2-Methoxynaphthalin

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Strukturformel
Strukturformel von 2-Methoxynaphthalin
Allgemeines
Name 2-Methoxynaphthalin
Andere Namen
  • 2-Naphthylmethylether
  • β-Naphthylmethylether
  • Yara-Yara
  • Jara-Jara
  • Nerolin alt
  • Methyl-β-Naphthyl-äther[1]
  • 2-Methoxynaphthalen
  • METHYL BETA-NAPHTHYL ETHER (INCI)[2]
Summenformel C11H10O
Kurzbeschreibung

farb- kristallines Pulver[3]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 93-04-9
EG-Nummer 202-213-6
ECHA-InfoCard 100.002.013
PubChem 7119
ChemSpider 6852
Wikidata Q2240068
Eigenschaften
Molare Masse 158,20 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,064 g·cm−3[4]

Schmelzpunkt

70–73 °C[3]

Siedepunkt

274 °C[3]

Dampfdruck

0,01 hPa (25 °C)[5]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in kaltem Wasser[6]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 319​‐​411
P: 273​‐​305+351+338[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

2-Methoxynaphthalin (auch 2-Naphthylmethylether oder Yara-Yara genannt) ist eine organische chemische Verbindung, die das Gerüst des Naphthalins hat und die sich vom 2-Naphthol (auch β-Naphthol genannt) ableitet. Es ist ein farbloser Feststoff, der seit über einem Jahrhundert als Duftmittel eingesetzt wird, beispielsweise in billigen Seifen[7][8] oder in Räucherstäbchen.[6] Der Geruch erinnert an Orangenblüten und damit an das Orangenblütenöl Neroli. Deshalb wurde 2-Methoxynaphthalin – wie das ähnlich durftende homologe 2-Ethoxynaphthalin – auch als Nerolin vermarktet. Zur Unterscheidung wurde 2-Methoxynaphthalin Nerolin I oder Nerolin alt genannt, 2-Ethoxynaphthalin Nerolin II oder Nerolin neu. Der Duft des Methylethers wird auch als Akaziennote beschrieben.[9] Diese Stoffe sind Ersatzstoffe, die nicht in den duftenden Blüten der Natur vorkommen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über eine erste Darstellung und Charakterisierung von 2-Methoxynaphthalin wurde 1879 berichtet, wobei der Geruch damals als „nach Ananas“ beschrieben wurde.[10]

Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Darstellung erfolgt aus 2-Naphthol und einem Methylierungsreagenz wie Methanol, Dimethylsulfat oder Diazomethan, wobei insbesondere die Methylierung mittels Dimethylsulfat genannt wurde.[9] Als Katalysator für die Reaktion zwischen 2-Naphthol und Methanol wird zumeist Schwefelsäure verwendet,[7] aber es können auch Molekularsiebe genutzt werden.[11] Auch eine Synthese vom Typ der Williamson-Ethersynthese ist möglich, sie geht z. B. vom Natriumsalz des 2-Naphthols aus, das mittels Halogenmethan methyliert wird.[7]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Physikalische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2-Methoxynaphthalin ist in kaltem Wasser fast unlöslich (nur 75,9 mg/Liter[12]), in heißem kaum löslich. Nur wenig löst sich in Methanol oder Ethanol. Es ist in Ether, Benzol, Chloroform und Schwefelkohlenstoff leicht löslich.[1] 2-Methoxynaphthalin kann mit Wasserdampf destilliert werden.[1] Seine Bildungsenthalpie beträgt −98 kJ·mol−1, die Verbrennungsenthalpie −5660 kJ·mol−1.[13]

Chemische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Nitrierung mit Salpetersäure entsteht 1-Nitro-2-methoxynaphthalin.[1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2-Methoxynaphthalin wurde wegen seines anhaftenden Geruchs vor dem 1. Weltkrieg zur Vergällung von für Industriezwecke genutzten fetten Ölen verwendet.[14] In den 1960er Jahren wurde es in den USA in einer Konzentration von maximal 11 ppm als Aromastoff in Kaugummis verwendet.[15] Außerdem diente es als Ausgangsstoff für die Synthese des fiebersenkenden Arzneistoffes Naproxen, von dem im Jahr 1970 500 kg aus 2-Methoxynaphthalin hergestellt wurden.[16] Die wichtigste Verwendung ist die als Duftstoff in billigen Seifen.[6][7][8][9] In der EU ist 2-Methoxynaphthalin als Aromastoff unter der FL-Nummer 04.074 zugelassen.

Sicherheitshinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie die meisten organischen Substanzen ist auch dieser Ether brennbar.[3] Er ist schädlich für Wasserorganismen. Beim Umgang damit Handschuhe und Schutzbrille tragen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Deutsche Chemische Gesellschaft (Hrsg.): Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie. Die Literatur bis 1. Januar 1910 umfassend. vierte Auflage. 6 Isocyclische Oxo-Verbindungen. Julius Springer, Berlin 1923, System-Nr. 538, Funktionelle Derivate des β-Naphthols, S. 640–641 (Internet Archive).
  2. Eintrag zu METHYL BETA-NAPHTHYL ETHER in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 24. Oktober 2021.
  3. a b c d e f Eintrag zu 2-Methoxynaphthalin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 24. Februar 2021. (JavaScript erforderlich)
  4. Datenblatt 2-Methoxynaphthalene bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 4. April 2020 (PDF).
  5. Yara Yara Safety Data Sheet. Vigon, 2018, abgerufen am 4. April 2020.
  6. a b c d Yara Yara - Yara Yara (2-Methoxynaphthalene) Manufacturer from Vadodara. Abgerufen am 4. April 2020 (englisch).
  7. a b c d Eduard Gildemeister, Friedrich Hoffmann: Die ätherischen Öle. Dritte Auflage. Erster Band. Verlag der Schimmel & Co. Aktiengesellschaft, L. Staackmann, Leipzig 1928, III, Hauptbestandteile der ätherischen Öle, natürliche und künstliche Riechstoffe; Phenole und Phenoläther, β-Naphtoläther, S. 624 (Internet Archive [abgerufen am 4. April 2020] englische Version „The Volatile Oils“ von 1913 (Longmans, Green and Co, London) Seite 495–496): „zum Parfümieren billiger Haus- und Toilettenseifen viel gebrauchte Produkte“
  8. a b Walther Schrauth, C . Deite: Handbuch der Seifenfabrikation. Nach dem Handbuch von Dr. C. Deite. fünfte Auflage. Julius Springer, Berlin 1921, E. Die Feinseifen, I Die Rohstoffe für die Feinseifenfabrikation, 3. Die Riechstoffe für die Parfümierung der Feinseifen, S. 479–480 (Internet Archive): „zum Parfümieren billiger Haus- und Toilettenseifen“
  9. a b c 2-Methoxynaphthalin. In: Lexikon der Chemie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1998, abgerufen am 4. April 2020.
  10. C. Marchetti: Sopra alcuni derivati dei Naftoli. In: Gazzetta chimica Italiana. Band 9. Michele Amenta, Palermo 1879, S. 544–545 (Internet Archive, Zusammenfassung aus dem Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie in der Hathi Trust Digital Library).
  11. T.Yu. Stoylkova, C.D. Chanev, H.T. Lechert, C.P. Bezouhanova: Methylation of 2-naphthol over molecular sieves. In: Catalysis Letters. Band 69, Nr. 1/2, 2000, S. 109–112, doi:10.1023/A:1019061604671.
  12. beta-naphthyl methyl ether, 93-04-9. In: thegoodscentscompany.com. Abgerufen am 4. April 2020 (englisch).
  13. M. Colomina, M.V. Roux, C. Turrion: Thermochemical properties of naphthalene compounds IV. Enthalpies of combustion and formation of 2-methoxynaphthalene, 2-ethoxynaphthalene, and 2,3- and 2,7-dihydroxynaphthalenes. In: The Journal of Chemical Thermodynamics. Band 8, Nr. 9, September 1976, S. 869–872, doi:10.1016/0021-9614(76)90164-6.
  14. Vergällung fetter Öle. Amtliche Verordnungen und Erlasse. In: Zeitschrift für Analytische Chemie. Band 52, Nr. 12, Dezember 1913, S. 4–6, doi:10.1007/BF01554318.
  15. Food Protection Committee, Food and Nutrition Board: Chemicals Used in Food Processing. Hrsg.: National Academy of Sciences, National Research Council. Publication 1274. Washington D. C. 1965, LCCN 65-060045, S. 165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Peter J. Harrington, Eric Lodewijk: Twenty Years of Naproxen Technology. In: Organic Process Research & Development. Band 1, Nr. 1, Januar 1997, S. 72–76, doi:10.1021/op960009e.