„Wolfgang Wagner (Opernregisseur)“ – Versionsunterschied

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In geschäftlicher Hinsicht gelang es Wagner, den Anteil öffentlicher Subventionen im Gesamtetat stets unter 40% zu halten. Dabei sind – dank eines weitausgreifenden Kultur-Sponsorings von Firmen und privaten Spendern – die Eintrittspreise in Bayreuth niedriger als bei vergleichbaren Musikfestivals. Die Pflege einer [[Korona]] aus mittlerweile nahezu 140 [[Richard-Wagner-Verband|Richard-Wagner-Verbänden]] mit gegenwärtig (2007) 37.000 Mitgliedern wurde ebenfalls als wirtschaftliche und zugleich als „ideologische“ Leistung bezeichnet. <ref name="Welt">[http://www.welt.de/welt_print/article1112677/Gralshueter_und_Karten-Kartell.html „Gralshüter und Karten-Kartell“], [[Die Welt]], 17. August 2007</ref> Durch eine Kontingentierung von Karten an die Wagner-Verbände bzw. deren ''Richard-Wagner-Stipendienstiftung'' konnte Wagner eine hohe interne wie auch externe Bindung an die Festspiele aufbauen. <ref name="Welt"/> Ziel der Stipendienstiftung ist es, jährlich 250 Studierenden aus aller Welt einen kostenlosen Besuch der Festspiele zu ermöglichen. <ref name="RWVI">[http://www.richard-wagner-verband.de/stipendien.html Homepage des RWVI]</ref> Die Mitglieder der Wagner-Verbände spielen hier lediglich eine fördernde Rolle; sie selbst haben laut Auskunft ihres Vorsitzenden keinen Anspruch auf bevorzugte Behandlung beim Kartenverkauf. <ref name="BR-alpha">[http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0411/20041107_i.shtml Interview mit Josef Lienhart, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbandes International], in [[BR-alpha]], 23. Januar 2004</ref> Ein vergleichsweise großes Kartenkontingent geht an Mitglieder des [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbundes]], für die jährlich zwei geschlossene Vorstellungen stattfinden; ferner werden zuschussgebende Institutionen ([[Bundesrepublik Deutschland|Bund]], [[Freistaat Bayern|Land]], [[Bayreuth|Stadt]], [[Bezirk Oberfranken|Bezirk]], [[Gesellschaft der Freunde von Bayreuth]]) und das [[Jugend-Festspieltreffen]] berücksichtigt. Wie die genannten Institutionen im einzelnen mit den ihnen anvertrauten Karten umgehen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachprüfbar und deshalb teilweise umstritten. Diese Kontingente verringern zumindest das freie Angebot von ursprünglich 57.750 Karten pro Saison (bei 1.925 Plätzen und 30 Vorstellungen) und tragen damit zur konstanten Überbuchung bei. Die Wartezeit für Interessenten wurde 2007 auf bis zu neun Jahre geschätzt.
In geschäftlicher Hinsicht gelang es Wagner, den Anteil öffentlicher Subventionen im Gesamtetat stets unter 40% zu halten. Dabei sind – dank eines weitausgreifenden Kultur-Sponsorings von Firmen und privaten Spendern – die Eintrittspreise in Bayreuth niedriger als bei vergleichbaren Musikfestivals. Die Pflege einer [[Korona]] aus mittlerweile nahezu 140 [[Richard-Wagner-Verband|Richard-Wagner-Verbänden]] mit gegenwärtig (2007) 37.000 Mitgliedern wurde ebenfalls als wirtschaftliche und zugleich als „ideologische“ Leistung bezeichnet. <ref name="Welt">[http://www.welt.de/welt_print/article1112677/Gralshueter_und_Karten-Kartell.html „Gralshüter und Karten-Kartell“], [[Die Welt]], 17. August 2007</ref> Durch eine Kontingentierung von Karten an die Wagner-Verbände bzw. deren ''Richard-Wagner-Stipendienstiftung'' konnte Wagner eine hohe interne wie auch externe Bindung an die Festspiele aufbauen. <ref name="Welt"/> Ziel der Stipendienstiftung ist es, jährlich 250 Studierenden aus aller Welt einen kostenlosen Besuch der Festspiele zu ermöglichen. <ref name="RWVI">[http://www.richard-wagner-verband.de/stipendien.html Homepage des RWVI]</ref> Die Mitglieder der Wagner-Verbände spielen hier lediglich eine fördernde Rolle; sie selbst haben laut Auskunft ihres Vorsitzenden keinen Anspruch auf bevorzugte Behandlung beim Kartenverkauf. <ref name="BR-alpha">[http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0411/20041107_i.shtml Interview mit Josef Lienhart, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbandes International], in [[BR-alpha]], 23. Januar 2004</ref> Ein vergleichsweise großes Kartenkontingent geht an Mitglieder des [[Deutscher Gewerkschaftsbund|Deutschen Gewerkschaftsbundes]], für die jährlich zwei geschlossene Vorstellungen stattfinden; ferner werden zuschussgebende Institutionen ([[Bundesrepublik Deutschland|Bund]], [[Freistaat Bayern|Land]], [[Bayreuth|Stadt]], [[Bezirk Oberfranken|Bezirk]], [[Gesellschaft der Freunde von Bayreuth]]) und das [[Jugend-Festspieltreffen]] berücksichtigt. Wie die genannten Institutionen im einzelnen mit den ihnen anvertrauten Karten umgehen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachprüfbar und deshalb teilweise umstritten. Diese Kontingente verringern zumindest das freie Angebot von ursprünglich 57.750 Karten pro Saison (bei 1.925 Plätzen und 30 Vorstellungen) und tragen damit zur konstanten Überbuchung bei. Die Wartezeit für Interessenten wurde 2007 auf bis zu neun Jahre geschätzt.


