„Cofaktor (Biochemie)“ – Versionsunterschied
Römert (Diskussion | Beiträge) Zusammenfassung der Artikel Coenzym, Metalloenzyme und Prosthetische Gruppe, siehe dazu Diskussion:Coenzym#Lemma |
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Version vom 22. Januar 2012, 11:03 Uhr
Cofaktor (auch Kofaktor) ist ein Überbegriff für verschiedene Moleküle und Molekülgruppen, die für die Funktion von Enzymen unerlässlich sind.[1] Unter den Begriff fallen:
- Prosthetische Gruppe: Eine prosthetische Gruppe ist ein organisches Molekül, dass kovalent an ein Enzym gebunden ist, es kann also nicht dissoziieren.
- Coenzym (auch: Koenzym oder Cosubstrat): Ein Coenzym ist ein niedermolekulares organisches Molekül, dass non-kovalent an das Enzym bindet und daher nach der Katalyse wieder dissoziiert. Es nimmt während der Reaktion chemische Gruppen, Protonen, Elektronen oder Energie (im Fall von ATP) auf bzw. gibt sie ab.[2] Es geht also – wie die prosthetische Gruppe – verändert aus der Reaktion hervor[3] und muss daher neu aufgebaut werden, jedoch nicht am Enzym.
- Metallionen: Auch Metallionen können an ein Enzym gebunden und für dessen Katalyse erforderlich sein. Derartige Enzyme werden Metalloenzyme genannt.
Es handelt sich bei Cofaktoren immer um Nicht-Protein-Stoffe, Proteine gehören explizit nicht dazu. Cofaktoren sind also nicht aus Aminosäuren aufgebaut. Ebenso werden Verbindungen, die ubiquitär vorhanden sind (insbesondere Wasser), wenngleich sie häufig an Reaktionen beteiligt sind, nicht zu den Cofaktoren (und auch nicht zu den Substraten) gerechnet.
Ein Komplex, bei dem ein Enzym an einen Cofaktor gebunden ist, wird Holoenzym genannt. Das eigentliche Enzym, also der Proteinanteil, eines Holoenzyms nennt man Apoenzym.
Prosthetische Gruppe
Als prosthetische Gruppe (Kunstwort nach altgriechisch προστίθημι ‚voranstehen‘) bezeichnet man an ein Protein fest (meist kovalent) gebundene Nicht-Protein-Komponenten mit katalytischer Wirkung. Da es oft verändert aus der Katalyse hervorgeht, muss es am Enzym regeneriert werden.
Beispiele
- Biotin in Carboxylasen
- Häme im Hämoglobin, im Cytochrom c, in der Cytochrom c Oxidase
- Flavine in Flavoproteinen
- Moco (Molybdän-Cofactor) in Molybdoenzymen (z. B. Xanthinoxidase)
- FeMo (Molybdän-Eisen-Cofactor, MoFe-Protein) in der Nitrogenase
- 13-trans-Retinal im Bakteriorhodopsin
- Vitamin B6 (Pyridoxalphosphat) als prosthetische Gruppe von Aminotransferasen sowie der humanen Histidindecarboxylase
Coenzym
Ein Coenzym ist ein niedermolekulares organisches Molekül, dass non-kovalent an das Enzym bindet und daher nach der Katalyse wieder dissoziiert. Es nimmt während der Reaktion funktionelle Gruppen, Protonen, Elektronen oder Energie (im Fall von ATP) auf bzw. gibt sie ab (siehe auch Donator-Akzeptor-Prinzip). Es geht also – wie die prosthetische Gruppe – verändert aus der Reaktion hervor und muss daher neu aufgebaut werden. Dies unterscheidet das Coenzym zum Beispiel auch von allosterischen Effektoren. Typischer Weise geschieht seine Regeneration in einer nachgeschalteten Reaktion. Da sich das Coenzym eher wie ein Substrat als wie ein Enzym verhält wird es oft treffender auch als Cosubstrat (bzw. Kosubstrat) bezeichnet. Einige Coenzyme sind Derivate von Vitaminen.
Beispiele
Pyridoxalphosphat
Ein Koenzym ist das Pyridoxalphosphat am aktiven Zentrum von Transaminasen und Decarboxylasen. Im ersten Schritt katalysiert es z. B. die Deaminierung von Aminosäuren zu alpha-Ketosäuren, im zweiten wird die abstrahierte Aminogruppe auf eine andere alpha-Ketosäure übertragen (sog. ping-pong-bi-bi-Mechanismus nach Wallace W. Cleland). Das Pyridoxalphosphat wird in diesem Fall am gleichen Enzym (aus Pyridoxamin) regeneriert, jedoch in zwei Reaktionsschritten. Analoges gilt auch für die Decarboxylierungsreaktion, die eine Hydrolyse des am Enzym gebundenen Intermediats nach sich zieht.
Coenzym A
Ein weiteres Beispiel ist Coenzym A, das in freier bzw. acetylierter Form an verschiedenen Stellen des Zitronensäure-Zyklus sowie am Fettsäurestoffwechsel beteiligt ist. Ebenso im Zitronensäure-Zyklus, aber auch in der Glykolyse dienen die Koenzyme FAD, NAD vor allem als Elektronen- und Protonenakzeptoren oder -donatoren und sorgen somit für den Transport dieser von einem Edukt zum anderen. Andere Koenzyme wie ATP übertragen ganze Gruppen, z.B. Phosphatreste.
Ubichinon
Ein anderes Beispiel ist der Elektronencarrier Ubichinon (Coenzym Q). Aufnahme und Abgabe von Elektronen und Protonen erfolgt in der Atmungskette der Mitochondrien an verschiedenen Proteinkomplexen.
Stoffname | Coenzymbezeichnung | Derivat von | Funktionstyp |
---|---|---|---|
ATP | – | – | liefert durch Abspaltung eines Phosphats die Aktivierungsenergie |
überträgt Phosphat an das Substrat (Phosphatdonator) | |||
ADP | – | – | nimmt Phosphat vom Substrat entgegen (Phosphatakzeptor) |
NAD+ | Coenzym I | – | Elektronen- und Protonenakzeptor, Oxidationsmittel |
NADP+ | Coenzym II | – | Elektronen- und Protonenakzeptor, Oxidationsmittel |
FAD | – | Vitamin B2 | Elektronen- und Protonenakzeptor, Oxidationsmittel |
NADH | Coenzym I | – | Elektronen- und Protonendonator, Reduktionsmittel |
NADPH | Coenzym II | – | Elektronen- und Protonendonator, Reduktionsmittel |
FADH2 | – | – | Elektronen- und Protonendonator, Reduktionsmittel |
Ascorbinsäure | – | Vitamin C | Reduktionsmittel |
Cobalamine | Coenzym B12 | Vitamin B12 | |
Tetrahydrofolsäure | Coenzym F | Vitamin B9 | Methylgruppendonator |
Ubichinon-10 | Coenzym Q10 | – |
Komplette Liste der von der Enzymkommission der International Union of Biochemistry and Molecular Biology (IUBMB) anerkannten Koenzyme/Kofaktoren siehe in der Kategorie:Koenzym/Kofaktor.
Metallionen
Metalloenzym ist der Name für Enzyme, die Metallionen enthalten. Metalle können zur Stabilisierung der Enzymstruktur beitragen, dienen aber auch als aktives Zentrum bei einer katalytischen Reaktion. Man kann einige Gruppen von Metalle zusammenfassen, bei denen die Anwesenheit auf eine bestimmte Funktion schließen lässt. Das bedeutet also, dass Metalloenzyme Homologe in anderen Spezies mit verändertem oder im Extremfall auch fehlendem Metallion eine analoge Funktion ausüben. Grund ist häufig die unterschiedliche Verfügbarkeit der jeweiligen Metalle im Lebensraum der Organismen oder eine unterschiedliche evolutionäre Entwicklung, die zu ähnlichen Funktionen geführt hat. Ein extremes Beispiel ist das Bakterium Borrelia burgdorferi, das völlig ohne Eisen auskommt und stattdessen Mangan als Kofaktor im Stoffwechsel verwendet, beides Metalle, die eine sehr ähnliche chemische und strukturelle Chemie besitzen.[4]. Ein weiteres Beispiel ist der Ersatz von Eisen-Proteinen durch Kupfer-Proteinen bei der Sauerstoffaktivierung. Die Anwesenheit eines Zink-Kations deutet häufig auf dessen Funktion als Lewis-Säure hin, z.B. in Peptidasen oder im sog. "Zink-Finger". Die Tatsache der Anwesenheit des Metallions ist daher für die Enzymfunktion oft entscheidend.
Beispiele
- Urease enthält Nickel,
- Glutamatcysteinligase kann Mangan, Magnesium oder Kupfer enthalten,
- Acireducton-Synthase in Klebsiella pneumoniae: mit Eisen oder Magnesium ist das Reaktionsprodukt 4-Methylthio-2-ketobutyrat; mit Nickel ist es 3-(Methylthio)propionat[5]
- Phenylalaninhydroxylase enthält Eisen,
- Leucylaminopeptidase kann Zink, Kobalt, Magnesium oder Mangan enthalten
- Lipoxygenase enthält ebenfalls Eisen,
- Superoxiddismutase enthält Mangan,
- die Xanthinoxidase enthält Molybdän und Eisen,
- die Cytochrom-c-Oxidase enthält Kupfer und Eisen.
Erdalkalimetalle wie Calcium und Magnesium, teilweise aber auch Zink, sind oft für die Struktur und die Faltung von Proteinen verantwortlich, ohne katalytisch zu wirken. Diese Proteine heißen Metalloproteine.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- Eintrag im GLOSSARY OF TERMS USED IN BIOINORGANIC CHEMISTRY, IUPAC Empfehlungen von 1997
- Eintrag im IUPAC Compendium of Chemical Terminology, Aktualisierung der Publikation von 1997
- W. Kaim, B. Schwederski, Bioanorganische Chemie, Teubner Studienbücher Chemie, 2004.
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im IUPAC Compendium of Chemical Terminology
- ↑ Eintrag im IUPAC Compendium of Chemical Terminology
- ↑ Georg Löffler, Petro E. Petrides und Peter C. Heinrich; Biochemie und Pathobiochemie, 8. Auflage
- ↑ Posey JE, Gherardini FC: Lack of a role for iron in the Lyme disease pathogen. In: Science. 288. Jahrgang, Nr. 5471, Juni 2000, S. 1651–3, PMID 10834845.
- ↑ PMID 16989860