Vadersdorf

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Vadersdorf
Stadt Fehmarn
Koordinaten: 54° 29′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 54° 29′ 7″ N, 11° 8′ 16″ O
Höhe: 9 m
Fläche: 7,2 km²
Einwohner: 130 (2006)
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner/km²
Vorwahl: 04371
Vadersdorf (Fehmarn)
Vadersdorf (Fehmarn)

Lage von Vadersdorf in Fehmarn

Vadersdorf ist ein Dorf auf der Insel Fehmarn und damit ein Stadtteil der Stadt Fehmarn im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein. In der Mitte des Dorfes befindet sich der Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte Dorfteich, etwas südlich davon befand sich der um die gleiche Zeit verschwundene Thingplatz. Vadersdorf wurde im Jahr 1997 zum zweitschönsten Dorf im Kreis Ostholstein gewählt.

Geographie

Vadersdorf liegt etwa in der Mitte der Insel Fehmarn in der Ostsee, knapp fünf Kilometer. vom nördlich gelegenen Strand Grüner Brink entfernt. Am besten zu erreichen ist Vadersdorf vom Festland über die E 47. Nach der Fehmarnsundbrücke die erste Abfahrt Landkirchen nehmen, dann durch Landkirchen hindurch in Richtung Gammendorf, durch Bisdorf hindurch und an der ersten Windmühle links einbiegen.

Geschichte

Dorfgeschichte

Entwicklung des Dorfes in Zahlen
Jahr Gebäude Einwohner
Wohnhäuser Scheunen Viehhäuser Vadersdorf Fehmarn
1730 35 3 11 165 6313
1784 33 12 5
1793 31 12 4
1803 31 12 3 164 7626
1813 31 11 2
1833 35 13 3
1845 215 8590
1885 217 10150
1925 178 10360
1950 35 15 2
1961 132 12161

Das langgestreckte Nord-Süd-Straßendorf (800 Meter) weist jahrhundertelang die gleich bleibende Zahl von etwa 30 Wohnsiedlungen auf. Zwei weit auseinander liegende Gebäudezeilen – einstmals mit geräumigen Dorfplatz und einer Thingstätte – werden von einer Dorfumwallung und zwei Toren begrenzt. Tore existieren heute nicht mehr, eine Umwallung ist nur noch in Resten vorhanden.

Das Waldemar-Erdbuch von 1231 verzeichnet Fathærsthorp mit 20 mansi, das sind etwa 720 Hektar. Als älteste Bewohner werden 1280 ein Yerre Riquartsen und 1329 Hinrik Riquartsen, Janecke Wimer und Claus Wimer genannt. In der Liste der Settinghe von 1552 werden in Vaderstorppe 32 Abgabepflichtige mit zusammen 78 Mark und 4 Schilling aufgeführt.

Bis Ende des 17. Jhd. hat Vadersdorf eine ausschließlich bäuerliche Dorfbevölkerung. Einen dörflichen Handwerkerstand gab es damals noch nicht. Allerdings gab es Einrichtungen nachbarschaftlicher Selbsthilfe, darunter Buerknechts-, Toten- und Brandgilden.

Eine Steuerliste von 1744 zählt auf:

  • 10 Hofstellen ohne Landbesitz.
  • 8 Hofstellen mit Ackerland, aber ohne Pferde.
  • 6 Hofstellen mit Ackerland und je zwei Pferden.
  • 11 Hofstellen mit Ackerland und sechs bis zwölf Pferden.

Die teilweise hohe Zahl von Pferden war bedingt durch die damals übliche Bespannung mit 6 Pferden je Pflug. Der selbstgefertigte Holzpflug mit Vorderderkarren (Scheibenrädern), eisenbewehrtem Sech und Streichbrett war klobig und schwer. Auf größeren Höfen war je ein Pflug vorhanden, der gegen Gespannstellung oder Lohn die Pflugarbeiten für die kleineren Betriebe mit übernahm.

Für das Jahr 1713 existiert eine Liste über die Nutzung der Dorfländereien. Auf 358 Hektar Ackerfläche wurden angebaut:

Der Viehbestand in Vadersdorf zählt laut dem Verzeichnis von 1713 folgende Tiere auf:

Für das gesamte Dorf sind das 470 bis 520 Tiere, die ihre Nahrung auf den Futterflächen des Dorfes suchen mussten, gemeinsam gehütet vom Dorfhirten und im Winter bei den Einzelbesitzern aufgestallt. Die Gemeinweidefläche betrug 1713 ungefähr 350 Hektar, was in etwa der Hälfte der Dorfflur entspricht.

1813 hatten 80 % der Gebäude ein Strohdach und 55 % einen Brettergiebel. Die ansteigende Zahl von Scheunen entspricht der Ausdehnung des Ackerbaus in Vadersdorf. Statt der Viehhäuser wurden ab dem 19. Jhd. Großraumscheunen gebaut, die auch Viehstallungen aufnahmen.

