245. Infanterie-Division (Wehrmacht)

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245. Infanterie-Division

Aktiv 8. September 1943 bis 8. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Typ Infanteriedivision
Gliederung Siehe Gliederung
Aufstellungsort Raum Rouen
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 245. Infanterie-Division war ein militärischer Großverband der Wehrmacht im Deutschen Reich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Division wurde aus der Division D vom Truppenübungsplatz Bergen gebildet und am 8. September 1943 bei Rouen in Frankreich durch den Wehrkreis XI als 245. Infanterie-Division aufgestellt.

Operation Overlord[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Landung der Alliierten im Juni 1944 in der Normandie war sie ununterbrochen im Einsatz und kämpfte in Frankreich bei Dieppe.

Es folgten Kämpfe in Belgien, in den Niederlanden bei Tilburg und Breda, in Deutschland am Niederrhein bei Wesel, an der Weser bei Bremen und nördlich der Elbe im Lauenburger Land.

Endkampf an der Elbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Division wurde Ende April 1945 als Gegenstoßreserve für die mit dem britischen Elbübergang erwartete Fallschirmjäger-Landung nördlich von Lauenburg bereitgehalten. Nachdem diese nicht stattgefunden hatte, wurde sie vom Oberbefehlshaber Nordwest zur Verteidigung gegen die aus dem Lauenburger Brückenkopf nach Norden vorrückenden britischen Kräfte freigegeben.

Die Division wurde von Generalleutnant Erwin Sander geführt. Er ließ die Division in der Nacht zum 30. April 1945 beiderseits Witzeeze Bereitstellung beziehen. Dann setzte er zwei Angriffskolonnen ein: westlich Witzeeze das Grenadier-Regiment 937 unter Oberstleutnant Walter Nass, in Witzeeze und ostwärts des Ortes das Grenadier-Regiment 935 unter Oberstleutnant Werner Lutze[1], verstärkt durch die Panzerjägerkompanie. An Artillerie-Unterstützung standen Sander keine eigenen Geschütze, aber zwei schwere Eisenbahn-Flak-Batterien 12,8 cm zur Verfügung. Sie hatten ihre Feuerstellungen unmittelbar südlich Büchen und im Geländeeinschnitt der Bahnlinie in Müssen bezogen.

Nach erheblichen Verlusten im ersten Sturmangriff änderte die Division ihre Kampfweise: Aus den nahe am Feind eingenommenen Stellungen arbeiteten sich die Grenadiere in kleinen Gruppen an den Gegner heran, um schließlich durch Nahkampf im „Fechten mit Feuer“ in seine Stellungen einzubrechen. Aber die britischen Stellungen hielten. Britische Artillerie riegelte den Gefechtsraum ab und verhinderte dadurch den Einsatz der zweiten Angriffsstaffel. Nach hohen Verlusten, dem Liegenbleiben des Angriffs und dem Auftreten britischer Panzer wurde der Angriff abgebrochen und die Division auf die Steinau-Mühlenau-Linie zurückgenommen.[2]

Die am Abend des 30. April 1945 zwischen dem Elbe-Lübeck-Kanal bei Büchen über Nüssau, die Mühlenau entlang bis kurz vor Müssen bezogene Verzögerungslinie hatte nach den Verlusten beim Gegenangriff auf Basedow nur noch die Stärke einer Regiments-Kampfgruppe.[3] Um die Lücken zu füllen und annähernd die Sollstärke zu erreichen, wurden der Division neben dem Feldersatz-Bataillon 245 auch Angehörige der Luftwaffe, der Marine, der Landesschützen und des Volkssturms zugewiesen.[4]

Das britische VIII. Corps unter seinem kommandierenden General Evelyn Barker griff unentwegt weiter an. Noch war nicht entschieden, ob die Briten oder die Sowjets die beiden Ostsee-Städte Lübeck und Wismar einnehmen würden. Der Widerstand in Sahms, Kankelau und Büchen hatte die britischen Divisionen zeitweise aufgehalten.[5]

Am 2. Mai 1945 erklärte der Divisionsstab der 245. Infanterie-Division den britischen Aufklärern und nachdrängenden Infanteristen seine Kapitulationsbereitschaft. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt im Raum Kühsen-Anker, wohin er sich nach dem Gegenangriff auf Basedow und der Verteidigung der Steinau bei Büchen und Pötrau mit den noch vorhandenen 2.500 Soldaten zurückgezogen hatte. General Sander wurde am Abend des 2. Mai 1945 gefangen genommen.[6]

Kapitulation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reste der Division kamen in britische Kriegsgefangenschaft, und zwar zunächst in Ratzeburg und in Mölln, später im Sperrgebiet F.[7]

Operation Eclipse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Operation Eclipse wurden die zum Zeitpunkt der Kapitulation noch bestehenden deutschen Streitkräfte zwar entwaffnet, jedoch nicht aufgelöst. Vielmehr wurden ihnen Aufenthaltsräume zugewiesen, in denen sie zunächst als möglichst intakte Organisation weiter bestehen und sich selbst versorgen und verwalten sollten, um eine geregelte Abwicklung zu gewährleisten.[8] Insbesondere in der britischen Besatzungszone zögerte man mit der Auflösung, weil Premierminister Churchill bereits direkt nach Kriegsende einen Krieg mit der Sowjetunion befürchtete und sich die Möglichkeit erhalten wollte, deutsche Kräfte als Verstärkung einzusetzen. Erst Ende 1945 und auf erheblichen sowjetischen Druck wurde die Auflösung der Wehrmacht beschleunigt. Die gefangenen Soldaten der 245. Infanterie-Division wurden bereits am 2. August 1945 aus Wehrmacht und Gefangenschaft entlassen.

Unterstellungen und Einsatzräume der 245. ID[7]
Datum Armee Heeresgruppe Einsatzraum
Oktober 1943 15. D Rouen
November 1943 Dieppe
August 1944 B Belgien
Oktober 1944 Tilburg
Dezember 1944 1. G Saarpfalz
Januar 1945 Nord-Elsaß
März 1945 z. Vfg. OB West Niederrhein
April 1945 1. Fallschirm OB Nordwest Lauenburg

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grenadier-Regiment 935
  • Grenadier-Regiment 936
  • Grenadier-Regiment 937
  • Artillerie-Regiment 245
  • Pionier-Bataillon 245
  • Feldersatz-Bataillon 245
  • Panzerjäger-Abteilung 245
  • Füsilier-Bataillon 245
  • Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 245
  • Infanterie-Divisions-Nachschubführer 245

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstantritt Dienstgrad Name
8. September 1943 Generalleutnant Erwin Sander
6. Dezember 1944 Generalmajor Gerhard Kegler
Januar 1945 Generalleutnant Erwin Sander
1. April 1945 Generalmajor Kuno Dewitz

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 8: Die Landstreitkräfte 201–280. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979, ISBN 3-7648-1174-9.; S. 193.
  • André Feit, Dieter Bechtold: Die letzte Front. Die Kämpfe an der Elbe 1945 im Bereich Lüneburg – Lauenburg – Lübeck – Ludwigslust, Helios-Verlag, Aachen 2011; bes. S. 131 ff., 240 ff., 294 ff., 306 ff., 314 f., 325 f.
  • Cord von Hobe: Einsatz der 245. Infanterie Division (Juli bis Oktober 44). Military Study P-173, 1954. NARA, Washington DC.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Lutze hat nach dem Krieg sein Regiment, das er fälschlicherweise mit der Nummer 934 bezeichnet, beschrieben: „Das Grenadier-Regiment 934 war eines der ausgebluteten Regimenter der 245. Infanterie-Division, das seit der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 bis zum März 1945 ohne Unterbrechung im Einsatz war, sodass Mitte März 1945, als die Reste des Regiments aus der Kampffront am Niederrhein bei Wesel herausgezogen wurden, tatsächlich nur noch der Regimentsstab, und auch dieser schon durch Verluste geschwächt, vorhanden war. Diese kläglichen Reste wurden aus der Kampffront an der Weser bei Bremen herausgezogen und in einem Zuge über die Elbe in den Raum Kühsen-Anker bei Mölln verlegt, um hier aufgefüllt, neu bewaffnet und aufgefrischt zu werden. Dem Regiment wurden aus den Lazaretten Genesene zugeführt, sodass um den 20. April 1945 das Regiment 934 einen Mannschaftsbestand von ca. 1.500 Mann dekorierter und erfahrener Frontkämpfer hatte, die in zwei Bataillone und einen Regimentsstab mit Nachrichtenzug, Pionierzug und einer 14. (Panzerabwehr-)Kompanie gegliedert war. Leider ließ die Ausstattung an Waffen zu wünschen übrig, sodass das Soll an lMG, sMG, Granatwerfern, Panzerabwehrbüchsen und Panzerabwehrkanonen oder an Fahrzeugen nicht im Entferntesten erreicht war. Es nutzten die erfahrenen Frontkämpfer und ihr guter Geist und Einsatzwille nichts, weil die erforderlichen Waffen zum Kampf fehlten. In diesem Zustand befand sich das im Raum Kühsen-Anker-Panten in der Aufstellung und Ausbildung begriffene Grenadier-Regiment 934 im April 1945.“ (Werner Lutze: Bericht vom 20. April 1954, Stadtarchiv Lauenburg; veröffentlicht bei Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 131 f.)
  2. Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 240 ff.
  3. Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 294 ff.
  4. Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 133.
  5. Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 306 ff.
  6. Feit, Bechtold: Die letzte Front …, S. 314 f.
  7. a b Vgl. Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 8: Die Landstreitkräfte 201–280. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979, ISBN 3-7648-1174-9.; S. 193.
  8. Am 15. Mai 1945 schrieb der Divisionskommandeur Erwin Sander auf Befehl des Oberbefehlshabers der britischen Truppen, Feldmarschall Montgomery, an die ihm unterstellten Frontsoldaten einen Brief mit den wichtigsten Verhaltensregeln in den Gegebenheiten der damaligen Situation (Brief online auf pkgodzik.de) (PDF; 42 kB).