„Eric Hobsbawm“ – Versionsunterschied

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* [http://www.kultura-extra.de/literatur/literatur/rezensionen/rezension_hobsbawm.html Biografie, mit Erläuterungen zur Entstehung des Familiennamens]
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* [http://www.dradio.de/dlr/sendungen/buchtipp/223110/ Beitrag im Deutschlandradio 2003]
* [http://www.dradio.de/dlr/sendungen/buchtipp/223110/ Beitrag im Deutschlandradio 2003]
* [http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/826/_ich_bin_ein_reisefuehrer_in_die_geschichte.html „Ich bin ein Reiseführer in die Geschichte“, Interview mit Eric Hobsbawm auf einestages.spiegel.de]


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Version vom 29. November 2007, 13:16 Uhr

Eric John Blair Hobsbawm CH (* 9. Juni 1917 in Alexandria, Ägypten) ist ein englischer Historiker und Sozialwissenschaftler mit englisch-österreichisch-jüdischen Wurzeln. Als langjähriges ehemaliges Mitglied der britischen KP und Vordenker ihres eurokommunistischen Flügels, gilt er als scharfer Beobachter und vom Marxismus beeinflusster, aber dennoch undogmatischer Kritiker des Kapitalismus.

Leben

Eric Hobsbawm entstammt aus einem jüdischen Elternhaus. Er ist Sohn des britischen Kolonialbeamten Percy Hobsbaum und der Wiener Kaufmannstochter Nelly Grün. Der Großvater, geboren in den 1840er Jahren, war aus Warschau nach England gekommen, wo der ursprüngliche Name „Obstbaum“ verändert wurde. Die Hochzeit der Eltern fand in Zürich statt, da das Paar gegnerischen Kriegsparteien angehörte. Nach Kriegsende zog die junge Familie nachWien, wo Eric Hobsbawm seine Kindheit verbrachte.

Nach dem frühen Tod seiner Mutter 1929 und seines Vaters 1931 zog er mit seiner Schwester Nancy für zwei Jahre zu einem Onkel nach Berlin, die er als den entscheidenden Abschnitt in seinem Leben beschreibt. [1] Er wurde als Gymnasiast Mitglied des Sozialistischen Schülerbundes, einer Unterorganisation der KPD.
Im Jahr 1933 folgte er seinen Onkeln väterlicherseits und ging mit seiner Schwester nach London. Nach dem Besuch der öffentlichen Schule kam er mit einem Stipendium ins King’s College in Cambridge, wo er 1936 bis 1939 studierte.

Nach seinem Militärdienst in der britischen Armee (1940 bis 1946) setzte Hobsbawm 1947 seine akademische Tätigkeit fort und nahm eine Lehrtätigkeit am Birkbeck College der Universität London auf. Von 1971 bis zur Emeritierung 1982 hatte er dort eine Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte inne. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Stanford, ans Institute of Technology in Massachusetts und an die Universidad Nacional Autonoma in Mexiko. Seit 1984 hat er den Lehrstuhl für Politik und Gesellschaft an der New School for Social Research in New York.

Hobsbawm ist Mitglied der British Academy und der American Academy of Arts and Sciences und hat zahlreiche Ehrendoktortitel erhalten. Im Jahre 2000 erhielt er den Ernst-Bloch-Preis und 2003 den Balzan-Preis.

Werk

Hobsbawm widmete sich besonders der Epoche von 1789 bis 1914, der er eine eigene Trilogie widmete ("Das lange 19. Jahrhundert"):

  • The Age of Revolution: 1789–1848 (Europäische Revolutionen: 1789–1848)
  • The Age of Capital: 1848–1875 (Die Blütezeit des Kapitals. Eine Kulturgeschichte der Jahre 1848–1875)
  • The Age of Empire 1875–1914 (Das imperiale Zeitalter 1875–1914).

