„Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://einestages.spiegel.de/static/entry/politik_pop_und_afri_cola/7735/fahr_lieber_mit_der_bundesbahn.html?s=0&r=5&a=1321&of=1&c=1 Motiv der Bundesbahn-Kampagne] auf den Seiten von ''Spiegel Online''
*[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_plakatAlleRedenVomWetter/index.html Motiv der SDS-Kampagne] auf den Seiten des ''Deutschen Historischen Museums''
*[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_plakatAlleRedenVomWetter/index.html Motiv der SDS-Kampagne] auf den Seiten des ''Deutschen Historischen Museums''
*[http://www.museumsmagazin.com/archiv/2-2004/infothek/part2.php ''Ein Produkt aus dem Museumsshop'']. Hintergründe zur SDS-Variante auf den Seiten des ''Museums-Magazins''
*[http://www.museumsmagazin.com/archiv/2-2004/infothek/part2.php ''Ein Produkt aus dem Museumsshop'']. Hintergründe zur SDS-Variante auf den Seiten des ''Museums-Magazins''

Version vom 2. Februar 2008, 17:55 Uhr

Alle reden vom Wetter. Wir nicht.“ war der Titel einer im Herbst 1966[1] gestarteten, viel beachteten Werbekampagne der damaligen Deutschen Bundesbahn. Der Slogan, der zu den erfolgreichsten in der Geschichte der ehemaligen Bundesbahn zählt[2], hob die vergleichsweise große Unabhängigkeit der Eisenbahn vom Wetter, gegenüber anderen Verkehrsträgern, hervor. Ihre Idee und Wortwahl wurden mehrfach kopiert.

Die Kampagne wurde von der Werbeagentur McCann Erickson entwickelt und von Carolus Horn und Margo Müller gestaltet und getextet.[1]

Die im Herbst 1966 gestartete Kampagne wurde in den folgenden Monaten von weiteren Motiven unter den Mottos „Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab“ (anlässlich der Außerdienststellung der Dampfloks) sowie Das Auto des Jahres (in Form einer Lokomotive) begleitet.

Motive

Plakate

Das Plakat der Kampagne zeigte den über drei Zeilen gesetzten Satz „Alle reden vom Wetter“ in weißen Großbuchstaben und mittig eine Abbildung einer Lokomotive der Baureihe E 10 in einer Schneelandschaft, die von den (kleiner gesetzten) Worten „Wir nicht.“ unterschrieben wurde. Der Großteil des Plakats war auf schwarzem Hintergrund gesetzt, umgeben von einem dünnen weißen Rahmen. Unten links war, klein gesetzt, der Satz „Fahr lieber mit der Bundesbahn“ zu sehen, unten rechts das Logo der Bundesbahn.

Fernsehwerbung

Die Kampagne wurde von verschiedenen schwarz-weißen Werbespots im Fernsehen begleitet. Die Kurzfilme zeigten verschiedene Einstellungen von witterungsbedingten Schwierigkeiten verschiedener anderer Verkehrsträger. Sie endeten stets mit (augenscheinlich ohne Schwierigkeiten) rollenden Eisenbahn-Fahrzeugen bei schlechtem Wetter. Dazu wurden die Worte Alle reden vom Wetter. Wir nicht. Wir fahren immer. gesprochen, bevor abschließend das Bundesbahn-Logo mittig in Großformat eingeblendet wurde.

Reaktionen

Der Slogan der Kampagne wurde vielfach kopiert und variiert. Beispiele für seine Verwendung sind Kampagnen für Autos, Finanzanlagen oder Currywurstbuden.[3] Eine ebenfalls hohe Bedeutung erreichte die Umfunktionierung des Bundesbahn-Motivs für ein Wahlplakat des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes an der Universität Stuttgart.

Sozialistischer Deutscher Studentenbund

Das Plakat des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes aus dem Jahr 1968 lehnt sich an das Plakat der Bundesbahn-Kampagne an.

Auf durchweg rotem Grund waren im oberen Bereich in weißen, mittig auf drei Zeilen verteilten Buchstaben „Alle reden vom Wetter“ zu lesen. In der Mitte des Plakats waren die Köpfe von Karl Marx, Friedrich Engels und Lenin abgebildet. Das untere Drittel des Motivs wurde durch die zeilenfüllend zentriert gesetzten Worte „Wir nicht.“ gefüllt, die unterste Zeile nahm, zeilenfüllend, die Bezeichnung SDS SOZIALISTISCHER DEUTSCHER STUDENTENBUND ein.

Das von Ulrich Bernhardt und Jürgen Holtfreter, zwei Studenten der Kunstakademie Stuttgart, im Januar 1968 gestaltete Motiv wurde in den späten 1960er Jahren von politischen Aktivisten der Studentenbewegung verwendet.

Das Plakat war ursprünglich für den Wahlkampf des SDS an der Universität Stuttgart entwickelt worden. Es erschien in einer ersten Auflage von 60, dann 2000 Stück an der Universität Stuttgart. Nach einer Meldung der DPA berichteten Zeitungen im gesamten Bundesgebiet von dem Motiv. Es folgten mehrere Massenauflagen in Stückzahlen von über 50.000 Exemplaren. Von den Einnahmen finanzierte der Bundesverstand des SDS unter anderem die rechtliche Vertretung in Prozessen um Landfriedensbruch nach Protestaktionen gegen die Notstandsgesetze.[4]

Es gilt als das wichtigste politische Plakat des Jahres 1968.

Automobilhersteller

Einige Jahre nach Veröffentlichung der DB-Kampagne reagierte Fiat zur Einführung seines Fiat Panda auf die Kampagne der Bundesbahn. Der Hersteller schaltete Anzeigen unter der Schlagzeile Reden wir zur Abwechslung einmal vom Wetter. Das Motiv zeigte den mit Allradantrieb ausgerüsteten Pkw zwischen verschneiten Gleisen.[1]

Die Bundesbahn reagierte mit Anzeigen, die Schnee, Eis, Matsch und Nebel zeigten, verbunden mit der Unterzeile „Was sagt die Bahn dazu? Sie schweigt und fährt.[1]

Wirkung

Die Wirkung der Kampagne war ambivalent. Einerseits erreichte die Kampagne sehr schnell einen – teils bis heute anhaltenden – Bekanntheitsgrad. Andererseits wurde ihr sehr allgemein formuliertes Werbeversprechen oftmals gegen die Bahn gerichtet, sobald wetterbedingte Betriebsstörungen auftraten. Teilweise wurde der Spruch auch als angeberisch oder „protzig“ wahrgenommen.[3]

Als am 18./19. Januar 2007 in Folge des Orkans Kyrill der Zugverkehr bundesweit eingestellt wurde, griffen verschiedene Medien den 40 Jahre alten Slogan auf.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Volker Albus, Achim Heine: Die Bahn. Positionen der Markenkultur. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2002, ISBN 3-87584-055-0, S. 34, 39, 42 f, 164.
  2. DB Museum Nürnberg (Hrsg.): Auf getrennten Gleisen: Reichsbahn und Bundesbahn 1945–1989. Verlag DB Museum, Nürnberg 2001, ISBN 3-9807652-3-7.
  3. a b DB Museum (Hrsg.): Go easy Go Bahn. Nürnberg 2008, ISBN 978-3-9807652-9-9, S. 178.
  4. Helmut Böttiger: Als sie plötzlich alle vom Wetter redeten. In: Böttiger, Helmut (Hrsg.): Der VFB grüßt den tapferen Vietcong. Stuttgart in den 60er Jahren. Stuttgart 1989, S. 9–12.