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Hummeln

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Hummeln
Ackerhummel
Ackerhummel
Ackerhummel (Bombus pascuorum)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Superordo: Neuflügler (Neoptera)
Vorlage:Ordo: Hautflügler (Hymenoptera)
Vorlage:Subordo: Taillenwespen (Apocrita)
Vorlage:Superfamilia: Bienen (Apoidea)
Vorlage:Familia: Apidae
Vorlage:Subfamilia: Bombinae
Wissenschaftlicher Name
Bombus
Latreille 1802

Die Hummeln (Bombus) sind eine Vorlage:Genus zu den Bienen gehörender sozial lebender Insekten. Die über einen Wehrstachel verfügenden Hautflügler (Hymenoptera) gehören zu den Stechimmen, auch Wehrimmen genannt.

Allgemein

Ein Hummelvolk besteht aus etwa 50 bis 600 Tieren, darunter eine Königin. Die Mehrzahl sind Arbeiterinnen, daneben hat das Volk auch Drohnen (Männchen) und Jungköniginnen. Es überlebt in Europa nur einen Sommer und geht am Jahresende zugrunde (siehe Fortpflanzung und Nestbau).

Drohnen und Arbeiterinnen leben etwa drei bis vier Wochen, die Königin wird bis zu einem Jahr alt, davon verbringt sie bis zu 8 Monate im Winterschlaf. Die Hummel ist sehr früh im Jahr unterwegs, die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur erzeugt sie durch Vibrationen der Brustmuskulatur. So kann die Königin bei Temperaturen ab 2 °C fliegen, Arbeiterinnen können es ab 6 °C. Eine Biene braucht vergleichsweise eine Mindesttemperatur von 8 °C. Hummeln können während der Nahrungsaufnahme ihre Körpertemperatur halten.

Hummel bei der Nahrungsuche

Körperbau

Nahaufnahme einer Hummel

Der kräftige, rundlich ovale Körper besteht aus 3 Abschnitten: dem Kopf, dem Thorax und dem Abdomen. Er ist pelzartig mit Haaren bedeckt, was sie vor Kälte schützt, außerdem mehrfarbig gestreift, meist Gelb-Schwarz. Diese Färbung kommt in unterschiedlicher Weise z. B. bei der Ackerhummel und der Steinhummel vor, während etwa die Erdhummel und die Gartenhummel einen weißen Hinterleib haben und sich stark gleichen.

Hummeln haben einen Rüssel zur Nahrungsaufnahme, der je nach Art unterschiedlich lang ist. Bei den Königinnen beträgt die Länge im Durchschnitt ca. 13 mm, bei Arbeiterinnen ca. 12 mm und bei Drohnen ca. 10 mm. Es sind jeweils paarig Fühler, Facettenaugen und transparente Flügel vorhanden sowie 6 mehrgliedrige Beine.

Die Königinnen werden je nach Art zwischen 15 und 23 mm lang, bei einer Spannweite von 18-43 mm, die Arbeiterinnen und Drohnen werden 8-21 mm lang und haben eine Spannweite von 18-34 mm. Die Größe variiert auch innerhalb der eigenen Arten, sowohl bei Drohnen als auch bei Arbeiterinnen.

Verbreitung und Arten

Steinhummel

Die Hummel ist weltweit verbreitet, außer in Afrika südlich der Sahara und in Australien. Die Gattung der Hummel umfasst weltweit etwa 500 Arten, in Europa gibt es 53 Arten, 36 davon in Deutschland.

Auf der "Roten Liste" der bedrohten Arten stehen zur Zeit 16 Hummelarten (Auflistung siehe Links). In einigen Regionen, z. B. in Nordrhein-Westfalen, sind bereits einige Arten ausgestorben. Hummeln sind neben Hornissen und Wildbienen in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, ähnliche Schutzbestimmungen gibt es in vielen anderen Ländern.

