Weihrauchfass

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Thuriferar mit Weihrauchfass

Das Weihrauchfass (lat. Turibulum, auch Thuribulum) ist ein zweiteiliges Gefäß an einer Kettenkonstruktion, das zur Verbrennung von Weihrauch auf glühender Kohle verwendet wird. Es wird in Gottesdiensten der römisch-katholischen, der orthodoxen (byzantinisch- und orientalisch-orthodox), der anglikanischen, der alt-katholischen Kirche, in der Christengemeinschaft und einiger lutherischer Kirchen, vor allem in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche eingesetzt.

Geschichte und Verwendung

Das Rauchfass hat seinen Ursprung bereits im Kult und Zeremoniell der Römer.[1] Von dort gelangte es in der Spätantike ins Christentum, als dieses im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion erhoben und das römische Zeremoniell christianisiert wurde. In der christlichen Liturgie wird Weihrauch seit dem 4. Jahrhundert verwendet.

In den christlichen Gottesdiensten trägt meist der Thuriferar das Weihrauchfass und wird dabei von einem Navikular mit Weihrauchschiffchen begleitet. Beim normalen Tragen hängt das Unterteil mit aufsitzendem Deckel ungefähr auf Kniehöhe und kann zur Luftzufuhr geschwenkt werden. Zum Nachlegen von Weihrauch wird es angehoben und der Deckel an einer separaten Kette nochmal höher gehoben. Der Weihrauch wird zur Beweihräucherung des Altars, der eucharistischen Gaben, des Evangeliars, des Altarkreuzes, der Osterkerze sowie der Zelebranten und der Gläubigen während eines Gottesdienstes eingesetzt. Meist wird Weihrauch auch bei der Begräbnisfeier (Inzens des Sarges und des Grabes), beim feierlichen Stundengebet sowie bei eucharistischen Prozessionen verwendet. Bei diesen Handlungen wird das Weihrauchfass auf mindestens Brusthöhe gehoben und die mehrteilige Kette in der unteren Hälfte mit der anderen Hand gefasst.

Während in den orthodoxen Kirchen meist kleinere Weihrauchfässer, oftmals mit Glocken versehen, verwendet werden, werden in der katholischen Kirche gewöhnlich größere Rauchfässer verwendet.

In der Regel ist der Querschnitt eines Weihrauchfasses rund, es gibt aber auch sechseckige Ausführungen.

Manche Weihrauchfässer sind so groß, dass sie in der Kirche oder an einem Gestell fest installiert werden müssen. Durch gezieltes Ziehen an einer Kette kann man diese Fässer weit in die Kirche schwingen lassen. Eines der bekanntesten Beispiele für Weihrauchfässer derartiger Größe ist der Botafumeiro in der Kathedrale von Santiago de Compostela (Spanien).

Trivia

Gelegentlich versuchen Gruppen, besonders große Weihrauchfässer zu bauen und damit Rekorde zu erzielen, wie beispielsweise im Jahr 2013 in St. Jodokus Wiesental [2] oder 2009 in St. Joseph Bielefeld[3][4] oder 1998 in der Diözese Augsburg. Das Augsburger Fass wurde unter anderem bei den Katholikentagen 2000, 2004 und 2006, der Internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom 2001 (Papst Johannes Paul II. legte selbst Weihrauch nach), der Feier 175 Jahre Erzdiözese Freiburg im Jahr 2002 und beim Zweiten Deutschschweizerischen MinistrantInnenfest 2002 in Winterthur eingesetzt.

Literatur

  • Ralph Regensburger: Weihrauch. Duft der Erkenntnis Christi. Eine Hilfestellung zum Hintergrund und Gebrauch des Weihrauchs in der Liturgie. R. Regensburger, Berchtesgaden 2008, ISBN 978-3-00-024715-6 (Digitalisat (PDF; 335 KB)).
  • Michael Pfeifer: Der Weihrauch. Geschichte – Bedeutung – Verwendung. 2. Auflage. Pustet, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7917-1566-7.

Einzelnachweise

  1. Rauchfässer (Weihrauchfass). Abgerufen am 19. Dezember 2015.
  2. Größtes Weihrauchfass der Welt, zugegriffen am 26. September 2013
  3. Kath. Gemeinde St. Joseph Bielefeld. http://www.josephs-gemeinde.de/index-jk.php?http://www.josephs-gemeinde.de/main/jk-aktionen-weihrauchfass.php, zugegriffen am 20. Mai 2009.
  4. Bistum Osnabrück. http://www.bistum-osnabrueck.de/news/news.php?kat=&nid=1049&eid=55, zugegriffen am 20. Mai 2009.