Klasse 214

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Klasse 214
Die griechische Papanikolis bei HDW
Die griechische Papanikolis bei HDW
Schiffsdaten
Land Griechenland Griechenland
Korea Sud Südkorea
Turkei Türkei
Portugal Portugal
Schiffsart U-Boot
Entwurf HDW, Kiel
Bauzeitraum Seit 2003
Stapellauf des Typschiffes 22. April 2004
Gebaute Einheiten 6 (21 geplant)
Dienstzeit seit 2007
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 65 m (Lüa)
Breite 6,3 m
Tiefgang (max.) 6 m
Verdrängung aufgetaucht: 1700 t
getaucht: 1930 t
 
Besatzung 27 Mann
Maschinenanlage
Maschine dieselelektrisch
2 MTU-Diesel
2 HDW-Brennstoffzellen
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 6.720 kW (9.137 PS)
Propeller 1
Einsatzdaten U-Boot
Tauchtiefe, normal 400 m
Zerstörungstiefe 700 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
20 kn (37 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
12 kn (22 km/h)
Bewaffnung

Die U-Boote der Klasse 214 sind konventionelle Jagd-U-Boote mit außenluftunabhängigem Antriebssystem, die von der Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) entwickelt wurden. Die Boote werden seit 2001 von HDW sowie von Werften in Südkorea, Griechenland und der Türkei gebaut.

Die Klasse 214 geht auf die U-Boot-Klassen 209 und 212 A zurück. Wie die Klasse 209, die seit 1960 gebaut wird, ist die Klasse 214 ausschließlich für den Export bestimmt. Bisher haben Griechenland vier, Südkorea neun, Portugal zwei und die Türkei sechs Einheiten bestellt.[1]

Technik

Die Klasse 214 wurde mit einem außenluftunabhängigen, auf Brennstoffzellen basierenden Antriebssystem ähnlich dem der Klasse 212 A versehen. Die U-Boote der Klasse 212 A und 214 sind damit die leisesten konventionellen U-Boote der Welt. Dank des Antriebs sind Einsätze von mehreren Wochen unter Wasser möglich. Wie bei der Klasse 212 A wird ebenfalls das Sonarsystem CSU 90 verbaut.

Nutzer

Griechenland

Verzögerungen

Der Vertrag zum Bau von drei Booten für die griechische Marine wurde am 15. Februar 2000 unterzeichnet, ein viertes Boot wurde 2002 bestellt.

Das erste Boot wurde am 22. April 2004 bei HDW auf den Namen Papanikolis getauft. Die restlichen drei Boote sollen bei der Hellenic Shipyards in Skaramagas gebaut werden.

Im Dezember 2006 wurde bekannt, dass die Papanikolis mit technischen Problemen zu kämpfen hatte.[2] Nach dem Bericht hatte das Boot massive Probleme mit Kavitation, Überhitzung der Brennstoffzelle und starkem Rollen bei Überwasserfahrt. Es wurde weiterhin berichtet, dass die griechische Marine das Boot nicht abnahm und auch weitere Probleme mit der Brennstoffzelle, das Vibrieren des Periskops, Seewasserlecks im Hydrauliksystem sowie Probleme mit dem Sonar reklamierte.[3]

Im März 2008 wurde bekannt, dass Griechenland den deutschen Entwicklern von HDW beinahe 500 Millionen Euro aus dem Bau der vier Boote schuldet. HDW erklärte, alle Probleme der Papanikolis behoben zu haben und beklagte, dass Griechenland sich nur deshalb weigere, das Boot abzunehmen, um den Preis zu drücken.[4]

Im Oktober 2008 wurde die Papanikolis getestet und festgestellt, dass alle Probleme behoben wurden. Obwohl ein entsprechendes Zertifikat von der Güteprüfstelle der Bundeswehr ausgestellt wurde, weigerte sich die griechische Marine weiterhin, das Boot zu akzeptieren und in Dienst zu stellen. Daraufhin kündigte HDW die Lieferverträge schließlich im September 2009.[5]

Das zweite Boot, die Pipinos, lief im Februar 2007 vom Stapel.

