„Nie wieder Deutschland“ – Versionsunterschied

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Der Spiegel: ANTI-NAZI-DEMO: "Verratet eure Namen nicht, wenn ihr verhaftet werdet" 14. Februar 2007
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'''Nie wieder Deutschland''' war das politische Motto des Bündnisses ''[[Radikale Linke (Organisation)|Radikale Linke]]'' (RL) aus dem Jahre [[1989]], das sich aus dem Umfeld linker Strömungen in der Partei [[Die Grünen]], [[Trotzkisten]], Mitgliedern des [[Kommunistischer Bund|Kommunistischen Bundes]] und der Zeitschrift ''[[konkret]]'' und anderen [[Politische Linke|linksgerichteten]] Gruppierungen vor dem Hintergrund des Fall der [[Berliner Mauer]] bildete. Unter diesem Motto veranstaltete die ''Radikale Linke (RL)'' zwei Demonstrationen und einen Kongress. Während des [[Zweiter Golfkrieg|Golfkrieges 1991]] zerfiel das [[Antinationalismus|antinational]] ausgerichtete Bündnis ''Radikale Linke''. Die politische Strömung der "[[antideutsche|Antideutschen]]" gründete sich in der Folge aus Teilen der ''Radikale Linken''. Die Parole "Nie wieder Deutschland!" ist in ihrer "Popularität auf [[Autonome|autonomen]] Demos bis heute ungebrochen". <ref> Vgl. Literatur. Zitat nach: Markus Mohr, Sebastian Haunss (2004), s. Literatur </ref> Die Parole ist bis heute Bestandteil von Gegen-Nazi-Demos. <ref> Demobericht, Fotos: MUT GEGEN RECHTE GEWALT - 07.10.2007 [http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/druckartikel.php?id=21&kat=75&artikelid=2764] </ref>
'''Nie wieder Deutschland''' war das politische Motto des Bündnisses ''[[Radikale Linke (Organisation)|Radikale Linke]]'' (RL) aus dem Jahre [[1989]], das sich aus dem Umfeld linker Strömungen in der Partei [[Die Grünen]], [[Trotzkisten]], Mitgliedern des [[Kommunistischer Bund|Kommunistischen Bundes]] und der Zeitschrift ''[[konkret]]'' und anderen [[Politische Linke|linksgerichteten]] Gruppierungen vor dem Hintergrund des Fall der [[Berliner Mauer]] bildete. Unter diesem Motto veranstaltete die ''Radikale Linke (RL)'' zwei Demonstrationen und einen Kongress. Während des [[Zweiter Golfkrieg|Golfkrieges 1991]] zerfiel das [[Antinationalismus|antinational]] ausgerichtete Bündnis ''Radikale Linke''. Die politische Strömung der "[[antideutsche|Antideutschen]]" gründete sich in der Folge aus Teilen der ''Radikale Linken''. Die Parole "Nie wieder Deutschland!" ist in ihrer "Popularität auf [[Autonome|autonomen]] Demos bis heute ungebrochen". <ref> Vgl. Literatur. Zitat nach: Markus Mohr, Sebastian Haunss (2004), s. Literatur </ref> Die Parole ist bis heute Bestandteil von Gegen-Nazi-Demos. <ref> Demobericht, Fotos: MUT GEGEN RECHTE GEWALT - 07.10.2007 [http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/druckartikel.php?id=21&kat=75&artikelid=2764] [[Der Spiegel]]: ANTI-NAZI-DEMO: "Verratet eure Namen nicht, wenn ihr verhaftet werdet" 14. Februar 2007 [http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/0,1518,466353,00.html]</ref>


==Ursprung==
==Ursprung==

Version vom 7. Oktober 2007, 19:48 Uhr

Datei:Marlene Dietrich 1967.jpg
Urheberin und überzeugte Demokratin Marlene Dietrich

Nie wieder Deutschland war das politische Motto des Bündnisses Radikale Linke (RL) aus dem Jahre 1989, das sich aus dem Umfeld linker Strömungen in der Partei Die Grünen, Trotzkisten, Mitgliedern des Kommunistischen Bundes und der Zeitschrift konkret und anderen linksgerichteten Gruppierungen vor dem Hintergrund des Fall der Berliner Mauer bildete. Unter diesem Motto veranstaltete die Radikale Linke (RL) zwei Demonstrationen und einen Kongress. Während des Golfkrieges 1991 zerfiel das antinational ausgerichtete Bündnis Radikale Linke. Die politische Strömung der "Antideutschen" gründete sich in der Folge aus Teilen der Radikale Linken. Die Parole "Nie wieder Deutschland!" ist in ihrer "Popularität auf autonomen Demos bis heute ungebrochen". [1] Die Parole ist bis heute Bestandteil von Gegen-Nazi-Demos. [2]

Ursprung

Die ersten Ursprünge des Slogans werden der Punkszene um die Hamburger Punk-Band Slime zu geschrieben. Eines ihrer populärsten Stücke enthielt den Refrain "Deutschland muss sterben, damit wir leben können", das seit den frühen 1980Jahren auf autonom-, anarchistischen-, antifaschistischen Demonstrationen gespielt wurde: "Die zentrale Botschaft dieses Liedes war von Slime auch als eine frontale Entgegensetzung zu der Inschrift auf dem Kriegerdenkmal am Hamburger Dammtorbahnhof »Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen« entworfen worden." [3]

Als Schlagwort der Radikale Linke-Kampagne entstand der Slogan in Analogie zu einem vermeintlichen Zitat der Schauspielerin Marlene Dietrich. [4] Vermutlich antwortete sie auf die Frage eines Reporters mit den Worten „Deutschland? Nie wieder!“.[5] Daraus entwickelte sich später der politische Slogan, der der Ablehnung von deutschem Nationalismus und Patriotismus Ausdruck verleihen soll. Der Spruch ist keiner bestimmten politischen Ausrichtung zuzuordnen; aufgrund der zunehmenden Akzeptanz eines deutschen Patriotismus und eines deutschen Nationalismus auch außerhalb rechtsextremistischer und neurechter Kreise[6] ist die Verwendung des Zitats jedoch mittlerweile eher bei betont linksgerichteten, antifaschisten und pazifistischen Personengruppen verbreitet.

Zu den Initiatoren der Kampagne gehörten unter anderem Hermann L. Gremliza [7], Jürgen Elsässer [8] Theresa Degener, Rainer Trampert, Winfried Wolf, Jutta Ditfurth [9], Karl Heinz Roth, Thomas Ebermann, Angelika Beer[10], Jens Scheer, Bettina Hoeltje und Regina Michalik. [11] Die Erklärung Deutschland? Nie wieder! wurde von ca. 100 Intellektuellen und Aktiven aus dem politisch linken Spektrum unterzeichnet.

Als Anlass der Initiative wird vor allem der sich "immer offener zeigenden Nationalismus" vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung genannt:

Durch den im Zuge der sogenannten „Wiedervereinigung“ Deutschlands sich immer offener zeigenden Nationalismus begannen sich zu Beginn der 90er Jahre Teile der Linken im Rahmen der Kampagne „Nie wieder Deutschland!“ neu zu orientieren: Die Beschäftigung mit dem deutschen Nationalismus und seinen Spezifika trat hier zunehmend in den Vordergrund linker Politik. Nicht zuletzt die rassistischen Ausschreitungen des tobenden Volksmobs von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda sowie die wachsende Bedrohung durch eine sich immer stärker formierende gewalttätige Nazi-Subkultur bestärkten viele in der Erkenntnis, dass der Hauptfeind, gemäß des Liebknecht’schen Diktums, immer noch zuerst im eigenen Land steht. Nach außen hin deutlich gemacht wurde diese Haltung von Teilen der antinationalen und radikalen Linken mit dem Begriff „antideutsch“, der die neue Prioritätensetzung auf eine griffige Formel brachte."[12]

Demonstrationen und Kongress

Die erste Nie wieder Deutschland-Demonstration des RL-Bündnisses fand am 12. Mai 1990 in Frankfurt/Main mit 20.000 Teilnehmern und die letzte am 3. November 1990 in Westberlin [13] statt. Die Westberliner Demonstration wurde unter dem Motto "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" - einem Zitat aus der Todesfuge von Paul Celan - veranstaltet. Ursprünglich war geplant, diese Demonstration unter dem Label "Nie wieder Deutschland" in Leipzig stattfinden zu lassen. Da die Orgaisatoren jedoch nicht mit der Leipziger Montagsdemonstration konkurrieren wollten, wurde die Demonstration mit dem neuen Motto nach Westberlin verlegt. An ihr nahmen 8.000 Menschen teil. Vor der Berliner Demonstration wurden von autonomen Gruppen vom 30. Spetember 1990 bis zum 3.Oktober 1990 unter dem Motto »Halt's Maul, Deutschland. Es reicht« Aktionstage für den Wiederzusammenbruch organisiert, an denen 15.000 Menschen teilnahmen. [14] An dem Pfingstkongreß 1990 in Köln der RL unter dem Motto Nie wieder Deutschland nahmen 1.500 Menschen teil.

Nie wieder Deutschland - Plakate

Der Slogan Nie wieder Deutschland findet sich auf eine Vielzahl von Plakaten, die zugleich Marlene Dietrich als Bildmotiv führen. Das Plakat zur Mobilisierung für den Nie wieder Deutschland-Kongress Pfingsten 1990 verwendet dabei das Originalzitat der während des Nationalsozialismus in die USA exilierten Schauspielerin:

  • "DEUTSCHLAND? NIE WIEDER!" Plakat zum "Kongreß der Radikalen Linken Pfingsten 1990". Fundort [9]

Das Plakat ist in Schwarz-Rot-Gelb-Weiß mit einer Photographie Marlene Dietrichs und ihrem Zitat "Deutschland? Nie wieder!" als Schriftzug gestaltet. Auch der Kongress-Reader "Kongreß der Radikalen Linken" 1990 ist entspricht diesem Layout. [15]

  • Plakat zur "Demonstration und Kundgebung gegen den Auftritt von Jörg Haider bei der PDP in Stuttgart. Ein österreichischer FÜHRER war schon zuviel". RednerInnen: Jutta Ditfurth, Shahla Blum, Erwin Riess. Fundort [10]
  • Plakat zur "Nie wieder Detschland"-Demonstartion 3. Oktober 2002 (Fundort [11])

Das Plakat ist schwarz-weiß gehalten, mit weißer Schrift auf ein schwarz-weißes Marlene- Dietrich-Portrait. Dietrich hält in der linken Hand eine Zigarette und schaut über den Betrachter hinweg in die Ferne.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Literatur. Zitat nach: Markus Mohr, Sebastian Haunss (2004), s. Literatur
  2. Demobericht, Fotos: MUT GEGEN RECHTE GEWALT - 07.10.2007 [1] Der Spiegel: ANTI-NAZI-DEMO: "Verratet eure Namen nicht, wenn ihr verhaftet werdet" 14. Februar 2007 [2]
  3. Mohr/Hanuss a.a.O.
  4. Vgl. auch "KB-Veranstaltungsreihe Von Marlene Dietrich und anderen Deutschland-Hassern". In analyse & kritik Nr. 316 vom 05. Marz 1990, S. 35
  5. Wikiquote
  6. graswurzel.net Neuer Nationalismus / Weltmacht Deutschland
  7. Hermann L. Gremliza: Deutschland, Euro Gnaden [3]
  8. VonKonkret. konkret Heft 07/ 2002 [4]
  9. vgl. u.a. Jutta Ditfurth: Zahltag, Junker Joschka! [5]
  10. vgl. u.a. Jutta Ditfurth: Zahltag, Junker Joschka! [6]
  11. Radikale Linke (1990): Kongress der Radikalen Linken: Reden und Diskussionsbeiträge zum Kongress an Pfingsten 1990 und auf der Demo Nie wieder Deutschland am 12.5.1990 in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main. ISP Verlag Frankfurt/Karlsruhe. ISBN 3-88332-179-6
  12. problem child: dialektik des abschieds. ein karibischer amoklauf von fröhlichem zechen über schlechten sex zu bepissten baptisterien. In: sinistra-magazine 04 [7]
  13. autonome L.U.P.U.S. Gruppe R/M: Doitsch-Stunde. Originalfassung mit autonomen Untertiteln. ID Verlag. [8] In: Ingrid Strobl, Klaus Viehmann und GenossInnen autonome l.u.p.u.s.-Gruppe: Drei zu Eins. Edition ID-Archiv 1991
  14. autonome L.U.P.U.S. Gruppe R/M: Doitsch-Stunde. a.a.O.
  15. Vgl. Cover des Sammelbandes: "Kongreß der Radikalen Linken". siehe Literatur Radikale Linke 1990 in der Literatur

