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Buckelwal

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Buckelwal
Buckelwal
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Superordo: Laurasiatheria
Vorlage:Ordo: Wale (Cetacea)
Vorlage:Subordo: Bartenwale (Mysticeti)
Vorlage:Familia: Furchenwale (Balaenopteridae)
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Wissenschaftlicher Name
Megaptera novaeangliae
(Borowski, 1781)

Der Buckelwal (Megaptera novaeanglia) ist ein oft in Küstennähe vorkommender Vertreter der Furchenwale. Er erreicht eine Körpergröße von etwa 13 Metern und ist besonders auffällig durch seine großen Flipper. Bekannt sind die Tiere unter anderem aufgrund ihres auffälligen Walgesangs und ihrer Lebhaftigkeit. Durch die intensive Bejagung gingen die weltweiten Bestände zeitweise bedrohlich zurück. Seit 1966 steht der Buckelwal unter weltweitem Artenschutz.

Merkmale

Buckelwal vor Queensland

Mit einer durchschnittlichen Länge von etwa 13 Meter sind Buckelwale relativ kleine Bartenwale, allerhöchstens erreichen sie 18 Meter Länge. Das Gewicht liegt bei 25 bis 30 Tonnen. Der Körper ist dabei im Vergleich zu allen anderen Furchenwalen sehr kräftig ausgebildet. Die Färbung ist oberseits schwarz und unterseits bis an die Flanken, abhängig von der Population und auch individueller Färbung, weiß bis schwarz; Narbengewebe in Form von weißen Flecken kommen durch den Befall mit Seepocken auf dem Körper zustande, außerdem kann der Körper von goldgelben Kieselalgen bewachsen sein. Das Rostrum ist flach und mit arttypischen Tuberkeln, knotigen Hautverdickungen, bestückt, auf denen jeweils ein bis zwei Borsten stehen. Die Blaslöcher liegen zentral auf dem Kopf. Der Buckelwal hat 14 bis 20 Kehlfurchen, die vom Kinn bis zum Bauchnabel reichen. Im Maul finden sich die Barten, die in Reihen von jeweils 270 bis 400 Einzelbarten stehen. Diese können bis 0,8 bis 1,0 Meter lang werden und sind im Vergleich zu denen anderer Bartenwale eher grob.

Die Brustflossen sind weit größer als bei allen anderen Walen, sie erreichen fast ein Drittel der Körperlänge. Sie sind an der Vorderseite mit Beulen und Scharten bestückt, an denen sich ebenfalls Seepocken festsetzen können. Die Rückenfinne ist vergleichsweise winzig und in Form und Größe sehr variabel. Sie steht auf einem kleinen Wulst aus Blubber und kann sowohl lang gezogen dreieckig bis sichelförmig sein. Die Fluke ist wiederum sehr groß und tief eingekerbt. Die Hinterkante ist dabei sehr rau.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung des Buckelwals

Der Buckelwal lebt in allen Ozeanen. Die Sommerquartiere liegen dabei in polaren Meeren, die Winterquartiere in tropischen und subtropischen Gewässern, wobei sich die Tiere vor allem in Flachmeerzonen aufhalten. Tiefere Meeresgebiete durchqueren sie auf ihren Wanderungen zwischen den Sommer- und Wintergebieten. Während ihrer Wanderungen bevorzugen Buckelwale küstennahe Gewässer und dringen dabei in Buchten und sogar Flussmündungen ein.

Bei den Wanderungen können abhängig von der Population tausende von Kilometern zurückgelegt werden. Man geht davon aus, dass die Einzelpopulationen dabei den Äquator nicht überqueren, sodass sowohl im Pazifik als auch im Atlantik jeweils eine nördliche und eine südliche Population existiert, die durch die saisonalen Wanderungen getrennt bleiben. Während die südlichen Tiere im Sommer in das Südpolarmeer ziehen, verbringen die nördlich lebenden Tiere den Sommer in den Gewässern des Nordpolarmeeres. Eine Ausnahme stellt die Population des Indischen Ozeans dar, die nicht nach Norden wandern kann. Diese bleiben teilweise auch im Sommer im Bereich nahrungsreicher Meeresgebiete der tropischen Zone, teilweise ziehen sie ebenfalls in das Südpolarmeer.

Lebensweise

Ernährung

Datei:W Humpback lunge feeding.jpg
Buckelwale bei der Nahrungsaufnahme

Die Nahrung besteht vor allem aus Krill und zu einem kleinen Teil auch aus Fischen, vor allem im nördlichen Verbreitungsgebiet. Gefressen wird nur in den Sommerquartieren, im Winter zehren Buckelwale von ihren Fettreserven. Ihre Nahrung finden die Wale in Wassertiefen bis 50 Metern. Sie gehören dabei zu den „Schluckfiltrierern“, wofür die Nahrung in relativ dichten Schwärmen vorliegen muss. Der Wal schwimmt mit geöffnetem Maul in diese Schwärme ein und taucht danach meist mit gefülltem Maul ab. An der Oberfläche findet dies horizontal statt, aus größeren Tiefen steigt der Wal senkrecht auf. In letzterem Fall produziert der Wal einen Vorhang aus aufsteigenden Luftblasen, um die Nahrung zu konzentrieren. Dabei können sich abhängig von der Größe des Beuteschwarmes auch mehrere Wale zusammenschließen und ihren Beutefang synchronisieren.

