Zierikzee
Flagge |
Wappen |
Provinz | Zeeland |
Gemeinde | Schouwen-Duiveland |
Koordinaten | 51° 39′ N, 3° 55′ O |
Postleitzahlen | 4301 |
Zierikzee (Schreibweise: Zierczee, Ziericzee) ist eine Stadt im Südosten der niederländischen Insel Schouwen-Duiveland (Provinz Zeeland).
Die Stadt erstreckt sich über zirka 2300 Hektar Land und hatte Anfang 2012 rund 11.000 Einwohner. Um die 55 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind im Dienstleistungssektor tätig. Durch die Zeelandbrug (»Seelandbrücke«) ist Zierikzee an Noord-Beveland und damit an den äußersten Süden der Niederlande und in Richtung Antwerpen und Gent angebunden.
Zierikzee ist der Verwaltungssitz der Gemeinde Schouwen-Duiveland, die alle Ortschaften der gleichnamigen Insel umfasst.
Geschichte
Der Name
Dass der Ort einem ungarischen Entdeckungsreisenden namens Ziringus von Zirik seinen Namen zu verdanken hätte, dürfte in das Reich der Legenden zu verweisen sein. Wahrscheinlicher ist ein friesischer Siedler mit Namen Zierik, der zu einem lokalen Machthaber heranwuchs und nach dem die Bucht am Bachlauf der Ee »Zieriks Ee« genannt wurde. Der heutige Name wäre damit eine Genitivattribuierung und entsprechend getrennt »Zierikz’ee« zu lesen und nicht, wie üblich, nach Zierik’zee zu trennen, als gäbe es vor Ort eine(n) entsprechende(n) See.
Frühe Geschichte
Zierikzee soll um 849 gegründet worden sein. Erste archäologischen Hinweise für eine Besiedlung finden sich ab dem 11. Jahrhundert. Wie wahrscheinlich für ganz Schouwen gültig, wurden auch hier die Zeiten gestiegener Wasserpegel im 9. und 10. Jahrhundert abgewartet, bevor man die Insel allmählich wieder als Siedlungsraum betrachtete.
Eine Urkunde der Abtei Sint Baaf in Gent verzeichnete 976 einen »Creka« genannten Besitz auf Schouwen, mit dem (das Gebiet des heutigen) Zierikzee gemeint sein könnte. Dies ist anzunehmen, da auch später die Beziehungen zur Abtei nicht abrissen. Auch der Stadtpatron Sint Lieven selbst ist eine wahrscheinlich in Sint Baaf entstandene Fiktion.
Die erste gesicherte Erwähnung Zierikzees datiert nach der großen Sturmflut von 1134 und nennt den Ort 1156 »Siricasha«. Kurz darauf dürfte auch eine im romanischen Stil entworfene Kirche errichtet worden sein. Die der Kirche gegenüberliegende Burg war älteren Ursprungs und dürfte vom flämischen Grafen Boudewijn V. begründet worden sein, gelangte aber bereits 1048 in die Hände des holländischen Grafen.
Die volkskundlichen Überlieferungen wollen Zierikzee als Heimat der Kirke der griechischen Mythologie sehen, wie auch beispielsweise *Ulyssingen (Vlissingen) nach Ulysses (Odysseus) als Gründer benannt worden sein soll.
Vom 13. Jahrhundert an
Die Auseinandersetzungen zwischen Flamen und Holländern um Zeeland bestimmten nun große Teile des strategisch günstig gelegenen Zierikzee. Für 1205 wird von einer ersten Belagerung des Ortes berichtet, der somit schon befestigt gewesen sein muss. 1217 (oder zwischen 1219 und 1222) verlieh Graf Willem II. von Holland dem Ort sodann die Stadtrechte, die am 11. März 1248 bestätigt wurden. Entsprechend der neuen Rechtssituation nahm die Stadt nun an einem gewissen Aufschwung teil. Von der Stadt aus wurden Salz und Heringe, aber auch Tuche und Färberröte gehandelt. Ein Hafenkanal zur Oosterschelde entstand, als die Gouwe, die östlich der Stadt Schouwen von Duiveland trennte, versandete.
Noch im 13. Jahrhundert befanden sich nicht nur ein gasthuis (deutsch: Krankenhaus) und eine vleeshal, sondern auch ein Beginenhaus (1256), ein Kloster der Predigerbrüder (um 1275) und ein Minoriten-Kloster (1260) in der Stadt. Dieses Kloster der Eksterbroeders ging allerdings rasch wieder unter. Der Zunahme an Bedeutung entsprach dann auch eine zunehmende Verwicklung in den Krieg der Holländer mit den Flamen. Nachdem 1303 bereits Willem, der Sohn Jans II. in der Stadt Zuflucht gefunden hatte, musste dieser dann dennoch große Gebiete an die Flämischen unter Gwijde van Namen abtreten (wovon Zierikzee explizit ausgenommen worden war). Ein weiterer holländischer Versuch, die Vormacht in Zeeland zu behaupten, endete mit einer völligen Niederlage, bei der Gewijde van Avesnes, der Bischof von Utrecht gefangen genommen wurde und Willem erneut in Zierikzee Zuflucht suchen musste. Die Stadt blieb zwar vorerst von der auf Utrecht zu marschierenden Streitmacht unbehelligt (derweil Witte van Hamsteede (1280/82–1321), der uneheliche Sohn Floris V. die holländischen Städte gegen die Flamen zu einen versuchte), geriet dann aber, nachdem an den meisten wichtigen strategischen Punkten auf Schouwen-Duiveland flämische Posten errichtet worden waren, doch wieder ins Blickfeld der Feinde.
