Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz

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Logo
Die Riesen-Rappenantilope (Hippotragus niger variani) das Wappentier der ZGAP.
Vorstand der ZGAP (2015) mit Logo der ZGAP. Vrnl: Jens-Ove Heckel (Vorsitzender), Sven Hammer (2. Vorsitzender), Florian Brandes (Schriftfüher), René Wüst (Schatzmeister), Folko Kullmann (2. Vorsitzender).

Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) für Artenschutz. Sie ist als nationale NGO Mitglied der IUCN, assoziiertes Mitglied des Europäischen Verbands der Zoos und Aquarien (EAZA) und Mitglied der Alliance for Zero Extinction (AZE), ihr Arbeitsschwerpunkt ist der Freilandartenschutz von wenig bekannten und medial vermarkteten Arten.

Geschichte und Aufgaben

Prinz-Alfred-Hirsch

Die ZGAP wurde 1982 von einer kleinen Gruppe Naturschützer um Roland Wirth mit dem Ziel Artenschutz bei in der Öffentlichkeit wenig bekannten Tierarten zu leisten in München gegründet.[1] Als Wappentier wurde 1983 die Riesen-Rappenantilope Hippotragus niger variani ausgewählt und ein Emblem vom Illustrator Helmut Diller (1911–1984), der ZGAP Mitglied war, gestaltet.[2]

Eine der ersten Arten auf die die ZGAP aufmerksam machte war 1984 der knapp vor der Ausrottung stehende Prinz-Alfred-Hirsch Rusa alfredi. Die "Roten Liste" kannte die Art nicht. Die Hirschart war einfach „in Vergessenheit geraten.“ (ZGAP)[3] Bis 1983 war die auf den Visayas-Inseln endemische Art nur als Unterart Cervus unicolor alfredi des Sambar klassifiziert,[4][5] die Roten Listen der IUCN nannten zu dieser Zeit nur Tierarten, keine Unterarten. Die ZGAP recherierte zum Prinz-Alfred-Hirsch, kontaktierte Fachleute und beteiligte sich organisatorisch und finanziell an einem Rettungsprogramm in das auch verschiedene Zoos in Europa, Australien und den USA eingebunden sind. 1990 begann ein Erhaltungszuchtprojekt in enger Zusammenarbeit mit der philippinischen Regierung.[6] Im Zuchtbestand der Art leben heute (2015) über 110 Tiere.

Die ZGAP dehnte zunächst ihre Aktivitäten auf den Philippinen erheblich aus. So half sie bei der Initiierung eines Projektes zur Erforschung der bedrohten, bis katzengroßen Borkenkletterer (Phloeomys spp., Crateromys spp.[7]). Die Schutzmaßnahmen für Hirsche und Borkenkletterer sowie neue Aktivitäten für Flughunde (Pteropus spp. u.a.), das Visayas-Pustelschwein (Sus cebifrons), den Rotsteißkakadu (Cacatua haematuropygia), Nashornvogelarten (Penelopides spp., Aceros spp.), Dolchstichtauben (Gallicolumba spp.), Philippinen-Uhus (Bubo philippensis) und Segelechsen (Hydrosaurus spec.) werden langfristig fortgeführt.

Aktivitäten, wie sie für die Philippinen beschrieben wurden, betreibt und fördert die ZGAP in Folge auch in anderen Ländern. So in Vietnam, wo die Gesellschaft in enger Zusammenarbeit mit der Weltnaturschutzunion (IUCN), als erste Naturschutzorganisation überhaupt, eine Suche nach bedrohten Primaten durchführte und mitfinanzierte. Zwischenzeitlich wurde eine Zucht- und Auffangstation (EPRC) für aus illegaler Haltung konfiszierte Primaten im Cuc-Phuong-Nationalpark aufgebaut. Hier arbeiten auch europäische Tierpfleger/-innen unter oft schwierigen Bedingungen in der Ausbildung und Unterweisung vietnamesischer Mitarbeiter zur Pflege der wertvollen Tiere. Damit gelangen weltweit erstmals Nachzuchten bei Panda-Langur und dem schon ausgerottet geglaubten Hatinh-Langur (Trachypithecus hatinhensis). Auch über die sagenumwobene Spiralhornantilope wurde in den ZGAP-Mitteilungen mehrfach berichtet.

Projekte zunächst kleineren Umfangs zur Rettung des Tonkin-Goldaffen (Rhinopithecus avunculus) im Na Hang-Schutzgebiet und für den auch Cat-Ba-Langur genannten Hellköpfiger Schwarzlangur Trachypithecus poliocephalus poliocephalus wurden 1998 bzw. 2000 begonnen und werden ebenfalls langfristig durchgeführt. Seit 1998 unterhält die Gesellschaft ein Projekt zur Erhaltung des Buschmannhasen (Bunolagus monticularis), der bedrohtesten Tierart Südafrikas. Vorhaben zum Schutz des Pemba-Flughundes (Pteropus voeltzkowi) auf der tansanischen Insel Pemba sowie der wohl bedrohtesten Vertreter ihrer Gattung, der Sichuan-Buschwachtel (Arborophila rufipectus) in China und des Äthiopischen Wolfes (Canis simensis) in Äthiopien, werden mitfinanziert und betreut.

Die Initiative der ZGAP, selbst in politisch instabilen Regionen am Horn von Afrika den Bestand bedrohter Huftiere zu erfassen und damit Basisdaten für künftige Schutzkonzepte zu schaffen, fand international hohe Anerkennung. Beobachtungen zum Dibatag (Ammodorcas clarkei), einer endemischen Antilopenart im Ogaden SO-Äthiopiens und zur Beira-Antilope (Dorcatragus megalotis) in Djibuti wurden in verschiedenen Surveys seit 1997 gesammelt. Maßnahmen zum Schutz der letzten ca. 200 Somali- oder Swaynes-Kuhantilopen (Alcelaphus buselaphus swaynei) in einem nur wenige Quadratkilometer großen Rückzugsgebiet in Zentral-Äthiopien sind in Bearbeitung. In Kooperation mit dem Allwetterzoo Münster schuf die ZGAP das "Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz" - eine weltweit einmalige Station zur Erhaltungszucht kritisch bedrohter asiatischer Schildkrötenarten.

Projekte für zwei weitere der fünfundzwanzig bedrohtesten Primaten(unter-)arten: Schwarzkopflöwenäffchen Leontopithecus caissara und Weißnackenmangabe Cercocebus atys lunulatus werden ebenfalls von der ZGAP gefördert.[8]

Der aus der Projektgruppe Papageien der ZGAP gegründete Fonds für bedrohte Papageien unterstützt Schutzmaßnahmen für Arten wie den Orangehaubenkakadu (Cacatua s. citrinocristata), die Rotschwanz-Amazone (Amazona brasiliensis), den Gelbohrsittich (Ognorhynchus icterotis), den Diademlori (Eos histrio) u.a.

Ein Schutzprogramm der Katala Foundation, unter anderem für den Rotsteißkakadu, auf der Insel Palawan wird von der ZGAP seit 1998 nicht nur finanziell unterstützt.[9][10] Die weltweit größte Rotsteißkakadupopulation war 2013 durch ein geplantes Kohlekraftwerk bedroht, dass die Flugroute der Tiere gestört hätte. Die ZGAP organisierte den deutschsprachigen Protest gegen das Kraftwerk.[11]

Die Betreuung und Überwachung all dieser Aktivitäten erfolgt ausschließlich ehrenamtlich, ebenso wie die halbjährliche Herausgabe des Magazins.[12]

Die beiden Vorsitzenden der Gesellschaft sowie weitere Mitglieder sind in verschiedene Spezialistengruppen der Artenschutzkommission der IUCN gewählt. So wird die Koordination von Artenschutzprojekten der ZGAP mit denen anderer Naturschutzorganisationen und ein effektiver Einsatz der finanziellen Mittel gewährleistet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der ZGAP auf www.zgap.de
  2. Roland Wirth: Unser Symbol: Die Riesenrappenantilope (Hippotragus niger variani). In: ZGAP Nachrichten Nr. 1 1983, S. 2.
  3. Geschichte der ZGAP auf www.zgap.de
  4. http://www.iucnredlist.org/details/4273/0
  5. Grubb, C./C. P. Groves: Notes on the taxonomy of the deer (Mammalia: Cervidae) of the Philippines. In: Zoologischer Anzeiger; 1983, 210 (1-2): 119-144.
  6. Geschichte der ZGAP auf www.zgap.de
  7. R. Schweigert: Some notes on Crateromys heaneyi Gonzales and Kennedy, 1996 (Rodentia: Muridae) of Panay, Philippines. In: Zeitschrift für Säugetierkunde. 63 (1998) 121-123 (Mit einer Danksagung an die ZGAP) online
  8. Russell A. Mittermeier, Cláudio Valladares-Pádua, Anthony B. Rylands, Ardith A. Eudey, Thomas M. Butynski, Jörg U. Ganzhorn, Rebecca Kormos, John M. Aguiar, and Sally Walker: Primates in Peril: The World's 25 Most Endangered Primates, 2004–2006. In: Primate Conservation, :1-28. onlione
  9. http://www.zgap.de
  10. Widmann, Indira Lacerna, Peter Widmann, Sabine Schoppe, Deborah van den Beukel and Merlin Espeso: Conservation Studies on Palawan Biodiversity: A compilation of researches conducted in cooperation with or initiated by Katala Foundation Inc.. Katala Foundation, Inc. Puerto Princesa City, Palawan, Philippines. 2008 (mit Danksagung an die ZGAP).
  11. Kohle statt Kakadus. In: Die Rheinpfalz vom 16. März 2013.
  12. ZGAP-Mitteilungen (online)