Volzrade

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Volzrade
Stadt Lübtheen
Koordinaten: 53° 16′ N, 11° 6′ OKoordinaten: 53° 15′ 41″ N, 11° 6′ 22″ O
Höhe: 20 m
Postleitzahl: 19249
Vorwahl: 038855
Volzrade (Mecklenburg-Vorpommern)
Volzrade (Mecklenburg-Vorpommern)

Lage von Volzrade in Mecklenburg-Vorpommern

Volzrade ist ein Ortsteil der Landstadt Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Der Ortsteil gehört zum Stadtbezirk Jessenitz.

Geografie und Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volzrade liegt südöstlich der Kernstadt von Lübtheen an der Landesstraße L 06, nordwestlich verläuft die L 061. Die Landesgrenze zu Niedersachsen verläuft 4 km entfernt westlich.

Herrenhaus Volzrade (etwa 1920)

Orts- und Gutsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volzrade ist ersterwähnt am 14. August 1363. Urkundlich erscheint der Knappe Heinrich von der Hude, zunächst im Pfand derer von Pentz, der späteren Besitzerfamilie.[1] Später entwickelte es sich zum Standort eines konventionellen Lehngutes. Vor 1609 erwarb es Philipp von Pentz, dessen Hauptsitz das Gut Quassel mit Nebengütern in Herrensteinfeld und Wendischhof waren. Philipp war mit Anna Sophia von Pentz-Warsow liiert. Ihr Sohn Kurd sen. von Pentz (1623–1669) verheiratete sich mit Katharina von Bülow-Wedendorf und wurde Gutsherr auf Volzrade. Ihr gemeinsamer Sohn Kurd jun. von Pentz (1642–1719) erwarb Jessenitz hinzu und gründete mit Anna Maria von Pentz-Kammin eine Familie. Beide treten auch aktiv als Patronatsfamilie in der Region in Erscheinung.[2] Kurd von Pentz-Volzrade (1675–1726) übernahm die Besitzung ohne Jessenitz und wurde mecklenburgischer Kapitän (Hauptmann) der Infanterie. Seine Ehefrau war Beate von Zülow. Gutsnachfolger wurde Kurd Friedrich von Pentz (1714–1771). Er war auch Gutsbesitzer in Goldenitz und sächsischer Kammerjunker, seine Frau hieß Marie Dorothea von Hövell.[3] Das Erbe trat deren zweiter Sohn an, Gotthard Wilhelm von Pentz (1743–1798). Er führte Löwitz als zusätzliche Begüterung, wurde mecklenburgischer Oberstleutnant. Zuerst verheiratete er sich mit Agnese Adelheid von Burghagen und hatte mit ihr acht Kinder. Die zweite Ehe schloss er mit Marie Henriette von Lützow. Erbberechtigt wurde aus der ersten Beziehung der zweite Sohn, Karl Friedrich von Pentz (1754–1831). Dieser überließ Volzrade in seinem Testament 1827 seinem illegitimen Sohn August Friedrich Pentz.[4] Das heutige Gutshaus wurde von 1838 bis 1840 erbaut, Umbauten erfolgten 1863 und 1930.[5]

Vor 1900 war Volzrade ein Allodialgut, Größe 919 ha, davon 230 ha Forsten. Der damalige Eigentümer war Ernst Friedrich Otto Pentz.[6] Die Gutsgröße blieb konstant, 1916 allodial bei Hugo Pentz.[7] Letzter Eigentümer war dann bis 1945 der Adoptivsohn des Carl Felix von Schlichtegroll, Karl August Pentz (1884–1969),[8] genannt Karl August von Schlichtegroll-Pentz.[9] auf Volzrade, 919 ha, in Mecklenburg, Amt Hagenow. Er war erfolgreich als Gutsbesitzer[10] und sogar ebenfalls als Autor tätig.[11] Carl August Pentz hatte 1920 Erika Mackensen von Astfeld[12] geheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Olga und Elisabeth, und drei Söhne Curd, Hugo und Gotthard. Alle fünf Kinder wurden in Hamburg geboren.[13] Die Söhne Curd Friedrich Ernst von Schlichtegroll-Pentz (1921–2016) und Hugo von Schlichtegroll-Pentz (1922–2002)[14] erwarben 1994 das Haus zurück und retteten es damit vor dem Verfall. Hugo von Schlichtegroll-Pentz wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 2009 im Gutshaus.[15] Das einstige Gutsarchiv[16] ist heute im Bestand des LHAS.

