Venezolanische Literatur

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Die venezolanische Literatur ist die Literatur Venezuelas in spanischer Sprache und als solche ein Bestandteil der hispanoamerikanischen Literatur. Sie wurde in Europa allerdings nicht in dem Umfang rezipiert wie etwa die mexikanische oder kolumbianische Literatur, die auch weitaus umfangreicher sind. Das liegt an der relativ schmalen Schicht des gebildeten bürgerlichen Lesepublikums in Venezuela, an der sozialen Abscheidung der Eliten, aber auch an langen Phasen der Diktatur im 20. Jahrhundert, die die intellektuelle Produktion behinderten und viele Autoren in die Emigration zwangen.

Frühzeit

Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden die frühesten Chroniken Venezuelas, das damals zum Vizekönigreich Neugranada und seit der Unabhängigkeit von 1819 bis 1830 zu Großkolumbien gehörte. Die erste Chronik eines kreolischen Historikers in barockem Stil war die Historia de la conquista y población de la provincia de Venezuela von José de Oviedo y Baños (1671–1738). In der Folge formte sich unter dem Einfluss der Aufklärung eine publizistische Kritik an der Kolonialherrschaft. Jedoch traten nur wenige bedeutende Autoren hervor. Die literarisch herausragende Gestalt der Zeit der Freiheitskämpfe ist der in Venezuela geborene, vom Klassizismus geprägte Andrés Bello (1781–1865). Bello, ein Humanist und Verfasser von Lehrgedichten („La agricultura de la zona torrida“, 1826), Publizist, Philosoph, Pädagoge, Philologe und Übersetzer von Plautus, Lord Byron und Victor Hugo, Völkerrechtler und Freund Alexander von Humboldts, hielt sich seit 1810 als Exilant, Diplomat und Hochschullehrer ständig im Ausland auf und eignete sich mehrere Sprachen autodidaktisch an. Er hinterließ ein fast unüberschaubares Gesamtwerk. So schrieb er als erster eine Grammatik über den Gebrauch der spanischen Sprache in Lateinamerika. Seine Texte vermittelten erstmals ein fundiertes Wissen über die von den Kolonialherren nicht genutzten Ressourcen der neuen Welt, beschrieben freilich mit dem „ästhetischen Gestus der Alten Welt“. Seine Gedichte waren als Bestandteile eines nie zustande gekommenen Epos América konzipiert. In seiner Wahlheimat Chile polemisierte er gegen die heraufziehende Romantik.[1] Der Klassizismus prägte auch andere Lyriker der Zeit, so die Gedichte von Rafael María Baralt (1810–1860) und Fermin Toro (1807–1865).[2]

Romantik und Modernismo

Zu den Klassizisten zählte José Antonio Maitín (1804–1874), ein von der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung beeinflusster venezolanischer Lyriker, der durch seine Naturschilderungen bereits den Übergang zur Romantik markierte.[3] Juan Vicente González (1811–1866), zunächst Theologiestudent, dann Schriftsteller, Biograph und Historiker, rezipierte die französische Romantik und wird oft als erster Romantiker in Venezuela charakterisiert. Als Vorläufer des Modernismo kann Juan Antonio Pérez Bonalde (1846–1892), ein bedeutender spätromantischer, sowohl von französischen Vorbildern als auch von brasilianischen Zeitgenossen beeinflusster Dichter, Schriftsteller und Übersetzer gelten, der u. a. Heinrich Heines Buch der Lieder erstmals ins Spanische übertrug und 1885 im New Yorker Exil veröffentlichte.[4] Zu den spätromantisch-costumbristischen Prosaautoren zählte Gonzalo Picón Febres (1860–1918). Eduardo Blanco (1838–1912), Romancier, epischer Dichter und kurzzeitig Außenminister, verfasste das bekannte Heldenepos des Unabhängigkeitskrieges („Venezuela heroica“, 1881), das in fünf Bildern die großen Schlachten des Krieges zeichnet. In seinem historischen Roman „Zárate“ (1882) beschreibt er die politische und soziale Bewegung der Kreolen, die nach der Revolution den Rückhalt aus dem Mutterland verloren, zum Teil verarmten und sich gegen Zuwanderer und Mulatten behaupten mussten.

