkeit weiterer Verlängerungen bis zum Ende des Jahres 2024.[11]

Am 28. November 2022 präsentierten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe ein konkretes Modell der neuen Turmbergbahn.[12]

Älteste Standseilbahn Deutschlands

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Turmbergbahn ist die älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn Deutschlands. Es gab nur zwei ältere Bahnen, die aber beide ihren Betrieb eingestellt haben: die 1877 eröffnete Drahtseilbahn in Zeitz und die 1887 eröffnete Malbergbahn. Allerdings befinden sich bei der Turmbergbahn weder Fahrzeuge noch Infrastruktur im Originalzustand. Die ursprüngliche Bauweise ist vergleichbar mit der zeitgleich gebauten und technisch sehr ähnlichen Nerobergbahn in Wiesbaden. Dort blieb der Wasserballastantrieb und die Form des Gleisaufbaus bis heute erhalten. Sie wurde aber fünf Monate später fertiggestellt.

Der Turmberg ist ein beliebtes Ausflugsziel und – bei klarer Sicht – ein geschätzter Aussichtspunkt mit Blick auf die Rheinebene, den Pfälzerwald und das Elsass. Auf dem Turmberg liegt die Sportschule Schöneck, in der sich unter anderem die Fußball-Weltmeisterschaftself von 1954 unter Sepp Herberger auf das WM-Turnier vorbereitet hat, und die Restaurants von Sören Anders.

Die Turmbergbahn ist nicht barrierefrei, der Zugang erfolgt über Stufen und schmale Türen.

  • Eberhard Stolz: Die Turmbergbahn in Durlach. In: Manfred Koch (Hrsg.): Unter Strom: Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe. Badenia-Verlag, Karlsruhe 2000, ISBN 3-7617-0324-4
  • Klaus E. R. Lindemann (Hrsg.): 100 Jahre Turmberg-Bahn. INFO Verlag, Karlsruhe 1988, ISBN 3-88190-037-3
Commons: Turmbergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Turmbergbahn. In: Karlsruhe erleben. KTG Karlsruhe Tourismus, KME Karlsruhe Marketing und Event, abgerufen am 11. September 2021.
  2. Broschüre "Daten und Fakten 2011", Stadt Karlsruhe - Amt für Stadtentwicklung, 36. Ausgabe, S. 4, Hrsg.: Amt für Stadtentwicklung
  3. vgl. Postkarte um 1963. Stadtarchiv Karlsruhe, abgerufen am 9. September 2019.
  4. a b Höglmeier: Verlängerung der Turmbergbahn. (PDF; 1,38 MB) Bürgerinformationsveranstaltung. In: VBK Website. Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH, 28. Januar 2021, S. 3, abgerufen am 23. Juli 2021.
  5. Heike Schwitalla: Letzte Fahrt 2020? Turmbergbahn braucht Sondergenehmigung, weil sich der Neubau verzögert. In: ka-news. 23. März 2019, abgerufen am 23. Juli 2021.
  6. Katherine Quinlan-Flatter: Zuerst nicht gewollt - jetzt 133 Jahre alt: Ein Blick in die Historie der Durlacher Turmbergbahn. In: ka-news. 13. Juni 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
  7. Heike Schwitalla: Zukunft der Turmbergbahn: Seilbahn-Idee ist vom Tisch. In: ka-news. 22. Juni 2017, abgerufen am 23. Juli 2021.
  8. Ekart Kinkel: Durlach gibt Grünes Licht für Neubau der Turmbergbahn. In: Badische Neueste Nachrichten. 8. Oktober 2020, abgerufen am 23. Juli 2021.
  9. a b Verena Müller-Witt: ÖPNV Anbindung, Glas und Stahl: Durlacher Turmbergbahn wird ab 2022 umgebaut. In: ka-news. 1. Februar 2021, abgerufen am 23. Juli 2021.
  10. Stefan Proetel: Wird der Autoverkehr eingeschränkt, wenn die neue Turmbergbahn in Karlsruhe fährt? In: Badische Neueste Nachrichten. 26. April 2022, abgerufen am 10. November 2022.
  11. Ekart Kinkel: Spätestens Ende 2024 hat die alte Turmbergbahn in Karlsruhe-Durlach ausgedient. In: Badische Neueste Nachrichten. 9. November 2022, abgerufen am 10. November 2022.
  12. SWR Aktuell: Modell zeigt geplante Verlängerung der Karlsruher Turmbergbahn. Abgerufen am 21. Dezember 2022.

Koordinaten: 48° 59′ 52,4″ N, 8° 29′ 0,2″ O