Volkstrauertag

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Trauerbeflaggung mit Trauerflor am Rathaus Marburg (2017)

Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen.

Geschichte

Einführung in der Weimarer Republik

Diskussion um einen Termin

Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. 1926 wurde entschieden, den Volkstrauertag regelmäßig am Sonntag Reminiscere (fünfter Sonntag vor Ostern) zu begehen.

Der Volkstrauertag wurde erstmals am 1. März 1925 begangen.[1] Am Vortag war der erste Reichspräsident Friedrich Ebert verstorben. Überall fanden Gedenkfeiern für die deutschen Gefallenen des Ersten Weltkriegs statt. Die Cellesche Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 27. Februar 1926:

„Volkstrauertag! Der erste deutsche Volkstrauertag soll in erster Linie dem Ehrengedenken unserer im Weltkriege gefallenen Väter, Brüder und Söhne gewidmet sein. Es ist nur zu wünschen, daß sich diese ernste Feier recht tief und fest und feierlich, auch ohne viele Reden und Gesänge, aus dem ureigenen deutschen und menschlichen Empfinden heraus geltend macht in den Herzen des ganzen Volkes.“

„Den Gefallenen“ (Cellesche Zeitung)[2]

In der Weimarer Republik wurde der Volkstrauertag nicht zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Dies hatte mehrere Ursachen:

  • In der Weimarer Verfassung war nicht klar definiert, ob die Zuständigkeit für die Einführung gesetzlicher Feiertage beim Reich oder bei den Ländern lag. Dies führte im Laufe der Jahre zu unterschiedlichen Regelungen, Terminen und Durchführungen je nach Land.
  • Hinsichtlich des Termins gab es lange Zeit Konflikte mit den beiden großen Kirchen. Beide haben im November Gedenktage für die Verstorbenen (Allerseelen und Totensonntag). Die von staatlicher Seite vorgeschlagenen Termine im Frühjahr am Sonntag Invocavit (sechs Wochen vor Ostern) oder am Sonntag Reminiscere (fünf Wochen vor Ostern) lagen dagegen in der Fastenzeit bzw. Passionszeit.
  • Die politische Instabilität der Weimarer Republik sorgte dafür, dass einige Versuche, den Volkstrauertag gesetzlich zu regeln, im Gesetzgebungsprozess stecken blieben, da der Reichstag mehrmals vorzeitig aufgelöst wurde.
Gedenkfeier vor dem Reichstag, 1927: „Der große Volkstrauertag am 13. März 1927 vor dem Reichstag fand unter reger Anteilnahme der Bevölkerung statt. Reichspräsident von Hindenburg schreitet die Front der Ehrenkompanie ab.“

Die Sonntage mit reichsweiter Staatstrauer bis zur Umbenennung in Heldengedenktag waren:

  • 1. März 1925 Erster Volkstrauertag 1925 mit Umzug in Berlin
  • 28. Februar 1926
  • 13. März 1927
  • 4. März 1928[3]
  • 24. Februar 1929[4]
  • 16. März 1930[5]
  • 1. März 1931[6]
  • 21. Februar 1932
  • 12. März 1933
  • 25. Februar 1934

Am 9. November 1930 rief die NSDAP im Volksstaat Hessen zum „Trauertag für unsere Gefallenen“ auf.[7] Gemeint waren freilich vornehmlich die Opfer des niedergeschlagenen Hitlerputsches vom 9. November 1923.