Das alte Gutshaus Volzrade war zunächst Heimstätte für Flüchtlinge, danach zu DDR-Zeiten Gemeindezentrum und Sitz eines Konsums und einer kleinen Bibliothek. Seit 2019 dient das Anwesen als Hotel.[17]

Anfang des 20. Jahrhunderts fanden in der Nähe von Volzrade mehrfach größere geologische Bohrungen statt.[18] Ende der 1930er Jahre lebten amtlich 99 Einwohner, 55 weiblich und 44 männlich, im Ort.[19]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baudenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Liste der Baudenkmale in Lübtheen ist für Volzrade ein Baudenkmal aufgeführt:

  • Das heutige Gutshaus (Gutshausallee 14; Baudenkmal-Nr. 68) entstand 1838 im klassizistischen Stil als zweigeschossiger elfachsiger Putzbau mit Mittelrisalit und Sockelgeschoss. Als Vorbild diente die Villa Godi in der Toskana des berühmten Baumeisters der Renaissance, Andrea Palladio. Das Gutshaus wurde 1863 um ein drittes Geschoss nach Plänen von J. H. Gottfried Krug aufgestockt, wobei Stilelemente der Neorenaissance Eingang fanden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hugo von Pentz: Album mecklenburgischer Güter im ehemaligen ritterschaftlichen Amt Wittenburg. Hrsg. von Katharina Baark. Schwerin: Helms, 2006. ISBN 978-3-935749-81-7.
  • Bünsch, Marlies: 650 Jahre Lübtheen, Bandekow, Trebs und Volzrade. Gestern und heute. Leipzig: Stadt-Bild-Verlag 2013.
  • Elisabeth Neufeld-Picciani, Oliver Domzalski: Plötzlich Gutsherrin. Vom Anpacken, Neuanfangen und dem guten Leben auf dem Land, München: Heyne 2023. ISBN 978-3-453-60654-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich von Meyenn: Urkundliche Geschichte der Familie von Pentz. Band 1, Bärensprung, Schwerin 1891, S. 83 ff. Online
  2. Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band III, Hrsg. Comitee zur Erhaltung der Denkmäler, Komm. K. F. Koehler Leipzig, Bärensprung, Schwerin 1899, S. 174. Online
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch des Adels. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1906, Jg. 7, Justus Perthes, Gotha 1905, S. 560 ff. Online
  4. Friedrich von Meyenn: Urkundliche Geschichte der Familie von Pentz. Band 2, Bärensprung, Schwerin 1900, S. 470 ff. Online
  5. Neufeld-Picciani, S. 47
  6. Güter-Adreßbuch für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz 1896, 2. Die ritterschaftlichen Güter, Ritterschaftliches Amt Wittenburg, Hofbuchhandlung Brünslow, Neubrandenburg 1896, S. 144 f. Online
  7. Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender, Hrsg. Großherzogliches Statistisches Amt, Jg. 140, Bärensprung, Schwerin 1916, S. 164. Online
  8. Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen/Rostock 1995, S. 324. ISBN 3-86108-282-9.
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg-Schwerin und - Strelitz. In: Paul Niekammer (Erben), (Hrsg.): Letzte Ausgabe, 4. Auflage, Band IV., Selbstverlag Niekammer`s Güter-Adreßbuch GmbH, Leipzig 1928, S. 77.
  10. Mecklenburgische Gutsherren im 20. Jahrhundert. Erinnerungen und Biographien, Hrsg. Mario Niemann, 1. Auflage, Neuer Hochschul-Schrift-Verlag Koch, Rostock, S. 503 ff. ISBN 3-935319-08-8.
  11. Karl August Pentz: Der Cammer Juncker Curd Friedrich v. Pentz auf Volzrade, Verlag Dietzsch & Company, (Greiz) 1925.
  12. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band V, Band 26 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1961, S. 217. ISBN 3-7980-0726-8.
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1941. Teil B. (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Jg. 33., Justus Perthes, Gotha 1940, S. 455–557.
  14. Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. 2011. Online-Ausgabe, Hinstorff, Rostock 2011. ISBN 978-3-356-01301-6. Online
  15. Neufeld-Picciani, S. 104
  16. Silke Marburg, Sophia von Kuenheim, (Hrsg.), Katja v. Ruville: Projektionsflächen von Adel, de Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2016, S. 228. ISBN 978-3-11-046136-7. Online
  17. Neufeld-Picciani, S. 159
  18. Eugen Geinitz: Geologie Mecklenburgs mit geologischer Übersichtskarte von Mecklenburg, Band 1, Hinstorff, Rostock 1922, S. 30; S. 64 ff.
  19. Volzrade. 44 männl. 55 weibl., in: Regierungsblatt für Mecklenburg, Nr. 46, 1940, S. 226.
  20. Prof. Dr. Renate Jacobi. Fachrichtung Arabistik.