„Loreley“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Loreley mit tal von linker rheinseite.jpg|thumb|upright=1.5|Der Loreleyfelsen im Mittelrheintal]]
[[Bild:00866r.jpg|thumb|Loreley um 1900]]
Die '''Loreley''' oder '''Lorelei''' ist ein 132 Meter hoher, aus dem östlichen Ufer des [[Rhein]]s herausragender Schieferfelsen bei [[Sankt Goarshausen]], [[Rheinland-Pfalz]]. Der Blick von oben auf die Stadtansichten von Sankt Goarshausen mit der [[Burg Katz]] und [[Sankt Goar]] mit der Ruine [[Burg Rheinfels]] gehört zu den unverwechselbaren Erlebnissen für viele Touristen. Wenige hundert Meter vom Aussichtspunkt entfernt befindet sich die Loreley-Freilichtbühne, wo gelegentlich Großveranstaltungen (z. B. Rockkonzerte) stattfinden.
Die '''Loreley''' oder '''Lorelei''' ist ein 132 Meter hoher, aus dem östlichen Ufer des [[Rhein]]s herausragender Schieferfelsen bei [[Sankt Goarshausen]], [[Rheinland-Pfalz]]. Der Blick von oben auf die Stadtansichten von Sankt Goarshausen mit der [[Burg Katz]] und [[Sankt Goar]] mit der Ruine [[Burg Rheinfels]] gehört zu den unverwechselbaren Erlebnissen für viele Touristen. Wenige hundert Meter vom Aussichtspunkt entfernt befindet sich die Loreley-Freilichtbühne, wo gelegentlich Großveranstaltungen (z. B. Rockkonzerte) stattfinden.


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[[Bild:Loreley 400x300.jpg|thumb|Die Nixe Loreley als Statue auf der Hafenmauer unterhalb des Loreleyfelsens]]
[[Bild:Loreley 400x300.jpg|thumb|Die Nixe Loreley als Statue auf der Hafenmauer unterhalb des Loreleyfelsens]]
Der Ballade nach saß eine [[Nixe]], Loreley genannt, auf dem gleichnamigen Felsen und lockte mit ihrer Stimme die Rheinschiffer an, die wegen ihres unglaublich schönen Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten zerschellten. Kennzeichnend war auch, dass sie ihr langes blondes Haar mit einem goldenen Kamm kämmte.
Der Ballade nach saß eine [[Nixe]], Loreley genannt, auf dem gleichnamigen Felsen und lockte mit ihrer Stimme die Rheinschiffer an, die wegen ihres unglaublich schönen Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten zerschellten. Kennzeichnend war auch, dass sie ihr langes blondes Haar mit einem goldenen Kamm kämmte.

[[Clemens Brentano]] schrieb 1801 in der [[Ballade]] ''Zu Bacharach am Rheine …'', die er in den zweiten Band des Romans ''Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter'' eingefügt hat, von einer Zauberin, die auf Grund ihrer Schönheit allen Männern den Verstand raubt und ihnen schließlich stets den Tod bringt. Deshalb soll sie als Hexe von geistlicher Gewalt zum Tode verurteilt werden. Die Lore Lay ist sich ihrer Wirkung bewusst und dieses Umstands müde - seit ihr Liebster sie betrogen hat und sie in ihrem "Zauberkreis" verderben muss, wünscht sie sich zu sterben. Der Bischof bringt jedoch aufgrund Lore Lays Schönheit ein Todesurteil nicht über die Lippen und schickt sie stattdessen in ein Kloster. Auf der Reise dorthin, begleitet von drei Rittern, bittet die Lore Lay an einem großen Felsen, diesen erklimmen und noch einmal von oben den Rhein betrachten zu dürfen. Sie besteigt den Felsen und stürzt sich hinab. In einer Fußnote wird von Brentano direkt Bezug genommen auf den Loreley-Felsen bei [[Bacharach|Bacharach am Rhein]]. Nach einer 1978 von [[Werner Bellmann]] veröffentlichten Interpretation handelt es sich bei der Lore Lay-Ballade um eine Variation des antiken [[Echo]]-Mythos. (Echo wird aus Gram über ihre verschmähte Liebe zu [[Narziss]]us zu einem Fels, aus dem ihre Stimme als Widerhall ertönt.) Gestützt hat sich Brentano bei der Konzeption seines Gedichts auf eine im Jahre 1631 veröffentlichte versifizierte Paraphrase der [[Ovid]]schen "Metamorphosen", die sich in seinem Besitz befand und die er für mehrere Verseinlagen des Romans "Godwi" herangezogen hat. Die Lore-Lay-Ballade ist nach Bellmanns These eine - von Brentano erfundene - aitiologische [[Sage|Lokalsage]], die, anknüpfend an den antiken Echo-Mythos, die Entstehung des Echos am Loreley-Felsen bei [[St. Goarshausen]] 'erklärt'. Am Anfang der Wirkungsgeschichte - der Popularisierung - von Brentanos Ballade steht die Darstellung Niklas Vogts (1756-1836): "Dieser Lurelei, oder vielmehr sein Echo, soll die Stimme eines Weibes seyn, welche durch ihre außerordentliche Schönheit alle Männer bezaubert hat, nur den nicht, welchen sie selbst liebte." In einer Fußnote verweist Vogt auf Brentanos Gedicht (siehe N. Vogt und J. Weitzel (Hrsg.): ''Rhein. Archiv f. Geschichte und Litteratur<!--sic-->.'' Band 5, H. 5-8. Mainz 1811, S. 69).

