Zwerg-Birke

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Zwerg-Birke

Zwerg-Birke (Betula nana)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Birken (Betula)
Art: Zwerg-Birke
Wissenschaftlicher Name
Betula nana
L.

Die Zwerg-Birke (Betula nana), auch Polar-Birke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Birken (Betula) innerhalb der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Sie ist auf der Nordhalbkugel arktisch-alpin verbreitet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Zwerg-Birke wächst als sommergrüner, verzweigter Zwergstrauch, der in stürmischen kalten Lagen, im buschartigen Wuchs nur Wuchshöhen zwischen 0,2 m (am Boden liegend) bis 0,5 m, in geschützten Lagen meist als einzel- oder in kleinen Gruppen stehenden Bäumchen 0,5 bis über 1,0 Meter erreicht. Er hat liegende oder aufsteigende Äste. Die schwarzgraue Rinde der Zweige ist anfangs filzig behaart, später kahl und dunkel rotbraun gefärbt.

Die wechselständigen angeordneten Laubblätter sind in kurzen Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die bei einem Durchmesser von etwa 1 Zentimeter fast kreisrunde Blattspreite ist kahl, grob gekerbt. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und die -unterseite ist heller und netznervig. Nach dem Austreiben sind die Laubblätter etwas klebrig, im Herbst kräftig goldgelb bis intensiv karminrot gefärbt.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Die Zwerg-Birke ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blüten sind in aufrechten kugeligen bis länglichen Kätzchen zusammengefasst. Die männlichen Kätzchen sind 0,5 bis 1,5 cm lang mit gelben Staubblättern. Die weiblichen Kätzchen sind hell-braun und sind 7 bis 10 mm lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[1]

Ökologie

Bei der Zwerg-Birke handelt es sich um einen Nanophanerophyten.

Zwerg-Birke (Betula nana)

Vorkommen

Die Zwerg-Birke ist in zwei Unterarten auf der Nordhalbkugel arktisch-alpin verbreitet. In der arktischen Tundra reicht ihr Verbreitungsgebiet bis etwa an den 80. Breitengrad heran, das geschlossene Verbreitungsgebiet reicht angefangen von Schottland (dort meist bestandsbildend) und Skandinavien über Spitzbergen östlich bis Sibirien, westlich über Island und Grönland bis zur Baffin-Insel in Nordkanada. Als Glazialrelikt hat sie vereinzelt in Hochmooren der südlich angrenzenden gemäßigten Zone überdauert. Während die Unterart Betula nana ssp. nana beiderseits des Atlantiks ostwärts bis Mittelsibirien verbreitet ist, beschränkt sich Betula nana ssp. exilis auf den asiatischen und nordamerikanischen Raum von Westsibirien bis Kanada.

In Mitteleuropa wächst sie vereinzelt im Norddeutschen Tiefland, im Harz, Böhmerwald und Erzgebirge sowie im Alpenvorland. In Österreich ist sie ebenfalls sehr selten in Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und Salzburg anzutreffen. In Vorarlberg und Oberösterreich war sie ausgestorben, wurde jedoch aus dem Salzburger Teil des Ibmer Moores wieder angesiedelt.

Als Standorte werden in Mitteleuropa staunasse Torfböden von Hoch- und Niedermooren, aber auch Moorwiesen und Ränder von Erlenbrüchen bevorzugt.

Vor der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung von Mitteleuropa entwickelte sich zwischen der nordischen Eisrandlage und den europäischen Hochgebirgen ein breiter Zwergbirkengürtel wie in der Tundra. Später hat sich dieses Verbreitungsgebiet in Teilareale aufgespalten.

Gefährdung

Die Zwerg-Birke stellt in Deutschland und Bayern ein "stark gefährdetes" Glazialrelikt dar. In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Wuchsorte in Mitteleuropa erloschen. So könnte die Zwerg-Birke als ein "Denkmal" der nacheiszeitlichen Vegetationsgeschichte gesehen werden. In Bayern konnten im Rahmen einer Untersuchung der Universität Regensburg zehn Wuchsorte der Zwergbirke ausgemacht werden, die wohl alle bayerischen Vorkommen umfassen.[2]

In Österreich und Deutschland ist die Zwerg-Birke geschützt und in der Rote Liste gefährdeter Arten angeführt. In Österreich ist sie im westlichen Alpenraum und im nördlichen Alpenvorland vom Aussterben bedroht. Je nach Gefährdungskategorie werden vom Standort abhängige Schutzmaßnahmen (z.B. Entbuschung, Entfernung dichter Bestände konkurrierender Arten, Auflichtung) empfohlen. Allgemein wird ein regelmäßiges Monitoring bestehender Relikt-Populationen empfohlen, da innerhalb von 10 Jahren bereits bedeutende Änderungen auftreten können. Refugialräume gelten inzwischen als Hotspots der genetischen Vielfalt. Naturschutzfachlich könnte daher eine genetische Analyse der bayerischen Zwergbirken-Vorkommen zur Untersuchung des Reliktstatus bedeutend sein.[2]

Trivialnamen

Für die Zwerg-Birke bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Brockenbirke, Budern (Zillertal), Moorbirke (althochdeutsch), Moosbirke, Morastbirke und Torfbirke.[3]

Literatur

  • Bruno P. Kremer: Strauchgehölze. Niedernhausen 2002, ISBN 3-576-11478-5.
  • Peter Schütt, Horst Weisgerber, Hans J. Schuck, Ulla Lang, Bernd Stimm, Andreas Roloff: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X, Betula nana S. 19–24.
  • B. U. Schwarz, P. Poschlod: Die Letzten ihrer Art in Bayern – Das Eiszeitrelikt Zwergbirke (Betula nana L.). Eine Bestandsanalyse mit biologisch-ökologischen Untersuchungen. In: ANLiegen Natur. 37(1), 2015, S. 19–30, Laufen. (PDF 1,4 MB)

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 314.
  2. a b B. U. Schwarz, P. Poschlod: Die Letzten ihrer Art in Bayern – Das Eiszeitrelikt Zwergbirke (Betula nana L.). Eine Bestandsanalyse mit biologisch-ökologischen Untersuchungen. In: ANLiegen Natur. 37(1), 2015, S. 19–30, Laufen.
  3. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 59. (online)

Weblinks

Commons: Zwerg-Birke (Betula nana) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien