Erz
Erz (Plural Erze) ist ein aus der Erdkruste bergmännisch abgebautes und meist zusätzlich mechanisch sowie chemisch weiterverarbeitetes Mineralgemenge, das historisch ausschließlich wegen seines Metallgehaltes abgebaut wurde, um es für Werkzeuge und Ähnliches weiterzuverarbeiten. Die Kupfersteinzeit, die Bronzezeit sowie die Eisenzeit verdanken ihre Namen indirekt diesem Ausgangsstoff.
Erz besteht aus den zu verwertenden Erzmineralen und der nicht verwertbaren Gangart. Die Gewinnung bzw. der Abbau, ober- oder unterirdisch, und die weitere Verwendbarkeit der Erze, wird vom geologischen Vorkommen der Minerale, ihrer distributiven Verfügbarkeit und vom technologischen Fortschritt des Bergbaues bzw. den nachfolgenden Wirtschaftsbetrieben, wie der Metallproduktion und -Verarbeitung, bestimmt. Der Lübecker Emil Possehl war einst der größte Erzhändler Europas.
Heute findet der Abbau und die Gewinnung von sehr viel mehr Mineralien aus dem Boden zu Erzen statt, da die chemische und physikalische Verwertbarkeit technologisch fortgeschrittener ist. Teilweise werden wirtschaftlich verwertbare Minerale, die z. B. auf Nichtmetalle wie Schwefel abgebaut werden, als Erz bezeichnet, auf der anderen Seite aber auch als mineralische Rohstoffe.[1]
Etymologie und Definitionen
Das Wort „Erz“ (nicht unmittelbar verwandt mit dem vom mittelhochdeutschen/althochdeutschen ër, „Erz“, über ërin abgeleiteten Adjektiv „ehern“ im Sinne von „eisern“) stammt von althochdeutsch aruz(zi), im Sinne von „Erz“ bzw. „Metall“, und ist im Ursprung möglicherweise eine Entlehnung von sumerisch urud(u), „Kupfer“.[2]
Erz ist heute ein Begriff aus der Ökonomie. Ob ein Mineralvorkommen als Erzlagerstätte bezeichnet wird, hängt einzig von der Wirtschaftlichkeit des Abbaus ab. Hierunter werden auch die Erze gezählt, die im Verlaufe der Geschichte abgebaut wurden. Da die Wirtschaftlichkeit der einzig bestimmende Faktor ist, könnten also in Zeiten der Ressourcenknappheit durchaus Mineralvorkommen, die derzeit uninteressant erscheinen, als Lagerstätten eingestuft und abgebaut werden.
„Erze sind natürlich vorkommende Mineralaggregate von wirtschaftlichem Interesse, aus denen durch Bearbeitung ein oder mehrere Wertbestandteile extrahiert werden können. Meistens sind dies Minerale, die mehr oder weniger metallische Bestandteile enthalten.“
Dennoch ist der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch hauptsächlich mit metallischen Komponenten assoziiert. Die Definition nach James F. Kemp 1909 ist im Prinzip nach wie vor gültig:
„Erz ist ein mehr oder weniger mit Gangart verwachsenes, metallhaltiges Mineral oder Mineralgemenge, das - vom Standpunkt des Bergmanns oder Aufbereiters betrachtet - mit Gewinn abgebaut, bzw. gewinnbringend weiterverarbeitet werden kann. Die Frage, ob ein Metall oder mehrere Metalle Gewinn abwerfen, scheint das einzig mögliche Kriterium zu sein, welches benutzt werden kann.“
Verbindungen wie Kochsalz oder Kalk werden also nicht als Erze bezeichnet.
Die Geschichte der Menschheit ist seit langem auch mit der Gewinnung von Stoffen aus der Natur verbunden. Stand zuerst nur die Gewinnung von Erden und Mineralen durch mehr oder wenig zufälliges Sammeln von frei vorkommenden Mineralen und Verwitterungsprodukten im Vordergrund, so wurde doch bald auch ein gezieltes Suchen und der Bergbau zur Beschäftigung des Menschen.
Erze können ganz unterschiedliche Metallgehalte aufweisen. Ein Zinnerz mit 2 % Zinnanteil mag bereits als reich gelten, wohingegen ein Eisenerz erst mit über 60 % Eisen (früher in Deutschland: 30 % Eisen) als hochgradig angesehen wird.
Gliederung der Erzminerale nach dem Anion
Sulfidische Erze
- Chalkopyrit: CuFeS2
- Galenit: PbS
- Zinkblende: ZnS
Oxidische Erze
- Chromit: (Fe,Mg)Cr2O4
- Kassiterit: SnO2
- Magnetit: Fe3O4
Silikatische Erze
Gliederung der Erzminerale nach dem Metallkation
Schwarzmetallerze: Fe, Mn, Cr, Ti, Ni, Co, W, Mo, V
Eisenerze
- Magnetit bzw. Magneteisenstein: Fe3O4
- Hämatit bzw. Eisenglanz: Fe2O3
- Siderit bzw. Eisenkalk: Fe[CO3]
Manganerze
- Pyrolusit bzw. Weichmanganerz: MnO2
- Psilomelan bzw. Hartmanganerz: (Ba,H2O)4Mn10O20
Chromerze
- Chromit: FeCr2O4
Titanerze
Nickelerze
- Népouit: (Ni,Mg)6[(OH)8|Si4O10]
- Pentlandit bzw. Nickelmagnetkies:(Fe,Ni)9S8
Kobalterze
- Skutterudit bzw. Speiskobalt: (Co,Ni)As3
- Cobaltit bzw. Kobaltglanz: CoAsS
Wolframerze
Molybdänerze
- Molybdänit: MoS2
Vanadiumerze
Buntmetallerze: Cu, Pb, Zn, Sn
Kupfererze
- Chalkosin bzw. Kupferglanz: Cu2S
- Chalkopyrit bzw. Kupferkies: CuFeS2
Bleierze
Zinkerze
- Sphalerit bzw. Zinkblende: ZnS
- Smithsonit bzw. Zinkspat: ZnCO3
Zinnerze
- Kassiterit: SnO2
- Stannit bzw. Zinnkies: Cu2FeSnS4
Leichtmetallerze: Al, Mg, Li, Be
Aluminiumerze / Bauxit
Magnesiumerze
Berylliumerze
Lithiumerze
- Spodumen: LiAl(SiO3)2
- Zinnwaldit: K2Li4Al2(F,OH)4/Si8O20
Edelmetallerze: Au, Ag, Pt
Golderze
Silbererze
- gediegen Silber: Ag
- Argentit bzw. Silberglanz: Ag2S
Platinerze
- gediegen Platin: Pt
- Sperrylith: PtAs2
Auswahl wichtiger Erzminerale in alphabetischer Reihenfolge
- Argentit: Ag2S
- Bauxit: Al(OH)3
- Bastnäsit (eigentlich Bastnäsit-(Ce), Bastnäsit-(La), Bastnäsit-(Y), Hydroxylbastnäsit-(Ce)): (Ce,La,Y)(CO3)F bzw. (Ce,La,Y)(CO3)(OH,F)
- Beryll: Be3Al2(SiO3)6
- Bornit: Cu5FeS4
- Chalkopyrit: CuFeS2
- Chalkosin: Cu2S
- Chromit: (Fe,Mg)Cr2O4
- Cobaltit: (Co,Fe)AsS
- Columbit-Tantalit oder Coltan: (Fe,Mn)(Nb,Ta)2O6
- Galenit: PbS
- Gold: Au
- Hämatit: Fe2O3
- Ilmenit: FeTiO3
- Kassiterit: SnO2
- Magnetit: Fe3O4
- Molybdänit: MoS2
- Monazit (eigentlich Monazit-(La), Monazit-(Ce), Monazit-(Nd) und Monazit-(Sm)): (La,Ce,Nd,Sm)[PO4]
- Pechblende: UO2
- Pentlandit:(Fe,Ni)9S8
- Scheelit: CaWO4
- Wolframit: (Fe,Mn)WO4
- Zinkblende: ZnS
- Zinnober: HgS
Importabhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
- 100 % bei Bauxit, Chrom, Mangan, Nickel, Platin und Zinn
- 99,5 % bei Kupfer
- 68 % bei Zink
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Homepage der Bundesanstalt für Geowissenschaften
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 152–153 und 174.