Diskussion über den Sinn

Der Volksbund verband mit dem Volkstrauertag die Zielvorstellung, eine bei allen Deutschen einheitliche Erinnerung an das Leid des Krieges zu bewirken und so die Deutschen „über die Schranken der Partei, der Religion und der sozialen Stellung zusammen[zu]führen […], auf daß aus den Gräbern unserer fast zwei Millionen Gefallener uns Mut und Kraft zu segensreicher Arbeit an unseres Volkes und unseres Vaterlandes Zukunft erwachsen [kann].“[8] Viele Redner und Kommentatoren knüpften anlässlich des Volkstrauertages an die Tradition des „Burgfriedens“ und die Euphorie, die eine große Anzahl der Kriegsfreiwilligen im August 1914 erfasst hatte, an: „Was wußten sie von Klassenhaß, der heute unser Volk zerfleischt? Nicht rechts, nicht links gerichtet waren sie, sondern alle nur deutsche Brüder.“[9] Nicht zu übersehen war auch der Versuch, aus der Erinnerung an den Krieg neben dem Appell an die Einigkeit des Volkes die Botschaft zu vermitteln, dass es das höchste Ideal sei, alles für das Wohl Deutschlands zu opfern und seine eigenen Ansprüche zurückzustellen. So sprach der Hamburger Pastor Jähnisch auf der zentralen Gedenkfeier auf dem Ohlsdorfer Friedhof 1926: „Unsere Toten mahnen. Und darauf kommt es an. Horche jeder auf den Geist der Toten und bekenne sich zu ihnen: Selber riefst du einst in Kugelgüssen: Deutschland muß leben und wenn wir sterben müssen!“[10]

Diese Zielsetzung und die zum Teil offen republikfeindlichen Reden auf den Kundgebungen bewirkten eine mangelnde Identifizierung großer Teile der Bevölkerung, insbesondere der Anhänger der Republik sowie der Kommunisten, mit dem Volkstrauertag. So betitelte die kommunistische Zeitung Der Abend aus Hamburg einen Kommentar mit der Überschrift „Volkstrauertag – Kriegshetzertag“[11]. Doch auch diese Gruppen versuchten wie der Volksbund, über ihre Äußerungen das kollektive Gedächtnis und die Identität der Deutschen zu beeinflussen. Sie nutzten den Volkstrauertag für wiederholte Appelle zur Friedensbereitschaft: „Wir geloben, alles daran zu setzen, daß sich ein solcher Krieg nicht wiederholt.“ sprach bei der Hamburger Trauerfeier 1928 ein Vertreter der Jungdemokraten.[12] Und die Vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener erklärte 1927: „Mögen diese Toten […] die Saatkörner sein, die der Welt den ersehnten ewigen Frieden geben.“[13]

Wie unterschiedlich auch die Zielvorstellungen der einzelnen Gruppierungen waren, alle nahmen sie für sich in Anspruch, den „Geist“ bzw. die „Botschaft“ aller Gefallenen zu kennen und für die Gegenwart interpretieren zu können. Auf diese Weise wurde das Ziel, an diesem Tag alle Deutschen in der Trauer zu einigen, jedoch verfehlt. Deshalb blieb auch die aktive Beteiligung an den Feierlichkeiten zu den Volkstrauertagen weitgehend auf Mitglieder des konservativen und nationalliberalen Milieus beschränkt. Das linke Milieu zeigte sich zunehmend distanziert bis ablehnend und auch das linksliberale Milieu äußerte sich kritisch über die republikfeindlichen Töne und das Hochhalten der Kriegsbegeisterung vom August 1914. Eine minimale Einigkeit bestand allenfalls darin, dass keine Gruppierung die generelle Notwendigkeit bestritt, an die Gefallenen und die Opfer des Ersten Weltkriegs zu erinnern. Alle waren sich einig, dass der Erste Weltkrieg ein einschneidendes und tiefgreifendes Ereignis in der Geschichte Deutschlands war. Nur über die Bewertung dieses Ereignisses und die zu ziehenden Konsequenzen bestand Uneinigkeit.

Heldengedenktag in der Zeit des Nationalsozialismus

Briefmarke zum Heldengedenktag 1935 nach einem Entwurf von Hans Herbert Schweitzer
Heldengedenktag 1935 in Berlin

Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August 1934 übernahmen die Nationalsozialisten den Volkstrauertag und legten ihn als staatlichen Feiertag am zweiten Fastensonntag fest. Er wurde in Heldengedenktag umbenannt[14] und sein Charakter vollständig geändert: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern Heldenverehrung. Träger waren die Wehrmacht und die NSDAP. Die Flaggen wurden nicht mehr wie bislang auf halbmast gehisst, sondern vollstock gesetzt. Propagandaminister Joseph Goebbels erließ die Richtlinien über Inhalt und Durchführung. Die Propagandawirkung des Tages wurde so hoch eingeschätzt, dass alle entscheidenden Schritte der Kriegsvorbereitung bis einschließlich 1939 auf ein Datum in unmittelbarer Nähe zum Heldengedenktag gelegt wurden:[15]