Andrés Mata (1870–1931), Dichter, Schriftsteller und Journalist, steht mit seiner tragischen Liebesaffäre „Idilio Trágico“ zwischen Romantik und Modernismo. Zeitweise lebte er im Exil in Curacao und der Dominikanischen Republik bis 1895. Später wurde er Parlamentarier und war als Diplomat in Europa tätig, wo er in Paris starb. Der Erzähler Pedro Emilio Coll (1872–1947) gilt neben Mata als wichtigster Begründer und Förderer des Modernismo in Venezuela, der sich in der Gruppe der sogenannten Generation von 1898 sammelte. Als Diplomat und Politiker lernte er die europäischen Kulturen kennen. Zu dieser Gruppe, einer Parallelentwicklung zur spanischen Generation von 1898, zählten auch Luis Manuel Urbaneja Achelpohl (1873–1937) und Manuel Díaz Rodríguez (1871–1927). Realismus und Naturalismus konnten sich in Venezuela zu Ende des 19. Jahrhunderts hingegen nur zögerlich durchsetzen.[2] Der Criollismo spielte hier eine geringere Rolle als etwa in Argentinien oder Chile.

Das frühe 20. Jahrhundert

Die Diktatur des Juan Vicente Gómez (1908–1935) verschärfte einerseits die geistige und politische Unterdrückung; andererseits stieg Venezuela zum erdölexportierenden Staat auf. So kam es zu einer gewissen wirtschaftlichen Blüte neben harter Unterdrückung. Einige Autoren wie Manuel Díaz Rodríguez kooperierten mit dem Regime, andere wie José Antonio Ramos Sucre (1890–1930), Diplomat, Erziehungstheoretiker und Lyriker, flüchteten sich in die Hermetik der Lyrik. Ramos Sucre geißelte das intellektuelle Leben Venezuelas in seinen Schriften als mittelmäßig und konformistisch und legte an seine introvertierten Gedichte strenge Formmaßstäbe an. Viele Autoren gingen jedoch ins Exil, so z. B. der Sohn deutscher Einwanderer Carlos Brandt (1875–1964), ein Schriftsteller und Philosoph, dessen Bücher in Europa und den USA erscheinen mussten; ferner Rafael de Nogales (1879–1937), ein weltweit in Kriegen und Revolutionen aktiver Abenteurer, der in den 1920er und 1930er Jahren durch seine Lebenserinnerungen bekannt wurde; Antonio Arraíz (1903–1962), der - bekannt geworden durch seinen experimentellen Gedichtband „Aspero“ (1924) - im Exil das Tagebuch „Los lunares de la Virreina“ (1931) über seine Haft publizierte und 1948 endgültig in die USA auswanderte; ferner der Historiker, Essayist, Literaturkritiker und Schriftsteller Mariano Picón Salas (1901–1965), der nach Chile emigrierte und nach seiner Rückkehr 1936 die venezolanische Schriftstellervereinigung und 1946 die Philosophische Fakultät der Universität Caracas gründete, wo er das Erbe des lateinamerikanischen „Barroco de Indias“ erschloss.

Die Nachkriegs-Generation von 1918 versuchte europäische Einflüsse und literarische Trends mit nationalen Themen zu verbinden. Als von den argentinischen Hochschulreformen beeinflusste Bewegung konnte sie sich im diktatorisch regierten Venezuela jedoch kaum durchsetzen.[5] Zu ihren Vertretern zählt Rómulo Gallegos (1884–1969), der mit seiner lyrisch-realistischen Prosa der Begründer des sogenannten Selva- oder Urwaldromans, einer spezifischen Form des Regionalismo bzw. Criollismo. Kurzzeitig wurde Gallegos 1948 Präsident des Landes.[6] Nach ihm wurde der 1964 gestiftete bedeutendste internationale Literaturpreis Venezuelas benannt, der alle zwei Jahre verliehene Premio Internacional de Novela Rómulo Gallego. Gallegos international bekannt gewordener Roman „Doña Bárbara“ (1929) behandelte den Konflikt zwischen Natur und Zivilisation, sein im spanischen Exil geschriebener, in Venezuela verbotener modernistischer Roman „Canaima“ (1935) die Entwicklung indianischer Identität.[6]