Fortbewegung und Kennzeichen

Schwanzflosse eines Buckelwals

Buckelwale sind schnelle Schwimmer, wobei die Geschwindigkeiten bei den Wanderungen zwischen 1,5 bis elf Kilometern pro Stunde bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zwei bis fünf Kilometern pro Stunde liegen. Als Spitzengeschwindigkeiten wurden bis 27 Kilometer pro Stunde gemessen, die die Tiere in sehr erregtem Zustand erreichen können.

Charakteristisch ist auch sein Tauchverhalten, bei dem er unter Bildung eines Buckels abtaucht. Dieses Verhalten ist der Grund für seinen Namen. Außerdem hebt er bei Abtauchen regelmäßig die Schwanzflosse vollständig aus dem Wasser. Die Tauchgänge dauern abhängig von der Nahrungsdichte selten länger als 15 Minuten und erreichen durchschnittlich nur drei bis neun Minuten. In den Winterquartieren tauchen die Tiere im Durchschnitt bis zu 30 Minuten. Der Blas der Buckelwale ist einstrahlig und oft buschig und kann von dem anderer Wale gut unterschieden werden.

Die Tiere zeichnen sich zudem durch akrobatische Sprünge aus, bei denen sie sich mit dem gesamten Körper aus dem Wasser erheben. Neben diesen Sprüngen klatschen sie häufig mit den Flippern oder der Fluke auf die Wasseroberfläche, wodurch laute Knallgeräusche entstehen.

Sozialverhalten und Kommunikation

Buckelwale leben überwiegend allein oder gelegentlich zum Jagen und Paaren in kleinen Gruppen von zwei bis neun Tieren. Kühe mit Neugeborenen werden oft von einem Bullen begleitet, der sie gegen zudringliche andere Wale verteidigt. Im Bereich der Nahrungsgründe und auch der Fortpflanzungsgebiete finden sie sich dagegen auch zu größeren Gruppen zusammen, wobei sich die Einzelgruppen allerdings weiterhin unabhängig voneinander bewegen. Für die Nahrungsgründe konnte allerdings nachgewiesen werden, dass sich hier alljährlich Gruppen von mehreren Tieren treffen, die gemeinsam jagen und deren Zusammensetzung über Jahre hinweg stabil sein kann.

Zur Fortpflanzungszeit kommt es zu teilweise sehr aggressiven Verhalten der männlichen Tiere untereinander, wobei sie sich mit geöffnetem Maul bedrohen, rammen und abdrängen. Die Verletzungen, die bei diesen Kämpfen entstehen sind meist nur oberflächlich, hinterlassen allerdings deutliche Narben in der Rückenhaut der Tiere. Das Paarungsverhalten ist polygam, die Einzeltiere verpaaren sich entsprechend mit mehreren Partnern, wodurch sich die Aggressivität der Männchen untereinander erklären lässt.

Ebenfalls in den Bereich des Verhaltens während der Paarungszeit gehört der charakteristische Walgesang der Buckelwale. Zwar geben alle Bartenwale Töne von sich, bei den Buckelwalen aber gibt es die größte Vielfalt von Stimmäußerungen. Der Gesang der Buckelwale gehört zu den facettenreichsten Tierlauten überhaupt und wird ausschließlich von männlichen Tieren unter Wasser produziert. Der Gesang besteht dabei aus Einzelstrophen, die sich regelmäßig wiederholen und individuentypisch sind. Der Gesang selbst zählt mit einer stattlichen Lautstärke von 190 Dezibel zu den lautesten Rufen im Tierreich. Eine ausführliche Darstellung des Buckelwalgesangs befindet sich unter Gesang der Buckelwale.

Idealisiertes Schema des Gesangs eines Buckelwales

Tonaufnahmen von Buckelwalen:

Fortpflanzung und Entwicklung

Nahaufnahme eines jungen Buckelwals

Die Fortpflanzung der Buckelwale findet im Winter in den Quartieren in tropischen Gewässern statt. Dabei kommt es sowohl zu dem bereits beschriebenen Rivalenkampf der Männchen sowie zu deren Gesang. Paare bleiben im Normalfall für wenige Stunden zusammen und beide Partner verpaaren sich mit weiteren Tieren.

Die Tragzeit der Weibchen beträgt etwa zwölf Monate und die Jungtiere kommen entsprechend wieder in den Fortpflanzungsgewässern zur Welt. Junge sind bei der Geburt etwa 4 m groß und bleiben für mindestens ein Jahr bei der Mutter, wobei die Säugezeit die ersten sechs bis zehn Monate einnimmt und die Jungtiere eine Größe von 7,5 bis neun Metern erreichen. Danach können sie sich entweder einer anderen Gruppe anschließen oder sich von der Gruppe trennen und allein ziehen. Die Weibchen können in Abständen von etwa drei Jahren erneut Junge gebären.