In erster Ehe war Wolfgang Wagner ab 1943 mit der Tänzerin Ellen Drexel (1919-2002) verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Kinder: die Theater-Managerin [[Eva Wagner-Pasquier]] (* 1945), jetzt Mitarbeiterin der Festspiele in [[Aix-en-Provence]], sowie [[Gottfried Wagner]] (* 1947). Nach der Scheidung 1976 heiratete Wagner seine damalige Sekretärin im Pressebüro der Festspiele Gudrun Mack, geb. Armann (1944-2007). Ihre gemeinsame Tochter [[Katharina Wagner]] wurde 1978 geboren.
In erster Ehe war Wolfgang Wagner ab 1943 mit der Tänzerin Ellen Drexel (1919-2002) verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Kinder: die Theater-Managerin [[Eva Wagner-Pasquier]] (* 1945), jetzt Mitarbeiterin der Festspiele in [[Aix-en-Provence]], sowie [[Gottfried Wagner]] (* 1947). Nach der Scheidung 1976 heiratete Wagner seine damalige Sekretärin im Pressebüro der Festspiele Gudrun Mack, geb. Armann (1944-2007 <ref>[http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,520138,00.html Meldung auf Spiegel Online]</ref>). Ihre gemeinsame Tochter [[Katharina Wagner]] wurde 1978 geboren.


Seit einiger Zeit ist wegen des hohen Alters und der angeschlagenen Gesundheit Wolfgang Wagners die Diskussion um seine Nachfolge entbrannt. 2001 nominierte der Stiftungsrat mit einer Mehrheit von 22 zu 2 Stimmen [[Eva Wagner-Pasquier]] als künftige Festspielleiterin. Wagner, der seine zweite Ehefrau Gudrun Wagner favorisierte, lehnte dieses Votum ab und berief sich dabei auf seinen Vertrag auf Lebenszeit.
Seit einiger Zeit ist wegen des hohen Alters und der angeschlagenen Gesundheit Wolfgang Wagners die Diskussion um seine Nachfolge entbrannt. 2001 nominierte der Stiftungsrat mit einer Mehrheit von 22 zu 2 Stimmen [[Eva Wagner-Pasquier]] als künftige Festspielleiterin. Wagner, der seine zweite Ehefrau Gudrun Wagner favorisierte, lehnte dieses Votum ab und berief sich dabei auf seinen Vertrag auf Lebenszeit.