Europäische Hummelarten

* Alpenhummel (Bombus alpinis) * Tonerdhummel Bombus argillaceus)
* Armeniacushummel (Bombus armeniacus) * Kryptarum-Erdhummel Bombus cryptarum)
* Cullumanushummel (Bombus cullumanus) * Deichhummel Bombus distinguens)
* Dufthummel (Bombus fragans) * Eisenhuthummel (Bombus gerstaeckeri)
* Ungarische Hummel (Bombus haematurus) * Gartenhummel (Bombus hortorum)
* Veränderliche Hummel (Bombus humilis * Baumhummel (Bombus hypnorum)
* Unerwartete Hummel (Bombus inexpectatus) * Heidehummel (Bombus jonellus)
* Laesushummel (Bombus laesus) * Steinhummel (Bombus lapidarus)
* Berglandhummel (Bombus lapponicus bzw. B. moniticola) * Helle Erdhummel (Bombus lucorum)
* Große Erdhummel (Bombus magnus) * Trughummel (Bombus mendax)
* Berhummel (Bombus mesomelas) * Grauweiße Hummel (Bombus mucidus)
* Mooshummel (Bombus muscorum) * Ackerhummel (Bombus pascuorum)
* Obsthummel (Bombus pornorum) * Wiesenhummel (Bombus pratorum)
* Pyrenäenhummel (Bombus pyrenaeus) * Grashummel (Bombus ruderarius)
* Feldhummel (Bombus ruderatus) * Baltische Hummel (Bombus sernenoviellus)
* Höhenhummel (Bombus sicheli) * Distelhummel (Bombus soroeensis)
* Erdbauhummel (Bombus subterranus) * Waldhummel (Bombus sylvarum)
* Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) * Sandhummel (Bombus veteranus)
* Bergwaldhummel (Bombus wurfleini)

Kuckucks- bzw. Schmarotzerhummeln

Parasitäre Arten, sogenannte Kuckucks- oder Schmarotzerhummeln, nisten sich in Nestern ihrer Artgenossen ein, um ihren Nachwuchs von den Bewohnern groß ziehen zu lassen. Es gibt zehn solcher Arten, davon sechs in Deutschland wie z.B. die vierfarbige Kuckuckshummel. Sie werden häufig als eigene Gattung Psithyrus betrachtet.

Die Schmarotzer fressen die Eier des Volkes und versuchen eigene zu legen. Gelingt das, verdrängt der Nachwuchs der Sozialparasiten den des Wirtes, es entwickeln sich weniger Königinnen. Die Schmarotzer haben wie jede Hummelart ihren festen Platz im ökologischen Kreislauf.

* Bärtige Kuckuckshummel (Bombus barbutellus) * Angebundene Kuckuckshummel Bombus bohemicus)
* Feld-Kuckuckshummel (Bombus campestris) * Gelbe Alpenkuckuckshummel Bombus flavidus)
* Kinnbacken-Kuckuckshummel (Bombus maxillosus) * Norwegische Kuckuckshummel Bombus norvegicus)
* Vierfarbige Kuckuckshummel (Bombus quadricolor) * Felsenkuckuckshummel (Bombus rupestris)
* Wald-Kuckuckshummel (Bombus sylvestris) * Keusche Kuckuckshummel (Bombus vestalis)

Fortpflanzung und Nestbau

Erdhummel mit Pollenhöschen im Anflug auf eine Spitzwegerichblüte

Nicht alle im Herbst befruchteten Jungköniginnen überleben den Winter und gründen im nächsten Jahr auf sich gestellt ein neues Volk.

Die Jungkönigin sucht im Frühling allein einen geeigneten Platz für das Nest. Je nach Art eine geeignete Erdhöhle, zum Beispiel ein Mauseloch (Erdhummeln), eine Moosschicht oder auch einen hohlen Stamm. Die Baumhummeln nisten auch in verlassenen Vogelnestern.

Die Nester werden meist nur ein Jahr genutzt, selten kehrt eine Königin zu ihrem alten Nest zurück. In den Tropen gibt es mehrjährige Kolonien.