Im Frühjahr 2010 wurden die Differenzen beigelegt. Die Papanikolis und die übrigen drei Boote wurden von der griechischen Marine doch übernommen und in Dienst gestellt. Zusätzlich bestellte man zwei weitere U-Boote der Klasse, um die abgebrochene Modernisierung der Klasse 209 auszugleichen.[6] Die deutsche Bundesregierung soll für das Zustandekommen dieses Rüstungsexports im Wert von einer Milliarde Euro politischen Druck ausgeübt haben.[7]

Ermittlungen

Am 5. Februar 2011 wurde bekannt, dass die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des U-214-Geschäfts zwischen Griechenland und Deutschland gegen die Manager von HDW-Vertriebspartner Ferrostaal AG ermittelt. Es bestehe der Verdacht auf Untreue und Bestechung in Höhe von 55 Millionen Euro.[8] Im Zusammenhang damit wurde im April 2012 der frühere griechische Verteidigungsminister Akis Tsochatzopoulos festgenommen.[9] Während des Ermittlungszeitraumes traten mehrere Manager und der Geschäftsführer des Unternehmens zurück. Vor seinem Rücktritt hatte er zugegeben, dass als Gegenleistung für das Zustandekommen der U-Boot-Verträge mit Portugal und Griechenland Zahlungen erfolgt waren. Im Jahr 2011 erklärte sich Ferrostaal zur Zahlung einer Strafe von 140 Millionen Euro bereit und entschuldigte sich öffentlich.[10]

Portugal

NRP Tridente

Portugal bestellte 2004 zwei U-Boote des Typs U-209PN, bei denen es sich de facto um den Typ U-214 handelt. Die irreführende Bezeichnung basiert darauf, dass in einer frühen Phase der Ausschreibung ein U-209/1500-Entwurf angeboten wurde, aber später auf den U-214-Entwurf geändert wurde.[11]

Zwei Einheiten mit den Namen NPR Tridente und NPR Arpão wurden in Kiel von der Howaldtswerke-Deutsche Werft gebaut. Beide Boote sind inzwischen an die portugiesische Marine übergeben und in Dienst gestellt worden.[12] Aufgrund von Budgetkürzungen werden die beiden Boote derzeit nicht eingesetzt und liegen in Lissabon vor Anker. Da die Antriebseinheiten nicht laufen, werden die Boote manuell von Soldaten der Marine mit Wasser von außen gekühlt, um die sensible Elektronik zu schützen.[13]

Die Kosten für die Anschaffung der beiden U-Boote werden mit etwa einer Milliarde Euro beziffert, Portugal bekam in einem separaten Vertrag Gegengeschäfte in Höhe von 1,2 Milliarden Euro zugesichert. Bestandteil des Kaufvertrages ist auch, dass die Boote 30 Jahre nach Kauf einmal jährlich in den Howaldtswerken zur Wartung einlaufen.[13]

Ermittlungen

Wie auch beim Geschäft mit Griechenland ermittelte die Münchner Staatsanwaltschaft sowie die Justiz in Portugal gegen Verantwortliche der Firma Ferrostaal wegen Bestechung. Die Angeklagten wurden in beiden Ländern freigesprochen.[13]

Südkorea

Südkoreanisches Boot Son Won-il (SSK 072)

Südkorea, das drei U-Boote des Typs U-214 bestellt hat, ist mit der Son Won-il der erste aktive Nutzer des Typs U-214. Die Son Won-il wurde am 27. Dezember 2007 von Südkorea in den aktiven Dienst übernommen. Die Boote werden bei Hyundai Heavy Industries gebaut. Am 8. Januar 2009 wurde bekannt, dass Verträge für sechs weitere U-Boote für die südkoreanische Marine unterzeichnet wurden.