Zur Generation von 1918 gehörten auch José Rafael Pocaterra (1889–1955) mit seinen gesellschaftskritischen Satiren und die in Paris geborene, am klassischen französischen Roman geschulte, aber auch von Juana Inés de la Cruz und Marcel Proust beeinflusste Teresa de la Parra (1889–1936), die auf sublime Art die bigotten und korrupten, vom Abstieg bedrohten Oberschichten des Landes darstellte. Ihr erst 2008 ins Deutsche übersetztes Buch „Ifigenia. Diario de una señorita que escribió porque se fastidiaba“ („Tagebuch einer jungen Dame, die sich langweilt“) handelt vom Freiheitsdrang einer jungen in Europa aufgewachsenen Frau, für den in der feinen Gesellschaft von Caracas kein Platz ist und die nach einer Umerziehung den sozialen Konventionen geopfert wird. Das Buch, ein „Urtext“ der venezolanischen Literatur[7] löste bei seinem Erscheinen 1924 einen Skandal aus.[8] Zur Generation von 1918 gehörte auch der Lyriker und spätere erfolgreiche Diplomat und Nationalpreisträger von 1967 Fernando Paz Castillo (1893–1991).

Der Protest gegen Gomez bündelte sich in der Intellektuellengruppe Generation von 1928, zu der neben Sotillo und dem Lyriker Andrés Eloy Blanco (1897–1955) und dem Romancier und Lyriker Pedro Sotillo (1902–1977) auch Julio Garmendia (1898–1977), Miguel Otero Silva (1908–1985), Antonia Palacios (1904–2001) und Juan Oropeza gehörten. Aus dieser Gruppe ging 1931 auch die Bewegung der revolutionären Linken Venezuelas hervor.

Nach dem Tod Gomez‘ im Jahr 1935 kehrten viele Intellektuelle aus dem Exil zurück; danach setzten sich rasch avantgardistische (Ultraismo) und surrealistische Tendenzen um die Zeitung Viernes durch. Viele Schriftsteller konnten sich – ähnlich wie in Mexiko - ihren Lebensunterhalt durch Tätigkeiten an Universitäten oder im diplomatischen Dienst sichern, so auch die Lyriker Alberto Arvelo Torrealba (1905–1971) und Vicente Gerbasi (1913–1992).

Die Nachkriegszeit: Von der Gewalt zur Innerlichkeit

Auch nach 1945 suchten viele jungen Autoren den Anschluss an den europäischen Avantgardismus und Surrealismus. Lange Zeit dominierte die Lyrik. Der auch als Maler bekannte Juan Calzadillo (* 1931) legte 1954 seinen ersten Gedichtband „Primeros Poemas“ vor. Maler bekannt. Ida Gramcko (1924–1994) gewann schon mit 13 Jahren ihren ersten Lyrikpreis.

Die Entwicklung verlief zunächst ähnlich wie in Kolumbien. Der Romanautor, Essayist, Diplomat, Minister und Hochschullehrer Arturo Úslar Pietri (1906–2001), Nachkomme des deutschstämmigen venezolanischen Freiheitskämpfers Johann von Uslar prägte 1948 den Begriff des magischen Realismus.[9] Ùslar Pietri war der einzige Schriftsteller, der zweimal den seit 1948 verliehenen Premio Nacional de Literatura erhielt. Ramón Díaz Sánchez (1903-1968), Preisträger von 1952, verband soziale, biographische und paychologische Analysen des Wandels der venezolanischen Gesellschaft mit hoher Darstellungskunst.

Allerdings verließen nach dem Sturz Gallegos 1948 und insbesondere unter der brutalen Diktatur von Marcos Pérez Jiménez 1952–1958 erneut viele Intellektuelle Venezuela. Arraíz wanderte in die USA aus und auch der populäre Aquiles Nazoa (1920–1976) musste emigrieren. Der sozial engagierte Carlos Augusto León (1914–1997) wurde inhaftiert und publizierte dann im Ausland, ebenso der Erzähler und Essayist José Vicente Abreu (1927–1987) der nach Inhaftierung und Folterung nach Mexiko ging, 1958 zurückkehrte und 1962 erneute nach Kuba emigrieren musste. Der kommunistische, von Hölderlin und Rilke beeinflusste Lyriker und Essayist Rafael Cardenas (* 1930) ging 1957 nach Trinidad und gründete nach seiner Rückkehr in den 1960er Jahren zusammen mit anderen Künstlern die Vereinigung Tabla redonda. Der Lyriker Juan Sánchez Peláez (1922–2003), ein Meister der mystischen und erotischen Lyrik („Elena y los elementos“, 1951), lebte lange Zeit im Ausland.

In der Folgezeit geriet die Entwicklung der wieder aufblühenden venezolanischen Literatur unter den Einfluss der Kubanischen Revolution. Das Thema der Gewalt beherrschte noch lange die Literatur und wurde von Abreu in seinem Buch „Se llamaba SN“ (1964) paradigmatisch behandelt. Mehrere Romane Otero Silvas, die den Kampf gegen die Diktatur oder die Dekadenz der Oberklassen behandelten, wurden ins Deutsche übersetzt und erschienen in den 1960er bis 1990er Jahren im Aufbau-Verlag der DDR.[10]

Seit den frühen 1960er Jahren wandte sich die Literatur stärker städtischen Themen – d.h. vor allem dem Leben in Caracas – und den individuellen Erfahrungshorizonten zu. Charakteristisch für diese Phase wurde die Verwendung von Alltagssprache und eine Tendenz zur Verinnerlichung. Adriano González León (1931–2008), ein aktiver Gegner der Jiménez-Diktatur, veröffentlichte 1963 seinen Erzählband „Asfalto-Infierno y otros relatos demoniacos“ über den Asphaltdschungel von Caracas. Im Milieu des unteren Kleinbürgertums angesiedelt sind die Erzählungen von Salvador Garmendia (1928–2001). Zum Kreis um Garmendia gehörte auch der Lyriker Ramón Palomares (* 1935). Der Psychiater Francisco Herrera Luque (1927–1991) verband historische Stoffe mit genauer psychologischer Analyse.

Der Literaturboom der 1980er Jahre

Viele Autoren waren wegen der Enge des Buchmarktes bis weit in die 1980er Jahre darauf angewiesen, von einer Tätigkeit als Hochschullehrer oder Kulturfunktionär zu leben, so auch José Balza (* 1939), der seit den 1960er Jahren als Erzähler und Essayist hervortrat, ferner der für seinen schwarzen Humor bekannte Francisco Perez Perdomo (1930–2013) oder die Erzählerin Laura Antillano (* 1950), deren Werk eng verbunden ist mit ihrer Heimatstadt Maracaibo, wo sie seit ihrer Kindheit lebt. Eine solche Doppelexistenz führte auch für Eduardo Casanova (* 1939), der u.a. als Botschafter in Dänemark und China arbeitete. Ihm gelang es jedoch, mit „Los caballos de la cólera“ 1972 den lange Zeit kaum beachteten venezolanischen Roman im gesamten hispanischen Sprachraum bekannt zu machen. Auch sein zweiter Roman „La agonía del Macho Luna“ (1974) wurde zumindest in der spanischsprachigen Welt verbreitet. Denzil Romero (1938–1999), der von William Faulkner, Alejo Carpentier, Jorge Luis Borges und Carlos Fuentes beeinflusst wurde, schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen mit historischen, erotischen und esoterischen Themen. Er wurde 1983 mit dem kubanischen Premio Casa de las Américas ausgezeichnet.

Seit den 1980er Jahren vervielfachte sich die literarische Produktion. Das hatte mit dem Anwachsen gebildeter und wohlhabender Mittelschichten zu tun, aber auch mit der aktiveren Rolle von Autorinnen im literarischen Leben. Als Erzählerin mit Themen aus dem Großstadtleben und dem universitären Milieu profilierte sich die Diplomatin Antonieta Madrid (* 1939), deren Werke in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Durch Romane und Erzählungen trat die Psychoanalytikerin Ana Teresa Torres (* 1948) hervor. 2001 erhielt sie den Anna-Seghers-Preis.[11] Die in Deutschland geborene Solveig Hoogesteijn (* 1946), die mit ihrer Familie 1947 nach Venezuela auswanderte, verfasste seit den 1970er Jahren Drehbücher für die von ihr gedrehten Spielfilme. Isabel Allende lebte von 1975 bis 1988 in Venezuela und verfasste dort ihre ersten größeren Romane.

Die Lyrik wurde jedoch keinesfalls von der erzählenden Literatur verdrängt. Einige Gedichte von Eugenio Montejo (1938–2008) wurden auch ins Deutsche übersetzt.[12] Hanni Ossott (1946–2002) zeigte sich in ihrer Lyrik von der Nacht fasziniert. Armando Rojas Guardia (* 1949) ist eine der wichtigsten Stimmen der venezolanischen Lyrik. Er lebte lange im Ausland und zeigt sich u.a. von T. S. Eliot und Rilke beeinflusst.

