Ursus (fiktive Person)

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Ursus ist der Name eines „bärenstarken“ (lat. ursus = Bär) Mannes, der in Henryk Sienkiewicz’ Roman Quo vadis? als Beschützer der Christin Lygia auftritt.

Im Original als griechisch-römischer Gladiator angelegt, wurde er im Zuge der italienischen Welle von Sandalenfilmen zu Beginn der 1960er Jahre als eigenständige Figur etabliert und erhielt seine „eigene“ Filmreihe. Im Gegensatz zu anderen muskelbewehrten Titelhelden wie Maciste oder Herkules kann bei Ursus in einigen Filmen, vor allem jenen mit dem Darsteller Ed Fury, eine Art Biografie nachgezeichnet werden: Er ist der Nachkomme eines gestürzten Königreiches und erlangte seine Stärke durch das Aufwachsen unter Löwen (Ursus im Tal der Löwen), wird später Bauer (La vendetta di Ursus) und muss seine Verlobte vor dem Opfertod retten (Ursus). Weiter kämpft er gegen Usurpatoren in nicht lokalisierten Gegenden (Ursus nella terra di fuoco) oder gar Asien (Ursus e la ragazza tartara). Wie im Genre üblich, verliert er in deutschsprachigen Fassungen einige Male seine Identität; ab und zu werden jedoch auch andere Helden zu einem Ursus gemacht.

Mit dem Abflauen der Welle verschwand auch das Interesse an dieser fiktiven Person. Unter anderem trug auch der mexikanische Wrestler Jesús Melendez Ortega (1922–1977) den Namen des fiktiven griechisch-römischen Gladiatoren als Ringnamen und nannte sich meist mit Zusatz Mighty Ursus.[1]

Filme

Rezeption

Im Inferno der letzten Kriegstage in Berlin 1945 wird Ursus zu einem Retter und Beschützer aus der Fantasiewelt eines fünfzehnjährigen Mädchens in einer unerträglichen Realität:

„Im Dauerlauf rannte ich zurück zum Bunker. [...] Irgendwo entdeckte ich eine intakte Wasserpumpe und füllte den Krug, der nun sehr schwer zu tragen war. Um mich herum schlugen permanent Granaten ein, doch ich wurde von keinem Splitter getroffen. Das habe ich Ursus zu verdanken, sagte ich zu mir. Ursus war ein Held aus meinen Büchern. Der getreue Ursus, der immer seine Herrin beschützte. Jetzt war er zu meinem Schutzengel geworden.“

Waltraud Süßmilch: Im Bunker. Berlin 2004, S. 178.

„Mit meinem ‚Tick‘, nach Leuten Ausschau zu halten, denen es schlimmer erging als mir selbst, konnte ich alles besser ertragen. Ebenso mit meinen Fantasien über Prinzen. Und ich hatte Ursus, meinen Schutzengel. Ihm erzählte ich auf dem langen Treck [der Schutzsuchenden aus dem Anhalter Hochbunker durch den gerade gefluteten Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn] von meinen Ängsten, von dem, was ich um mich herum sah. So gut konnte er zuhören. Und immer machte er mir Mut, flüsterte mir zu: ‚Du wirst deine Mutter und deinen Bruder heil aus diesem Schacht führen.‘ Für mich waren Ursus und die Prinzen eine Art Therapie, die mit Kraft gab, all diese furchtbaren Erlebnisse wenigstens in Ansätzen zu verarbeiten und nicht an ihnen psychisch zu Grunde zu gehen. Meine Mutter und Heinz, die nicht auf derartige Mechanismen zurückgreifen konnten, hatten es in der Zeit nach dem Krieg viel schwerer.“

Und auch später noch einmal: „Mein Prinz, dachte ich nur, wann kommt endlich mein Prinz? Ursus, kannst du mir nicht auch so einen vorbeischicken, der mich aus dem Alptraum wach küsst? Heinz setzte sich in diesem Moment zu uns auf die Decke, aber er war mein Bruder, nicht mein Prinz. Irgendwann musste es doch auch für mich wieder eine heile Welt geben. Plötzlich hörten wir ein Poltern.“[2]

Einzelnachweise

  1. Jesús Melendez Ortega auf genickbruch.com, abgerufen am 28. November 2010
  2. Waltraut Süßmilch: Im Bunker. Ullstein Verlag, Berlin 2004, S. 213 und 263. ISBN 3-548-25870-0.

Weblinks