Im Zusammenhang damit wandte er sein Interesse der Entwicklung der Arbeiterbewegung zu, den heraufsteigenden nationalistischen Ideologien und den unterschiedlichen Formen von Sozialrevolte. Am bekanntesten wurde seine Analyse des "kurzen 20. Jahrhunderts" (The Age of Extremes: A History of the World 1914–1991 – dt: Das Zeitalter der Extreme : Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts 1914–1991).

Einflussreich auf die internationale Diskussion des Umgangs mit Geschichte war insbesondere der von Hobsbawm zusammen mit Terence Ranger eingeführte Begriff der "erfundenen Tradition" (invention of tradition). "Erfundene Traditionen" sind historische Fiktionen, die suggerieren, etwas sei "immer schon" Element der eigenen Geschichte gewesen. Wichtigstes Beispiel ist der sog. Schottenrock, eine Erfindung des ausgehenden 18. Jahrhunderts, die im Laufe des 19. Jahrhunderts auf angeblich keltische Wurzeln zurückgeführt wurde.

In Das Zeitalter der Extreme interpretiert er das 20. Jahrhundert als Zeitalter, in dem es den Menschen einerseits gut ging wie nie – Freiheit war ein wichtiger Wert, ökonomischer Wohlstand weit verbreitet – andererseits war es das Jahrhundert, das mit dem Holocaust und dem Gulag-System Stalins eine nie dagewesene Grausamkeit hervorbrachte.

In seinem Buch Ungewöhnliche Menschen (engl: Uncommon People) beschreibt er Resistenz, Rebellion und Jazz. Das Thema der einzelnen Aufsätze reicht von Thomas Paine über die Geschichte des Maifeiertags bis zum Mai 1968 und Billie Holiday.

Hobsbawm publizierte und publiziert auch in zahlreichen Zeitschriften, unter anderem in dem bis 1989 bestehenden, seit dem Ende der 1960er-Jahre eurokommunistisch orientierten Wiener Tagebuch.

Veröffentlichungen

  • Primitive Rebels. Studies in archaic forms of social movement in the 19th and 20th centuries. 1959
    • dt. Ausgabe Sozialrebellen. Archaische Sozialbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1962; Focus-Verlag, Gießen 1979, ISBN 3-88349-202-7
  • The Age of Revolution. Europe 1789-1848. 1962, ISBN 0349104840
    • dt. Ausgabe: Europäische Revolutionen. 1789 bis 1848. Kindler, Zürich 1962; erneut 1978, ISBN 3-463-13715-1
  • Industry and Empire. 1968
    • dt. Ausgabe: Industrie und Empire. Britische Wirtschaftsgeschichte seit 1750. 2 Bände. Suhrkamp, Frankfurt 1969
  • Bandits. 1969
  • Revolutionaries. Contemporary essays. 1973
    • dt. Ausgabe: Revolution und Revolte. Aufsätze zum Kommunismus, Anarchismus und Umsturz im 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt 1977, ISBN 3-518-07433-4
  • The Age of Capital. 1848–1875. 1975, ISBN 0349104808
    • dt. Ausgabe: Die Blütezeit des Kapitals. Eine Kulturgeschichte der Jahre 1848–1875. Kindler, München, ISBN 3-463-00694-4; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1980, ISBN 3-596-26404-9
  • mit Giorgio Napolitano: Auf dem Weg zum historischen Kompromiss. Ein Gespräch über Entwicklung und Programmatik der KPI. Suhrkamp, Frankfurt 1977, ISBN 3-518-00851-X
  • The Age of Empire. 1987
  • Nations and Nationalism since 1780. Programme, myth, reality. 1990
  • Age of Extremes. The short twentieth century, 1914-1991. 1994
  • On History. 1997
  • Uncommon People. Resistance, rebellion and jazz. 1998
  • Das Gesicht des 21. Jahrhunderts. Ein Gespräch mit Antonio Polito. Hanser, München/Wien 2000, ISBN 3-446-19761-3; dtv, München 2002, ISBN 3-423-30844-3
  • Interesting Times. A twentieth-century life. 2002 (Autobiographie)

Siehe auch

Quellen

  1. Vgl. Eric Hobsbawm: Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert, München 2003

Weblinks