Das Theater verlor hingegen durch den Aufschwung der Filmproduktion an Bedeutung. Luis Britto García (* 1940) ist immer noch ein enorm produktiver Schriftsteller, Theaterdichter und Sozialwissenschaftler. Rudolfo Izaguirre (* 1931) ist ein wichtiger Filmkritiker und Essayist. Sein Sohn Boris Izaguirre (* 1965) schrieb die Skripten für viele venezolanische Telenovelas. Der Schriftsteller Enrique Hernández D'Jesus (* 1947) wurde vor allem als Fotograf durch internationale Ausstellungen bekannt.

Gegenwart

Ángela Zago, Ex-Guerillera, Gefährtin von Hugo Chávez, Professorin und Schriftstellerin ist eine wichtige Kommunikatorin der Bolivarischen Revolution. Der Lyriker Luis Alberto Crespo (* 1941) ist venezolanischer Botschafter bei der UNESCO. Der Schriftsteller und Essayist Enrique Moya (* 1958) lebt heute als Übersetzer in Österreich. Juan Carlos Méndez Guédez (* 1967) legte seit Mitte der 1990er Jahre ein umfangreiches erzählerisches Werk vor, das in Teilen bereits in das Französische übersetzt wurde. Er lebt heute in Spanien. Auch Autorinnen und Autoren aus Einwandererfamilien meldeten sich zu Wort wie z. B. Cristina Policastro (* 1955 oder 1956). Andere Autoren emigrierten; auch kehrten einige nach Venezuela ausgewanderte Autoren aus dem bis vor wenigen Jahren krisen- und bürgerkriegsgeschüttelten Kolumbien wieder dorthin zurück.

Große Romane, die sich mit den Umbrüchen in der Entwicklung des Landes unter der Regierung Chávez befassen, stehen noch aus. Die Buchproduktion befindet sich zum großen Teil in der Hand staatlicher Stiftungen. In den letzten 10 Jahren steigt die Zahl der ins Deutsche übersetzten venezolanischen Titel deutlich an. Auf der 10. Internationalen Buchmesse Fliven im März 2014 in Caracas beteiligten sich neben lateinamerikanischen und afrikanischen keine westeuropäischen Länder, hingegen Russland, China, Indien, Nordkorea, der Iran und Palästina. Sie stand weitgehend im Zeichen der Politliteratur anlässlich des Todes Chávez' 2013.

Die mündlich überlieferten Mythen und religiösen Traditionen der schriftlosen indigenen Völker, deren Sprachen vielleicht noch von einem Prozent der Bevölkerung Venezuelas gesprochen werden, müssen zum großen Teil noch entdeckt und dokumentiert werden. Beispiele werden in verschiedenen Blogs und Veranstaltungen präsentiert, die von Isaías Medina López (* 1958) koordiniert werden.[13]

Einzelnachweise

  1. Michael Rössner: Lateinamerikanische Literaturgeschichte. Stuttgart, Weimar, 2. Auflage 2002, S. 160 ff.
  2. a b Venezolanische Literatur, in: Der Literatur-Brockhaus. Mannheim 1988, Bd. 3, S. 600.
  3. José Antonio Maitín. Abgerufen am 15. September 2016.
  4. Michael Rössner: Lateinamerikanische Literaturgeschichte. 2. Auflage. 2002, S. 162 f.
  5. http://www.scielo.org.ve/scielo.php?pid=S1316–49102008000200014&script=sci_arttext
  6. a b Michael Rössner: Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies. Frankfurt 1988, S. 49
  7. Maike Albath: Nachwort zur dt. Ausgabe 2008
  8. Cristina Martín Puente: La mitología clásica en la novela Ifigenia. Diario de una Señorita que escribió porque se fastidiaba, de Teresa de la Parra. Universidad Complutense de Madrid 2007 (pdf) (spanisch)
  9. Claudia Gatzemeier: El realismo mágico, lo real maravilloso y la literatura fantástica. Schmetterling-Verlag 2009. ISBN 3896577867, S. 33.
  10. Z. B. „Fieber“ 1960, „Ich weine nicht“ (1975)‚ „Lope de Aguirre, Fürst der Freiheit“ (1981), „Der Tod des Honorio“ (1993).
  11. Blog von A.T.Torres
  12. In: Curt Meyer-Clason: Lyrik aus Lateinamerika. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1988, ISBN 3-423-10931-9, S. 251–255.
  13. Beispiele unter [1] sowie auf twitter: [2]

Weblinks