Ein Buckelwal wird im Alter von fünf Jahren und einer Größe von etwa 12 Metern geschlechtsreif und nach etwa 15 Jahren hat er seine endgültige Größe erreicht. Das bisher älteste gefundene Tier war 48 Jahre alt, wobei das Alter anhand der Zuwachsringe der Ohrkapsel berechnet wurde.

Systematik

Innerhalb der Furchenwale stellt der Buckelwal den einzigen Vertreter der somit monotypischen Gattung Megaptera dar. Er wird allen anderen Furchenwalen, die in der Gattung Balaenoptera zusammengefasst werden, als Schwesterart gegenübergestellt.

Der Name Megaptera („großer Flügel“) leitet sich von seinen sehr großen Flippern ab. Das Epitheton novaengliae (Neu-England) erhielt er von seinem Erstbeschreiber GH Borowski, der ihn 1781 als Balaena novaengliae beschrieb. Die Einordnung in eine eigene Gattung erfolgte 1932.

Walfang und Schutz

Buckelwalfamilie vor Australien

Man geht heute davon aus, dass vor dem massiven Eingriff des Menschen in die Walpopulationen weltweit etwa 125.000 Buckelwale lebten, davon etwa 100.000 südlich des Äquators. Die Tiere wurden bereits im Altertum in kleinen Anzahlen gejagt, in großem Stil aber seit dem 17. Jahrhundert. Heute gibt es weltweit noch etwa 12.000 Buckelwale. Etwa 5000 davon leben in den südlichen Meeren, im Nordpazifik leben etwa 2000 Tiere in einer Population mit Überwinterungsgebieten um Hawaii und weitere 250 Tiere im westlichen Pazifik. Die heute größte Population lebt im Nordatlantik mit etwa 5000 bis 6000 Tieren.

Weil er sich der Küste nähert und nicht sonderlich groß ist, ist der Buckelwal leichter zu jagen als andere Großwale. Deswegen gehörte er zu den ersten Großwalarten, die bejagt wurden. Sein Auftreten war sowohl in den Fortpflanzungs- als auch in den Nahrungsgründen einfach zu berechnen, sodass er sowohl dort als auch auf den Wanderstrecken gejagd wurde. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Bestände im Nordatlantik stark reduziert, woraufhin man begann, die Waljagd auf die größeren südlichen Populationen zu konzentrieren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wurden mehr als 100.000 Tiere getötet. Um 1920 fielen die jährlichen Fangquoten rapide von 14.000 auf 2000 Tiere pro Jahr, da die Wale selten und für die Märkte weniger interessant geworden waren. Zwischen 1940 und 1963 kam es wieder zu einer stärkeren Bejagung und es wurden in diesen Jahren weitere 50.000 Buckelwale getötet und die sich gerade wieder erholenden Bestände erneut an den Rand der Ausrottung getrieben.

1956 wurden die Bestände des Nordatlantik unter internationalen Schutz gestellt, 1963 zudem die Populationen der südlichen Hemisphäre. 1966 erfolgte ein totales Fangverbot, die einzige Ausnahme stellt der traditionelle Walfang der Bevölkerung der Karibikinsel Bequia dar. Die Bewohner dürfen im Jahr bis zu vier Buckelwale für den eigenen Verzehr erlegen, diese Zahl wurde allerdings nie erreicht und heute gibt es dort keinen Walfänger mehr. Bis Ende 1978 wurden zudem etwa acht Tiere pro Jahr vor Tonga und bis Ende 1985 bis zehn Tiere pro Jahr vor Westgrönland erlegt.

Literatur

  • Mark Carwardine: Wale und Delfine. Delius Klasing, 1996, ISBN 3-7688-0949-8 (hochwertiger Führer)
  • Mark Carwardine u.a.: Delphine & Wale. Verstehen - Erkennen - Beobachten. Gondrom-Verlag, Bindlach 2005, ISBN3-8112-2593-6 (Taschenbuchausgabe)
  • Ralf Kiefner: Wale und Delfine weltweit. Jahr Top Special Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-86132-620-5 (Führer der Zeitschrift "tauchen", sehr detailliert)
  • J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Teil 1A: Wale und Delphine 1. AULA-Verlag, Wiesbaden 1994 (sehr detailliertes Fachbuch)
  • R. R. Reeves, B. S. Stewart, P. J. Clapham, J. A. Powell: Sea Mammals of the World - a complete Guide to Whales, Dolphins, Seals, Sea Lions and Sea Cows. A&C Black, 2002, ISBN 0-7136-6334-0 (Führer mit zahlreichen Bildern)
  • Maurizio Würtz, Nadio Repetto: Underwater world: Dolphins and Whales. White Star Guides, 2003, ISBN 8-88095-943-3 (Bestimmungsbuch)
  • Maurizio Würtz, Nadio Repetto, Manferto, Valeria (Hrsg.): Wale & Delphine: Biografie der Meeressäuger. Jahr Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-86132-264-1

Weblinks

Commons: Buckelwal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien