„Naomi Klein“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
Klein ist die Tochter der Filmemacherin Bonnie Sherr Klein und des Arztes Michael Klein, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg aus den USA nach Kanada emigriert waren. Ihre Großeltern, amerikanische Marxisten,<ref name = "kim">[http://www.nplusonemag.com/klein.html "Seattle to Baghdad"] - An assessment of Klein's shift from analyzing 90's corporate culture to the War in Iraq, by Kim Phillips-Fein in [[n+1]] magazine.</ref> waren in den 30er und 40er Jahren politisch aktiv. Ihr Großvater verlor seinen Posten als Trickfilmer, nachdem er den ersten Streik bei den Disney Studios organisiert hatte.<ref name ="Guardian">[http://www.guardian.co.uk/books/2000/sep/23/politics.society ''Hand-To-Brand-Combat: A Profile Of Naomi Klein''], [[The Guardian]], 23 septembre 2000</ref>
Klein ist die Tochter der Filmemacherin Bonnie Sherr Klein und des Arztes Michael Klein, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg aus den USA nach Kanada emigriert waren. Ihre Großeltern, amerikanische Marxisten, waren in den 30er und 40er Jahren politisch aktiv. Ihr Großvater verlor seinen Posten als Trickfilmer, nachdem er den ersten Streik bei den Disney Studios organisiert hatte.<ref name="n+1">n+1: ''[http://www.nplusonemag.com/klein.html Seattle to Baghdad].'' 10. Mai 2005</ref><ref name ="guardian1">[[The Guardian]]: ''[http://www.guardian.co.uk/books/2000/sep/23/society.politics Hand-to-brand-combat].'' 23. September 2000</ref>


Sie studierte [[Anglistik]] und [[Philosophie]] an der [[University of Toronto|Universität von Toronto]], wo sie ebenfalls ihre Karriere als Journalistin und Chefredakteurin der [[Studentenzeitung]] ''The Versity'' begann. Nach eigener Aussage wurde sie aktive Feministin nach dem [[Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989]], bei dem ein Algerokanadier aus Frauenhass 14 Menschen ermordete und sich anschließend selbst richtete.<ref>[ http://www.bigthink.com/policy-politics/6340] The Montreal Massacre, Bigthink.com</ref> Nachdem sie mit 19 Jahren einen umstrittenen Israel-kritischen Artikel verfasst hatte ('Victim the Victimizer', etwa 'Opfer der Opfer'), wurde sie heftig kritisiert und nach eigenen Angaben gewalttätig bedroht. Sie habe unerkannt an einer Veranstaltung einer zionistisch orientierten Studentenorganisation gegen ihren Artikel teilgenommen und sich währenddessen zu der Autorenschaft wie ihrem Judentum bekannt mit den Worten „'Ich bin Naomi Klein, Ich habe Victim To Victimiser geschrieben, und ich bin so Jüdin wie ihr alle auch'“. Klein hätte niemals wieder so etwas wie das Schweigen danach erlebt, sie sei damals 19 Jahre alt gewesen und es habe sie stark gemacht<ref name ="Guardian"/>.
Sie studierte [[Anglistik]] und [[Philosophie]] an der [[University of Toronto|Universität von Toronto]], wo sie ebenfalls ihre Karriere als Journalistin und Chefredakteurin der [[Studentenzeitung]] ''The Versity'' begann. Nach eigener Aussage wurde sie aktive Feministin nach dem [[Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989]], bei dem ein Algerokanadier aus Frauenhass 14 Menschen ermordete und sich anschließend selbst richtete.<ref>Big Think: ''[http://www.bigthink.com/policy-politics/6340 Naomi Klein: The Montreal Massacre].'' 27. Januar 2008 (Video, 1:32 min)</ref><ref name="guardian2">[[The Guardian]]: ''[http://www.guardian.co.uk/books/2000/sep/23/politics.society Hand-To-Brand-Combat (part two)].'' 23. September 2000</ref> Nachdem sie mit 19 Jahren einen umstrittenen Israel-kritischen Artikel verfasst hatte ''(Victim To Victimizer),'' wurde sie heftig kritisiert und nach eigenen Angaben gewalttätig bedroht. Sie habe unerkannt an einer Veranstaltung einer zionistisch orientierten Studentenorganisation gegen ihren Artikel teilgenommen und sich dort zu der Autorenschaft wie ihrem Judentum bekannt mit den Worten „Ich bin Naomi Klein, ich habe ''Victim To Victimiser'' geschrieben, und ich bin ebenso jüdisch wie jeder einzelne von euch. Klein habe niemals wieder so etwas wie das Schweigen danach erlebt, sie sei damals 19 Jahre alt gewesen, und es habe sie stark gemacht.<ref name ="guardian2"/>


Sie brach ihr Studium ab, um ein Volontariat bei der [[Toronto Globe and Mail]] anzutreten und wurde in der Folge beim [[This Magazine]] angestellt. Zurzeit arbeitet sie als freie Journalistin u.a. für das ''Saturday Night''-Magazin und schreibt eine wöchentliche [[Kolumne]] für die kanadische Zeitung ''The Globe and Mail'' sowie für die [[Vereinigtes Königreich|britische]] Tageszeitung ''[[The Guardian]]''. Neben vielbeachteten Buchveröffentlichungen (u.a. [[No Logo]], [[Die Schock-Strategie]]) hat sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Fernsehjournalisten [[Avi Lewis]], den Film [[The Take]] (Die Übernahme) 2004 produziert.<ref>Einige Kritiker unterstellten ihr dabei ein zu positives Bild des [[Peronismus]] zu zeichnen.</ref>
Sie brach ihr Studium ab, um ein Volontariat bei der Zeitung ''[[The Globe and Mail]]'' in Toronto anzutreten und wurde in der Folge beim ''[[This Magazine]]'' angestellt. Zurzeit arbeitet sie als freie Journalistin u.a. für das Magazin ''[[Saturday Night]]'' und schreibt eine wöchentliche [[Kolumne]] für ''The Globe and Mail'' sowie für die britische Tageszeitung ''[[The Guardian]]''. Neben vielbeachteten Buchveröffentlichungen (u.a. ''[[No Logo!]], [[Die Schock-Strategie]]'') hat sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Fernsehjournalisten [[Avi Lewis]], den Film ''[[The Take]] (The Take – Die Übernahme)'' 2004 produziert.<!-- Einige Kritiker unterstellten ihr, dabei ein zu positives Bild des [[Peronismus]] zu zeichnen. (Quelle?)-->


