Marcel Carné

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Marcel Carné (sitzend) mit Roland Lesaffre (1995)

Marcel Carné (* 18. August 1906[1] in Paris; † 31. Oktober 1996 in Clamart bei Paris) war ein französischer Filmregisseur.

Leben

Carné war der Sohn eines Tischlers. Seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war, daher wurde er von seiner Großmutter und einer Tante erzogen. Der filminteressierte junge Carné arbeitete nach dem Besuch einer Kunstgewerbeschule und dem Militärdienst zunächst als Versicherungsvertreter und kam dann zum Film als Kameratechniker. Als er bereits Kameraassistent war, begann er nebenbei auch Filmkritiken für Pariser Zeitungen zu schreiben.

Mit einer Handkamera drehte er 1929 den dokumentarischen Kurzfilm Nogent über Pariser Sonntagsausflügler. Die Filmkarriere als Regisseur ließ aber noch auf sich warten. Zunächst reiste er als Filmkritiker in die USA. Wieder zurück in Frankreich, wurde er Regieassistent von René Clair und Jacques Feyder. Feyder wurde so etwas wie der künstlerische Pate Carnés. Er stellte ihn dem neun Jahre älteren Autor Jacques Prévert vor, mit dem Carné ein Leben lang befreundet blieb und der das Drehbuch für sein Debüt als Spielfilmregisseur schrieb: Feyders Ehefrau Françoise Rosay spielte die Hauptrolle neben Jean-Louis Barrault in dem Film Jenny. Bereits mit seinem zweiten Film Drôle de drame gelang ihm der Durchbruch: Prévert hatte erneut das Drehbuch geschrieben, diesmal zu einer Kriminalgroteske, die in Frankreich einen ähnlichen Stellenwert hat wie Arsen und Spitzenhäubchen oder Ladykillers in den USA bzw. England. Die beiden Filme Le Quai des brumes und Le jour se lève, in denen jeweils Jean Gabin die Hauptrolle spielte, machten Carné neben Jean Renoir zum wichtigsten französischen Filmemacher der 1930er Jahre (Poetischer Realismus). Der Zweite Weltkrieg und die Besetzung durch die Deutschen konnten diesen Aufstieg nicht beenden. Zwar wurden Carnés Filme von der Besatzungsmacht verboten; aber es gelang ihm, unter schwierigsten Bedingungen 1942 Les visiteurs du soir und zwischen 1943 und 1945 Kinder des Olymp zu drehen, den bedeutendsten Film in seinem Werk, der als einer der besten Filme aller Zeiten gilt.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Carné nicht wieder an frühere Erfolge und an das Niveau von Kinder des Olymp anknüpfen. Seinen letzten Film drehte er 1977, anschließend lebte er zurückgezogen. Marcel Carné war der erste Jurypräsident einer Berlinale 1956 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. 1979 wurde er als erster Filmregisseur in die Académie des Beaux-Arts gewählt.

Marcel Carné starb am 31. Oktober 1996 im Alter von 90 Jahren in Clamart nahe Paris. Er wurde auf dem Cimetière Saint-Vincent am Montmartre beigesetzt.

Filmografie

Auszeichnungen

1938: Filmfestspiele von Venedig – Lobende Erwähnung für die Regie von Hafen im Nebel
1953: Filmfestspiele von Venedig – Silberner Löwe für Thérèse Racquin
1971: Filmfestspiele von Venedig – Goldener Ehrenlöwe für sein Lebenswerk
1979: César für sein Lebenswerk
1991: Luchino-Visconti-Preis für sein Lebenswerk bei der Preisverleihung des David di Donatello
1995: Europäischer Filmpreis für sein Lebenswerk

Literatur

  • Marcel Carné: La vie à belle dents. Souvenirs. Belfond, Paris 1989, ISBN 2-7144-2362-0 (französische Autobiographie)
  • Edward Baron Turk: Child of Paradise. Marcel Carné and the golden age of French cinema. Cambridge (Massachusetts), Harvard University Press, London 1989, ISBN 0-674-11460-4
  • Anja Sieber: Vom Hohn der Angst. Die Sozialkritik Jacques Préverts in den Filmen von Marcel Carné. Avinus, Berlin 2007, ISBN 978-3-930064-00-7
  • Peter Theml: [Artikel] Marcel Carné. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. Mit 109 Abbildungen. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008 [1. Aufl. 1999], ISBN 978-3-15-010662-4, S. 113–117

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Turk: Child of Paradise. S. 448