Der Zeuge (2023)

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Film
Titel Der Zeuge
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 93 Minuten
Stab
Regie Bernd Michael Lade
Drehbuch Bernd Michael Lade
Produktion Guntram Franke,
Bernd Michael Lade,
Maria Simon
Musik Michael Kobs
Kamera Guntram Franke
Schnitt Michael Kobs
Besetzung

Der Zeuge ist ein deutscher Gerichtsfilm des von Bernd Michael Lade aus dem Jahr 2023, der einen fiktiven Nürnberger Nachfolgeprozess zeigt. Der Film startete am 2. März 2023 in den deutschen Kinos.[1]

Handlung

Der Film beginnt 1946 in einem Gerichtssaal mit Betonwänden, wobei die Angeklagten mit Nummern auf Schilden gegenüber der Kamera sitzen. Auf der rechten Seite sitzt der Verteidiger und hinter ihm die Übersetzerinnen. Wenn Carl Schrade als Zeuge der Anklage spricht, ist das Bild in Farbe und die Übersetzerinnen übersetzen für die Angeklagten ins Deutsche. Wenn allerdings ein Angeklagter spricht, ist das Bild Schwarz-weiß und eine Reporterin übersetzt für das Gericht ins Englische.

Schrade beginnt von seiner Festnahme durch die Gestapo zu erzählen und deutet dabei auf Nr. 66, der bei der Gestapo gearbeitet hat, aber nicht selbst an der Festnahme beteiligt war und der Meinung ist, dass solche Maßnahmen notwendig zum Schutz des Volkes gewesen seien. Schrade wird daraufhin in das KZ Lichtenburg gebracht, wo er zunächst lange stehen muss und dann von Nr. 13 unter dem Befehl von Nr. 20 misshandelt wird. Zudem beschreibt Schrade dies als gängiges Ritual im KZ.

Im Jahr 1936 wird Schrade ins KZ Sachsenhausen verlegt, dem Karl Otto Koch als Lagerkommandant vorsteht. Nr. 20 behauptet nur von Koch Befehle entgegengenommen zu haben und keine Wahl gehabt zu haben. Dieses „moderne“ KZ ist sehr sauber, doch die Willkür der Wachleute ist dafür umso grausamer. Schrade berichtet, dass Nr. 19 und Nr. 3 besonders sadistische Aufseher sind, die jeweils für den Tod oder schwere Misshandlung von Gefangenen verantwortlich sind.

Schließlich wird Schrade 1937 ins KZ Buchenwald deportiert, wo er zunächst von den Gräueltaten von Ilse Koch bzw. Nr. 41 berichtet. An dieser Stelle bricht die erste Übersetzerin in Tränen aus und die zweite übernimmt. Auch geht es um die Begebenheit als zwei Häftlinge einen SS-Wachmann töten und aus dem Lager fliehen. Nr. 38 bringt als Bürgermeister von Weimar einen der Flüchtigen ins KZ zurück und rechtfertigt sich damit, doch einen Mörder gefasst zu haben. Danach geht es um den „Bunker“, einen fensterlosen Folterraum, in dem Nr. 37 die Gefangenen foltert und dazu nur sagt, dass er nach dem Krieg guten Gewissens in sein Dorf zurückgekehrt ist.

Bald darauf wird Schrade ins KZ Flossenbürg deportiert, in dem er zu seinem Glück in der Verwaltung arbeiten kann. Doch Schrade berichtet auch vom SS Sanitäter Nr. 50, der als Einziger mit Max Demel einen Namen erhält und unter erheblichem eigenen Risiko den Gefangenen geholfen hat. Danach klagt er die Kapos Nr. 16 und 17 an, die sich zulasten der anderen Häftlinge bereichert hätten. Zuletzt geht es um Nr. 42, den Lagerarzt Dr. Heinrich Schmitz, der als Chirurg Gefangenen mit Bauchschmerzen den Magen entfernt. Danach ergreift der Verteidiger der Angeklagten das Wort und berichtet dem Gericht, dass Schrade vor seiner Festnahme ein Berufsverbrecher gewesen sei, illegal mit Industriediamanten gehandelt habe, im KZ als Asozialer geführt und ebenfalls als Kapo gearbeitet habe. Er stellt die Frage, ob Schrade wirklich nie einen Gefangenen ausgenutzt habe. Schrade bestätigt dem Gericht gegenüber die Vorwürfe.

Produktion

Der Regisseur Bernd Michael Lade setzte die jeweiligen Übersetzerinnen und die Zweisprachlichkeit bewusst ein, damit der Film als mögliches Lehrmaterial an Schulen verwendet werden könnte. Lade verarbeitet in dem Drama die Erinnerungen von Carl Schrade, sowie Gerichtsprotokolle, dennoch ist der Film nicht historisch authentisch, da Lade weitere Charaktere wie den Lagerarzt hinzugefügt, um eher einen Querschnitt durch die Gesellschaft zu erhalten.[2] Carl Schrades Antrag auf Entschädigung war 1958 von der BRD abgelehnt worden und er starb 1974 in der Schweiz. Sein Erinnerungen wurden 2011 auf Französisch und 2014 auf Deutsch veröffentlicht.[3][4]

Der Film wird von Neue Visionen Filmverleih vertrieben.[1]

Rezeption

Bettina Peulecke schreibt, dass der Film „wie eine Fernsehdokumentation vergangener Zeiten [anmutet], ein auf das Wesentliche reduzierter, schnörkelloser Film gegen das Vergessen.“[2]

Nach Rudolf Worschech „ist [der Film] kein Reenactment, sondern erinnert eher an die Fernsehdokumentarspiele der sechziger Jahre, ein Film der Reduktion, der auf alles Drumherum verzichtet und sich auf die Aussagen Schrades konzentriert.“[3]

Kathrin Horster schreibt in der Stuttgarter Zeitung: „„Der Zeuge“ ist deshalb kein leicht zugänglicher Film, er gibt der bisher kaum beachteten Figur des Carl Schrade aber erstmals eine Stimme. [...] Mehr als dessen Vor- und Nachgeschichte interessiert Bernd Michael Lade aber dessen individuelle, authentische Bezeugung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Der Zeuge. In: neuevisionen.de. 2023, abgerufen am 3. September 2023.
  2. a b Bettina Peulecke: Justizdrama "Der Zeuge": Ein Film gegen das Vergessen. In: ndr.de. 28. Februar 2023, abgerufen am 9. März 2023.
  3. a b Rudolf Worschech: Kritik zu Der Zeuge. In: epd-film.de. 23. Februar 2023, abgerufen am 9. März 2023.
  4. a b Kathrin Horster: Grausame Odyssee eines KZ-Häftlings. In: stuttgarter-zeitung.de. 3. März 2023, abgerufen am 9. März 2023.