Version vom 28. November 2007, 12:55 Uhr

Wolfgang Manfred Martin Wagner (* 30. August 1919 in Bayreuth) ist ein deutscher Opern-Regisseur, Bühnenbildner und Künstlerischer Leiter der Bayreuther Festspiele. Er ist das dritte Kind des Komponisten Siegfried Wagner und dessen Frau Winifred (geb. Williams), ein Enkel des Komponisten Richard Wagner und ein Urenkel des Komponisten Franz Liszt.

Wolfgang Wagner, 2004

Biographie

Im Alter von knapp elf Jahren verlor Wolfgang Wagner seinen Vater. Die innige Freundschaft seiner Mutter Winifred mit Adolf Hitler – der von den Wagners „Onkel Wolf“ genannt werden wollte – bewahrte Wolfgang nicht vor „Arbeitsdienst“ und Militärdienst. Nach einer schweren Kriegsverwundung absolvierte er seine theaterpraktische und musikalische Ausbildung ab 1940 an der Staatsoper Berlin. Er wurde dort Regieassistent und inszenierte 1944 die Oper Andreasnacht seines Vaters, der damals 75 Jahre alt geworden wäre.

Gemeinsam mit seinem Bruder Wieland Wagner übernahm er nach dem Zweiten Weltkrieg die Gesamtleitung der Bayreuther Festspiele, die erstmals 1951 wieder stattfinden konnten. Beide gelten in diesem Zusammenhang als Wegbereiter des sogenannten Neu-Bayreuth: Darunter ist eine stilistische Erneuerung zu verstehen, die Wieland Wagner als „Entrümpelung“ der Szene, Wolfgang Wagner mit dem Begriff „Werkstatt Bayreuth“ auf den Punkt brachte. Seit dem Tod Wielands 1966 leitet Wolfgang die Festpiele alleinverantwortlich. Um sie langfristig zu sichern, gab er die Rechtsform des reinen Familienbetriebs auf. Das Festspielhaus und das Haus Wahnfried, die bis dahin Familieneigentum waren, wurden unter seiner Ägide in die 1973 gegründete Richard-Wagner-Stiftung überführt. An ihr sind sowohl die Familie als auch öffentliche Institutionen beteiligt. Seit 1986 ist Wolfgang Wagner Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH (seit 1987 mit einem Vertrag auf Lebenszeit). Daraus resultiert eine größere Gestaltungsfreiheit und zugleich Verantwortung, als es bei einem rein staatlich bestellten Intendanten der Fall wäre.

Wolfgang Wagner holte Dirigenten wie Carlos Kleiber, Colin Davis, Woldemar Nelsson, Daniel Barenboim, Peter Schneider, James Levine, Giuseppe Sinopoli und Christian Thielemann nach Bayreuth. Während seine eigenen Inszenierungen als eher konservativ eingestuft wurden, öffnete er die Festspiele für innovative Gastregisseure. Als ebenso provokant wie epochal gelten etwa die Neuinterpretationen des Tannhäuser durch Götz Friedrich 1972 und des Fliegenden Holländers durch Harry Kupfer 1978, der Jahrhundertring 1976 von Patrice Chéreau (Regie) und Pierre Boulez (Dirigent), die legendäre Tristan-Inszenierung 1993 von Heiner Müller oder die Parsifal-Inszenierung 2004 durch Christoph Schlingensief. Anders als im normalen Opernbetrieb gibt Wagner seinen Regie-Teams die Möglichkeit, ihre Inszenierungen jährlich weiterzuentwickeln.

In geschäftlicher Hinsicht gelang es Wagner, den Anteil öffentlicher Subventionen im Gesamtetat stets unter 40% zu halten. Dabei sind – dank eines weitausgreifenden Kultur-Sponsorings von Firmen und privaten Spendern – die Eintrittspreise in Bayreuth niedriger als bei vergleichbaren Musikfestivals. Die Pflege einer Korona aus mittlerweile nahezu 140 Richard-Wagner-Verbänden mit gegenwärtig (2007) 37.000 Mitgliedern wurde ebenfalls als wirtschaftliche und zugleich als „ideologische“ Leistung bezeichnet. [1] Durch eine Kontingentierung von Karten an die Wagner-Verbände bzw. deren Richard-Wagner-Stipendienstiftung konnte Wagner eine hohe interne wie auch externe Bindung an die Festspiele aufbauen. [1] Ziel der Stipendienstiftung ist es, jährlich 250 Studierenden aus aller Welt einen kostenlosen Besuch der Festspiele zu ermöglichen. [2] Die Mitglieder der Wagner-Verbände spielen hier lediglich eine fördernde Rolle; sie selbst haben laut Auskunft ihres Vorsitzenden keinen Anspruch auf bevorzugte Behandlung beim Kartenverkauf. [3] Ein vergleichsweise großes Kartenkontingent geht an Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes, für die jährlich zwei geschlossene Vorstellungen stattfinden; ferner werden zuschussgebende Institutionen (Bund, Land, Stadt, Bezirk, Gesellschaft der Freunde von Bayreuth) und das Jugend-Festspieltreffen berücksichtigt. Wie die genannten Institutionen im einzelnen mit den ihnen anvertrauten Karten umgehen, ist für die Öffentlichkeit nicht nachprüfbar und deshalb teilweise umstritten. Diese Kontingente verringern zumindest das freie Angebot von ursprünglich 57.750 Karten pro Saison (bei 1.925 Plätzen und 30 Vorstellungen) und tragen damit zur konstanten Überbuchung bei. Die Wartezeit für Interessenten wurde 2007 auf bis zu neun Jahre geschätzt.

In erster Ehe war Wolfgang Wagner ab 1943 mit der Tänzerin Ellen Drexel (1919-2002) verheiratet. Mit ihr hatte er zwei Kinder: die Theater-Managerin Eva Wagner-Pasquier (* 1945), jetzt Mitarbeiterin der Festspiele in Aix-en-Provence, sowie Gottfried Wagner (* 1947). Nach der Scheidung 1976 heiratete Wagner seine damalige Sekretärin im Pressebüro der Festspiele Gudrun Mack, geb. Armann (1944-2007 [4]). Ihre gemeinsame Tochter Katharina Wagner wurde 1978 geboren.

Seit einiger Zeit ist wegen des hohen Alters und der angeschlagenen Gesundheit Wolfgang Wagners die Diskussion um seine Nachfolge entbrannt. 2001 nominierte der Stiftungsrat mit einer Mehrheit von 22 zu 2 Stimmen Eva Wagner-Pasquier als künftige Festspielleiterin. Wagner, der seine zweite Ehefrau Gudrun Wagner favorisierte, lehnte dieses Votum ab und berief sich dabei auf seinen Vertrag auf Lebenszeit.

Im Jahre 2007 wurde die Nachfolgefrage erneut diskutiert; diesmal scheint Wolfgang Wagner seine Tochter aus zweiter Ehe Katharina Wagner zu favorisieren.

Auszeichnungen, Mitgliedschaften

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Wagner: Lebens-Akte. Knaus, München 1994, ISBN 3-8135-1955-4
  • Marion Linhardt (Hrsg.): Mit ihm: Musiktheatergeschichte. Wolfgang Wagner zum 75. Geburtstag. Schneider, Tutzing 1994, ISBN 3-7952-0805-X, [eine Ausstellung der Katholischen Universität Eichstätt und des Forschungsinstituts für Musiktheater der Universität Bayreuth]; Beiträge u.a. von Götz Friedrich, Walter Jens („Der fränkische Sokrates"), Harry Kupfer („Der letzte wirklich große Theatervater")
  • Hermann Schreiber, Guido Mangold: Werkstatt Bayreuth. Knaus, München 1986, ISBN 3-8135-2292-X

Filme

  • Werner Herzog: Die Verwandlung der Welt in Musik. Bayreuth vor der Premiere. 1994, Produktion: arte, Unitel, ZDF
  • Percy Adlon: Wolfgang Wagner. Herr der Ringe. 1985, Produktion: ARD, BR

Weblinks

Quellen

  1. a b „Gralshüter und Karten-Kartell“, Die Welt, 17. August 2007
  2. Homepage des RWVI
  3. Interview mit Josef Lienhart, Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbandes International, in BR-alpha, 23. Januar 2004
  4. Meldung auf Spiegel Online