Klein bezeichnet sich selbst als [[Demokratischer Sozialismus|demokratisch-sozialistisch]]<ref>[http://www.socialistreview.org.uk/article.php?articlenumber=10110 The Shock Doctrine]</ref> und befürwortet eine [[gelenkte Volkswirtschaft]]. Klein lebt in [[Toronto]]. Ihr Bruder Seth leitet ein Zentrum für alternative Politik in British Columbia.
Klein bezeichnet sich selbst als [[Demokratischer Sozialismus|demokratisch-sozialistisch]] und befürwortet eine [[gelenkte Volkswirtschaft|gemischte Wirtschaftsform]].<ref>Socialist Review: ''[http://www.socialistreview.org.uk/article.php?articlenumber=10110 The Shock Doctrine].'' Oktober 2007</ref> Klein lebt in [[Toronto]]. Ihr Bruder Seth leitet ein Zentrum für alternative Politik in British Columbia.


== Standpunkte, Werk und Rezeption ==
== Standpunkte, Werk und Rezeption ==


=== Globalisierungs- und Konsumkritik ===
=== Globalisierungs- und Konsumkritik ===

Seit dem Erscheinen ihres globalisierungs- sowie konsumkritischen Bestsellers ''[[No Logo!]]'' im Jahre 2000 gilt Klein als intellektuelle Vorreiterin und Ikone der [[Globalisierungskritik]]er. Das Buch selbst gilt als [[Manifest]] der globalisierungskritischen Bewegung. Die Londoner Tageszeitung ''[[The Times]]'' erklärte die damals Dreißigjährige nach Erscheinen von ''„No Logo!'' zur „wohl einflussreichsten Person unter 35 Jahren“.
Seit dem Erscheinen ihres globalisierungs- sowie konsumkritischen Bestsellers ''[[No Logo!]]'' im Jahre 2000 gilt Klein als intellektuelle Vorreiterin und Ikone der [[Globalisierungskritik]]er. Das Buch selbst gilt als [[Manifest]] der globalisierungskritischen Bewegung. Die Londoner Tageszeitung ''[[The Times]]'' erklärte die damals Dreißigjährige nach Erscheinen von ''No Logo!'' zur „wohl einflussreichsten Person unter 35 Jahren weltweit“.<ref>alpha press: ''[http://www.clubalpha60.de/alpha-press/2001-03/seelenverkaeufer.htm Den Seelenverkäufern auf der Spur].'' März/April 2001</ref><ref>[[The Washington Post]]: ''[http://www.commondreams.org/headlines03/0729-04.htm The Ad Subtractors, Making a Difference].'' 29. Juli 2003</ref> Die Band [[Radiohead]] wurde durch das Buch veranlasst, bei einer England-Tour auf Firmenwerbung zu verzichten und die Konzertsäle zur „logo-freien“ Zone zu erklären.<ref name="guardian1"/>

[[Datei:Naomi Klein in Berlin 2007.jpg|thumb|Naomi Klein bei einer Buchvorstellung in Berlin (2007)]]
[[Datei:Naomi Klein in Berlin 2007.jpg|thumb|Naomi Klein bei einer Buchvorstellung in Berlin (2007)]]
Klein analysierte die Firmen- und Markenkultur der 90er Jahre und widersprach dabei indirekt positiven und linken Einschätzungen derselben. So hatte [[Richard Cobden]] von „Frieden durch Handel“ gesprochen und [[Thomas L. Friedman]] die auf das Logo der Hamburgerkette [[McDonalds]] gemünzte „Theorie von den goldenen Bögen der Konfliktprävention“ publiziert. Demnach seien kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten, in denen globale Handels und Franchise-Ketten wie [[Dell]] und [[McDonalds]] präsent seien, nahezu ausgeschlossen<ref>[http://www.thomaslfriedman.com/lexusolivetree.htm "The Lexus and the Olive Tree"]. thomaslfriedman.com</ref>, was bis zum Kosovokrieg 1999 auch zutraf.


