William Smellie (Mediziner)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. April 2016 um 23:42 Uhr durch Mabschaaf (Diskussion | Beiträge) (ref formatiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
William Smellie.

William Smellie (* 5. Februar 1697 in Lanark (Lanarkshire); † 5. März 1763 ebenda) war ein schottischer Arzt und Geburtshelfer. Er war der Erste, der die Geburtshilfe auf eine wissenschaftliche Basis stellte und sie als eine Disziplin getrennt von der operativen Lehre unterrichtete. Er befürwortete die moderate Anwendung von Geburtszangen und etablierte hierfür sichere Regeln. Er untersuchte die funktionelle Anatomie des Becken der Gebärenden und stellte als einer der Ersten, einen Bezug zwischen den einzelnen Beckenzonen und dem kindlichen Kopf her.

Leben und Wirken

Er war der einzige Sohn eines kleinen schottischen Adligen Archibald Smellie (1663/1664–1735) und seiner Frau Sara Kennedy (1657–1727)[1]. Seine schulische Ausbildung erhielt er an der Lanark Grammar School. Im Anschluss begann er dann 1714 eine Lehre in der Apotheke von William Inglis[2].

Der Geburtshelfer W. Smellie, Stich von Charles Grignion

Es folgten zwei Jahre Tätigkeit als surgeon´s mate, dies war ein militärischer Rang in der Royal Navy für einen medizinisch geschulten Helfer eines Schiffsarztes. Im Jahre 1720, ohne eine ärztliche Approbation, war er chirurgisch und pharmazeutisch in seiner Praxis in Lanark als Dorfarzt tätig. Am 5. Mai 1733 wurde er Mitglied an Faculty of Physicians and Surgeons of Glasgow. Geburtshilfe wurde sein besonderes Interesse und er führte sorgfältig Aufzeichnungen über alle seine Fälle. Neunzehn Jahre später reiste er, um seine Kenntnisse zu verbessern, in den Süden nach London. Dort erwarb er ein Haus in Pall Mall, und fing an, in den ärmeren Gebieten der Stadt zu praktizieren. Im Jahre 1724 heiratete er Eupham Borland (1696/1697–1769), mit ihr lebte er bis zu seinem Tod zusammen. Sie überlebte ihn und starb am 27. Juni 1769, beide hinterließen keine Nachkommen.[3][4]

Im Jahre 1733 trat er in die medizinisch-chirurgischen Abteilung an der Universität von Glasgow, University of Glasgow ein. Dann im Jahre 1739 reiste er nach Paris, um eine Reihe von Vorlesungen über die Geburtshilfe zu hören, so bei Jean Grégoire († 1679) einem Pariser Chirurgen der sich auch mit der Obstetrik beschäftigte. Von hier zog er nach London zurück, wo er eine Apotheke gründete und seine eigene Praxis eröffnete. Gleichzeitig nahm er in seinem Haus den damaligen Medizinstudenten William Hunter als Untermieter auf. Letzterer wird später auch als Geburtshelfer und Begründer der modernen Anatomie bekannt werden. Anders als in England, war die Geburtshilfe in Schottland Teil eines ärztlichen Ausbildung. Schottische Ärzte, so etwa Smellie, dominierten die frühe britische Geburtshilfe. Ab 1739 hielt Smellie Vorträge und gab praktische Demonstrationen in London für Hebammen und Studierende der Medizin, darunter William Harvey. Er benutzte lebensechte Modelle, um seine Techniken zu veranschaulichen. Im Jahre 1741 begann er - gegen eine Bezahlung von drei Guineen für den gesamten Kurs - Vorträge und Demonstrationen vor professionelle Hebammen und Medizinstudenten zu halten.

Sammlung anatomischer Tafeln für Hebammen

Smellie gehörte zu den ersten Geburtshelfern die den Beckendurchmesser direkt durch eine manuelle vaginale Untersuchung bestimmten. Die Lage des Fötus überprüfte er durch das Abtasten der Knochennähte (Suturen und Fontanellen) welche ihm den Fortgang der Geburt zeigten. Rachitis war zu seiner Zeit eine verbreitete Mangelerkrankung, demzufolge war die Beurteilung des rachitischen Beckens von großer Bedeutung. Im Gegensatz zu William Hunter zögerte er nicht vor der Empfehlung einer Schnittentbindung zurück[5].

Der Entwicklung der Geburtszangen widmete er viel Aufmerksamkeit, die Smellie´schen Forceps waren letztlich modifizierte Levret´sche Forceps. Seine Entwicklung glichen der letzteren insofern, dass sie ebenfalls eine Schädel- und Beckenkrümmung besaßen, jedoch waren die Löffel länger. Eine Schnittentbindung kam für ihn aber nur dann in Frage, wenn ein Kind nicht einwandfrei mit den Forceps entwickelt werden konnte. Leider waren die Löffel mit Lederstreifen umwickelt, in der vor-antiseptischen Ära waren die Folgen dieser Infektionsquelle noch nicht ausreichend verstanden.

Im Jahre 1745 erhielt er dann von der University of Glasgow den Grad eines Doktors der Medizin. Er publizierte 1752 Treatise on the Theory and Practise of Midwifery dabei basierten der zweite (1754) und dritte (1764) Band dieses Gesamtwerkes auf 531 Fallgeschichten, case histories die er zusammen mit seinem Kollegen Tobias Smollett (1721–1771) zusammenstellte.[6][4]

Im Jahre 1759 wollte er sich schließlich für den Rest seines Lebens zurückziehen, um sich völlig dem literarischen Werk zu widmen, deshalb kehrte er nach Lanark zurück, wo er auf einem kleinen Anwesen in Kingsmuir (in Angus) lebte. Er starb auf seinem Anwesen und wurde auf dem Friedhof der Kirche von St. Kentigern in Lanark begraben. Sein Grab mit einem Epitaph für Smellie und seiner Frau existiert bis zum heutigen Zeitpunkt.

Gebrauch einer Geburtszange W. Smellie
Grabstein mit Epitaph der Smellies in St. Kentigern

Werke (Auswahl)

  • A Treatise on the Theory and Practice of Midwifery. In 3 volumes. (1742)
  • A collection of cases and observations in midwifery. (1754)
  • A Sett of Anatomical Tables, with Explanations, and an Abridgment, of the Practice of Midwifery, With a View to Illustrate a Treatise on That Subject, and a Collection of Cases. (1754)

Literatur

Weblinks

Commons: William Smellie (obstetrician) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biographische Daten in englischer Sprache
  2. Biographische Daten in englischer Sprache
  3. G. BOYD: William Smellie. In: The Ulster medical journal. Band 27, Nummer 1, Mai 1958, S. 29–36, PMID 13569671, PMC 2480433 (freier Volltext).
  4. a b P. M. Dunn: Dr William Smellie (1697-1763), the master of British midwifery. In: Archives of disease in childhood. Fetal and neonatal edition. Band 72, Nummer 1, Januar 1995, S. F77–F78, PMID 7743291, PMC 2528415 (freier Volltext).
  5. Villey, R.; Brunet, F.; Valette, G; et al.: Histoire de la Médicine, de la Pharmacie, de l´Art Dentaire Vétérinaire. Albin Michel-Laffont-Tchou, Paris (1978)
  6. P. Harper: Tobias Smollett and the Practice of Medicine. In: The Yale journal of biology and medicine. Band 2, Nummer 6, Juli 1930, S. 408–416, PMID 21433464, PMC 2606287 (freier Volltext).