Die Königin sammelt Nektar und Pollen, die sie zu sogenanntem "Bienenbrot" verarbeitet, auf das sie in einer aus Wachs geformten "Zelle" die ersten Eier legt. Das Wachs für die Zellen scheiden die Königin und später auch die Arbeiterinnen aus dem Hinterleib aus. Außerdem baut die Königin einen kleinen "Topf", den sie mit Honig füllt, als Nahrungsquelle für sich, die Larven und die geschlüpften Bienen. Das Töpfchen wird oft in der Nähe der Eier positioniert. Um die Eier warm zu halten, setzt sich die Königin nach der ersten Eiablage bei Bedarf zum Brüten darauf, ihr Kopf ist häufig dem Honigtöpfchen zugewandt, so kann sie jederzeit mit dem Rüssel Honig aufnehmen, so daß sie die Eier zur Nahrungsaufnahme nicht verlassen muß.

Die Zellenanordnung ist urnen- oder krugförmig locker zu einem aufrecht stehenden Haufen gruppiert. Um den Brutbereich herum befindet sich eine isolierende Hülle aus Gras, Haaren und Moos, verklebt mit Wachs oder Honig.

Oft wird das Nest mit einer Wachsschicht gegen Wärmeverluste abgedichtet, die regelmäßig erneuert und ausgebessert wird.

Beim Brüten werden Temperaturen bis zu 38 °C erreicht. Die konstante Nesttemperatur beträgt etwa 30-33 °C.

Königin der Gartenhummel

Während der ersten zehn Tage durchläuft die Brut verschiedene Larvenstadien, sie ähneln in dieser Zeit kleinen Maden. Die Königin beißt kleine Öffnungen in die Brutzellen und füttert die Larven bis zu zehn Tage lang. Sie verpuppen sich anschließend Schmetterlingen ähnlich und schlüpfen nach einer etwa 10 tägigen Metamorphose als Hummeln mit Flügeln. Die Königin baut nun weitere Zellen.

Die ersten schlüpfenden etwa sechs bis acht Hummeln sind kleiner als die Königin und als die später schlüpfenden, kräftigeren Arbeiterinnen. Sie können keine Eier legen. Verschiedenen Quellen zufolge bewirkt eine geringere Nahrungsaufnahme während des Larvenstadiums im Vergleich zu der von Arbeiterinnen versorgten Brut den kleineren Körperbau der erstgeschlüpften Hummeln. Die geschlüpften Arbeiterinnen helfen der Königin bei der Aufzucht weiterer Hummeln.

Die Königin ist nur für das Legen der Eier und die Aufzucht der Nachkommen verantwortlich, die Nahrungssuche ist Aufgabe der Arbeiterinnen.

Häufig kommt es zur Ablage unbefruchteter Eier durch Arbeiterinnen, die in dieser Phase aggressiv auf die Königin reagieren. Sie fressen dann die Eier der Königin auf, diese wiederum versucht, die Eier der Arbeiterinnen zu fressen.

Männliche Hummeln, die Drohnen, beteiligen sich nicht an Brutpflege und Nahrungssuche, sie wärmen gelegentlich die Eier.

Das Paarungsverhalten der verschiedenen Arten ist unterschiedlich. Die Drohnen einiger Arten fliegen stundenlang umher und verteilen Duftspuren, um Königinnen anzulocken. Baumhummeldrohnen fliegen Jungköniginnen bereits in der Luft an und werden oft wieder mit ins Nest getragen.

Es gibt Milben, die als Nützlinge in Hummelnestern den Kot verwerten und damit für Hygiene sorgen.

Nahrungssuche und Bestäubung

Erdhummel (Bombus terrestris) bei der Nahrungssuche

Hummeln gehören neben Bienen und Fliegen zu den wichtigsten Bestäuberinsekten. Die Temperaturunempfindlichkeit ermöglicht es Hummeln, weitaus länger als Bienen auf Nahrungssuche zu sein. Hummeln fliegen täglich in bis zu 18 Stunden bis zu 1000 Blüten an, um Nahrung zu suchen, selten mehr als 2 verschiedene Blütenarten je Flug. Einige Pflanzenarten, zum Beispiel Taubnesseln, werden ausschließlich von langrüsseligen Hummeln bestäubt, während diese den Nektar entnehmen. Sie bestäuben unter anderem auch viele Obstarten.