Türkei

Am 22. Juli 2008 wurden von der Türkei sechs U-Boote des modifizierten Typs U-214TN erworben. Die U-Boote sollen in der Türkei gebaut werden, das erste sollte 2015 bei der türkischen Marine in Dienst gehen.[14] Aufgrund eines Lieferverzugs von knapp zwei Jahren muss Thyssen-Krupp eine Strafe in Höhe von rund 100 Millionen Euro zahlen, die Kiellegung des ersten Bootes erfolgte im Oktober 2015.[15]

Interessenten

Pakistan

Auch Pakistan interessierte sich für U-Boote der Klasse 214. Das Land beabsichtigte, drei Boote zu kaufen und im eigenen Land fertigzustellen. Die Lieferung ist umstritten, da Pakistan Atommacht und nie dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten ist. Zudem gab es Vorbehalte wegen der innenpolitischen Situation sowie bzgl. des Umstandes, dass eine Abschussplattform auf See für Marschflugkörper des Typs Hatf VII Babur gesucht wurde.[16] Am 20. Juli 2009 wurde bekannt, dass Pakistan die beabsichtigte Bestellung zugunsten eines Angebotes aus Frankreich aufgegeben hat.[17]

Australien

Im Jahr 2011 wurde der Öffentlichkeit bekannt, dass Australien die U-Boot-Klasse 214 in die engere Wahl bei der beabsichtigten Modernisierung der eigenen U-Boot-Flotte gezogen hat. Mitbewerber um den Großauftrag waren neben den Howaldtswerken-Deutsche Werft in Kiel die Staatswerften DCNS aus Frankreich und Navantia aus Spanien.[18] Allerdings hat die Australische Marine auf der Suche nach einem Ersatz für die U-Boote der Collins-Klasse auch die U216 als „extended version“ ins Auge gefasst.[19] Die Marine des Landes möchte zwischen acht und zwölf Boote beschaffen.[20] Im April 2016 wurde die australische Entscheidung für französische U-Boote bekanntgegeben.[21][22]

Boote

Land Typ Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Bauwerft
Griechenland Griechenland U-214 S 120 Papanikolis 27. Februar 2001 22. April 2004 2. November 2010 Howaldtswerke-Deutsche Werft
U-214 S 121 Pipinos Februar 2003 November 2006 6. Oktober 2014 Hellenic Shipyards
U-214 S 122 Matrozos März 2003 Februar 2015 23. Juni 2016 Hellenic Shipyards[23]
U-214 S 123 Katsonis März 2004 23. Juni 2016 Hellenic Shipyards
U-214 S 124 nicht realisiert
U-214 S 125 nicht realisiert
Portugal Portugal U-209PN S 167 Tridente 7. März 2005[24] 15. Juli 2008 8. September 2010 Howaldtswerke-Deutsche Werft
U-209PN S 168 Arpão 15. April 2007[25] 18. Juni 2009 bis 2011 Erprobung Howaldtswerke-Deutsche Werft
Korea Sud Südkorea U-214 SS 072 Son Won-il Oktober 2002 9. Juni 2006 27. Dezember 2007 Hyundai Heavy Industries
U-214 SS 073 Jung Ji 2004 13. Juni 2007 2. Dezember 2008 Hyundai Heavy Industries
U-214 SS 075 An Jung-geun 4. Juni 2008 30. November 2009 Hyundai Heavy Industries
U-214 SS 076 Kim Jwa-Jin 2009 13. August 2013 2014 Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering
U-214 SS 077 Yun Bong-gil 2010 3. Juli 2014 2015 Hyundai Heavy Industries
U-214 SS 078 Yu Gwan-sun 2011 2015 Oktober 2016 Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering
U-214 SS 079 2012
U-214 SS 079 2013
U-214 SS 080 2014
Turkei Türkei U-214TN Pirireis 10. Oktober 2015 Gölcük Naval Shipyard[26]
U-214TN Gölcük Naval Shipyard
U-214TN Gölcük Naval Shipyard
U-214TN Gölcük Naval Shipyard
U-214TN Gölcük Naval Shipyard
U-214TN Gölcük Naval Shipyard

Siehe auch

Weblinks

Commons: U-Boot-Klasse 214 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Raimund Wallner: Deutsche U-Boote. Geschichte, Fähigkeiten, Potenziale. In: MarineForum. Nr. 4, 2006, S. 10–18, ISSN 0172-8547
  2. Type 214 Stumbles Into Greece, StrategyPage.com, 11. Dezember 2006. Abgerufen am 30. November 2007 
  3. Greece Refuses Delivery Of First Type-214 Submarine. In: navyleague.org. Navy League of the United States, , abgerufen am 30. November 2007 (englisch).
  4. Bestellt und nicht abgeholt: HDW und die „Papanikolis“. In: deutscher-marinebund.de. Deutscher Marinebund e. V., 11. Januar 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. November 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutscher-marinebund.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. HDW stoppt U-Boot-Verträge mit Griechenland. In: welt.de. Die Welt, 22. September 2009, abgerufen am 5. Juli 2016.
  6. Streit um U-Boote für Griechenland beigelegt. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 20. März 2010, abgerufen am 28. Oktober 2013.
  7. Griechische Milliarden für deutsche U-Boote. In: heise.de. Heise Verlag, abgerufen am 28. Juli 2015.
  8. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,743769,00.html
  9. Deutscher U-Boot-Deal: Griechischer Ex-Minister wegen Korruptionsverdacht in Haft. In: spiegel.de. Spiegel Online, 11. April 2012, abgerufen am 12. April 2012.
  10. vgl. z. B. Griechenland: Der Waffenhandel floriert. In: freitag.de, 24. April 2012.
  11. O U-209PN, o U-214 e o contrato de fornecimento à Marinha Portuguesa. In: areamilitar.net. (portugiesisch)
  12. Zweites U-Boot der Klasse 209PN für die portugiesische Marine getauft. Howaldtswerke-Deutsche Werft AG, 18. Juni 2009, abgerufen am 16. Februar 2010.
  13. a b c Antonio Cascais, Marcel Kolvenbach: Geschäfte wie geschmiert. WDR die story. In: wdr.de. Westdeutscher Rundfunk, 28. April 2014, abgerufen am 1. Mai 2014.
  14. Türkei kauft 6 U-Boote für 2,5 Mrd Euro von HDW Thomson Reuters, 22. Juli 2008, Zugriff 18. November 2008
  15. : Millionenstrafe wegen Lieferverzug bei U-Booten. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 22. Januar 2015.
  16. Otfried Nassauer: U-Boote für Pakistan? In: bits.de. BITS, 24. April 2007, abgerufen am 18. November 2008.
  17. Willi Germund (Islamabad) und Max Borowski (Berlin): Pakistan verliert Lust auf deutsche U-Boote (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today), Financial Times Deutschland, 20. Juli 2009.
  18. HDW hofft auf Mega-Auftrag aus Australien. ndr.de, 18. Dezember 2011, abgerufen am 18. Dezember 2011.
  19. U-boats may be on navy’s shopping list In: canberratimes.com.au. The Canberra Times, abgerufen am 21. Juli 2012(englisch).
  20. Christoph Hein: Brisanter U-Boot-Verkauf an Australien. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Januar 2016, abgerufen am 26. Januar 2016.
  21. Charis Chang: Will new submarines be built in Adelaide, South Australia? Winning tender to be revealed. In: news.com.au. 26. April 2016, abgerufen am 30. April 2016 (englisch).
  22. Australia says French company wins huge submarine contract. In: japantimes.co.jp. Abgerufen am 30. April 2016 (englisch).
  23. Greece accepts final Type 214 submarines into service. In: janes.com. Jane’s, 27. Juni 2016 (englisch).
  24. ThyssenKrupp Marine Systems – Daten und Fakten ab 2005. ThyssenKrupp Marine Systems, 2008, abgerufen am 16. Februar 2010.
  25. Stapellauf U-Boot der Klasse 209PN für Portugal. Zeitschrift Europäische Sicherheit, September 2009, abgerufen am 16. Februar 2010.
  26. Zerin Elci: UPDATE 3-Turkey in $4 bln submarines deal with HDW. In: reuters.com. Reuters, 22. Juli 2008 (englisch).