Außerdem existieren Balladenfassungen von [[Eichendorff]], [[Otto von Loeben]], [[Isidorus Orientalis]] und anderen.

== Heines „Loreleylied“ ==
[[Heinrich Heine]] griff das Thema 1824 in dem bekannten Gedicht ''Die Lore-Ley'' auf, 1837 vertonte [[Friedrich Silcher]] dieses Gedicht.
[[Bild:Emil Krupa-Krupinski Loreley 1899.jpg|thumb|upright|Emil Krupa-Krupinski: Loreley, 1899]]
<poem style="margin-left:2em;">
Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.
</poem>

Heines ''Lore-Ley'' wurde lange Zeit, vor allem im 19. Jahrhundert, als sentimentales Volkslied rezipiert. Wie [[Walter Arthur Berendsohn]] und [[Theodor W. Adorno]] behauptet haben, wurde dieses Lied so populär, dass es selbst die Nazis im Dritten Reich nicht wagten, es aus den Lyrik-Anthologien zu entfernen, obwohl Heinrich Heine als Jude zu den Dichtern gehörte, deren Werke verboten und verbrannt wurden.

Mit Blick auf das zentrale Thema verschmähte Liebe wollen viele heute eine autobiographische Komponente erkennen (Amalien-Erlebnis); das Kämmen mit dem goldenen Kamm wird als [[Narzissmus|narzisstische]] Geste gedeutet. Andere sehen in dem Gedicht eine Auseinandersetzung Heines mit der Romantik bzw. der romantischen Poesie, die in der Lore-Ley-Gestalt verkörpert sei. Er benutze Motive und Darstellungsmittel der Romantik und auch des Volkslieds, um diese (durch Akkumulation und durch Übertreibung, auch übersteigertes Pathos) zu ironisieren und sich auf diese Weise zu distanzieren.

== Adaptionen des Loreley-Stoffes ==

*[[Max Bruch]], [[Alfredo Catalani]] und [[Fredrik Pacius]] komponierten [[Oper]]n mit dem Titel „Loreley“ zu diesem Thema.
*[[George Gershwin]] ließ 1932 in dem in Deutschland spielenden [[Musical]] „Pardon My English“ die Loreley als „leichtes Mädchen“ besingen. Lenny E. Hoffmann komponierte 1993 das Musical „Loreley“ mit dem [[London Symphony Orchestra]] und [[Chris Kempers]] als Loreley. Von Mai bis September 1993 wurde das Musical auf der Loreley-Freilichtbühne aufgeführt.
*[[Ernst_Busch_(Schauspieler)|Ernst Busch]] warnte in seinem Stück „Ami go home!“ den Amerikaner davor, der Loreley ihren goldenen Kamm zu klauen, und forderte ihn auf, auf seinem Längengrad zu bleiben.
*[[Erich Kästner]] schrieb ein mit schwarzem Humor gefülltes Gedicht mit dem Titel „Handstand auf der Loreley“, in dem er direkt auf Heines Gedicht verweist.
*[[Kai Meyer]] verfasste 1998 mit seinem Werk ''Loreley'' einen Schauerroman aus dem Mittelalter.
*Die Gruppe [[Dschinghis Khan]] hatte 1981 großen Erfolg mit dem deutschen Schlager ''Loreley''.

*Auch verschiedene [[Mittelalter Metal|Mittelalterband]]s schrieben Lieder über die Loreley, unter ihnen die Bands „[[Schandmaul]]“ (Das Seemannsgrab) und „[[Die Streuner]]“ (Die Balade der Loreley, Vertonung von [[Clemens Brentano|Clemens Brentanos]] Ballade, sowie Handstand auf der Loreley, eine heitere Vertonung von [[Erich Kästner]]s Gedicht). Die Musikband [[Theatre of Tragedy]] hat ebenfalls ein Lied mit dem Titel „Loreley“ geschrieben das die Loreley besingt, ebenso wie die britische Mittelaltergruppe [[Blackmore’s Night]]. Auch die Folk-Punk-Gruppe „The Pogues“ veröffentlichte auf ihrer CD "Peace and love" ein Stück mit dem Titel Lorelei.


<gallery>
Bild:LoreleyLuft.jpg|Die Loreley aus der Luft
Bild:Loreley fg01.JPG|Blick von Südwest
Bild:Loreley von Spitznack.jpg|Loreley vom Spitznack (St. Goarshausen abgewandte Seite)
Bild:Lorelei_rock1.jpg|Der Loreleyfelsen
Bild:Verschneite loreley.jpg|Loreleyfelsen im Winter
</gallery>

==Forschungsliteratur==

* Helga Arend: ''Die Loreley – Entwicklung einer literarischen Gestalt zu einem internationalen Mythos''. In: Liesel Hermes, Andrea Hirschen, Iris Meißner (hrsg.): ''Gender und Interkulturalität. Ausgewählte Beiträge der 3. Fachtagung Frauen-/Gender-Forschung in Rheinland-Pfalz.'' Tübingen 2003, S. 19-28
* Werner Bellmann, ''Brentanos Lore Lay-Ballade und der antike Echo-Mythos''. In: Detlev Lüders (hrsg.): ''Clemens Brentano. Beiträge des Kolloquiums im Freien Deutschen Hochstift 1978.'' Tübingen 1980, S. 1-9
* Rotraud Ehrenzeller-Favre: ''Loreley, Entstehung und Wandlung einer Sage.'' Zürich 1948.* Manfred Halfer: ''Loreley - ein Beitrag zur Namendeutung.'' St. Goar a. Rh. 1997
* Rahel Hohlfeld u. a.: ''Die Loreley. Ein Fels im Rhein. Ein deutscher Traum.'' Philipp von Zabern, Mainz 2004
* Jürgen Kolbe: ''"Ich weiß nicht was soll es bedeuten". Heinrich Heines Loreley. Bilder und Gedichte.'' München 1976
* Willy Krogmann, ''Lorelei. Geburt einer Sage.'' In: ''Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde'' 3 (1956) S. 170-196
* Peter Lentwojt: ''Die Loreley in ihrer Landschaft. Romantische Dichtungsallegorie und Klischee.'' Frankfurt a. M. (u. a.) 1998

==Siehe auch==
* [[Volkssage]]
* [[Thing]]

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Loreley}}
{{Wikisource|Die Lore-Lei}}
{{Commons|Category:Loreley|Loreley}}
*[http://gutenberg.spiegel.de/brentano/gedichte/gdbr3030.htm Clemens Brentano - Die Lore Lay]
*[http://gutenberg.spiegel.de/heine/buchlied/heimk-02.htm Heinrich Heine - Die Lore-Ley]
*[http://mutopia-gd.tuwien.ac.at/cgibin/piece-info.cgi?id=438 Noten zum Lied]
*[http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2587 Die Loreley als Ort kultureller Erinnerung; Bilder und Texte]
*[http://www.loreleyinfo.de Loreley Info - Informationen rund um die Loreley]
*[http://www.loreleyinfo.de/loreley/ich-weiss-nicht-was-soll-es-bedeuten.shtml Ich weiss nicht was soll es bedeuten - interpretiert von Jasmin Hillgruber]