Heldengedenktage waren:

  • 17. März 1935[16]
  • 8. März 1936
  • 21. Februar 1937
  • 13. März 1938[17]
  • 12. März 1939
  • 10. März 1940
  • 16. März 1941
  • 15. März 1942
  • 21. März 1943[18]
  • 12. März 1944
  • 11. März 1945[19]

Am 25. Februar 1939 verlegte Hitler per Erlass[20] den Heldengedenktag auf den 16. März,[21] den Tag der Wiedereinführung der Wehrpflicht 1935, wenn dieser Tag auf einen Sonntag fiel, andernfalls sollte er am Sonntag vor dem 16. März begangen werden. Damit wurde die Bindung an den kirchlichen Kalender aufgegeben.[22]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege
Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 15. November 2015 in der Kirchenruine Alt St. Alban, Köln

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand 1946 in den drei westlichen Besatzungszonen eine Diskussion zur Durchführung und zum Datum eines Volkstrauertages.[23] In einzelnen Gegenden wurde er an diesen Tagen begangen:

  • 17. März 1946
  • 2. März 1947
  • 22. Februar 1948
  • 13. März 1949
  • 5. März 1950[24]
  • 18. Februar 1951

Wegen der zahlreichen Kriegstoten und Vermisstenschicksale bestand für viele eine Notwendigkeit für diesen Trauertag. In der DDR wurde ein „Internationaler Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg“ eingeführt, der jährlich am zweiten Sonntag im September begangen wurde. 1950 fand die erste zentrale Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bundestag in Bonn statt. Die zentrale Kranzniederlegung zum Volkstrauertag fand von 1951 bis 1963 auf dem Bonner Nordfriedhof, von 1964 bis 1968 mit Ehrenformationen der Bundeswehr am damaligen Ehrenmal der Bundesrepublik Deutschland am Hofgarten und anschließend erneut auf dem Nordfriedhof statt.[25]

Anfang der 1950er Jahre schien es eine Einigung zu geben, den Volkstrauertag an das Ende des Kirchenjahres auf den vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent zu verlegen; diese Zeit wird theologisch durch die Themen Tod, Zeit und Ewigkeit dominiert. Dazu wurden ab 1952 in den Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland Gesetze über die Feiertage erlassen. Der Volkstrauertag ist jedoch in keinem Bundesland ein gesetzlicher Feiertag. In einigen Ländern heißt er Gedenk- und Trauertag. In den meisten Bundesländern wird der Volkstrauertag lediglich als zu schützender Tag erwähnt, ohne auf seine Inhalte einzugehen. Eine Ausnahme bilden Hessen, das den Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und die Toten beider Weltkriege benennt,[26] sowie Hamburg, das den Senat ermächtigte, „einen Tag des Jahres zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und die Gefallenen beider Weltkriege zu bestimmen“.[27] Die neuen Bundesländer schützen den Volkstrauertag seit Anfang der 1990er-Jahre in ihren Feiertagsgesetzen, ohne seinen Inhalt weiter anzugeben.

Der fehlenden ausdrücklichen Regelung entsprechend vage und veränderlich blieben die Inhalte des Volkstrauertags im Laufe der Zeit. Neben den gefallenen Soldaten rückten immer mehr auch die Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt des Gedenkens[28] Schließlich spielten auch aktuelle Bezüge vermehrt eine Rolle. Der offizielle Festakt der Bundesregierung im Jahre 1987 gedachte ganz allgemein der Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus.[29] Inzwischen wird am Volkstrauertag auch ausdrücklich der bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr gefallenen deutschen Soldaten gedacht.[30]

Gedenkstunde

Die zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag findet jeweils im Deutschen Bundestag statt. Eine Rede und ein Wort des Bundespräsidenten in Anwesenheit des Bundeskanzlers, des Kabinetts und des Diplomatischen Corps ist üblich, ebenso die musikalische Gestaltung, das Spielen der Nationalhymne und des Liedes Der gute Kamerad.

