Windblumen-Königskerze

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Windblumen-Königskerze

Windblumen-Königskerze (Verbascum phlomoides)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)
Gattung: Königskerzen (Verbascum)
Art: Windblumen-Königskerze
Wissenschaftlicher Name
Verbascum phlomoides
L.

Die Windblumen-Königskerze, Gewöhnliche Königskerze oder Windlicht-Königskerze (Verbascum phlomoides) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Königskerzen (Verbascum) in der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae). Das Artepitheton bezieht sich auf das griechische Wort ϕλόμoς (phlómos) für Königskerze.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gestieltes, behaartes Grundblatt
Illustration
Blüten

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Windblumen-Königskerze ist eine hapaxanthe krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 200 Zentimetern.

Die Laubblätter sind auf beiden Seiten dicht wollig-filzig mit Stockwerkshaaren besetzt. Die Grundblätter sind deutlich gestielt. Die Stängelblätter sind nur wenig am Stängel herablaufend, deutlich abstehend und undeutlich gekerbt. Die weiter oben stehenden Stängelblätter sind kürzer und wirken dadurch dreieckig.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zwittrigen Blüten duften schwach. Die Blütenkronen sind gelb gefärbt und messen 35 bis 55 Millimeter im Durchmesser. Die drei oberen Staubfäden sind gelb bebärtet, die zwei unteren hingegen kahl. Die Antheren der unteren Staubfäden sind 3 bis 5,5 Millimeter lang und laufen am Staubfaden herab. Die Narbe ist keulenförmig und etwas am Griffel herablaufend.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 32 oder 34.[2] bei einer Chromosomengrundzahl von 8.[3]

Krankheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Windblumen-Königskerze kann vom Rostpilz Uromyces verbasci befallen werden.[4]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Windblumen-Königskerze kommt fast in ganz Europa vor, erreicht nordwärts aber nur Dänemark. Darüber hinaus kommt sie in der Türkei, im Kaukasusraum, in Kasachstan und in Westsibirien vor.[5] In Österreich tritt die Windblumen-Königskerze in allen Bundesländern auf der collinen bis submontanen Höhenstufe häufig bis zerstreut auf, in Westösterreich ist sie jedoch selten. In Deutschland gilt sie als Archäophyt und tritt zerstreut in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, West-Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Ost-Niedersachsen und Mecklenburg auf. Selten kommt sie in Ost-Nordrhein-Westfalen, West-Niedersachsen und Schleswig-Holstein vor. Insgesamt ist der Bestand abnehmend.[6] In der Schweiz kommt sie zerstreut in der kollinen Höhenstufe vor.[7] Sie wächst an Böschungen, Straßen- und Wegesrändern, sowie auf Schuttplätzen in Höhenlagen bis 800 Metern. Sie gedeiht am besten auf mäßig frischen bis mäßig trockenen, basen- und nährstoffreichen Lehmböden.[6] Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbandes Onopordion acanthii.[2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Windblumen-Königskerze werden weibliche, männliche und zwittrige Blüten gebildet, die sich unterschiedlich auf die einzelnen Pflanzenexemplare verteilen können. Gewöhnlich befinden sich zwittrige und weibliche Blüten auf einer Pflanze (Gynomonözie). Selten wurden nur weibliche und nur zwittrige Blüten auf verschiedene Pflanzen verteilt vorgefunden, ebenso wie rein weibliche und monözische Blüten auf verschiedenen Pflanzen.(Gynodiözie).[3]

Die Windblumen-Königskerze wird von Insekten bestäubt. Sie bietet keinen Nektar an, hält aber ein reichliches Pollenangebot für die Bestäuber bereit. Daher wird sie gemäß der Blumenklassen nach Müller als Pollenblume bezeichnet. Als Hauptbestäuber treten kurzrüsselige Bienen, Syrphiden, Käfer, und Fliegen in Erscheinung. Die Windblumen-Königskerze ist selbstinkompatibel nach dem GSI-Typ (Gametophytische Selbst-Inkompatibilität). Dies bedeutet, dass der Pollen gewöhnlich auf der Narbe auskeimen kann, der Pollenschlauch im Griffel jedoch das Wachstum einstellt, wenn das S-Allel des haploiden Pollens mit einem der S-Allele des diploiden Griffels übereinstimmt.[3][8]

Als Frucht wird eine septizide Kapsel gebildet.[9] Charakteristikum ist, dass sie sich längs der Verwachsungsnähte der ehemaligen Fruchtblätter öffnet.[10] Die Ausbreitung der Samen erfolgt über Stoßausbreitung (Semachorie), dies bedeutet, dass die Samen der nach oben sich öffnenden Kapsel durch Windböen oder vorbeistreifende Tiere herausgeschüttelt werden.[6]

Die Windblumen-Königskerze stellt für einige Falter aus der Familie der Eulen eine Futterpflanze dar. So für die Veränderliche Herbsteule (Agrochola lychnitis), die Achateule (Phlogophora meticulosa) und den Königskerzen-Mönch (Shargacucullia verbasci), der oligophag auf die Gattung Verbascum angewiesen ist.[11]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Windblumen-Königskerze wird bisweilen als Zierpflanze in Naturgärten und zur Terrassengestaltung verwendet. Durch ihre Größe kommt sie als Einzelpflanzung an geeigneten Stellen besonders gut zur Geltung. Gelegentlich wird sie auch als Heilpflanze angebaut. Sie benötigt einen vollsonnigen Standort. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 93., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01413-2.
  • Hans-Joachim Zündorf, Karl-Friedrich Günther, Heiko Korsch, Werner Westhus (Hrsg.): Flora von Thüringen. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen Thüringens. Weissdorn, Jena 2006, ISBN 3-936055-09-2.
  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, 3. Auflage ISBN 3-937872-16-7.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 827.
  3. a b c Eintrag Verbascum phlomoides bei biolflor -Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland
  4. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  5. Verbascum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 22. Dezember 2017.
  6. a b c Eckehart J. Jäger: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland. 21. Auflage, Springer, 2017, ISBN 978-3-662-49707-4, S. 664
  7. Eintrag: Verbascum phlomoides L. in infoflora - Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora
  8. Eintrag Selbstinkompatibilität in Lexikon der Biologie, Spektrum.de
  9. Eintrag Verbascum Linnaeus in der Flore of China
  10. Eintrag Fruchtformen in Pschyrembel online, Walter de Gruyter, Berlin.
  11. Verbascum phlomoides L., Windblumen-Königskerze als Schmetterlingsfutterpflanze in FloraWeb.de
  12. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 459, 842.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Windblumen-Königskerze – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien