„Nordwestpassage“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Bildgrößenvorgaben raus, dynamische Skalierung
Zeile 29: Zeile 29:


[[Arved Fuchs]] durchsegelte 1993 mit seinem Expeditionsschiff, der [[Dagmar Aaen]], die Nordwestpassage in Ost-West-Richtung und 2003/2004 noch einmal in West-Ost-Richtung.<ref>http://www.arved-fuchs.de/nwp/expedition.htm</ref>
[[Arved Fuchs]] durchsegelte 1993 mit seinem Expeditionsschiff, der [[Dagmar Aaen]], die Nordwestpassage in Ost-West-Richtung und 2003/2004 noch einmal in West-Ost-Richtung.<ref>http://www.arved-fuchs.de/nwp/expedition.htm</ref>

Pressemeldungen vom September 2007 zufolge ist die Passage erstmals durchgehend eisfrei und fahrbar und kann in kürze mit regelmäßigem Betrieb im Sommer gerechnet werden<ref name=presse>http://www.diepresse.com/home/panorama/welt/330685/index.do?_vl_backlink=/home/index.do</ref><ref name=taz>http://www.taz.de/index.php?id=start&art=4720&id=umwelt-artikel&src=SZ&cHash=866717baf2</ref><ref name=spiegel>http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,505951,00.html</ref>.


== Bedeutung ==
== Bedeutung ==

Version vom 18. September 2007, 12:11 Uhr

Die Nordwestpassage

Die Nordwestpassage ist der zirka 5.780 km lange Seeweg, der nördlich von Amerika den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Er führt über das Nordpolarmeer und seine Randmeere sowie die dazugehörenden Meeresstraßen durch den kanadisch-arktischen Archipel.

Geschichte

Frühe Fahrten ins Nordpolarmeer

Einsame Gräber von Seeleuten der John-Franklin-Expedition aus dem Jahr 1845 auf der Beechey-Insel
Cooks Karte von Neufundland 1775

Seit Magellan 1520 einen Seeweg entdeckt hatte, der um Südamerika herum nach Asien führte, spekulierten Geographen, Seefahrer und Forscher über eine mögliche Route im Norden Amerikas. Da eine solche Nordwestpassage Schiffsreisen zwischen Europa und Ostasien entscheidend verkürzt hätte, suchten die seefahrenden Nationen mehr als 400 Jahre lang nach einer Durchfahrt im Nordpolarmeer.

Möglicherweise war schon 1473, das heißt 19 Jahre vor der Fahrt des Kolumbus, eine dänische Expedition unter Leitung des aus Hildesheim stammenden Didrik Pining (eventuell in Begleitung des Portugiesen João Vaz Corte-Real) von den Gewässern um Grönland nach Neufundland vorgestoßen. Um 1480 begannen die Portugiesen mit der Fischerei vor Neufundland. Ihnen folgten um 1500 Basken und Bretonen. Zwischen 1492 und 1495 befuhr João Fernandes („O Labrador“) mit Pedro de Barcellos die Gewässer zwischen Neufundland, dem nach ihm benannten Labrador und Grönland. Anschließend tasteten sich Expeditionen zu Land und zu Wasser schrittweise immer weiter nach Nordwesten in das eisige Inselgewirr des Nordpolarmeeres vor.

Die Suche nach der Passage

Der englische Seefahrer Martin Frobisher unternahm zwischen 1576 und 1578 drei Reisen, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Nordwestpassage zu finden. Ihm folgten weitere englische Kapitäne wie John Davis, Henry Hudson, William Baffin, Thomas James und Luke Fox. In den 1630er Jahren gab man die Suche jedoch vorerst auf, da Baffin und James die Ansicht vertraten, dass weder von der Hudson Bay noch von der Baffin Bay aus ein Zugang zur Passage existiere. Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden wieder vereinzelte Anstrengungen unternommen.

Die Suche nach einer Passage vom Westen her war auch der Grund für James Cooks letzte Pazifikreise in den Jahren 1776–1779. Seine Vorstöße musste er jedoch wegen des einbrechenden Winters an der Beringstraße abbrechen. Nach Cooks Tod in einem Handgemenge auf Hawaii übernahm Lt. Charles Clerke das Kommando der Expedition. Vom russischen Ausgangshafen Petropawlowsk-Kamtschatski aus brach man erneut auf, scheiterte aber auf 70° 33' N am Packeis, das noch stärker schien als im Vorjahr.

Ebenfalls vom Pazifik aus operierte in den Jahren 1817 und 1818 die russische Rurik-Expedition unter Kapitän Otto von Kotzebue. Sie erforschte allerdings nur die bis dahin unbekannte Küste Alaskas um den Kotzebue-Sund und endete letztlich ergebnislos.

Tragische Berühmtheit erlangte John Franklin, dessen verschollene dritte Expedition von 1845 mehrjährige Suchaktionen nach sich zog. Im Verlauf dieser erfolglosen Rettungsexpeditionen entdeckte Robert McClure schließlich das letzte noch unbekannte Teilstück der Nordwestpassage zwischen der Banks- und der Melville-Insel. Er konnte die zugefrorene Meeresstraße jedoch zum Großteil nur im Schlitten befahren.

Erste Durchquerungen

Die erste komplette seemännische Durchfahrt gelang Roald Amundsen 1903/1906 über die südliche Route durch die Victoria-Straße auf dem kleinen Schiff Gjoa. Dabei musste er zwei Mal überwintern; einen ganzen Sommer hatte er mit den Inuit in der Umgebung der heutigen Siedlung Gjoa Haven (in der Sprache der Inuit: Uqsuqtuuq) auf der King-William-Insel verbracht, um sich deren Arktiserfahrung anzueignen.

1944 durchquerte H. A. Larsen den Seeweg erstmals ohne Überwinterung.

Als erster Tanker bewältigte das zum Eisbrecher umgebaute US-amerikanische Schiff SS Manhattan die Nordwestpassage von West nach Ost in wenig mehr als vier Wochen. Die Fahrt, die am 15. September 1969 erfolgreich endete, sollte die Wirtschaftlichkeit von Öltransporten durch das nördliche Eismeer demonstrieren. Jedoch erwiesen sich die Instandhaltungskosten auf Grund der Eisschäden damals noch als zu groß.

Das erste Kreuzfahrtschiff, das die Nordwestpassage mit Passagieren an Bord bewältigte, war die World Discoverer im Jahr 1985.

Arved Fuchs durchsegelte 1993 mit seinem Expeditionsschiff, der Dagmar Aaen, die Nordwestpassage in Ost-West-Richtung und 2003/2004 noch einmal in West-Ost-Richtung.[1]

Pressemeldungen vom September 2007 zufolge ist die Passage erstmals durchgehend eisfrei und fahrbar und kann in kürze mit regelmäßigem Betrieb im Sommer gerechnet werden[2][3][4].

Bedeutung

Wirtschaft

Der Seeweg zwischen Europa und Asien (RotterdamTokio) verkürzt sich erheblich: 23 300 km sind es durch den Panama-Kanal, diese Strecke wird jedoch aus Kosten- und Kapazitätsgründen nicht genutzt. Die bisherige Route durch den Suez-Kanal beträgt 21 100 km, der neue Weg hätte eine Länge von 15 900 km. Wegen der klimatischen Bedingungen war die Nordwestpassage bisher jedoch wirtschaftlich kaum nutzbar. Klimaforscher gehen jedoch davon aus, dass sich dies in den kommenden Jahren aufgrund der Globalen Erwärmung ändert. Im September 2007 veröffentlichte die ESA Satellitenbilder, auf denen der kanadische Teil der Passage (zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen) völlig eisfrei und damit schiffbar war. Ursache ist ein Rückgang der Eisfläche im Nordpolargebiet auf nur noch drei Millionen km², eine Million km² weniger als noch 2006.[5]

Schon heute ist die Nordwestpassage immer länger befahrbar. Fortschritte im Bau arktistauglicher Tanker (nicht Eisbrecher) kommen hinzu. Die wirtschaftliche Erschließung der Nordwestpassage wird derzeit intensiv vorbereitet. Geplant ist die Schaffung einer Service- und Sicherheits-Infrastruktur für den Tankerverkehr. Auch der Ausbau der zentral gelegenen Inuit-Siedlung Qausuittuq an der Resolute Bay zum Tiefwasserhafen wird erwogen.

Politik

Mit der wachsenden ökonomischen Bedeutung der Nordwestpassage nimmt auch ihre politische Bedeutung zu. Ihr Besitz ist umstritten: Kanada beansprucht den Seeweg für sich, die USA sehen ihn als internationales Gewässer an.

Im Jahr 1985 durchfuhr der US-amerikanische Eisbrecher Polar Sea die Passage ohne Genehmigung Kanadas. Kanada protestierte heftig. Daraufhin vereinbarten Kanada und die USA 1988 in einem Kooperationsabkommen (Arctic Co-operation Agreement), dass die USA fortan Genehmigungen von Kanada einholen werde, Kanada sie jedoch nicht verweigern dürfe. Die Frage, ob die Passage ein internationales Gewässer ist, wurde dabei nicht geklärt.

2004 entstand ein Konflikt zwischen Kanada und Dänemark um die Hans-Insel vor der Küste Grönlands, da deren Kontrolle für eine Nordwestpassage eine strategische Bedeutung zukommt. Kanada entsandte zur Durchsetzung seiner Ansprüche ein Kriegsschiff und ein Hubschraubergeschwader, ehe es im September 2005 zu einer Einigung zwischen beiden Staaten mit einer gemeinsamen Verwaltung der Insel kam.

2005 veröffentlichte die United States Navy Bilder, die das Atom-U-Boot USS Charlotte beim Auftauchen am Nordpol zeigten. Kanada bezichtigte die USA daraufhin, ohne Ankündigung seine arktischen Gewässer benutzt zu haben.

Im Wahlkampf 2006 versprach Premierminister Stephen Harper, die kanadischen Gebietsansprüche zu verteidigen. Seitdem wurden mehrere Patrouillen, die sich aus regulären Streitkräften und Canadian Rangers zusammensetzten, in den nördlichen Gebieten Kanadas durchgeführt. Die kanadische Marine schickte 2006 zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Eisbrecher in die Nordwestpassage.

Touristik

Auf russischen Eisbrechern können ca. 100 Fahrgäste die Nordwestpassage binnen zwölf Tagen durchfahren. Ansonsten spielt die Nordwestpassage touristisch kaum eine Rolle.

Literatur

  • Amundsen, Roald: Die Nordwest-Passage – Meine Polarfahrt auf der Gjöa 1903 bis 1907; nebst einem Anhang von Godfred Hansen. München: Langen, 1908. (Wieder aufgelegt bei Edition Erdmann, Stuttgart, Wien 2001)
  • Bauer, Barbara: Freezing purgatory – Eine Analyse des Alltagslebens auf den Reisen zur Auffindung der verschollenen Arktisexpedition von Sir John Franklin (1848–1859) anhand von veröffentlichten und unveröffentlichten Reiseberichten. 2002.
  • Dietrich, William: Northwest Passage – The great Columbia river. Seattle, Wash. [u.a.], Univ. of Washington Press, 1996. ISBN 0-295-97546-6
  • Fuchs, Arved: Nordwestpassage – Der Mythos eines Seeweges. Bielefeld: Delius & Klasing, 2005. ISBN 3-7688-1675-3
  • Geiger, John & Beattie, Owen: Totenstille – Das tragische Schicksal der Knight-Expedition von 1719. Köln: vgs , 1993. ISBN 3-8025-2231-1
  • Voyages to Hudson Bay in search of a northwest passage: 1741–1747. London. (Works / Hakluyt Society)
  • Milger, Peter: Nordwestpassage – Der kurze aber tödliche Seeweg nach China oder die Gesellschaft der Abenteurer. vgs, 1994. ISBN 3-8025-2295-8
  • Elliot-Meisel, Elizabeth B.: Arctic diplomacy – Canada and the United States in the Northwest passage. New York, Vienna [u.a.]: Lang, 1998. ISBN 0-8204-3826-X
  • Kurt Lütgen: Das Rätsel Nordwestpassage 1967 (Deutscher Jugendbuchpreis 1967)
  • Rudy Wiebe: Land jenseits der Stimmen. Eichborn, Frankfurt 2001 (englisches Original 1994 mit bedeutendstem Literaturpreis Kanadas, dem Governor General´s Award for Fiction, ausgezeichnet)
  • Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit. Piper, München 1983 (Das Leben des englischen Kapitäns und Polarforschers Sir John Franklin, der wegen seiner Langsamkeit nicht mit der schnelllebigen Gesellschaft mithalten kann und immer wieder in Schwierigkeiten gerät) ISBN 3-492-10700-1

Siehe auch

Quellen und Fußnoten

  1. http://www.arved-fuchs.de/nwp/expedition.htm
  2. http://www.diepresse.com/home/panorama/welt/330685/index.do?_vl_backlink=/home/index.do
  3. http://www.taz.de/index.php?id=start&art=4720&id=umwelt-artikel&src=SZ&cHash=866717baf2
  4. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,505951,00.html
  5. Rekordschmelze in der Arktis - Nordwestpassage eisfrei auf n-tv.de

Weblinks