Klein analysierte die Firmen- und Markenkultur der 90er Jahre und widersprach dabei indirekt positiven und linken Einschätzungen derselben. So hatte [[Richard Cobden]] von „Frieden durch Handel“ gesprochen und [[Thomas L. Friedman]] in ''The Lexus and the Olive Tree (Globalisierung verstehen)'' die auf das Logo der Hamburgerkette [[McDonalds]] gemünzte „Theorie von den goldenen Bögen der Konfliktprävention“ publiziert. Demnach seien kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten, in denen globale Handels und Franchise-Ketten wie [[Dell]] und McDonalds präsent seien, nahezu ausgeschlossen, was bis zum Kosovokrieg 1999 auch zutraf.
Klein selbst weist eine „Heroisierung“ ihrer Person weit von sich. So sagt sie zur Aussage „Bibel einer Bewegung“ über ihr Buch: „Wenn Journalisten außer Kontrolle geraten, bin ich nicht dafür verantwortlich.“ Auf die Frage, ob sie das Lob nicht stolz mache: „Nein. Die Einzigen, die sich darum scheren, welche Kleider Naomi Klein trägt oder welchen Kaffee sie trinkt, sind Journalisten. Der Bewegung ist das egal. Sie braucht keine Führerin und keine Prominenten.“ Derartige Äußerungen werden einerseits als bescheiden und zurückhaltend gewertet, andererseits wurde Klein auch unterstellt, ihre große Anhängerschaft für eine Auseinandersetzung zu mobilisieren, ohne ein Ziel vorzugeben. Klein erzeuge ein Gefühl der Hilflosigkeit, ohne einen Ausweg zu zeigen<ref>[http://www.sueddeutsche.de/,ra4l2/kultur/artikel/340/132101/] [[Robert Jacobi]]: ''Erst der Schock und dann das Heil'' Sueddeutsche.de 10.9.2007</ref>.

Klein selbst weist eine „Heroisierung“ ihrer Person weit von sich. So sagt sie zur Aussage „Bibel einer Bewegung“ über ihr Buch: „Wenn Journalisten außer Kontrolle geraten, bin ich nicht dafür verantwortlich.“ Auf die Frage, ob sie das Lob nicht stolz mache: „Nein. Die Einzigen, die sich darum scheren, welche Kleider Naomi Klein trägt oder welchen Kaffee sie trinkt, sind Journalisten. Der Bewegung ist das egal. Sie braucht keine Führerin und keine Prominenten.“ Derartige Äußerungen werden einerseits als bescheiden und zurückhaltend gewertet, andererseits wurde Klein auch unterstellt, ihre große Anhängerschaft für eine Auseinandersetzung zu mobilisieren, ohne ein Ziel vorzugeben. Klein erzeuge ein Gefühl der Hilflosigkeit, ohne einen Ausweg zu zeigen.<ref>[[Süddeutsche Zeitung]]: ''[http://www.sueddeutsche.de/,ra4l2/kultur/artikel/340/132101/ Naomi Klein – Erst der Schock und dann das Heil].'' 10. September 2007</ref>


=== Kritik an „postkolonialen Kriegen zur Durchsetzung des Neoliberalismus“ ===
=== Kritik an „postkolonialen Kriegen zur Durchsetzung des Neoliberalismus“ ===


Klein wandte sich danach vermehrt der Auseinandersetzung mit dem [[Neoliberalismus]] wie auch dem [[Irakkrieg]] zu.<ref name = "kim"/> 2004 analysierte sie in einem Artikel für das [[Harper's Magazine]] die vor dem Einmarsch in den Irak erstellten Nachkriegspläne der Regierung Bush.<ref>[http://www.harpers.org/BaghdadYearZero.html] Bagdad year zero: Pillaging Iraq in pursuit of a neocon utopia September 2004, Harper's Magazine</ref> Demnach hätten die amerikanischen '[[Neokonservatismus|Neocons]]' geplant, den Schock der militärischen Niederlage auf der Basis der Theorien [[Milton Friedman]]s zu nutzen, um eine neokonservative [[Utopie]] eines '[[Marktfundamentalismus|marktradikalen]]' Systems dort aufzubauen und den Reichtum des Landes ins Ausland zu bringen. 2007 erweiterte sie die These zu einem Buch, [[Die Schock-Strategie]]. Demnach seien Milton Friedmans Theorien, die sie als 'marktradikal' bezeichnet, grundsätzlich nach wirtschaftlichen Schocks, militärischen Niederlagen oder Naturkatastrophen dazu genutzt worden, um breite [[Privatisierung]]smaßnahmen durchzusetzen. Nach dem exemplarischen sogenannten [[Wunder von Chile]] unter [[Augusto Pinochet|Pinochet]] sei die Schock-Strategie auch in Margaret Thatchers Großbritannien nach dem Falklandkrieg, in der ehemaligen Sowjetunion [[Russland]] unter [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Jelzin]] und in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] nach dem Hurrikan Katrina sowie im Irak nach dem Einmarsch geschehen oder geplant gewesen<ref>Wobei nach Johan Norberg Milton Friedman ein ausgesprochener Gegner des Irakkriegs war</ref> Nach Kleins Einschätzung tragen Friedmans Thesen, die großen Einfluss auf die Politik von [[IWF]] und [[Weltbank]] hätten, zur Verelendung und Ausbeutung in weiten Teilen der Welt bei.
Klein wandte sich danach vermehrt der Auseinandersetzung mit dem [[Neoliberalismus]] wie auch dem [[Irakkrieg]] zu.<ref name="n+1"/> 2004 analysierte sie die vor dem Einmarsch in den Irak erstellten Nachkriegspläne der Regierung Bush.<ref>[[Harper’s Magazine]]: ''[http://www.harpers.org/BaghdadYearZero.html Bagdad year zero: Pillaging Iraq in pursuit of a neocon utopia].'' September 2004, Harper's Magazine</ref> Demnach hätten die amerikanischen [[Neokonservatismus|Neokonservativen]] geplant, den Schock der militärischen Niederlage auf der Basis der Theorien [[Milton Friedman]]s zu nutzen, um eine neokonservative [[Utopie]] eines [[Marktfundamentalismus|marktradikalen]] Systems dort aufzubauen und den Reichtum des Landes ins Ausland zu bringen. 2007 erweiterte sie die These zu dem Buch ''[[Die Schock-Strategie]].'' Demnach seien Milton Friedmans Theorien, die sie als „marktradikal“ bezeichnet, grundsätzlich nach wirtschaftlichen Schocks, militärischen Niederlagen oder Naturkatastrophen dazu genutzt worden, um breite [[Privatisierung]]smaßnahmen durchzusetzen. Nach dem exemplarischen sogenannten [[Wunder von Chile]] unter [[Augusto Pinochet|Pinochet]] sei die Schock-Strategie auch in [[Margaret Thatcher]]s Großbritannien nach dem Falklandkrieg, in der ehemaligen Sowjetunion [[Russland]] unter [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Jelzin]] und in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] nach dem Hurrikan Katrina sowie im Irak nach dem Einmarsch geschehen oder geplant gewesen (wobei laut Johan Norberg Milton Friedman ein ausgesprochener Gegner des Irakkriegs war<ref name="norberg">[[Cato Institute]]: ''[http://www.cato.org/pub_display.php?pub_id=9384 The Klein Doctrine: The Rise of Disaster Polemics].'' 14. Mai 2008</ref>). Nach Kleins Einschätzung tragen Friedmans Thesen, die großen Einfluss auf die Politik von [[IWF]] und [[Weltbank]] hätten, zur Verelendung und Ausbeutung in weiten Teilen der Welt bei.