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[[en:Loreley]]
[[eo:Loreley]]
[[es:Lorelei]]
[[fi:Loreley]]
[[fr:Lorelei]]
[[it:Lorelei]]
[[ja:ローレライ伝説]]
[[lt:Lorelei]]
[[nl:Loreley]]
[[pl:Lorelei (skała)]]
[[pt:Lorelei]]
[[sh:Lorelei]]
[[sv:Lorelei]]
[[zh:罗蕾莱]]

Version vom 10. September 2007, 11:14 Uhr

Der Loreleyfelsen im Mittelrheintal
Datei:00866r.jpg
Loreley um 1900

Die Loreley oder Lorelei ist ein 132 Meter hoher, aus dem östlichen Ufer des Rheins herausragender Schieferfelsen bei Sankt Goarshausen, Rheinland-Pfalz. Der Blick von oben auf die Stadtansichten von Sankt Goarshausen mit der Burg Katz und Sankt Goar mit der Ruine Burg Rheinfels gehört zu den unverwechselbaren Erlebnissen für viele Touristen. Wenige hundert Meter vom Aussichtspunkt entfernt befindet sich die Loreley-Freilichtbühne, wo gelegentlich Großveranstaltungen (z. B. Rockkonzerte) stattfinden.

Bei der Loreley ist der Mittelrhein bis zu 25 Meter tief und nur 113 Meter breit. Dies ist die engste und tiefste Stelle des Rheins, weshalb auch heute noch die Rheinschifffahrt durch Lichtsignale vor Gegenverkehr gewarnt wird. Die gefährlichsten Felsen an der Loreley wurden jedoch in den 1930er Jahren gesprengt, so dass heute die Loreleypassage viel von ihrer früheren Gefährlichkeit verloren hat.

Geschichte

Loreley um 1832, Stich nach Tombleson

Siedlungsspuren auf dem Fels gibt es schon von vor etwa 600.000 Jahren, als das Plateau noch auf Höhe des Flusses lag. Schon im Mittelalter war die Loreley ein bekannter Ort. Zum einen wegen des markanten Felsens als Wegmarke, zum anderen wegen der gefährlichen Stelle für die Schifffahrt. Neben dem Binger Loch war hier, ein Stück rheinabwärts Richtung St. Goar (etwa in Höhe des heutigen Campingplatzes), die gefährlichste Stelle für die Rheinschifffahrt. An dieser Stelle lag eine Sandbank im Rhein, auf deren linker Seite das Wasser über quer im Fluss liegende Felsrippen stürzte, während es auf der anderen Seite ruhig abfließen konnte. Die verschieden schnell fließenden Wassermassen trafen sich hinter der Sandbank, wodurch dort starke Strudel entstanden, die manchem Schiffer zum Verhängnis wurden. Aus diesem Grund ließ sich hier der heilige Goar nieder, der versuchte, Schiffsbrüchige zu retten und zu pflegen.

Der Name

Die Herkunft des Namens "Loreley" ist nicht eindeutig geklärt. Unumstritten ist der Zusammenhang mit dem ursprünglich keltischen „Ley“, mit dem in der Region häufig (Schiefer-)Fels oder Stein bezeichnet wurde. "Lore" lässt sich möglicherweise zurückführen auf das altdeutsche „lorlen“ (rauschen, murmeln) und entstand aus einem Phänomen – dem starken 7fachen Echo, das heute wegen des Verkehrslärms nicht mehr hörbar ist. Bis zum 19. Jahrhundert existierten am Loreley ein kleiner Wasserfall und starke Strömungen, und durch das zurückgeworfene Echo erschien es so, als ob das Rauschen von den Felsen herstammte. Schon früh suchte man Erklärungen dafür und machte zunächst in Höhlen des Felsens hausende Zwerge dafür verantwortlich. Vor dem 19. Jahrhundert trug der Ort auch noch seinen männlichen Artikel wie bei „der Lurlei“, „der Lorley“ oder der „Lurleberch“ (zahlreiche weitere Schreibweisen).

Die Ballade - Variation eines alten Mythos

Die Nixe Loreley als Statue auf der Hafenmauer unterhalb des Loreleyfelsens

Der Ballade nach saß eine Nixe, Loreley genannt, auf dem gleichnamigen Felsen und lockte mit ihrer Stimme die Rheinschiffer an, die wegen ihres unglaublich schönen Gesangs die gefährliche Strömung und die Felsenriffe nicht beachteten und mit ihren Schifferbooten zerschellten. Kennzeichnend war auch, dass sie ihr langes blondes Haar mit einem goldenen Kamm kämmte.

Clemens Brentano schrieb 1801 in der Ballade Zu Bacharach am Rheine …, die er in den zweiten Band des Romans Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter eingefügt hat, von einer Zauberin, die auf Grund ihrer Schönheit allen Männern den Verstand raubt und ihnen schließlich stets den Tod bringt. Deshalb soll sie als Hexe von geistlicher Gewalt zum Tode verurteilt werden. Die Lore Lay ist sich ihrer Wirkung bewusst und dieses Umstands müde - seit ihr Liebster sie betrogen hat und sie in ihrem "Zauberkreis" verderben muss, wünscht sie sich zu sterben. Der Bischof bringt jedoch aufgrund Lore Lays Schönheit ein Todesurteil nicht über die Lippen und schickt sie stattdessen in ein Kloster. Auf der Reise dorthin, begleitet von drei Rittern, bittet die Lore Lay an einem großen Felsen, diesen erklimmen und noch einmal von oben den Rhein betrachten zu dürfen. Sie besteigt den Felsen und stürzt sich hinab. In einer Fußnote wird von Brentano direkt Bezug genommen auf den Loreley-Felsen bei Bacharach am Rhein. Nach einer 1978 von Werner Bellmann veröffentlichten Interpretation handelt es sich bei der Lore Lay-Ballade um eine Variation des antiken Echo-Mythos. (Echo wird aus Gram über ihre verschmähte Liebe zu Narzissus zu einem Fels, aus dem ihre Stimme als Widerhall ertönt.) Gestützt hat sich Brentano bei der Konzeption seines Gedichts auf eine im Jahre 1631 veröffentlichte versifizierte Paraphrase der Ovidschen "Metamorphosen", die sich in seinem Besitz befand und die er für mehrere Verseinlagen des Romans "Godwi" herangezogen hat. Die Lore-Lay-Ballade ist nach Bellmanns These eine - von Brentano erfundene - aitiologische Lokalsage, die, anknüpfend an den antiken Echo-Mythos, die Entstehung des Echos am Loreley-Felsen bei St. Goarshausen 'erklärt'. Am Anfang der Wirkungsgeschichte - der Popularisierung - von Brentanos Ballade steht die Darstellung Niklas Vogts (1756-1836): "Dieser Lurelei, oder vielmehr sein Echo, soll die Stimme eines Weibes seyn, welche durch ihre außerordentliche Schönheit alle Männer bezaubert hat, nur den nicht, welchen sie selbst liebte." In einer Fußnote verweist Vogt auf Brentanos Gedicht (siehe N. Vogt und J. Weitzel (Hrsg.): Rhein. Archiv f. Geschichte und Litteratur. Band 5, H. 5-8. Mainz 1811, S. 69).

Außerdem existieren Balladenfassungen von Eichendorff, Otto von Loeben, Isidorus Orientalis und anderen.

Heines „Loreleylied“

Heinrich Heine griff das Thema 1824 in dem bekannten Gedicht Die Lore-Ley auf, 1837 vertonte Friedrich Silcher dieses Gedicht.

Emil Krupa-Krupinski: Loreley, 1899

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.

Heines Lore-Ley wurde lange Zeit, vor allem im 19. Jahrhundert, als sentimentales Volkslied rezipiert. Wie Walter Arthur Berendsohn und Theodor W. Adorno behauptet haben, wurde dieses Lied so populär, dass es selbst die Nazis im Dritten Reich nicht wagten, es aus den Lyrik-Anthologien zu entfernen, obwohl Heinrich Heine als Jude zu den Dichtern gehörte, deren Werke verboten und verbrannt wurden.