Besondere Beachtung verdient die 400 m südlich von Vadersdorf auf einer kleinen Anhöhe gelegene, in der Dorfgeschichte seit Jahrhunderten erwähnte Herrschafts-Mühle. Sie besitzt eine 3 ha. große Bauernstelle und vermutlich auch eine Schankkonzession. Sechs Nachbardörfer sind ihr als Zwangsgäste zugeteilt. Diese Vadersdorfer Regierungsmühle, die wahrscheinlich eine der beiden ältesten Wyntmölen Fehmarns von 1456 ist, brennt 1680 ab und wird nicht wieder aufgebaut.

Der Dorfnachtwächter war dem Gemeindevorsteher und der Kirchspielbehörde (Amtsvorsteher) unterstellt und musste

  • vom 1. März bis 30. September von 10:00 bis 3:00 Uhr
  • vom 1. Oktober bis 28. Februar von 10:00 bis 4:00 Uhr

das Revier mit jeweils halbstündiger Pause abpatrouillieren, Lärmende zur Ruhe verweisen, Fremde anrufen und nach Weg und Ziel befragen, Diebe ergreifen und in Gewahrsam nehmen, bestohlene Einwohner wecken, bei Feuer Alarm blasen und Feuerlöschmannschaften mobilisieren. Für das Stunden-Blasen auf dem Kuhhorn gab es überlieferte Verse:

Tuuut … Dee Klock hett tein schlagen. Tein is de Klock … tuuut
Ick wünsch in uns Dörp för Mann un Fru
Gesundheit jo un goode Ruh.
Too Eeten un too Drinken ümmer nuch
Schlap good un maak keen Striet in Puch.
tuuuuuut

Vadersdorf heute

Heute gibt es noch drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe in Vadersdorf. Die touristische Infrastruktur des Ortes ist gut: elf Vermieter bieten ein reichhaltiges Programm.

Seit 1868 ist Vadersdorf Standort einer Feuerlöschspritze. Diese erste Vadersdorfer Druckspritze wurde durch Auffüllen mit Ledereimern gespeist. Zu diesem Zweck war im Dorf ein mit zwei Pferden bespannter, auf Schlittenkufen befestigter Wasserkübel (der sog. Notküben) vorhanden. Im Jahre 1890 kam eine Saug- und Druckspritze nach Vadersdorf. Seit 1934 gibt es zusammen mit Gammendorf die Freiwillige Feuerwehr mit etwa 25 Mitgliedern, die in Vadersdorf auch vielfältige soziale Funktionen erfüllt.

Der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen hat hier auf dem Ferienhof der Familie Czwalina vor und während seiner Amtszeit insgesamt 14 Jahre Urlaub gemacht.

Schule

Eine Schule ist in Vadersdorf früh nachweisbar. Schon 1693 wird ein Görges Kohlhoff als Schulhalter genannt. Danach gibt es eine Nebenschule und ab 1815 eine eigene Dorfschule. Im Jahre 1879 wird ein neues Schulhaus gebaut. Von 1950 bis 1953 ist die Schule zweiklassig, davor und danach einklassig. 1968 wird die Schule aufgelöst und der Dörfergemeinschaftsschule in Landkirchen auf Fehmarn angeschlossen. Der Heimatdichter Hans Hansen Palmus ist zwischen 1926 und 1963 einziger Lehrer der Vadersdorfer Volksschule. Viele seiner humoristischen plattdeutschen Verse streifen das Vadersdorfer Schulleben.

Letzter Lehrer in Vadersdorf ist von 1963 bis 1968 Hans-Hermann Götzel.

Liste der Vadersdorfer Lehrer von 1750 bis 1968:

  • vor 1750: Michael Maas
  • 1753,1765: Joachim Meyer, † 1777
  • 1760: Claus Uppensieck
  • 1766: Heinrich Lafrentz, † 1789
  • 1767–1786: Hinrich Christian Kagel, * 1737, † 1786
  • 1786–1789: Heinrich Lafrentz, † 1789
  • 1797, 1801: Jürgen Sievert, * 1757, † 1836
  • 1803, 1813: Hans Christian Stahl
  • 1814: Joachim Mundt, * 1780 in Stakendorf, † 1857
  • 1815–1831: Claus Friedrich Osterkamp, * 1786 in Kopendorf, † 1831
  • 1831–1865: Hans Mildenstein, * 1797 in Orth
  • 1865–1881: Heinrich Bliesemann, * 1831 in Dänschendorf, † 1881
  • 1879–1880: interim Emil Christian Friedrich Ferdinand Henning, * 1861 in Grube (Holstein)
  • 1881: Johann Cloppenburg, * 1862 in Kudensee, † 1930
  • 1881–1889: Peter Björnsen, * 1857 in Flensburg, † 1939
  • 1889: Lohse
  • 1889–1891: Paul Adolf Heinrich Ferdinand Mirau, * 1864 in Matzwitz, † 1921
  • 1891–1892: Scheel
  • 1892–1926: Friedrich Gustav Max Kerkamm, * 1870 in Schraplau, † 1942 in Flensburg
  • 1926–1963: Hans Hansen Palmus, * 1901 in Sønderborg
  • 1946–1947: Annemarie Beck
  • 1950–1953: Martha Thomsen
  • 1963–1968: Hans Hermann Götzel