== Kritik an Klein ==
== Kritik an Klein ==
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=== Kritik an Kleins Analyse ===
=== Kritik an Kleins Analyse ===


[[Johan Norberg]] nannte als Gegenbeispiel den Stopp der marktwirtschaftlichen Reformen in China nach dem [[Tian'anmen-Massaker]] 1989.<ref name="Norberg">Johan Norberg: [http://www.cato.org/pub_display.php?pub_id=9384 ''The Klein Doctrine: The Rise of Disaster Polemics''] [[Cato Institute]]. 14. Mai 2008.</ref> Er widerspricht Klein auch hinsichtlich der Entwicklung der weltweiten Armut, die entgegen vielen ihrer Äußerungen seit 1990 in erheblichem Maße gesunken sei, dies sei in Übereinstimmung, nicht im Gegensatz zu marktwirtschaftlichen Öffnungen. Der Irakkrieg habe hingegen Anlass zu vermehrten Staatsausgaben und Protektionismus gegeben, in ihm hätten so Norberg Kleins Vorstellungen kulminiert.<ref>Johan Norberg: [http://www.cato.org/pub_display.php?pub_id=9626 ''Three Days After Klein's Response, Another Attack'']. Cato Institute. 4. September 2008.</ref>
[[Johan Norberg]] nannte als Gegenbeispiel den Stopp der marktwirtschaftlichen Reformen in China nach dem [[Tian'anmen-Massaker]] 1989.<ref name="norberg"/> Er widerspricht Klein auch hinsichtlich der Entwicklung der weltweiten Armut, die entgegen vielen ihrer Äußerungen seit 1990 in erheblichem Maße gesunken sei, dies sei in Übereinstimmung, nicht im Gegensatz zu marktwirtschaftlichen Öffnungen. Der Irakkrieg habe hingegen Anlass zu vermehrten Staatsausgaben und Protektionismus gegeben, in ihm hätten so Norberg Kleins Vorstellungen kulminiert.<ref>[[Cato Institute]]: ''[http://www.cato.org/pub_display.php?pub_id=9626 Three Days After Klein's Response, Another Attack].'' 4. September 2008</ref>


Von sehr unterschiedlichen Seiten, so in [[Counterpunch]] wie in der [[FAZ]]<ref>[http://www.faz.net/s/Rub2E8C985607B44756884B7A1383CD205C/Doc~EFF79DE6DB2A249D28DA485938980A747~ATpl~Ecommon~Scontent.html Philip Plickert: ''Chicago regiert die Welt''], in: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 12.10.2007</ref> wurde Klein unterstellt, eine allgemein menschliche Vorgehensweise, schwerwiegende Ereignisse und Niederlagen<ref>zu den Folgen militärischer Niederlagen ein detaillierter Vergleich der amerikanischen [[Südstaaten]] nach 1865, Frankreich nach 1871 und Deutschland nach 1919 bei [[Wolfgang Schivelbusch]], ''Kultur der Niederlage''</ref> auch als Chance und Möglichkeit für Reformen und Erneuerung zu sehen, schwarz zu malen und auf den Neoliberalismus zu verengen.
Von sehr unterschiedlichen Seiten, so in ''[[CounterPunch]]'' wie in der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]],''<ref>[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]: ''[http://www.faz.net/s/Rub2E8C985607B44756884B7A1383CD205C/Doc~EFF79DE6DB2A249D28DA485938980A747~ATpl~Ecommon~Scontent.html Chicago regiert die Welt''].'' 12. Oktober 2007</ref> wurde Klein unterstellt, eine allgemein menschliche Vorgehensweise, schwerwiegende Ereignisse und Niederlagen auch als Chance und Möglichkeit für Reformen und Erneuerung zu sehen, schwarz zu malen und auf den Neoliberalismus zu verengen.

Das schöpferische Zerstören und Neugestalten durch Unternehmer, etwa im Sinne [[Joseph Schumpeter]]s wie auch die schon im [[Manifest der Kommunistischen Partei]] positiv beschriebene Innovationskraft des Kapitalismus, sei historisch wie theoretisch nicht nur auf Milton Friedman und das Wunder von Chile zu münzen. [[Alexander Cockburn]] unterstellt Klein<ref>''CounterPunch'', 22./23. September 2007; [http://www.counterpunch.org/cockburn09222007.html Alexander Cockburn: ''On Naomi Klein’s „The Shock Doctrine“]</ref>, den bedeutenden Einfluss auch anderer, linker und linksliberaler Wirtschaftstheoretiker wie [[John Maynard Keynes]], [[Jeffrey Sachs]], [[Paul Krugman]] und [[Robert Pollin]] auf internationale Wirtschaftsinstitutionen und deren Vorgehensweise zu ignorieren.
Das schöpferische Zerstören und Neugestalten durch Unternehmer, etwa im Sinne [[Joseph Schumpeter]]s wie auch die schon im ''[[Manifest der Kommunistischen Partei]]'' positiv beschriebene Innovationskraft des Kapitalismus, sei historisch wie theoretisch nicht nur auf Milton Friedman und das Wunder von Chile zu münzen. [[Alexander Cockburn]] unterstellt Klein, den bedeutenden Einfluss auch anderer, linker und linksliberaler Wirtschaftstheoretiker wie [[John Maynard Keynes]], [[Jeffrey Sachs]], [[Paul Krugman]] und [[Robert Pollin]] auf internationale Wirtschaftsinstitutionen und deren Vorgehensweise zu ignorieren.<ref>CounterPunch: ''[http://www.counterpunch.org/cockburn09222007.html On Naomi Klein’s „The Shock Doctrine“].'' 22./23. September 2007</ref>


=== Kritik an Kleins Aktivitäten im Nahostkonflikt ===
=== Kritik an Kleins Aktivitäten im Nahostkonflikt ===
In einem Gastkommentar in der britischen Zeitung Guardian im Januar 2009 verglich Klein Israel mit dem südafrikanischen [[Apartheid]]regime und rief zu einem globalen Wirtschaftsboykott gegen die Wirtschaft Israels auf.<ref name = guar">[http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jan/10/naomi-klein-boycott-israel ''Enough. It’s time for a boycott''], in: [[The Guardian]] vom 10. Januar 2009;</ref> Dieser wurde initiiert von der Mitte 2005 gegründete Kampagne ''Boycott, Divestment and Sanctions'' (BDS), die ein Ende der Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel und die Umsetzung der [[Resolution 194 der UN-Generalversammlung]] zum Ziel hat und dabei auf wirtschaftlichen Druck setzt. Bei der Veröffentlichung von ''[[Die Schock-Strategie]]'' befolgte Klein die Boykott-Strategie der BDS-Kampagne, indem sie einem kleinen, gegen die Besatzungspolitik engagierten israelischen Verlag die Vermarktung in Israel und alle Einkünfte daraus überließ. Ihre Absicht sei es, die israelische Wirtschaft, nicht aber Israelis zu boykottieren.<ref name = guar"/> Der Journalist Thomas Assheuer wertete Kleins Text in der Wochenzeitung [[Die Zeit]] als Beleg für judenfeindliche Untertöne in der Globalisierungskritik und stellt – mit Verweis auf [[Micha Brumlik]] – historische Bezüge u.&nbsp;a. zu [[Antisemitismus|antisemitischen]] Tendenzen früher Sozialisten und Anarchisten wie [[Pierre Joseph Proudhon]] und [[Michael Bakunin]] her.<ref>[http://www.zeit.de/2009/04/Spitze-4 ''Verblendet''], in: [[Die Zeit]] vom 15. Januar 2009</ref>
In einem Gastkommentar in der britischen Zeitung Guardian im Januar 2009 verglich Klein Israel mit dem südafrikanischen [[Apartheid]]regime und rief dazu auf, sich der der Mitte 2005 gegründeten Kampagne ''Boycott, Divestment and Sanctions'' (BDS) anzuschließen, die einen globalen Boykott gegen die Wirtschaft Israels organisiert mit dem Ziel, ein Ende der Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel und die Umsetzung der [[Resolution 194 der UN-Generalversammlung]] zu erreichen. Bei der Veröffentlichung von ''Die Schock-Strategie'' befolgte Klein die Boykott-Strategie der BDS-Kampagne, indem sie einem kleinen, gegen die Besatzungspolitik engagierten israelischen Verlag die Vermarktung in Israel und alle Einkünfte daraus überließ. Ihre Absicht sei es, die israelische Wirtschaft, nicht aber Israelis zu boykottieren.<ref>[[The Guardian]]:''[http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jan/10/naomi-klein-boycott-israel Enough. It’s time for a boycott].'' 10. Januar 2009</ref> Der Journalist Thomas Assheuer wertete Kleins Text als Beleg für judenfeindliche Untertöne in der Globalisierungskritik und stellt – mit Verweis auf [[Micha Brumlik]] – historische Bezüge u.&nbsp;a. zu [[Antisemitismus|antisemitischen]] Tendenzen früher Sozialisten und Anarchisten wie [[Pierre-Joseph Proudhon]] und [[Michail Alexandrowitsch Bakunin|Michail Bakunin]] her.<ref>[[Die Zeit]]: ''[http://www.zeit.de/2009/04/Spitze-4 Verblendet].'' 15. Januar 2009</ref>


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Klein erhielt den „Honorary Doctor of Civil Laws“ der University of King’s College, [[Nova Scotia]] ([[Kanada]]).
Klein erhielt den ''Honorary Doctor of Civil Laws'' der University of King’s College, [[Nova Scotia]] ([[Kanada]]).


Im Oktober 2005 nahm Klein den elften Platz im ''2005 Global Intellectuals Poll'', der Top 100 der wichtigsten lebenden, in der Öffentlichkeit stehenden Intellektuellen, welche in einer Zusammenarbeit der Magazine ''Prospect'' (Großbritannien) und ''Foreign Policy'' (USA) durch eine Leserinternetumfrage ermittelt wurde, ein.
Im Oktober 2005 nahm Klein den elften Platz im ''2005 Global Intellectuals Poll,'' der Top 100 der wichtigsten lebenden, in der Öffentlichkeit stehenden Intellektuellen, welche in einer Zusammenarbeit der Magazine ''[[Prospect (Zeitschrift)|Prospect]]'' (Großbritannien) und ''[[Foreign Policy]]'' (USA) durch eine Leserinternetumfrage ermittelt wurde, ein.


== Veröffentlichungen ==
== Werke <small>(Auswahl)</small> ==

* Naomi Klein: ''[[No Logo]]!'' Riemann Verlag, München 2002, ISBN 3-570-50028-4
* ''[[No Logo!|No Logo]].'' 2000
* Naomi Klein: ''Über Zäune und Mauern.'' Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2003, ISBN 3-593-37216-9
** ''No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern.'' Riemann, München 2001, ISBN 3-570-50018-7
* Naomi Klein: ''Bagdad im Jahr Null. Das Scheitern der neokonservativen Utopie.'' in: [[Blätter für deutsche und internationale Politik]], 1/2005, S. 33-54.
* ''Fences and Windows.'' 2002
* Naomi Klein: ''[[Die Schock-Strategie|Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus.]]'' Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2007, ISBN 3-10-039611-1
* ''Über Zäune und Mauern. Berichte von der Globalisierungsfront.'' Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003, ISBN 3-593-37216-9
* ''Bagdad im Jahr Null. Das Scheitern der neokonservativen Utopie.'' In: ''[[Blätter für deutsche und internationale Politik]].'' 1/2005, S. 33-54.
* ''[[Die Schock-Strategie|The Shock Doctrine]].'' 2007
** ''Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus.'' S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-039611-2


== Filme ==
== Filme ==
* ''[[The Take]]'' – [[Dokumentarfilm]] (2004)
* ''[[The Take]].'' Dokumentarfilm. 2004

== Einzelnachweise ==

<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{PND|122769899}}
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* {{IMDb Name|1468859}}
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* [http://www.nologo.org Website von Naomi Klein]
* [http://www.naomiklein.org/main Website von Naomi Klein]
* [http://www.zmag.de/autoren/Naomi-Klein Deutsche] und [http://www.zmag.org/zspace/naomiklein englische Artikel] von Naomi Klein im ''[[Z Communications|ZNet]]''
* [http://www.clubalpha60.de/alpha-press/2001-03/seelenverkaeufer.htm „Den Seelenverkäufern auf der Spur“] alpha press, März/April 2001
* [[Amy Goodman]]: [http://www.alternet.org/story/63480/ Naomi Klein Debates Alan Greenspan] ([[Democracy Now!]] via [[AlterNet]], 25. September 2007 - ''Transkript einer Radio-Debatte; vgl.'' [[Alan Greenspan]])
* ''[http://www.alternet.org/story/63480/ Naomi Klein Debates Alan Greenspan],'' Transkript einer von [[Amy Goodman]] moderierten Radiodebatte mit [[Alan Greenspan]] auf ''[[Democracy Now!]]'' via ''AlterNet,'' 25. September 2007
* [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,druck-508421,00.html Kapitalismuskritikerin Klein: „Die Räuberbarone kommen zurück“] (Spiegel Online - ''Interview - Das Gespräch führten Gabor Steingart und Frank Hornig'', 28. September 2007)
* ''[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,508421,00.html Kapitalismuskritikerin Klein: „Die Räuberbarone kommen zurück“],'' Interview mit [[Gabor Steingart]] und Frank Hornig auf ''[[Spiegel Online]],'' 28. September 2007
* [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonntag-Irakkrieg-Globalisierungskritik-Wirtschaftspolitik;art2566,2407851 Der Irakkrieg ist ein gigantisches Geschäft - Interview im „Tagesspiegel“], 29. Oktober 2007
* ''[http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonntag-Irakkrieg-Globalisierungskritik-Wirtschaftspolitik;art2566,2407851 „Der Irakkrieg ist ein gigantisches Geschäft“],'' Interview mit Philipp Lichterbeck und Norbert Thomma im ''[[Der Tagesspiegel|Tagesspiegel]],'' 29. Oktober 2007
* [http://www.freitag.de/2007/44/07440802.php ''Im Gespräch'' - Interview im Freitag], 2. November 2007
* ''[http://www.freitag.de/2007/44/07440802.php Ein politischer Tsunami],'' Interview mit Steffen Vogel im ''[[der Freitag|Freitag]],'' 2. November 2007
* ''[http://www.redpepper.org.uk/After-shock After shock],'' Interview mit Oscar Reyes in ''Red Pepper,'' Oktober/November 2007 (gekürzte deutsche Übersetzung in ''[[analyse & kritik]]:'' ''[http://www.akweb.de/ak_s/ak521/22.htm Katastrophen-Kapitalismus].'' 19. Oktober 2007)
* [http://www.akweb.de/ak_s/ak521/22.htm Interview in "analyse & kritik"].

* [http://erenguevercin.wordpress.com/kapitalismuskritik/ "Der Terror des Katastrophen-Kapitalismus"] Eren Güvercin bespricht Naomi Kleins neues Buch "Schock-Strategie - Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus".
== Fußnoten ==
* [http://www.zmag.de/autoren/Naomi-Klein Artikel von Naomi Klein auf ZNet (dt.)]

<references/>


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Version vom 3. März 2009, 01:53 Uhr

Naomi Klein (2008)

Naomi Klein (* 5. Mai 1970 in Montreal, Québec) ist eine kanadische Schriftstellerin, Journalistin und Globalisierungskritikerin.

Leben

Klein ist die Tochter der Filmemacherin Bonnie Sherr Klein und des Arztes Michael Klein, die aus Protest gegen den Vietnamkrieg aus den USA nach Kanada emigriert waren. Ihre Großeltern, amerikanische Marxisten, waren in den 30er und 40er Jahren politisch aktiv. Ihr Großvater verlor seinen Posten als Trickfilmer, nachdem er den ersten Streik bei den Disney Studios organisiert hatte.[1][2]

Sie studierte Anglistik und Philosophie an der Universität von Toronto, wo sie ebenfalls ihre Karriere als Journalistin und Chefredakteurin der Studentenzeitung The Versity begann. Nach eigener Aussage wurde sie aktive Feministin nach dem Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989, bei dem ein Algerokanadier aus Frauenhass 14 Menschen ermordete und sich anschließend selbst richtete.[3][4] Nachdem sie mit 19 Jahren einen umstrittenen Israel-kritischen Artikel verfasst hatte (Victim To Victimizer), wurde sie heftig kritisiert und nach eigenen Angaben gewalttätig bedroht. Sie habe unerkannt an einer Veranstaltung einer zionistisch orientierten Studentenorganisation gegen ihren Artikel teilgenommen und sich dort zu der Autorenschaft wie ihrem Judentum bekannt mit den Worten „Ich bin Naomi Klein, ich habe Victim To Victimiser geschrieben, und ich bin ebenso jüdisch wie jeder einzelne von euch.“ Klein habe niemals wieder so etwas wie das Schweigen danach erlebt, sie sei damals 19 Jahre alt gewesen, und es habe sie stark gemacht.[4]

Sie brach ihr Studium ab, um ein Volontariat bei der Zeitung The Globe and Mail in Toronto anzutreten und wurde in der Folge beim This Magazine angestellt. Zurzeit arbeitet sie als freie Journalistin u.a. für das Magazin Saturday Night und schreibt eine wöchentliche Kolumne für The Globe and Mail sowie für die britische Tageszeitung The Guardian. Neben vielbeachteten Buchveröffentlichungen (u.a. No Logo!, Die Schock-Strategie) hat sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem Fernsehjournalisten Avi Lewis, den Film The Take (The Take – Die Übernahme) 2004 produziert.

Klein bezeichnet sich selbst als demokratisch-sozialistisch und befürwortet eine gemischte Wirtschaftsform.[5] Klein lebt in Toronto. Ihr Bruder Seth leitet ein Zentrum für alternative Politik in British Columbia.

Standpunkte, Werk und Rezeption

Globalisierungs- und Konsumkritik

Seit dem Erscheinen ihres globalisierungs- sowie konsumkritischen Bestsellers No Logo! im Jahre 2000 gilt Klein als intellektuelle Vorreiterin und Ikone der Globalisierungskritiker. Das Buch selbst gilt als Manifest der globalisierungskritischen Bewegung. Die Londoner Tageszeitung The Times erklärte die damals Dreißigjährige nach Erscheinen von No Logo! zur „wohl einflussreichsten Person unter 35 Jahren weltweit“.[6][7] Die Band Radiohead wurde durch das Buch veranlasst, bei einer England-Tour auf Firmenwerbung zu verzichten und die Konzertsäle zur „logo-freien“ Zone zu erklären.[2]

Naomi Klein bei einer Buchvorstellung in Berlin (2007)

Klein analysierte die Firmen- und Markenkultur der 90er Jahre und widersprach dabei indirekt positiven und linken Einschätzungen derselben. So hatte Richard Cobden von „Frieden durch Handel“ gesprochen und Thomas L. Friedman in The Lexus and the Olive Tree (Globalisierung verstehen) die auf das Logo der Hamburgerkette McDonalds gemünzte „Theorie von den goldenen Bögen der Konfliktprävention“ publiziert. Demnach seien kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten, in denen globale Handels und Franchise-Ketten wie Dell und McDonalds präsent seien, nahezu ausgeschlossen, was bis zum Kosovokrieg 1999 auch zutraf.

Klein selbst weist eine „Heroisierung“ ihrer Person weit von sich. So sagt sie zur Aussage „Bibel einer Bewegung“ über ihr Buch: „Wenn Journalisten außer Kontrolle geraten, bin ich nicht dafür verantwortlich.“ Auf die Frage, ob sie das Lob nicht stolz mache: „Nein. Die Einzigen, die sich darum scheren, welche Kleider Naomi Klein trägt oder welchen Kaffee sie trinkt, sind Journalisten. Der Bewegung ist das egal. Sie braucht keine Führerin und keine Prominenten.“ Derartige Äußerungen werden einerseits als bescheiden und zurückhaltend gewertet, andererseits wurde Klein auch unterstellt, ihre große Anhängerschaft für eine Auseinandersetzung zu mobilisieren, ohne ein Ziel vorzugeben. Klein erzeuge ein Gefühl der Hilflosigkeit, ohne einen Ausweg zu zeigen.[8]

Kritik an „postkolonialen Kriegen zur Durchsetzung des Neoliberalismus“

Klein wandte sich danach vermehrt der Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus wie auch dem Irakkrieg zu.[1] 2004 analysierte sie die vor dem Einmarsch in den Irak erstellten Nachkriegspläne der Regierung Bush.[9] Demnach hätten die amerikanischen Neokonservativen geplant, den Schock der militärischen Niederlage auf der Basis der Theorien Milton Friedmans zu nutzen, um eine neokonservative Utopie eines marktradikalen Systems dort aufzubauen und den Reichtum des Landes ins Ausland zu bringen. 2007 erweiterte sie die These zu dem Buch Die Schock-Strategie. Demnach seien Milton Friedmans Theorien, die sie als „marktradikal“ bezeichnet, grundsätzlich nach wirtschaftlichen Schocks, militärischen Niederlagen oder Naturkatastrophen dazu genutzt worden, um breite Privatisierungsmaßnahmen durchzusetzen. Nach dem exemplarischen sogenannten „Wunder von Chile“ unter Pinochet sei die Schock-Strategie auch in Margaret Thatchers Großbritannien nach dem Falklandkrieg, in der ehemaligen Sowjetunion Russland unter Jelzin und in den Vereinigten Staaten nach dem Hurrikan Katrina sowie im Irak nach dem Einmarsch geschehen oder geplant gewesen (wobei laut Johan Norberg Milton Friedman ein ausgesprochener Gegner des Irakkriegs war[10]). Nach Kleins Einschätzung tragen Friedmans Thesen, die großen Einfluss auf die Politik von IWF und Weltbank hätten, zur Verelendung und Ausbeutung in weiten Teilen der Welt bei.

Kritik an Klein

Kritik an Kleins Analyse

Johan Norberg nannte als Gegenbeispiel den Stopp der marktwirtschaftlichen Reformen in China nach dem Tian'anmen-Massaker 1989.[10] Er widerspricht Klein auch hinsichtlich der Entwicklung der weltweiten Armut, die entgegen vielen ihrer Äußerungen seit 1990 in erheblichem Maße gesunken sei, dies sei in Übereinstimmung, nicht im Gegensatz zu marktwirtschaftlichen Öffnungen. Der Irakkrieg habe hingegen Anlass zu vermehrten Staatsausgaben und Protektionismus gegeben, in ihm hätten so Norberg Kleins Vorstellungen kulminiert.[11]

Von sehr unterschiedlichen Seiten, so in CounterPunch wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,[12] wurde Klein unterstellt, eine allgemein menschliche Vorgehensweise, schwerwiegende Ereignisse und Niederlagen auch als Chance und Möglichkeit für Reformen und Erneuerung zu sehen, schwarz zu malen und auf den Neoliberalismus zu verengen.

Das schöpferische Zerstören und Neugestalten durch Unternehmer, etwa im Sinne Joseph Schumpeters wie auch die schon im Manifest der Kommunistischen Partei positiv beschriebene Innovationskraft des Kapitalismus, sei historisch wie theoretisch nicht nur auf Milton Friedman und das Wunder von Chile zu münzen. Alexander Cockburn unterstellt Klein, den bedeutenden Einfluss auch anderer, linker und linksliberaler Wirtschaftstheoretiker wie John Maynard Keynes, Jeffrey Sachs, Paul Krugman und Robert Pollin auf internationale Wirtschaftsinstitutionen und deren Vorgehensweise zu ignorieren.[13]

Kritik an Kleins Aktivitäten im Nahostkonflikt

In einem Gastkommentar in der britischen Zeitung Guardian im Januar 2009 verglich Klein Israel mit dem südafrikanischen Apartheidregime und rief dazu auf, sich der der Mitte 2005 gegründeten Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) anzuschließen, die einen globalen Boykott gegen die Wirtschaft Israels organisiert mit dem Ziel, ein Ende der Besetzung palästinensischer Gebiete durch Israel und die Umsetzung der Resolution 194 der UN-Generalversammlung zu erreichen. Bei der Veröffentlichung von Die Schock-Strategie befolgte Klein die Boykott-Strategie der BDS-Kampagne, indem sie einem kleinen, gegen die Besatzungspolitik engagierten israelischen Verlag die Vermarktung in Israel und alle Einkünfte daraus überließ. Ihre Absicht sei es, die israelische Wirtschaft, nicht aber Israelis zu boykottieren.[14] Der Journalist Thomas Assheuer wertete Kleins Text als Beleg für judenfeindliche Untertöne in der Globalisierungskritik und stellt – mit Verweis auf Micha Brumlik – historische Bezüge u. a. zu antisemitischen Tendenzen früher Sozialisten und Anarchisten wie Pierre-Joseph Proudhon und Michail Bakunin her.[15]

Ehrungen

Klein erhielt den Honorary Doctor of Civil Laws der University of King’s College, Nova Scotia (Kanada).

Im Oktober 2005 nahm Klein den elften Platz im 2005 Global Intellectuals Poll, der Top 100 der wichtigsten lebenden, in der Öffentlichkeit stehenden Intellektuellen, welche in einer Zusammenarbeit der Magazine Prospect (Großbritannien) und Foreign Policy (USA) durch eine Leserinternetumfrage ermittelt wurde, ein.

Veröffentlichungen

Filme

Weblinks

Commons: Naomi Klein – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b n+1: Seattle to Baghdad. 10. Mai 2005
  2. a b The Guardian: Hand-to-brand-combat. 23. September 2000
  3. Big Think: Naomi Klein: The Montreal Massacre. 27. Januar 2008 (Video, 1:32 min)
  4. a b The Guardian: Hand-To-Brand-Combat (part two). 23. September 2000
  5. Socialist Review: The Shock Doctrine. Oktober 2007
  6. alpha press: Den Seelenverkäufern auf der Spur. März/April 2001
  7. The Washington Post: The Ad Subtractors, Making a Difference. 29. Juli 2003
  8. Süddeutsche Zeitung: Naomi Klein – Erst der Schock und dann das Heil. 10. September 2007
  9. Harper’s Magazine: Bagdad year zero: Pillaging Iraq in pursuit of a neocon utopia. September 2004, Harper's Magazine
  10. a b Cato Institute: The Klein Doctrine: The Rise of Disaster Polemics. 14. Mai 2008
  11. Cato Institute: Three Days After Klein's Response, Another Attack. 4. September 2008
  12. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Chicago regiert die Welt. 12. Oktober 2007
  13. CounterPunch: On Naomi Klein’s „The Shock Doctrine“. 22./23. September 2007
  14. The Guardian:Enough. It’s time for a boycott. 10. Januar 2009
  15. Die Zeit: Verblendet. 15. Januar 2009