1304 zog dann vor Zierikzee zu Wasser und zu Lande eine flämischen Streitmacht auf, die, mit zirka 120.000 Soldaten von beeindruckender Größe gewesen sein musste. Die Stadt wurde mit aller Kriegs- und Belagerungskunst und aller hierfür zur Verfügung stehenden Maschinerie angegangen, wagte auch immer wieder kleinere Ausfälle, überdauerte aber wohl nur durch den harten Widerstand vor allem der Frauen, die einmal einige Straßen der Stadt abrissen, damit die Männer die Steine auf die Belagerer werfen konnten, dann wieder löschten und hungerten und so die Belagerung in die Länge zu ziehen vermochten, bis schließlich eine Flotte holländischer und französischer Kriegsschiffe unter dem Kommando des monegassischen Admirals Raniero Grimaldi eintraf. Die Flotte war an Zahl und Kampfkraft zwar der flämischen unterlegen, Kriegsglück und die Gezeiten brachten in der am 10. August 1304 ausbrechenden Schlacht aber schließlich den Holländischen und ihren Verbündeten den Sieg. Willem, der sich an Bord eines der Schiffe befand, zog erneut, nun aber nicht auf der Flucht, sondern als Willem III., Graf von Holland, Zeeland und Hennegau (Henegouwen), in die Stadt ein.
Im Jahre 1575 zu Beginn des Achtzigjährigen Krieges (1568–1648) erschien der spanische Feldherr Don Cristóbal de Mondragón vor der Stadt und eroberte sie nach neunmonatiger Belagerung, zog dann jedoch bald wieder ab.
Bauwerke
Bekanntestes Bauwerk Zierikzees ist der weithin sichtbare, als („Monstertoren“ = Münsterturm) bezeichnete, monumentale Kirchturm der ehemaligen St. Lievens-Kirche, begonnen 1454. Weitere sakrale Bauwerke sind die Lutherse Kerk von 1713, die Gasthuiskerk (Spitalkirche) aus dem 15. Jahrhundert und die als Ersatz für die 1832 niedergelegte Kirche die 1835–1848 erbaute Nieuwe Kerk im neoklassischen Stil.
Weitere beachtenswerte Bauwerke sind das Stadhuis (Rathaus) aus dem 16. Jahrhundert mit Umbauten aus dem 18. Jahrhundert und die drei Tore der alten Stadtbefestigung: Nobelpoort, Noordhavenpoort und Zuidhavenpoort.
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Das Rathaus
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Nobelpoort – Innere Seite
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Noordhavenpoort
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Zuidhavenpoort
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Turm im Industriegebiet
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Zierikzee sind Hatfield (Hertfordshire) in Großbritannien und Saint-Hilaire-du-Harcouët in der Normandie.
Söhne und Töchter der Stadt
- Karel Slabbaert (1619–1654), Maler und Zeichner, in Middelburg tätig
- Johannes Cornelis de Jonge (1793–1853), Geschichtsschreiber
- Pieter Caland (1827–1902), Ingenieur
- Abraham J. Muste (1885–1967), sozialistischer Friedens- und Gewerkschaftsaktivist, reformierter Pfarrer (als Kind in die USA ausgewandert)
- Adrie Koster (* 1954), ehemaliger Fußballspieler und heutiger -trainer
- Peter van Vossen (* 1968), ehemaliger Fußballspieler
Literatur
- Gids voor Zierikzee en de eilanden Schouwen en Duiveland; Haamstede 1881
- J. de Kanter, Chronijk van Zierikzee; Zierikzee 1795
- Jan Pot, Het beleg van Zierikzee; Diss., Leiden 1925
- H. Uil, Zierikzeese straatnamen; Alphen a.d.R. 1986
- ders., Zierikzee. Monumentenstad aan de Schelde; Goes 1995 (ISBN 90-72138-45-7)
- ders., Zierikzee. Stad met vele gesichten; Goes 1996 (ISBN 90-72138-56-2)
- J.J. Westendorp Boerma u. C.A. van Swigchem, Zierikzee vroeger en nu; Bussum 1972
- Stadsontdekkingstocht Zeeland. In het voetspoor van de heersers uit een roemrijk maritiem verleden; (=Zeeland Maritiem), hg. v. Bureau voor Toerisme Zeeland
- Peter Wijnen, Een rondje Zierikzee; Zierikzee 1992
Seelandbrücke und weitere Verkehrswege
Auf der Karte links ist die Seelandbrücke nicht dargestellt.
Eingezeichnet ist in der Verlängerung der Küstenlinie im Norden der 1971 fertiggestellte Brouwersdam bei Scharendijke.
Südlich davon ist das Oosterschelde-Sturmflutwehr (niederländisch Oosterscheldekering) zu sehen, das 1986 seiner Bestimmung übergeben wurde. Über den Brouwersdam und das Bauwerk an der Oosterschelde (“stormvloedkering”, also Sturmflutsperrwerk, kombiniert mit einem Abschlussdeich) führt der Rijksweg 57.
Die 1965 eröffnete Seelandbrücke zwischen Schouwen-Duiveland und der kleinen Insel Noord-Beveland gehört zum Provinciale weg 256.
Weblinks
- Illustration von Frans Hogenberg von 1588: Ziericzee ein Statt in Zeeland alt, Belegert der Kunig mitt großer gwalt, … (Digitalisat)