Mit Blick auf das zentrale Thema verschmähte Liebe wollen viele heute eine autobiographische Komponente erkennen (Amalien-Erlebnis); das Kämmen mit dem goldenen Kamm wird als narzisstische Geste gedeutet. Andere sehen in dem Gedicht eine Auseinandersetzung Heines mit der Romantik bzw. der romantischen Poesie, die in der Lore-Ley-Gestalt verkörpert sei. Er benutze Motive und Darstellungsmittel der Romantik und auch des Volkslieds, um diese (durch Akkumulation und durch Übertreibung, auch übersteigertes Pathos) zu ironisieren und sich auf diese Weise zu distanzieren.

Adaptionen des Loreley-Stoffes

  • Max Bruch, Alfredo Catalani und Fredrik Pacius komponierten Opern mit dem Titel „Loreley“ zu diesem Thema.
  • George Gershwin ließ 1932 in dem in Deutschland spielenden Musical „Pardon My English“ die Loreley als „leichtes Mädchen“ besingen. Lenny E. Hoffmann komponierte 1993 das Musical „Loreley“ mit dem London Symphony Orchestra und Chris Kempers als Loreley. Von Mai bis September 1993 wurde das Musical auf der Loreley-Freilichtbühne aufgeführt.
  • Ernst Busch warnte in seinem Stück „Ami go home!“ den Amerikaner davor, der Loreley ihren goldenen Kamm zu klauen, und forderte ihn auf, auf seinem Längengrad zu bleiben.
  • Erich Kästner schrieb ein mit schwarzem Humor gefülltes Gedicht mit dem Titel „Handstand auf der Loreley“, in dem er direkt auf Heines Gedicht verweist.
  • Kai Meyer verfasste 1998 mit seinem Werk Loreley einen Schauerroman aus dem Mittelalter.
  • Die Gruppe Dschinghis Khan hatte 1981 großen Erfolg mit dem deutschen Schlager Loreley.
  • Auch verschiedene Mittelalterbands schrieben Lieder über die Loreley, unter ihnen die Bands „Schandmaul“ (Das Seemannsgrab) und „Die Streuner“ (Die Balade der Loreley, Vertonung von Clemens Brentanos Ballade, sowie Handstand auf der Loreley, eine heitere Vertonung von Erich Kästners Gedicht). Die Musikband Theatre of Tragedy hat ebenfalls ein Lied mit dem Titel „Loreley“ geschrieben das die Loreley besingt, ebenso wie die britische Mittelaltergruppe Blackmore’s Night. Auch die Folk-Punk-Gruppe „The Pogues“ veröffentlichte auf ihrer CD "Peace and love" ein Stück mit dem Titel Lorelei.


Forschungsliteratur

  • Helga Arend: Die Loreley – Entwicklung einer literarischen Gestalt zu einem internationalen Mythos. In: Liesel Hermes, Andrea Hirschen, Iris Meißner (hrsg.): Gender und Interkulturalität. Ausgewählte Beiträge der 3. Fachtagung Frauen-/Gender-Forschung in Rheinland-Pfalz. Tübingen 2003, S. 19-28
  • Werner Bellmann, Brentanos Lore Lay-Ballade und der antike Echo-Mythos. In: Detlev Lüders (hrsg.): Clemens Brentano. Beiträge des Kolloquiums im Freien Deutschen Hochstift 1978. Tübingen 1980, S. 1-9
  • Rotraud Ehrenzeller-Favre: Loreley, Entstehung und Wandlung einer Sage. Zürich 1948.* Manfred Halfer: Loreley - ein Beitrag zur Namendeutung. St. Goar a. Rh. 1997
  • Rahel Hohlfeld u. a.: Die Loreley. Ein Fels im Rhein. Ein deutscher Traum. Philipp von Zabern, Mainz 2004
  • Jürgen Kolbe: "Ich weiß nicht was soll es bedeuten". Heinrich Heines Loreley. Bilder und Gedichte. München 1976
  • Willy Krogmann, Lorelei. Geburt einer Sage. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 3 (1956) S. 170-196
  • Peter Lentwojt: Die Loreley in ihrer Landschaft. Romantische Dichtungsallegorie und Klischee. Frankfurt a. M. (u. a.) 1998

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Loreley – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Die Lore-Lei – Quellen und Volltexte
Commons: Loreley – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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