Hummeln fliegen im Gegensatz zu Bienen auch bei schlechtem Wetter Blüten an, um das Überleben ihres Volkes zu sichern, da ihre Nahrungsvorräte kleiner sind als die der Bienen. Sie ernähren sich von Pollen und Nektar, die Arbeiterinnen decken ihren extrem hohen Energiebedarf über Nektar.

Die Eigenschaft, auch in feuchten Sommern die Blütenbestäubung zu sichern und die geringe Temperaturempfindlichkeit im Vergleich zu Bienen macht sie besonders in regnerischeren Sommern mit niedrigen Durchschnittstemperaturen zu wichtigen Helfern vieler Pflanzenarten, darunter etliche Obst- und Gemüsearten.

Die große Anzahl angeflogener Blüten macht das Züchten attraktiv. Es gibt Hummelzüchter, die die Insekten unter anderem an Obstbauern verkaufen. Hierbei werden die Hummeln in einem Karton verschickt, der zwei von einander getrennte Kammern enthält, damit die Hummeln ihren Lebensbereich von Kot frei halten können.

"Sammeltechniken"

Der lange Saugrüssel vieler Arten ermöglicht die Nektarsammlung aus tiefkelchigen Pflanzen. Sie sind kräftig genug, um geschlossene Blüten zu öffnen, und beißen gelegentlich Nebeneingänge in Blütenkelche, um sich den Weg zum Nektar zu ermöglichen. Der Nektar wird im Magen gesammelt und im Nest wieder hochgewürgt.

Aus dem Nektar stellen Hummeln mit Hilfe körpereigener Enzyme Honig her, der aber für Menschen wegen der geringen Vorräte nicht interessant ist. Der Honig wird in leeren Brutzellen aufbewahrt.

Beim Vibrationssammeln hängt die Hummel an einer Blüte und erzeugt durch Flügelschlagen Vibrationen. Dadurch löst sich Pollen, der die Hummel dann am ganzen Körper bedeckt. Sie bürstet ihn ab und formt daraus Klumpen.

Der Pollentransport geschieht generell an den Hinterbeinen, deren lange Borsten die durch Belecken verklebten Pollenhöschen halten.

Verteidigungsverhalten

Auch Hummeln können stechen.

Hummeln können beißen und mit ihrem Wehrstachel stechen, beim Stich wird Gift auf das Opfer übertragen.

Viele Quellen geben an, dass Hummeln ihren Stachel zwar ausfahren können, mangels notwendiger Muskeln, wie ihn etwa Bienen haben, den Stachel aber nicht aus eigener Kraft durch die Haut von Menschen bzw. in Tierkörper stoßen können. Tritt jemand auf eine Hummel, könne es durchaus zu einem Stich kommen, weil dann der Boden als Widerstand die fehlenden Muskeln ausgleicht, das gleiche kann beim Festhalten einer Hummel geschehen.

Hartnäckig hält sich das weitverbreitete Gerücht, Hummeln könnten nicht stechen.

Wie andere friedliche Stechimmen, Bienen, Wespen und Hornissen, stechen Hummeln äußerst selten und nur, wenn sie sich bedroht fühlen, zum Beispiel wenn ihr Körper gequetscht wird. Befürchten sie einen Angriff auf ihr Nest, legen sie sich bedrohlich brummend auf den Rücken. Wenn kein Rückzug erfolgt, kann es auch zu Attacken mit Bissen und Stichen kommen. Hummeln sind unter ihren Verwandten die friedlichsten Wehrstachelträger. Die verschiedenen Hummelarten haben jedoch ein unterschiedlich ausgeprägtes Aggressionspotenzial.

Der Biss zwickt geringfügig, ein Stich kann durch das Gift schmerzhaft sein. Wie die Stiche und Gifte von Bienen und Hornissen sind die äußerst seltenen Hummelstiche sowie ihr Gift, das sich von dem anderer Bienen unterscheidet, für Menschen harmlos. Gefahr besteht nur für Allergiker durch einen Allergieschock.