Angelehnt an die Form der zentralen Gedenkstunde werden in allen Bundesländern und den meisten Städten und Gemeinden ebenfalls Gedenkstunden mit Kranzniederlegungen durchgeführt. Öffentliche Veranstaltungen sind am Volkstrauertag stark eingeschränkt. Das Sprechen des Totengedenkens durch den Bundespräsidenten wurde von Bundespräsident Theodor Heuss im Jahr 1952 eingeführt.[31]

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,

und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Bundespräsident Joachim Gauck: Totengedenken[32]

Kriegstotengedenken in anderen Ländern

Großbritannien und Commonwealth of Nations

Jährliche Remembrance-Day-Zeremonie am Londoner Cenotaph
Trauerschmuck mit künstlichen Mohnblumen am Mahnkreuz des Münster Heath War Cemetery in Münster

Im britischen Empire wurde nach dem Ersten Weltkrieg ein nationaler Gedenktag, der 11. November, eingeführt, der bis heute von den meisten Commonwealth-Staaten beibehalten wird. Er wird Remembrance Day oder auch Armistice Day (deutsch: Waffenstillstandstag) genannt, weil am Ende des Ersten Weltkrieges der Waffenstillstand von Compiègne besagte, dass die Kriegshandlungen am „elften Tag des elften Monats um elf Uhr“ enden sollten. In Großbritannien wird das Remembrance Day Weekend begangen. Am 11. November werden zwei Schweigeminuten gehalten. Am nächstgelegenen Sonntag legt das Staatsoberhaupt in Gegenwart des Premierministers sowie von Veteranen am Cenotaph einen Strauß mit Mohnblumen nieder. Künstliche Mohnblumen zum Anstecken, sogenannte Remembrance Poppies („Erinnerungs-Mohnblumen“) werden durch Helfer des Veteranenverbandes der Royal British Legion verkauft und getragen. Die Mohnblume (englisch poppy) soll – in Anlehnung an das Gedicht „In Flanders Fields“ des Kanadiers John McCrae – an die vom Blut der Soldaten des Ersten Weltkrieges geröteten Felder Flanderns erinnern, weshalb der Gedenktag auch Poppy Day genannt wird. In London werden in der Nacht zu diesem Sonntag öffentliche Gebäude rot angestrahlt.

In Kanada wird der Toten am Nationalen Kriegsdenkmal (National War memorial) auf dem Confederation Square in Ottawa gedacht. In den Wochen vor dem Remembrance Day verteilen Helfer und Mitglieder des Veteranenverbandes der Royal Canadian Legion gegen eine Spende künstliche Mohnblumen zum Anstecken, die von sehr vielen Kanadiern getragen werden. Die Schlacht bei Arras während des Ersten Weltkriegs gilt als inoffizielle Geburtsstunde Kanadas. In vielen Provinzen ist der 11. November ein Feiertag.

In Südafrika wird der Toten am Sonntag nach dem 11. November am Cenotaph in Johannesburg und in der Hauptstadt Pretoria gedacht.

In Australien und Neuseeland wird ebenfalls am 11. November der Toten gedacht. Außerdem wird am 25. April, dem Jahrestag der Landung auf der türkischen Halbinsel Gallipoli im Jahr 1915, der ANZAC Day begangen.

Russland, Weißrussland, Ukraine

In Russland, Weißrussland und der Ukraine wird alljährlich am 22. Juni mit dem Tag der Erinnerung und der Trauer (Russland) bzw. dem „Tag des allgemeinen Gedenkens an die Opfer des Großen Vaterländischen Krieges“ (Weißrussland) bzw. dem „Tag der Trauer und des Gedenkens an die Kriegstoten“ (Ukraine) den nach heute vorherrschender Schätzung ca. 27 Millionen sowjetischen Opfern (davon ca. 11 Millionen Soldaten und ca. 16 Millionen Zivilisten oder ca. 14 % der Vorkriegsbevölkerung; neueste Schätzungen stellen sogar eine Anzahl von bis zu 42 Millionen sowjetischen Kriegstoten in den Raum;[33] kein anderes Land hat während des Zweiten Weltkriegs mehr Soldaten und Zivilisten verloren[34]) des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941 bis 1945 gedacht. Der Tag erinnert an den 22. Juni 1941, dem Tag, an dem die Wehrmacht und ihre verbündeten Truppen um 3 Uhr früh ihren Angriff auf die Sowjetunion begannen. An diesem Tag werden an den Kriegerdenkmälern und auf den Ehrenfriedhöfen Gedenkzeremonien abgehalten, die Nationalflagge wird gesenkt und der Staatliche Rundfunk überträgt keine Unterhaltungssendungen.[35]

Weitere Länder

In Belgien und Frankreich ist der 11. November ein arbeitsfreier Gedenktag.

