ZAKA

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gepanzerter Rettungswagen von ZAKA

ZAKA, hebräisch זיהוי קרבנות אסון;, (Zihuy Korbanot Ason), abgekürzt זק״א, deutsch: „Identifizierung von Unfallopfern“, ist eine vor allem in Israel tätige und offiziell vom Staat anerkannte Organisation, die nach Unfällen, Terroranschlägen oder Selbstmordattentaten Hilfe leistet und Leichenteile einsammelt. Sie wurde 1989 von Yehuda Meshi Zahav und Rabbi Mosche Eisenbach gegründet.

Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yehuda Meshi Zahav, Gründer der ZAKA vor dem Logo der Organisation

Die über 1000 ZAKA Mitglieder, die zumeist orthodoxe Juden sind, unterstützen die Sanitätsmannschaften (auch beim Einsammeln von Körperteilen, die vielleicht noch angenäht werden können), identifizieren die Opfer des Terrorismus und sammeln, wenn dies notwendig wird, Körperteile und das vergossene Blut für die Beerdigung auf. Die Freiwilligenorganisation leistet auch Erste Hilfe, hilft bei der Bergung und hilft bei der Suche von Vermissten. Zur Identifizierung werden in stundenlanger Arbeit die einzelnen in Plastiktüten gesammelten Knochenteile beschriftet und zugeordnet.

Die Mitglieder sind ausschließlich Ehemänner und benötigen das Einverständnis ihrer Frauen; sie werden erst nach einem intensiven Spezialtraining eingesetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ZAKA hat erstmals 1989 nach einem Terroranschlag auf einen Bus der Linie 405 menschliche Überreste eingesammelt. Seit 1995 wird sie offiziell von der Regierung anerkannt (wenn auch nicht finanziell unterstützt) und arbeitet seitdem eng mit der Polizei bei der Identifizierung der Opfer zusammen. Inzwischen wird die Organisation auch von der UNO anerkannt und sogar zur Freiwilligenorganisation des Jahres 2001 ausgezeichnet.

ZAKA operiert auch weltweit nach zahlreichen Naturkatastrophen und Terroranschlägen, etwa 2005 in Thailand, Sri Lanka, Indien and Indonesien nach dem Erdbeben im Indischen Ozean 2004, nach dem Erdbeben in Haiti 2010, in Japan, dem Tōhoku-Erdbeben 2011 mit Tsunami oder dem Erdbeben in Nepal 2015.

2004 flog eine Gruppe von ZAKA-Mitgliedern einen ausgebrannten Bus nach Den Haag, der am 29. Januar 2004 bei einem Selbstmordanschlag in Jerusalem zerstört wurde. Damit sollte für den Bau der israelischen Sperranlage außerhalb und innerhalb des besetzten Westjordanland demonstriert werden.[1] Derselbe Bus wurde, zusammen mit den Fotos von 950 Opfern des palästinensischen Terrors, nach Washington geflogen, um dort zum Handeln aufzurufen. Diese Aktion wurde von einigen Opferfamilien heftig kritisiert.

Präsident Jitzchak Herzog im Gespräch mit Mitgliedern des ZAKA nach den Terroranschlägen im Oktober 2023

Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ZAKA ist nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit der extrem schwierigen Aufgabe befasst, die Leichen und Leichenteile der etwa 1.200 bei den Anschlägen getöteten Menschen zu bergen und zu identifizieren.[2] Die Feststellungen der ZAKA-Mitarbeiter über das Ausmaß der Tötungen und Folterungen werden protokolliert und sollen in künftigen Gerichtsverfahren Hinweise auf Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sogar Völkermord liefern.[3]

Chessed schel Emet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründer und Mitglieder bevorzugen es, wenn ihre Arbeit als hebräisch חסד של אמת Chessed schel Emet, deutsch ‚Güte der Wahrheit‘, etwa „wahre Nächstenliebe“, bezeichnet wird. Ihr „Dienst am Nächsten“ ist getöteten Juden gewidmet, damit deren sterbliche Überreste im Sinne der Halacha, das ist der rechtliche Teil der Überlieferung des Judentums, ein Teil des Talmuds, beerdigt werden können und nichts unbeerdigt bleibt, wie es verlangt ist.

Dieser „wahre Liebesdienst“ wird geleistet, ohne dass ein Dank von den Toten erbracht werden könnte. Andere ZAKA-Einheiten bestehen aus Drusen, Muslimen oder Beduinen, um in deren Gemeinden Toten eine ehrenvolle Behandlung zukommen zu lassen oder am Schabbat Dienst zu tun. Juden unterbrechen den Schabbat, um Gefahr von Leben abzuwenden oder Leben zu retten, gemäß פִּקּוּחַ נֶפֶשׁ Pikuach Nefesch, wonach man in diesen Fällen religiöse Vorschriften nicht einhalten muss. Dies gilt jedoch nicht für Dienste an Toten.

Öffentlichkeit und Anerkennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Freiwilligen sind leicht durch ihre leuchtenden gelben Westen mit der Aufschrift ZAKA kenntlich, oft sind sie, durch Mobiltelefone, Funk und Pieper von den Anschlägen verständigt, die ersten, die am Unfallort ankommen, und die letzten, die ihn verlassen, nachdem sie wörtlich die letzten Hautfetzen von Hauswänden gekratzt haben. Dadurch sind sie auch den Fernsehzuschauern im Westen bekannt. Einige Journalisten nutzen sie auch als Quelle, um mehr über die Anschläge zu erfahren. Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler wurde im April 2005 erstes deutsches Ehrenmitglied bei ZAKA.[4][5]

Sondergruppe Kohanim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tempelberg darf nicht durch Tote entweiht werden. Als im Juli 2017 zwei israelische Polizisten auf dem Tempelberg getötet worden waren,[6] mussten diese jedoch wegtransportiert werden. Juden ist das Betreten des Tempelbergs verboten. Dies ist den Kohanim (Mitgliedern der jüdischen Priesterschaft) vorbehalten. Diese wiederum dürfen keine Toten berühren, ja sich ihnen nicht einmal nähern. Der Rabbinerrat der ZAKA hat in diesem religiösen Konflikt entschieden, dass die Wiederherstellung der Heiligkeit des Tempelbergs Priorität hat und eine Sondergruppe von Kohanim den Tempelberg betreten und die Leichen abtransportieren darf. Dies ist mit Auflagen verbunden. So sollen die Kohanim keine Schuhe tragen, keine langen Haare haben und sie müssen zuvor und danach eine Mikwe, das rituelle Tauchbad, aufsuchen.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: ZAKA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tobias Kaufmann: Zaungäste am Friedenspalast. bjsd.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juli 2010; abgerufen am 31. Oktober 2023.
  2. jshyman123: Israeli casualties of October 7th, 2023. zakaworld.org, 23. Oktober 2023, abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
  3. Israel sammelt Beweise für Kriegsverbrechen der Hamas, Jüdische Allgemeine, 26. Oktober 2023. Abgerufen am 29. Oktober 2023.
  4. Did You Know... zaka.us, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. März 2010; abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
  5. Barbara Jänichen: Gartenfest im Schloß Charlottenburg. Die Welt, 1. Juni 2005, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  6. Zwei Polizisten sterben bei Attentat am Tempelberg. In: Tagesspiegel. 14. Juli 2017, abgerufen am 18. Juli 2017.
  7. Ayala Goldmann, Leichen dürfen nicht auf dem Tempelberg bleiben, Jüdische Allgemeine, 10. August 2017. Abgerufen am 16. August 2017.