Verdauungsschnaps
Ein Verdauungsschnaps, auch Digestif (von lateinisch digestio ‚Verdauung‘; französisch digestif, -ve ‚die Verdauung betreffend‘, auch ‚verdauungsfördernd‘; in der Schweiz auch „Verdauerli“ oder auf alemannisch „Verrisserle“; im norddeutschen Raum auch „Zerhacker“ oder „Absacker“), ist ein alkoholisches Getränk, das – im Gegensatz zum Aperitif – nach der Mahlzeit getrunken wird.
Beispiele
Als Verdauungsschnaps bezeichnete Spirituosen sind beispielsweise:
- Wein- und Tresterbrände: Cognac, Armagnac, Grappa
- Obstbrände: Abricotine, Calvados, Mirabellenbrand, Damassine
- Klare Spirituosen: Wodka, Aquavit, Korn, Bärwurz
- Kräuterbitter: Meyer’s Bitter, Amaro (Ramazzotti, Lucano, Averna, Cynar, Fernet Branca), Unicum, Original Radeberger, Jägermeister, Underberg, Becherovka, Blutwurz-Produkte
- Liköre: Chartreuse, Drambuie, Nocino, Limoncello
Ein Teil dieser Produkte enthalten zwar Kräuterextrakte oder Gewürze (z. B. Kümmel, Anis), denen eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt wird – der im Schnaps enthaltene Alkohol wirkt jedoch eher verdauungshemmend und eine verdauungsfördernde Wirkung für Kräuterschnaps ist wissenschaftlich nicht belegt.[1]
Pflaumenschnaps
Ein klassisches Beispiel für einen Digestif ist der Pflaumenschnaps (jap. Ume-shu ‚Schnaps der Ume‘ 梅), der dem Gast beim Überreichen der Rechnung in asiatischen Restaurants serviert wird. Dem Pflaumenschnaps wird wohltuende Wirkung zugeschrieben. Er wird heiß oder kalt getrunken.
Anisschnaps
In griechischen Restaurants wird oftmals mit der Rechnung ein Gläschen Ouzo als Verdauungsschnaps angeboten. In einigen Gaststätten kommt der Anisschnaps allerdings als Aperitif gleich nach der Bestellung auf den Tisch.
Cocktails als Digestif
- Werden Cocktails als Digestif gereicht, sind dies Dessert-Cocktails, alternativ auch Shortdrinks.
Medizinische Wirkung
Die in den Getränken enthaltenen Bitterstoffe regen spezielle Zellen in der Magenschleimhaut dazu an, Säure freizusetzen. Diese kann anschließend die Vorverdauung der Speisen vereinfachen. Mit dem Alkohol hat der Effekt nichts zu tun. Ein Espresso hat, was die Bitterstoffe betrifft, im Prinzip dieselbe Wirkung. Tatsächlich ist jede gefühlt positive Wirkung nach dem Trinken eines Verdauungsschnapses wohl ein reiner Placeboeffekt. Studien sprechen sogar dafür, dass der Alkohol im Schnaps die Verdauung ausbremsen kann.[2] Alkohol entspanne demnach intensiv die Muskeln der Magenwände und hemmt dadurch die Pumpbewegungen, die den Mageninhalt vorwärts bewegen.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Christine Pander: Verdauungsschnaps: Mär oder Medizin?, auf apotheken-umschau.de, abgerufen am 9. Dezember 2015
- ↑ Irene Berres: Mythos oder Medizin: Fördert Schnaps die Verdauung?, auf spiegel.de, abgerufen am 31. Dezember 2015
- ↑ Jörg Zittlau: Vergessen Sie alle Weisheiten über Ihre Verdauung!, auf welt.de, abgerufen am 31. Dezember 2015