In Georgien ist der Totengedenktag am 9. April ein gesetzlicher Feiertag.

In den Niederlanden ist der 4. Mai der Nationale Dodenherdenking, an dem der Toten des Zweiten Weltkrieges sowie späterer Militäroperationen gedacht wird (u. a. die Einsätze der UN-Friedenstruppen). Dabei kommt König Willem-Alexander mit Mitgliedern seiner Familie und der Regierung nach Amsterdam, wo nach zwei – im ganzen Land zu beachtenden – Schweigeminuten von 20:00 bis 20:02 Uhr eine Kranzniederlegung stattfindet. Daneben wird in den Niederlanden der 5. Mai als Nationalfeiertag der Befreiung (am 5. Mai 1945) begangen.

In Israel wird alljährlich an Jom haZikaron, nach jüdischem Kalender am 4. Ijjar gelegen, der gefallenen israelischen Soldaten sowie der Opfer des Terrorismus gedacht.

In Österreich wird am 1. November zu Allerheiligen an den Kriegerdenkmälern der Toten der beiden Weltkriege gedacht, wobei aber das offizielle Gedenken am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober durch die Bundesregierung durch eine Kranzniederlegung beim Äußeren Burgtor erfolgt.[36]

In den USA wird der letzte Montag im Mai als Memorial Day begangen. Der am 11. November als Veterans Day begangene Tag hingegen dient der Erinnerung und Würdigung der überlebenden Soldaten der Weltkriege.

Siehe auch

Literatur

  • Alexandra Kaiser: Von Helden und Opfern – Eine Geschichte des Volkstrauertags. (= Campus Historische Studien, Band 56). Campus, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39288-2.
  • Erich und Hildegard Bulitta: Trauer, Erinnerung, Mahnung – Grundlagen und Materialien für einen zeitgemäßen Volkstrauertag. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Kassel 2002, DNB 96428331X.
  • Jörg Koch: Vom Volkstrauertag zum Heldengedenktag und Die Neubestimmung des Volkstrauertages. In: Ders.: Von Helden und Opfern. Kulturgeschichte des deutschen Kriegsgedenkens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 3-534-26281-6, S. 118–130 und S. 164–169.
  • Jan-Henrik Meyer: Die Reden zum Volkstrauertag bzw. Heldengedenktag 1922–1989. Magisterarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2001; jhmeyer.gmxhome.de (PDF; 3,58 MB).
  • Thomas Peter Petersen: Die Geschichte des Volkstrauertages. 2., erweiterte Auflage. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bad Kleinen 1998; volksbund.de (PDF; 5,78 MB).
  • Fritz Schellack: Nationalfeiertage in Deutschland von 1871 bis 1945. Lang, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-631-42524-4 (zugleich Dissertation an der Universität Mainz 1989).
  • Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Hrsg.): Frieden, Vertrauen und Versöhnung. Reden zum Volkstrauertag 2016. Kassel 2017, ISBN 978-3-9817711-4-5.

Weblinks

Wiktionary: Volkstrauertag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Volkstrauertag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Peter Petersen: Die Geschichte des Volkstrauertages (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive) (PDF) Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, 1998.
  2. Abgedruckt in: Kameradschaftliches aus Fontainebleau – Mitteilungsblatt des Freundeskreises Deutscher Militärischer Bevollmächtigter in Frankreich, Nr. 28, August 2006, Adelheidsdorf/Münster 2006, S. 14 f.
  3. Bilderserie im Bundesarchiv von den Feierlichkeiten März 1928.
  4. Volkstrauertag 1929 in Greven. – in Mannheim
  5. Kirchlicher Anzeiger Thüringen zum Volkstrauertag 1930.
  6. Volkstrauertag 1931. – in Aachen
  7. NSDAP-Propaganda zum Gedenken an den 9. November 1923 (Memento vom 12. März 2016 im Internet Archive), an die „Gefallenen der Bewegung“ des Hitlerputschs in München.
  8. Hamburgischer Correspondent, 17. Januar 1925.
  9. Hamburgischer Correspondent, 1. März 1925.
  10. Hamburgischer Correspondent, 1. März 1926.
  11. Der Abend, 5. März 1928.
  12. Hamburger Anzeiger, 5. März 1928.
  13. Hamburger Anzeiger, 14. März 1927, ebenso Hamburger Echo, 14. März 1927.
  14. RGBl. 1934 I, S. 129 vom 27. Februar 1934 (Gesetz über die Feiertage).
  15. Alexandra Kaiser: Von Helden und Opfern – Eine Geschichte des Volkstrauertags. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2010 (Campus Historische Studien, Bd. 56), 461 S. ISBN 978-3-593-39288-2, S. 184
  16. Heldengedenktag 1935
  17. Heldengedenktag auch staatlicher Feiertag für Deutsche im Ausland (Memento vom 12. März 2016 im Internet Archive) (PDF) Deutsch-Chinesische Nachrichten März 1938.
  18. Michael Brettin: Hitler-Attentat. Der Freiherr, der den Führer sprengen wollte. In: Berliner Zeitung, 18. März 2018
  19. Heldengedenktag 1945 – Goebbels erklärt den Krieg zum Gottesdienst (Memento vom 12. Mai 2015 im Internet Archive).
  20. RGBl. 1939 I, S. 322 vom 25. Februar 1939. – Zusätzlich wurde der 9. November als „Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung“ eingeführt.
  21. Thomas Peter Petersen: Der Volkstrauertag – seine Geschichte und Entwicklung. Eine wissenschaftliche Betrachtung. Bad Kleinen 1998. S. 22. volksbund.de (PDF) im GBV
  22. Die Glorifizierung des sinnlosen Sterbens, (Memento vom 4. August 2012 im Internet Archive) Verfassungsschutz Brandenburg; abgerufen am 16. Februar 2009.
  23. Volkstrauertag in den Nachkriegsjahren
  24. DIE ZEIT vom März 1950.
  25. Alexandra Kaiser: Von Helden und Opfern: eine Geschichte des Volkstrauertags (=Campus historische Studien, Band 56). Campus Verlag, Frankfurt / New York 2010, ISBN 978-3-593-39288-2, S. 299–307, 378. (zugleich Dissertation Universität Tübingen, 2009)
  26. Hessisches Feiertagsgesetz, §1
  27. Feiertagsgesetz Hamburg, §2
  28. Ries Marinus Roowaan: Herdenken in Duitsland. De centrale monumenten van de Bondsrepubliek 1949-1993. Dissertation, Universität Amsterdam, 1999, S. 105 ff.
  29. Bulletin der Bundesregierung zum Volkstrauertag 1987
  30. Bulletin 146-2 der Bundesregierung: Ansprache von Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck bei der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 15. November 2015 in Berlin
  31. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Hrsg.): Frieden, Vertrauen und Versöhnung. Reden zum Volkstrauertag 2016. Kassel 2017, ISBN 978-3-9817711-4-5. S. 39–40.
  32. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Hrsg.): Frieden, Vertrauen und Versöhnung. Reden zum Volkstrauertag 2016. Kassel 2017, ISBN 978-3-9817711-4-5. S. 39–40.
  33. Jekaterina Machotina Der Große Vaterländische Krieg in der Erinnerungskultur. In: Dekoder, 22. Juni 2017. Abgerufen am 27. Juni 2017.
  34. Juni 1941 – Der tiefe Schnitt. (Memento vom 14. September 2017 im Internet Archive) In: Deutsch-Russisches Museum berlin-Karlshorst. Abgerufen am 28. Juni 2017.
  35. Jekaterina Machotina Der Große Vaterländische Krieg in der Erinnerungskultur. In: Dekoder, 22. Juni 2017. Abgerufen am 23. Juni 2017.
  36. Eintrag zu Burgtor-Heldendenkmal im Austria-Forum abgerufen am 13. November 2011.