Natürliche Feinde

Datei:Wollbienenmännchen.jpg
Große Wollbiene (Anthidium manicatum)

Neben den schmarotzenden Kuckuckshummeln ist die Große Wollbiene (Anthidium manicatum) für die Hummeln gefährlich. Die Männchen der Großen Wollbiene verteidigen ihr Revier gegen eindringende Bienen und Hummeln, indem sie auf diese zufliegen und kurz vor dem Zusammenprall ihren dornenbewehrten Hinterleib nach vorn krümmen. Dabei werden häufig die Flügel der Angegriffenen zerstört. Die flugunfähigen Insekten verhungern.

Wollbienen schädigen einzelne Hummeln, die Nachkommenschaft der Wachsmotte kann ein ganzes Hummelvolk vernichten. Die Wachsmotte fliegt durch Nektar- und Pollenduft angelockt in das Hummelnest und legt dort Eier. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Waben samt enthaltenen Hummeleiern und -larven. Der Nachwuchs der Hummeln bleibt aus und das betroffene Hummelvolk erlischt.

Die Dickkopffliege, ein Endoparasit, legt ihr Ei in Hummeln, Bienen und Wespen ab. Die Larven ernähren sich dann von den Innereien des Wirtes. Stirbt dieser, verpuppen sie sich im leergefressenen Körper.

Milben setzen sich auf der Hummel fest und ernähren sich von deren Blut, was zur Schwächung führt.

Hummelsterben

Datei:Honigbiene Pollen.jpg
Hummel beim Honig- und Pollensammeln

Häufig finden sich unter spätblühenden Linden, besonders unter Silberlinden, viele tote und sterbende Hummeln.

Die für Bienen und Hummeln unverdauliche Zuckerart Mannose stand lange unter dem Verdacht, den Tod der Hummeln verursacht zu haben. Sie kommt jedoch nach neueren Erkenntnissen nicht im Nektar dieser Linden vor.

Laboruntersuchungen ergaben, dass die dort verendenden Tiere einen sehr geringen Zuckergehalt im Körper hatten. Nach der Gabe von Zuckerwassertropfen mit Spritzen auf den Boden, die die Hummeln mit ihrem Rüssel aufnehmen, sind sie nach kurzer Zeit wieder flugfähig. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass aufgrund von Nahrungsmangel in der näheren Umgebung der Linden auch viele andere Hummelvölker und Bienen hier auf Nahrungssuche gehen und es daher zu einer starken Verknappung des Angebotes kommt. Die Hummeln haben für den Anflug soviel Energie verbraucht, dass sie keine andere Nahrungsquelle mehr aufsuchen können, so die Theorie.

Bienen haben ein Zeitgedächtnis, was ihnen ermöglicht, die morgens und abends Nektar produzierenden Bäume gezielt anzufliegen, was als großer Vorteil gegenüber den Hummeln angesehen wird, die nicht über diese Fähigkeit verfügen.

Hummelschutz

Steinhummel, Drohne

Landschaftsarchitekten sowie die Landschaftsgärtner sind mitverantwortlich für die Pflanzenvielfalt. Bei den Bepflanzungsplänen ist ein ausgewogenes Verhältnis von früh- und spätblühenden Pflanzen wichtig. Ebenso ist der durch die Intensivlandwirtschaft bedingte Artenschwund vieler Pflanzen verantwortlich für den Rückgang vieler nicht so anpassungsfähiger Hummelarten.

Kleingärtner können durch die Auswahl nektarreicher Arten, die vor allem im Spätsommer und Herbst blühen, einen Beitrag zum Hummel- und Bienenschutz leisten. Es sollten nicht zu viele verschiedene Pflanzenarten gewählt werden, da Hummeln, die nur einen Sommer bis in den Herbst hinein leben, erst mühsam erlernen müssen, den jeweiligen Pflanzen den Nektar zu entnehmen. Wegen der unterschiedlichen Blütenformen ist die Technik hierfür nicht für alle Pflanzen gleich. Die zeitaufwendige Lernphase wird von den Tieren nur begonnen, wenn es sich aufgrund eines ausreichenden Angebots lohnt. (vergleiche Pflanzenliste der Aktion Hummelschutz sowie Hummelfreundlicher Garten)

Fütterung als "Erste-Hilfe-Maßnahme"

Wer geschwächte Hummeln auf der Erde entdeckt, kann diese durch tröpfchenweise verabreichtes Fruchtzuckerwasser stärken. Hierfür bieten sich Pipetten oder Spritzen an, die Hummelfreunde häufig zusammen mit kleinen Mengen an Fruchtzuckerwasser bei sich führen. Hier eine Anleitung zum richtigen Mischverhältnis HummelHP.de - Fütterung

Kulturgeschichte und Volksglauben

Durch ihre Größe und ihren lauten Brummton beim Fliegen sind Hummeln sehr prominente Insekten, die auch in der Kulturgeschichte des Menschen eine Rolle spielten. So stellten die Hummeln nach einem alten Aberglauben eine Verkörperung von Hexen dar, die diese annehmen konnten wenn sie dafür ihren Körper verliessen. Im Volksglauben ging man regional ausserdem davon aus, dass man, wenn man in einer Kirche eine geweihte Hummelwachskerze entzündet, auch alle anwesenden Hexen verbrennen mussten. Bösewichter sollten nach einem anderen Aberglauben zur Strafe nach ihrem Tod in Hummelgestalt erscheinen. Unterirdisch summende Hummeln wurden als Totengeister gefürchtet. Auch der Teufel nimmt nach einem Aberglauben Hummelgestalt an und zeitweise war es üblich, den Teilnehmern von Schwarzen Messen statt einer Hostie eine Hummel in den Mund zu legen. In Schwaben war die Hummel als Krankheitsdämon gefürchtet und zur Bekämpfung einer Viehseuche wurde eine Hummel begraben.

Gänzlich anders ist der Volksglaube der geldbringenden Kobolde, die in der Gestalt von Hummeln in die Geldbörse gesperrt werden sollten und diese vor dem Versiegen schützen. Ein Honigdieb, der es unbemerkt schafft, den Hummeln den Honig zu stehlen sollte ausserdem einen großen Schatz finden. In der Wettervorhersage bedeuteten Hummeln Frühlings- oder sonniges Wetter, wenn die Hummeln nicht ausfliegen wird es Regen geben.

Hummelflug heißt das wohl bekannteste Stück von Nikolai Rimski-Korsakow, es ist ein Teil der Oper Das Märchen vom Zaren Saltan.

Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Hummeln nach den Gesetzen der Aerodynamik nicht fliegen könnten, weil das Verhältnis von Flügelgröße zu Gewicht nicht ausreiche. Dieses "Hummel-Paradox" wurde erst 1996 aufgelöst, als Charlie Ellington von der Universität Cambridge Versuche zum Insektenflug vornahm. Das Flugverhalten ist wesentlich komplizierter, als das eines Flugzeugs mit starren Flügeln. Durch den Insektenflügelschlag werden Wirbel erzeugt, die weiteren Auftrieb für das Insekt erzeugen.

Literatur

Es gibt sehr wenig Literatur über Hummeln:

  • Hummeln brauchen blühendes Land, von Günter R. Witte, Juliane Seger, Westarp Wissenschaften Oktober 1999, ISBN 3894320974
  • Eberhard von Hagen Hummeln - bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen Neumann - Neudamm, ISBN 3894405465 (nur Antiquarisch)
  • Bernd Heinrich List: Der Hummelstaat – Überlebensstrategien einer uralten Tierart. List März 2001, ISBN 3548600417

Wissenschaftlich:

  • Konrad Dettner, Werner Peters Lehrbuch der Entomologie, Gustav Fischer Oktober 2003, ISBN 3827411025

Links

Allgemein

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Natürliche Feinde

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