Literatur

  • Radikale Linke (1990): Kongreß der Radikalen Linken: Reden und Diskussionsbeiträge zum Kongress an Pfingsten 1990 und auf der Demo Nie wieder Deutschland am 12.5.1990 in Frankfurt am Main. Frankfurt am Main. ISP Verlag Frankfurt/Karlsruhe. ISBN 3-88332-179-6
  • Markus Mohr, Sebastian Haunss (2004): Die Erfindung von »Nie wieder Deutschland« In: Mohr/Haunss: Die Autonomen und die anti-deutsche Frage oder: »Deutschland muss …«  In: Gerhard Hanloser (Hrsg.): "Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken". Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Münster 2004, ISBN 3-89771-432-9.
  • autonome L.U.P.U.S. Gruppe R/M: Doitsch-Stunde. Originalfassung mit autonomen Untertiteln. ID Verlag. [12] In: Ingrid Strobl, Klaus Viehmann und GenossInnen autonome l.u.p.u.s.-Gruppe: Drei zu Eins. Edition ID-Archiv 1991. ISBN 3-89408-029-9
  • Analyse & Kritik, "gw." (2000): Kalt erwischt. Die deutsche Einheit, die radikale Linke und das Ende des Kommunistischen Bundes. In: ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis. Nr. 443 vom 26. Oktober 2000 [13]
  • Oliver Tolmein (1991): Nie wieder deutsche Linke? Abschied von einem Zerfallsprodukt. Konkret 10 / 91, S. 35 [14]
  • Gaston Kirsche: Schwupps, bist du antideutsch. Das Label »antideutsch« dient nur noch zur Abgrenzung. Dabei geht es nicht um Marken, sondern um Klassenkampf auf der Folie der deutschen Verhältnisse. In: Jungle World. Nummer 47 vom 23. November 2005 [15]
  • Deutschland? Wir empfehlen Anarchie... Redebeitrag der Gruppe "Anarchistisches Forum Wiesbaden" auf der Auftaktveranstaltung zur Demo "Nie wieder Deutschland" am 12. Mai 1990 in Frankfurt/Main. In: trend online zeitung 11/99 [16]
  • Redaktion diskus (Hg.) (1992): Die freundliche Zivilgesellschaft. Rassismus und Nationalismus in Deutschland. ID Verlag Berlin. ISBN 3-89408-019-1 [17] (Dort insbesondere der Beitrag: Andreas Fanizadeh: »Was soll denn das dumme Zeug hier?«. »Nie wieder Deutschland« und die politische Öffentlichkeit.)
  • Erklärung des AStA der GH Siegen: Nie wieder Deutschland. In: BASTA, 1. Ausgabe Sommer-Semester 1990, März '90 [18]
  • Patrick Hagen: Die Antideutschen und die Debatte der Linken über Israel. Uniarbeit, Köln, SS 2004. (Dokumentiert bei trend online 04/05 [19])

Weblinks